Mut der Verzweiflung

05.04.2023

"Dieses Banditenpack ist auf dem Rückzug, Sir. Wir haben ihnen ganz schön in den Arsch getreten. Die werden sicher nicht wieder Rivan überfallen" ruft Sergeant Ken Genhawk über Funk begeistert. Die Kämpfe gegen diese Piraten dauerten jetzt schon eine Woche, eine Woche voller Hinterhalte, erbarmungsloser Kämpfe und Todesschreie. Leutnant Perry Olsen kann sich noch gut an den letzten Funkkontakt mit Van Orb erinnern. Er starb einen qualvollen Tot in seinem Verteidiger als eine Infernorakete sein beschädigtes Cockpit traf und das brennende Gel dort hinein schoß. In solchen Momenten fragte er sich, warum er Mechkrieger geworden ist. Und jetzt ziehen sich diese Piraten einfach so zurück, obwohl der Kampf alles andere als entschieden ist ?,dachte er, da muß etwas anderes dahinter stecken. Nun, jetzt heißt es erst einmal die Gunst der Stunde nutzten und diesem Pack noch schwer zuzusetzen, eher sie sich endgültig lösen können und wohin auch immer flüchten. Der Rückzug ist immer noch das schwerste in einer militärischen Operation, egal ob man nur das Gewehr in den Händen hält oder in einem Panzer sitzt oder in einem BattleMech. Der Rücken ist und bleibt eine sehr verwundbare Stelle. Doch was ist das auf dem Langstreckenradar ? "Miller, schalten sie mal auf Langstrecke und sagen mir, was sich dort auf uns zu bewegt!" "Einen Moment, Leutnant. Nur noch kurz eine Salve auf diesen Bastard!" Einen Augenblick später flammen auch schon die Mündungen der AK-5er von Millers Kampfschützen auf. Der Banditen-Kommando bekommt zwei häßlich Löcher in den Rücken an der Stelle, wo der Reaktor sitzt und verwandelt sich in einen hellen Feuerball. Miller ist wirklich einer von unseren besten Schützen, denkt Perry. "Verflucht, da kommen 5 Mechs an. Ziemlich schnelle Mechs, wahrscheinlich nur leichte, höchstens mittelschwere." "Da müssen wir wohl die drei anderen laufen lassen.", überlegt Perry," 5 Mechs im Rücken können wir uns nicht erlauben. Okay, Statusmeldungen!" "Mein Kampfschütze hat kaum einen Kratzer abbekommen, aber meine AK-Munition ist bald zu Ende", meldet Miller. Genhawk ganz ruhig wie immer: "Meine Ballista hat zwar nur noch 2 Salven für die Langstreckenraketenwerfer und meine Panzerung ist eigentlich nur noch am rechten Arm und rechten Bein nennenswert, aber 2 von meinen 3 mittleren Lasern sind noch 100% intakt." "Okay, mein Brandspeer hat noch 50% seiner Panzerung und alle 4 mittleren Laser sind in Ordnung, von mir aus können wir diese vorwitzigen Bursche in die Hölle schicken." Diese Richards ist wirklich ein Heißsporn. Mit dieser Einstellung ist die Überlebensrate nicht hoch. Perry gab auch seine Statusmeldung ab: "Nun, mein Vollstrecker ist in Ordnung bis auf einen Durchschuß am linken Torso, allerdings geht auch meine Munition zur Neige. Versucht möglichst Munition zu sparen und wenn ihr sie schon verschießt, dann trefft! Genhawk, halte dich zurück und bleib hinten. Ich will deiner Frau schließlich keinen Sarg mitbringen. So, verteilt euch im Wald am Bach und wartet auf meinen Feuerbefehl. Ich weiß zwar nicht, woher die Banditen diese Verstärkung herbeigezaubert haben, aber das wird ihnen nichts nützten." "Könnten es nicht auch Feinde der Banditen sein ? Die haben sicherlich nicht nur unsere Allianz überfallen !" "Ich weiß nicht, Ken, 5 leichte Mechs gegen 10 Piraten scheint ein wenig zu mutig. Schließlich konnten sie ja nicht wissen, daß wir auch gerade jetzt auf der Jagd sind. Aber ich versuch mal Kontakt zum Hauptmann zu kriegen." Perry fummelt an seinem Radio rum, bekommt aber nur Störgeräusche herein. "Das gefällt mir nicht, sie stören unseren Funkverkehr. Das haben sie doch bisher noch nie gemacht ! Macht euch auf eine Überraschung gefaßt, ich bekomme auf ein Mal so ein flaues