Spiegelein, Spiegelein an der Wand!

05.01.2008

Quelle: Life Support Nr. 6
Autor: Hans-Jörg Neubert

Mein Name ist Hans-Jörg Neubert. Ich bin ein MechKrieger vom Haus Steiner.

Im Laufe meiner Jahre habe ich vielen Herren gedient. Heute noch kennen ich alle ihre Namen und Gesichter. Melissa Steiner, Hanse Davion, Victor Steiner-Davion, die wunderschöne und doch so falsche Katherina Steiner und ... Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich habe viele Schlachten für mein Haus geschlagen (und manchmal auch gegen es), viele Gegner bekämpft, Kuritas, Clanner, Davions und ... Aber auch das ist eine andere Geschichte.

Heute und hier sitze ich in meinem Mech und blicke zurück auf die Trümmer meiner Einheit und die meiner Gegner. Und wie so oft in letzter Zeit wandern meine Gedanken zurück zu der Zeit, als alles begann ...

Es war der 01. Januar 3023, als das Landungsschiff "Europa" auf dem Planeten landete, der mein zukünftiges Leben so entscheiden prägend sollte. Der Planet, der die MECHFORCE ACADEMY beherbergt. Der Planet, um den sich die Sehnsüchte so vieler MechKrieger drehten. Ich schulterte mein karges Gepäck, das eigentlich nur aus einem zweiten, verwaschenen Overall und etwas Wäsche bestand. Mein teuerster Besitz, eine Sunbeam Laserpistole, steckte im bequemen Schulterhalfter. Mit entschlossenen Schritten verließ ich die Luftschleuse und nahm einen tiefen Zug der frischen Luft. Was für eine Erholung nach der wochenlangen wiederaufbereiteten Sauerstoffversorgung!

Als ich meinen Fuß das erste Mal auf den Boden von Galatea setzte, begann ein neuer Abschnitt in meinem Leben für mich. Ich blickte noch einmal zurück zum Schiff und setzte so einen Schlussstrich unter die ersten dreißig Jahre meines Lebens, ohne auch nur die Spur eines Bedauerns zu empfinden. Ich wurde im Jahre 2993 auf Alexandira als Sohne einer Künstlerfamilie geboren, die auf zahlreiche berühmte Musiker und Maler zurückblicken konnte. Das war für mich allerdings überhaupt kein Trost, als ich das erste Mal den Wunsch äußerte, MechKrieger zu werden. Meine Mutter fiel in Ohnmacht, meine Schwester liefen weinend auf ihre Zimmer und mein Vater bekam einen Wutausbruch. Es würde zu weit führen, hier alle die Widerstände aufzuführen, die ich überwinden musste, bis ich das erste Mal in meiner alten, klapprigen Stinger saß und sei es auch nur als Mitglied der planetaren Miliz. Seit diesem Moment, und obwohl ich in den langen Jahren seit damals viele andere Mechs, sogar solche Giganten wie den Zeus oder den Warhammer gesteuert habe, trage ich eine tiefe Liebe zu den leichten, sprungfähigen Maschinen in mir. Trotzdem war das Leben in der Miliz die Hölle. Dazu muss ich vielleicht das Leben auf Alexandria etwas näher beschreiben.

Alexandria war berühmt für seine Künstler und lebte gut von ihnen. Die dumpfen Schlangen, die eh nur Papier falten oder Bäume kleinschneiden konnten und die oberflächlichen Do... waren ganz wild auf die künstlerischen Produkte meines Heimatplaneten. Und obwohl Künstler, so waren sie doch auch Steiner genug, für diese Produkte viel Geld zu verlangen. Die planetare Verwaltung war fest in ihrer Hand. Sie bestimmten einfach alles, sei es in der Verwaltung, im kulturellen Leben, in der Politik, sogar beim Sport. Es gab bestimmte, "unästhetische" Sportarten wie Fußball oder Boxen, die verboten waren. Nur ein Bereich war ihrer Kontrolle entzogen, und was war die planetare Verteidigung. Die Milizangehörigen waren zumeist unterbezahlte Söldner, die man nirgendswo anders mehr haben wollte. Die wenigen Alexandrier, die sich in der Miliz wiederfanden, wurden wie Pariahs behandelt. So gab es zum Beispiel keine "erlaubten" Kontakte mehr mit meiner Familie, nur noch ein paar verschämte, heimliche Treffen. Daher gab es keine Brücke, die ich hinter mir abbrechen musste, als ich dieses Leben nicht mehr aushielt und mich bei der MECHFORCE ACADEMY bewarb. Um so größter meine Freude, als ich auch angenommen wurde, trotz meiner sicherlich unzureichenden Milizausbildung.

