"Floyd
stand frierend am Rand des Schlachtfeldes auf einer kleinen Anhöhe.
Freilich, außer ihm wusste bisher noch niemand, dass morgen hier
ein Schlachtfeld sein würde.
Seit Tagen
verfolgte er die Nachrichten um den Überblick über die Lage
nicht zu verlieren. Was er aus den, im Weihnachtsprogramm, spärlichen
Informationen herausfiltern konnte, sagte ihm dass die Rebellen genau
in diese Richtung getrieben wurden. Ihm war klar, dass der Anführer
der Loyalisten schon blind sein musste, wenn er die Rebellen nicht hier
stellen wollte.
Der Wald
hörte hier wie mit einem Lineal gezogen auf. Nicht mit leichtem Unterholz,
sondern plötzlich und gleichmäßig. Zwischen Wald und Fluss
lagen ca. 500m freies, schneebedecktes, zum Fluss hin leicht abschüssiges
Gelände. Der Fluss war an dieser Stelle passierbar. Meistens.
Sollten die
Rebellen aus dem Wald herausbrechen und den Fluss noch nicht überquert
haben, wenn die Loyalisten ihnen folgten, würden sie in der Falle
sitzen. Gefangen zwischen den Möglichkeiten den Fluss zu überqueren
und dabei wie Tontauben abgeschossen zu werden, oder umzudrehen und sich
zu stellen. Einem Feind, der aus dem Schutz des Waldes angreifen konnte
und somit schwer zu treffen sein würde.
Die Loyalisten würden kurzen Prozess mit den Rebellen machen und
wären Weihnachten wieder zu Hause.
Dies war
genau der Grund, aus dem Floyd hier war. Er würde das Gemetzel, das
zweifellos passieren würde, verhindern und ganz nebenbei auch noch
eine Kleinigkeit für sich selber tun.
Seit er die
Möglichkeit einer Schlacht an dieser Stelle vorhergesehen hatte,
bereitete er fieberhaft seine Maßnahmen vor. Jetzt war er fertig.
Bald würde
er wieder von diesem Planeten verschwinden können. Er hasste jedes
Detail an seiner neuen Heimat. Den vielen Wald, die winzigen Städte
und Dörfer und vor allem den täglichen Kampf um dem Boden Nahrung
abzuringen. Er hasste es arm zu sein und ärmlich zu leben.
Als er vor
nunmehr 6 Jahren auf diesem Planeten gelandet war, war er Kommandant einer
kleinen Söldnereinheit gewesen. Seine Kompanie war angeheuert worden,
um die Rebellen zu vernichten, die inzwischen die Loyalisten sind.
Seine Truppe war Opfer eines Verrates geworden, der fast alle seine Leute
das Leben gekostet hatte und die politische Lage gekippt hatte. Klar,
dass die neuen Herrscher kein Interesse an einer weiteren Verpflichtung
der kläglichen Reste seiner Truppe hatten. So war er in diese entlege
Gegend abgetaucht. Ohne Geld, ohne seinen Mech, nur mit den Mitgliedern
seiner ehemaligen Kommandolanze.
Aber jetzt...
Schon zu
Beginn des neuen Aufstandes hatte er eine Nachricht an einen Freund geschickt.
Dieser schuldete ihm noch einen Gefallen und hatte sich, gegen einen kleinen
Anteil an der Beute, bereit erklärt ihn und seine Leute hier abzuholen.
Floyd wusste nicht ob er William noch vertrauen konnte, aber er würde
es darauf ankommen lassen. William war der einzige Landungsschiffkapitän
den er kannte. Jetzt sollte er sich eigentlich schon in der Umlaufbahn
befinden und auf seine Nachricht warten.
Es würde alles sehr schnell gehen müssen.
Sein Plan
sah vor, die Rebellen durch falsche Warnmeldungen am Überqueren des
Flusses zu hindern. Dann wollte er mit den anderen 3 Mitgliedern seiner
alten Truppe die Loyalisten von hinten angreifen und Sie so ins freie
treiben. Sie hatten zwar nur wenige Waffen, aber ein paar Kurzstreckenraketen
und viel Bewegung im Wald, würden schon reichen. Verdammt, es musste
reichen.
Wenn beide
Truppen sich dann am Fluss gegenüberständen, würde er die
Sprengladungen zünden, die den Damm weiter flussaufwärts zerstören
sollten. Die Flutwelle würde Mechs und Panzer wegreißen und
gegen den Hügel schwemmen, auf dem er gerade stand. Dann würden
er und seine Kameraden die Überlebenden aus ihren Fahrzeugen "befreien",
Sie im Wald anbinden und mit dem gesamten Equipment verschwinden. Das
würde das größte Geschenk sein, das er seinen Leuten machen
konnte. Schließlich war in vier Tagen Weihnachten."
An dieser
Stelle stockte der Erzähler. Hunderte Augenpaare waren auf ihn gerichtet.
"Und was ist passiert? Waren sie erfolgreich?"
"Ja
und nein." Sagte der Erzähler. "Er hat das Blutvergießen
beendet. Der Dammbruch hat beide Parteien am Fluss erwischt, Mechs und
Panzer weggespült und die meisten Besatzungen und Piloten ertränkt.
Damit hat er Ihnen die Möglichkeit zu weiteren militärischen
Aktionen genommen.
Allerdings hatte sich Floyd geirrt, als er die Flutwelle vorhersagte.
Der gesamte Hügel an dem sich das Wasser brechen sollte wurde weggerissen
zusammen mit Floyd und seine Kameraden."
"Fremdweltler!",
murmelten mehrere Stimmen aus der Schar der Zuhörer die sich jetzt
langsam zerstreute. Der Erzähler schloss die Augen und lächelte.
Er hatte auch Grund zu lächeln, denn er wusste, das der größte
Teil des Equipments noch intakt war und versteckt im Wald wartete. Sobald
sich die Aufregung gelegt hatte würden Sie einen Transporter organisieren
und von hier verschwinden.
Floyd würde
mit ihm zufrieden sein.
Weihnachtslüge
05.04.2023
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