Gefühl im Magen." Bei 2 Kilometern scannt Perry die Angreifer. "Was soll den das! Solche Mechs habe ich ja noch nie gesehen. Sie scheinen auch nicht leicht zu sein, eher mittelschwer. Versuchen wir sie auf Entfernung schon zu kriegen. Feuer auf den kleinen mit dem komischen Vordach überm Cockpit konzentrieren. Aber erst auf den Befehl warten." Perry wurde das Gefühl nicht los, das dieser Kampf der Schwerste seines bisherigen Lebens würde. Aber er würde kämpfen. Schließlich waren sie, die 1.Armee der Rivan Allianz, die einzige wirkliche Verteidigung gegen Angreifer ihrer Heimatwelt. Die Allianz ist noch sehr jung und umfaßt nur ein System. Um sich einen gefährlichen Widersacher zu entledigen und sich Respekt bei den umliegenden Reichen zu schaffen, hatte sich der Allianzrat entschlossen, die Heimatwelt fast ganz zu entblößen um diese Piraten von Devil 2 endlich zu erledigen. Wenn sie jetzt also verlieren würden, würde die Allianz zerfallen und ihre Familien würden wieder in Angst und Schrecken leben müssen. Dies will Perry wie alle anderen Mitglieder seiner Lanze um jeden Preis vermeiden. Perry versucht, diese abschweifenden Gedanken zu verdrängen um sich zu konzentrieren. Perry aktiviert den Funk und ruft die Fremden an: "Hier spricht der Kommandeur der Kampflanze der 1.Armee der Rivan Alliance Perry Olsen. Identifizieren sie sich, sonst betrachten wir sie als Feinde! Stoppen sie ihre Mechs oder wir eröffnen das Feuer!" Dies bleibt aber unbeachtet. Bei einem Kilometer werden die unbekannten Mechs langsamer. "So, sie sind auch Piraten, auch wenn ich diese Mechs noch nie gesehen hab. Ich hoff´, daß das Glück auf unserer Seite bleibt. Wir werden es brauchen. Erkennt ihr einen Mechtyp? Oder eins von diesen Wappen?" Doch keiner hat auch nur irgendwelche Informationen. Plötzlich bei ungefähr 700 Metern stoppen die Mechs und eröffnen das Feuer. Laserstrahlen und PPK-Feuer schlägt den vier Mechs entgegen. Genhawk´s Ballista wird der schon beschädigte linke Arm weggerissen. Miller´s Kampfschütze bekommt einen Laserstrahl mitten in den Torso und wankt beträchtlich. Dem Brandspeer von Richards wird das linke Bein weggefetzt. Nur Perry´s Vollstrecker bleibt verschont von diesem vernichtenden Bombardement. Sofort gibt er Anweisungen. "Rückzug, sofort! In die Wälder, hinter den Hügel im Rücken von uns! Dort sammeln! Jane, versuch in Deckung zu kommen, wir können im Moment nichts für dich tun. Oder beweg dich einfach nicht, vielleicht meinen sie, du wärst außer Gefecht!" In Gedanken setzt er noch hinzu, "Verdammt, sie ist außer Gefecht. Ein am Boden liegender Mech ist außer Gefecht, vorallem ein solch leichter Mech. Außerdem, wieso treffen die uns auf solche Entfernung? Doch eher er diesen Gedanken weiterverfolgen kann, holt ihn auch schon die Wirklichkeit wieder ein. 4 der 5 feindlichen Mechs, nach Perry´s Sensoren zufolge einer mit 45 Tonnen, 3 mit 30 bis 35 Tonnen, rücken langsam auf ihre Stellung zu. Ihre Torsos und waffenstarrenden Arme schwenken bedrohlich hin und her. "Verflucht, die sind uns haushoch überlegen! Wir sollten verschwinden, aber sofort!" Panik ist in Miller´s Stimme zu hören. "Ruhe, Miller! Niemand verläßt die Deckung! Hier im Wald haben wir eine Chance, aber dort draußen würden wir abgeschossen wie die Hasen. Und nun beruhig dich, wir haben noch einen Kampf vor uns!" Perry wundert sich nicht, daß Miller so hysterisch regiert hatte. Gewundert hat ihn eher, daß Genhawk, sein alter Kampfgefährte, nicht so reagiert hatte. Die 4 Mechs dringen inzwischen in den Wald ein. Sie haben ein Rautenformation eingenommen. Perry schaltet auf Gefechtsfunk. "Wenn sie zwischen den beiden Hügeln durchkommen, nehmen wir das alte Ziel ins Kreuzfeuer. Oder den 45-Tonner, wenn das primäre Ziel nicht zu treffen ist. Hier