Der Befehl lautete, sich am 01. Januar 3023 zur Ausbildung auf die Academy zu melden. Ich war für die Offiziersausbildung vorgesehen, d.h., meine Ausbildung sollte drei Jahre dauern.

Ich lenkte meine Schritte zum Zollgebäude, wo ich logischerweise gleich durchgewunken wurde. Direkt gegenüber lag ein Gebäude, auf dem in großen Lettern MECHFORCE stand. Ich trat durch die Glastür und sah drei lange Schlangen von Neuankömmlingen, die sich bei den Akademieoffizieren meldeten. Links standen die Unteroffizieranwärter, rechts die Anwärter des Diplomatischen Korps und in der Mitte die Offizieranwärter. Hier stellte ich mich an. Meine Blick schweiften umher, neugierig sah ich mir meine neuen Kameraden an. Viele der Anwärter sahen noch ziemlich jung aus, aber es schienen sich auch einige kampferprobte Veteranen unter ihnen zu befinden. Zu meinem Bedauern sah ich nur wenige Frauen, obwohl ich die Erfahrung gemacht hatte, dass gerade sie die nötige Zähigkeit und Gerissenheit besaßen, um hervorragende MechKrieger zu werden. Man denke nur an die Rote Kosarin oder Natasha Kerensky. Vor mit in der Reihe stand ein Typ, der anscheinend aus dem Draconis-Kombinat stammte, falls man den Abzeichen auf seinem Overall glauben konnte. Es war fast unglaublich, aber ich sah sogar das Wappen des fünften Schwert des Lichts! Ich sah die typischen hochnäsigen Do..., äh, Davies, die teilweise sogar noch ihre albernen Sporen trugen. Links von mir stand ein Pärchen mit Sanglamore_Schärpe. Ich bemerkte, wie sie verächtlich auf meinen zerschlissenden Overall und meine Milizabzeichen herabschauten. Ich sah Indianer, die zu Haus Marik gehörten, ehemalige Angehörige von Haus Liao´s Todeskommandos, Peripheriepiraten, Typen mit dem Schottenrock der Northwind-Highlanders, ehemalige Bauern, die wohl bisher nur Agro-Mechs gesteuert hatten.

So nebensächliche Dinge wie Rasse, Hautfarbe, Herkunft spielten bei der MECHFORCE überhaupt keine Rolle!

Aber zwei Dinge waren uns gemeinsam:
1. Wir konnten einen Mech steuern!
2. Wir wollten die MechForce Academy absolvieren und uns einen Platz in den Geschichtsbüchern unserer Häuser sichern.

Das war wahrscheinlich auch, was uns hier so friedlich zusammenstehen ließ, obwohl böse Blicke gewechselt wurden. (Später erfuhr ich, dass einige Schlangen mit Davies zusammengerumpelt waren und beide Seiten sofort und unwiderruflich von der Academy verwiesen wurden. Denn das oberste Gebot der Academy lautet: Egal woher ihr kommt, hier seid ihr Angehörige der MechForce. Haltet den Frieden und lernt.)

Endlich kam ich an die Reihe und trat vor den Meldetisch, hinter dem ein ergrauter Feldwebel saß.
"Ihr Name?"
"Neubert, Hans-Jörg." Er sah in einer langen Liste nach.
"Sie beziehen Stube 506. Richten Sie sich ein. Antreten um 13:00 vor der Kleiderkammer. 15:00 antreten im Hof. Ihre Einheit ist Ausbildungskomanie C, II.Zug, 1.Gruppe, GrpFhr Winzer. Viel Erfolg." Mit diesen Worten gab er mir einen Lageplan, mein Einweisung und wies mich zum HoverBus, der uns zum Gelände der MechForce Academy brachte.

Dort stieg ich aus und schritt wie betäubt durch das eiserne Tor, das den Eingang zur Academy darstellte und auf dem in großen, goldenen Lettern das Motto der Academy stand: FORTES FORTUNA IUVAT.

Vor meinen Stubenkameraden war noch niemand da, ich hatte also die freie Wahl unter den verschiedenen Spinden und Betten. Im Vergleich zu meiner ärmlichen Unterkunft auf Alexandria waren diese geradezu luxuriös. Alle Rekruten der C-Kompanie lagen auf einem Flur. Es gab mehrere Wasch- und Duschräme sowie mehrere Aufenthaltsräume, die genauso als Schulungsräume benutzt werden konnten. Aber die Lagepläne der Academy sind mittlerweile schon so oft veröffentlicht worden, dass ich mir eine Schilderung der Infrastruktur sparen kann.

Ich packte meine wenigen Habseligkeiten aus und machte mich auf einen Rundgang, um mir die Academy schon einmal anzuschauen, da ich dies so frei in der nächsten Zeit wahrscheinlich nicht mehr tun konnte.

Punkt 13:00 stand ich in der Waffenkammer und empfing meinen blauen Overall der mich als Offizierschüler auswies (Unteroffizieranwärter bekamen einen grünen Overall, Diplomaten einen weißen). Auf den Schulterklappen steckte die silberne 1, die anzeigte, dass dies mein erstes Jahr auf der Academy war. Zur Uniform gehörte auch noch das schwarze Koppel mit dem Wappen der Academy auf dem Koppelschloß, schwarze Stiefel und ein schwarzes Barett, auf dem sich ebenfalls das Wappen, das jeder von mittlerweile so gut kennt, befand. Nichts deutete daraufhin, aus welchem Haus ich stammte.

Da ich mich in der Ausbildung zum MechKrieger befand, bekam ich ein schwarzes Halstuch, während das Halstuch der Panzertruppe dunkelgrün, das der Infanterie hellgrün und das der Raumjockeys knallrot war. Alles in allem waren wir schon eine schicke Truppe, die um 15:00 auf dem großen Paradeplatz, kurz "der Hof" genannt, antrat, um zum ersten Mal die Hymne der MechForce zu hören und die Flagge am Himmel wehen zu sehen. An diesen wirklich bewegenden Augenblick habe ich schon so oft zurückdenken müssen und jedesmal kam es mir so vor, als wenn ich wieder auf "dem Hof" stand. Von nun an war ich kein Pariah mehr, sondern Mitglied einer großen, ehrenvollen Gemeinschaft.

Aus der kurzen, aber prägenden Rede des Kommandanten, mit der er uns begrüßte, ist mir besonders folgender Absatz in der Erinnerung geblieben:
"... warum sie hier sind. Viele von Ihnen denken, sie seien sowieso schon die Besten der Besten. Das kann sogar sein. Ich weiß, das unter Ihnen ein Atlas-Pilot mit etlichen Kills ist. Aber hätte er das auch mit einer Wasp geschafft? Wir wollen hier vor allem zwei Dinge erreichen:
1. Sie sollen die Möglichkeiten jedes Mechs bis an seine Grenzen ausnutzen können.
2. Sie sollen Ihre Einheit bis an Ihre Grenzen führen.
3. SIE SOLLEN DIES IN EHREN TUN!!!"


Mit diesen letzten Worten donnerte seine Stimme über den Platz. Es wurde jedem hier deutlich, welch wichtigen Stellenwert dieser letzte Satz für die Academy besaß.

Im Anschluss an seine Rede übergab er das Kommando an die Chefs der Ausbildungskompanien. Hptm. Reinhardt Chef der C-Kompanie, führte uns zu unserem Kompaniegebäude.

"C-Kompanie, Rühren," befahl er. "Ich bin Hptm Reinhardt, Ihr Chef für die nächsten drei Jahre." Kompanie C war eine Ausbildungskompanie für Offiziersanwärter. "Sie werden in den nächsten drei Jahren zu MechKriegern und vor allen Offizieren ausgebildet, die den strengen Prinzipien der MFG genügen. Viele von Ihnen werden scheitern oder aufgeben. Aber diejenigen von Ihnen, die in drei Jahren von mir ihr Offizierpatent empfangen werden, werden den Stolz ihrer Häuser darstellen." Er machte eine kurze, bedeutungsvolle Pause, bevor er fortfuhr: "Zuerst aber müssen sie alles vergessen, was sie bisher über Mechs und Mechkriegführung gelernt haben. Wir fangen bei Null an und bringen sie auf Hundert."

Sein Gesicht, das von den Narben zahlloser Gefechte gezeichnet war, bekam einen bedrohlichen Ausdruck. "Sollten Sie das nicht akzeptieren oder glauben, ihre kleinlichen Streitigkeiten hier ausleben zu müssen, werde ich Sie eigenhändig aus der Academy schmeißen." Nach einem Blick auf seine klobigen Hände glaubte ich ihm das sofort. Ich schwor mir, mich an seine Anweisungen zu halten. Nur mit den Dov.... wollte ich mir ein bisschen Spaß gönnen.