im Wald ist ihr Reichweitenvorteil nicht ausschlaggebend. Die Angreifer treten durch die beiden Hügel durch. Noch haben sie scheinbar keine Ahnung. Vorsichtig treten sie durch das Unterholz. Diese schon gespenstische Szene wird plötzlich durch einen Schrei sowohl im Funk und über Lautsprecher :"Feuer!". Perry und seine Leute drehen nun den Spieß um. Der fremde 35-Tonner wird überschüttet mit AK-Granaten und Laserstrahlen. Bedenklich schwankt er, doch bleibt er stehen. Rauch quellt aus den Löchern hervor und Kühlflüssigkeit spritzt vereinzelt hervor. Der linke Arm hängt nutzlos an der Seite. Der linke Torso besteht nur noch aus der Rückenpanzerung. "Und nun Rückzug an den Bach!". Der Kampfschütze tritt in den Wald zurück. Genauso tut es die Ballista an seiner Seite. Perry´s Vollstrecker hebt auf glühenden Säulen ab in die Luft und landet bei den zwei anderen. Die 4 unbekannten Mechs sind von dieser unerwarteten Gegenwehr überrascht und reagieren nur langsam. Aber sie sind doch schneller als die mittelschweren Mechs. So erreichen sie schnell die Mechs von Perry´s Lanze. Doch anstatt, wie Perry´s Lanze, sich auf nur einen Mech zu konzentrieren, verteilen sie ihr Feuer auf alle drei Mechs. "Verrückt", denkt Perry, "Sie haben verflucht effiziente Waffen und setzten sie nicht richtig ein?" Der Kampf wird mit entschlossener Verbissenheit geführt, auf beiden Seiten. Der 35-Tonner gibt nur noch einzelne Schüsse ab, aber wenn er schießt, dann mit ungeheurer Zielsicherheit und die Treffer haben eine enorme Durchschlagskraft. Perry sieht, wie die Ballista von Genhawk durch einen Verlust des linken Beines zu Boden geht. Er will seinen alten Freund helfen, aber er wird gerade vom fremden 45-Tonner mit PPK-Feuer eingedeckt. Seine eigene Beinpanzerung verabschiedet sich mit einem lauten, kurzen Alarmschrillen. So wird er gezwungen sich erst dem mittelschweren Mech zu zuwenden. Mit Tränen in den Augen versetzt er dem Feindmech eine Breitseite nach der anderen. Er läßt sich gar nicht von dem immensen Gegenfeuer beeindrucken. Sein Mech wird durchgeschüttelt wie nie zuvor. Doch er hält das Fadenkreuz ruhig auf dem Ziel. So sieht er nicht, wie plötzlich die schon außer Gefecht gesetzte Jane Richards mit ihrem einbeinigen Mech anflogen kommt und dem schon schwer angeschlagenen 35-Tonner in den Rücken springt. Dabei feuert sie noch zusätzlich eine volle Breitseite aus ihren drei verbliebenen mittleren Laser ab. Die Lichtfinger wabern dem Rücken zu. Nur einer trifft, aber er durchschlägt die Panzerung des rechten Torsos. Den Bruchteil einer Sekunde später stößt sie mit dem verblieben Bein in die Wunde nach und verwüstet das Innenleben des fremden 35-Tonners. Beide Mechs stürzen zu Boden. Jane fällt durch die Wucht ihres Aufpralls den Feindmech mit und begräbt ihn unter ihrem Mech. Beide Mechs bleiben regungslos liegen. Jane ist bewußtlos und der Mech darunter hat sich mit beiden Waffenarmen tief in den Boden gebohrt und kann sich nicht befreien. Sergeant Genhawk ist in Angesicht seiner überraschenden Rettung verwundert. Aber er fängt sich schnell und wendet sich dem Gegner von Bob Miller zu und schießt diesen in den Rücken. Anscheinend hat er in diesen wilden Duell mit Autokanonen und schweren Lasern von beiden Seiten alle restlichen Gegner vergessen. Ken feuert seine zwei mittleren Laser ab. Beide treffen den Banditenmech genau in der Mitte des Rückens und beschädigen die Reaktorabschirmung und das Gyroskop. Durch diese Schäden wankt der Mech bedenklich und fällt schließlich um. Miller macht kurzen Prozeß und tritt mit seinem 60 Tonnen schweren Kampfschützen dem am Boden liegenden Feindmech das Cockpit ein. "So, eine Ratte weniger. Jetzt rotten wir noch die anderen aus!" quittiert er seinen Erfolg. Inzwischen hat der