"Ich werde Ihnen jetzt ihre Zugführer vorstellen. I.Zug Lt. Chi-Lei, II.Zug SSGT. Schäfer, III.Zug SSgt. Wood. Diese Männer werden von nun ab ihre Väter und Mütter sein. Mich werden Sie nicht mehr oft sehen, aber seien Sie sicher, dass mir nichts entgeht."

Diese Drohung erwies sich in den nächsten Jahren als nur allzu wahr. Bei jedem Fehler, von dem man dachte, das er seinen Ausbildern entgangen war, stand plötzlich der Alte hinter einem. Er brauchte nicht viel zu sagen, ein Blick aus seinen durchdringenden Augen reichte meist vollkommen aus. Noch heute, Jahrzehnte später drehe ich mich manchmal um, weil ich glaubte, seine Blicke in meinem Rücken zu spüren zu können. Vielleicht... gibt es doch so etwas wie einen Himmel der gefallenen Krieger, aus dem er seine Schüler betrachtet. Vielleicht...

Jeder der Zugführer trat vor und übernahm seinen Zug. SSgt. Schäfer lud uns sofort zu einem kleinen Spaziergang um das Academy-Gelände ein, der sich allerdings als ein ziemlich anstrengender 10-km- Geländelauf entpuppte. Es gelang keinem von uns, mit dem Sergeant mitzuhalten. Die Gruppenführer sorgten allerdings dafür, dass auch keiner zurückblieb. Völlig ausgepumpt kamen wir zu unserem Unterkunftsgebäude zurück.

"Antreten im Unterrichtsraum in zehn Minuten. WEGGETRETEN!"

Anschließend erhielten wir unsere erste Einweisung in die Infrastruktur und die Abläufe der Academy. Wecken war um 05:00. Frühstück um 05:30. Mittagessen um 12:00. Abendessen um 18:00. Zapfenstreich um 22:00. Ausnahmen nur dann, wenn man im Felde oder auf Manövern war. Und dazwischen nur Ausbildung, Ausbildung, Ausbildung. In den ersten drei Monaten war überhaupt kein freier Tag vorgesehen.

Der Ausbildungsgang war in folgenden Abschnitten unterteilt:
Das erste Jahr bestand hauptsächlich aus mentalem und körperlichen Training, Tech-Training und grundlegendem Mech-Training. Dieses Jahr wurde zusammen mit den Unteroffizieranwärtern absolviert. Im zweiten Jahr konzentrierte man sich auf weitergehenden Mech-Training, Führungsverhalten und Grundlagen der Taktik. Das dritte Jahr war dann entscheidend auf die Aufgaben eines Offiziers ausgelegt. Fortgeschrittenes Mech-Training, Management einer Einheit, Taktik, zusammenarbeit mit anderen Waffengattungen. Außerdem konnte man sich in die verschiedensten Vertiefungskurse einschreiben wie Militärgeschichte, Waffentraining, Überlebenstraining, oder auch Bürokratie, Diplomatie usw. (Zu näheren Informationen siehe die Broschüren der MechForce).

Am Abend fanden wir uns dann endlich auf unseren Stuben wieder. Zum ersten Mal hatte ich nun die Gelegenheit, meine Stubenkameraden kennen zulernen. Unsere Stube war gerade so groß, dass auf jeder Seite drei Betten und drei Spinde und am Kopfende zwei Tische Platz fanden. Das Ganze war peinlichst sauber. Ich hatte das Bett hinten links gewählt, weil ich so am weitesten weg von etwaig eintretenden Vorgesetzten war, die als Rechtshänder in der Regel zuerst nach rechts schauen. Dies war ein Vorteil meiner langen Milizerfahrung. Rechts von mir lag "Iceberg" Albright, ein hochaufgeschossener, blonder Skye-Krieger, der von Anfang an einen guten und offenen Eindruck auf mich machte. So einen Typ zum Pferdestehlen. Man mußte sich nur an seine Art gewöhnen, nicht alles ganz ernst zu nehmen. Sollte er in drei Jahren aber immer noch hier sein, würde sich diese Weichheit wohl noch verflüchtigt haben. Direkt neben der Tür auf meiner Seite hatte sich Lee "Texas" Miller niedergelassen, der direkt einem 3-D-Movie über Peripheriebanditen hätte entsprungen sein können. Sein dunkles Haar hing ihm in dichten Strähnen bis auf die Schultern, sein unsteter Blick irrte ihm Raum umher. Quer über seiner Stirn schien in unsichtbaren Lettern das Wort ÄRGER geschrieben zu sein. Ihm gegenüber lag Ludwig B., der das genaue Gegenteil zu sein schien. Er war der typische, steife, korrekte Bushido-Typ zu sein, dem das Lachen befohlen werden musste. Ich war mir sicher, dass er von uns allen am meisten Schwierigkeiten mit dem Leben hier haben würde, da die Schlangen für ihre Abneigung gegenüber allem Fremden berüchtigt waren. Das mittlere Bett hat C. mit seiner nicht unerheblichen Körpermasse okkupiert. Beim Lauf heute nachmittag hatte ich allerdings gemerkt, dass man ihn auf keinen Fall unterschätzen durfte. Wenn er in allen anderen Belangen genauso hartnäckig war, konnten sich seine Gegner auf einige unangenehme Überraschungen gefasst machen. Mir gegenüber lag ein Davie, einer von den Typen, die ich am Raumhafen mit Sporen gesehen hatte. Na Bravo, dachte ich mir nur. Genau das hat Dir noch gefehlt. Na ja, ich würde mich halt beherrschen müssen, gemeinsamer Geist und so weiter...

Am 02. Januar 3023, 05:00 morgens wurden wir vom durchdringenden Heulen einer Mech-Alarmsirene geweckt. (Dieses Erlebnis hob sich die Führung zum Glück für besondere Gelegenheiten auf). Raus aus dem Bett, runter unter die kalten Duschen, rein in die Uniform, Betten machen. 05:25 standen wir vor unserem Unterkunftsgebäude, abmarschbereit zum Frühstück. Stattdessen überraschte uns Schäfer damit, dass unser Frühstück leider etwas außerhalb der Kaserne im Wald stehen würde. Also trabten wir dorthin. Nach dem umfangreich Frühstück (Es war ein Prinzip der Academy, dass das Essen stets gut und in ausreichender Menge zur Verfügung stehen musste, um uns bei den harten Anforderungen fit zu halten. Es gab natürlich auch Phasen, in denen wir das "Rationieren" übten.) wurden wir in 4er Gruppen aufgeteilt und einem Senior-Tech zugewiesen. Und dann kam wieder einer dieser Momente, die man sein Leben lang nicht vergisst, weil sie sich auf ewig ins Gedächtnis brennen. Mein Tech, Sgt. Tomlinson, ein kleiner, gebeugter, grauhaariger Schotte, führte uns auf eine Lichtung, auf der "unser" Mech stand. Für diesen Mech war unsere 4er Gruppe in den nächsten drei Jahren voll verantwortlich. In ihm würden wir unsere Übungen fahren. Er würde mich in mein neues Leben geleiten...

Es war ein Chamäleon. Die Academy war in der Lage, diesen phantastischen AusbildungsMech, der auf die verschiedensten Konfigurationen einstellbar war, ihren Rekruten zur Verfügung zu stellen, wenn auch nur in 4er Gruppen. Zum Vergleich: Die Unteroffizieranwärter mussten sich mit Stingern zufriedengeben, während bei den "Diplomaten" jeder einen Mech eigener Wahl zur Verfügung gestellt bekam, der von Academy-Techs gewartet wurde.

Auf diese Weise wurde bei den Kriegern jedoch sichergestellt, dass sie einen Mech von innen und außen kennen lernen. Und sie wurden vorsichtiger. Das, was ich kaputtmache, musste ich später reparieren. Wer schon einmal versucht hat, einen defekten Signaturchip des Myomerbündels im linken Oberarm des Chamäleon auszutauschen, wird dies nicht noch einmal wiederholen wollen.

Wir nannten unseren Mech, der dort in silbergrau vor uns stand und auf seine Tarnbemalung wartete, die natürlich wir anlegen würden, spontan MAX.

MAX, wie maximale Power, maximale Leistung... und maximaler Spaß...

"Colonel Neubert...." drang eine Stimme aus dem Kopfhörer und zwang mich, meine Gedanken wieder auf die Gegenwart und die Zukunft zur richten. Viele Aufgaben, viele Kämpfe warteten dort auf mich, aber ich war sicher, dass meine Gedanken noch oft zur Academy zurückkehren werden... besonders zu den harten Kämpfen im Simulator.





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Erstversion vom 05.01.2008. Letzte Aktualisierung am 05.12.2022.


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