Sturmangriff von Perry Olsen Erfolg gehabt. Der feindliche 45-Tonner liegt mit durchschossenen Cockpit am Boden. Aber trotz dieser schnell hintereinander passierenden Verluste zieht sich der verbliebene 30-Tonner nicht zurück. Im Gegenteil, er verlangsamt seine Geschwindigkeit um besser mit seinen Waffen treffen zu können. Doch im Kreuzfeuer von 3 Mechs, die 5mal so viel auf die Waage bringen, explodiert er schließlich, als seine Reaktorabschirmung zusammen bricht. Allerdings schießt er vorher noch dem Vollstrecker von Perry den linken Arm samt der letzten funktionierenden Waffe, dem schweren Laser, ab. "Das war ein schweres Stück Arbeit, aber einer fehlt noch: Dieser kleine Mech, der Waldrand zurückgeblieben war. Kommt, Ken und Bob, schauen wir mal nach!" gibt Perry über Funk durch. "Verflucht, diese kleinen Biester haben uns verdammt schwer zu gesetzt. Zum Teufel noch mal, wie kriegen die so viele Waffen in einen leichten Mech? Und das bei einer passablen Panzerung und schnell waren die auch noch, "denkt Ken nach, "ich möchte nicht den großen Brüdern von diesen Biestern begegnen, selbst in einem Atlas nicht." "Ich weiß, was du meinst, aber laß uns erst einmal die letzte Ratte suchen eher wir darüber nachdenken, was uns eigentlich eben angegriffen hat." mahnt Perry. Am Waldrand machen sie dann eine überraschende Entdeckung: der kleine Mech der Banditen liegt regungslos am Boden. Im Rücken hat er ein Loch, das von Laserbeschuß herrührt. Rauch dringt dort heraus. "Kneif mich mal wer! Ein glatter Volltreffer in den Reaktor! Sofort abgeschossen mit einer Salve! Wer war das?" Bob staunt nicht schlecht, als er den abgeschossenen Mech sieht. Es gibt keine Zeichen, die von einem längeren Gefecht herrühren würden." Da hat Jane aber ganze Arbeit geleistet. Wahrscheinlich hat sie sich nicht gerührt, bis ihn genau vor der Linse hatte. Und bumm! Ich glaub, ohne sie hätten wir in Zukunft die Radieschen von unten angesehen." Perry schüttelt ungläubig den Kopf in seinem Cockpit. "Ken, meinst du wirklich, daß das Jane mit ihren liegenden Brandspeer geschafft hat? Einfach unglaublich!" "Ja, wer denn sonst? Aber jetzt sollten wir erst einmal nach Überlebenden Ausschau halten, oder?" "Okay, gute Idee Ken. Du guckst hier mal nach, während Bob und ich im Wald uns umschauen. Wenn du fertig bist, kommst du nach. Bis gleich dann."
Perry dreht sein Mech und drückt beide Pedale. Sein rauchender Mech setzt sich langsam in Bewegung und stampft in den arg in Mitleidenschaft gezogenen Wald zurück. Sein Bordcomputer meldet zwar nur Schäden und Fehlermeldungen, aber was soll´s, der Mech bewegt sich. Schon kommt der Mech von Jane Richards und der 35-Tonner ins Sichtfeld. "Okay, Bob, ich geh raus, und guck, wie es Jane geht und ob der andere Pilot noch lebt. Paß so lang auf, ob vielleicht noch einer nicht genug hatte". "Ist okay, aber nimm deine Wumme mit. Besser ist das". "Ja, ja, ist schon gut" brummt Perry und fügt in Gedanken hinzu: Wie lange muß ich mir das denn noch anhören. Der Zwischenfall auf Dope liegt doch schon bestimmt 2 Jahre zurück. Perry schnappt sich seine Laserpistole, ein Erbstück von seinem Großvaters, einem Steineroffizier, und steigt aus dem Cockpit. Schnell steigt er die Leiter hinunter, immer auf das noch heiße Metall achtend. Am Boden checkt er noch schnell die Batterie und nähert sich vorsichtig dem Wrack. Inzwischen haben sich beide Mechs auf erträgliche Temperaturen abgekühlt. Beide Mechs haben ihren Reaktor runtergefahren, allerdings kann dies auch automatisch passiert sein, grübelt Perry. Als er auf den Brandspeer geklettert ist, sieht er erleichtert, daß das Cockpit unversehrt ist. Sofort macht er sich an der Luke ans Werk. Doch sie klemmt, so versucht er es bei der Notluke am Hinterkopf. Hier hat er mehr Glück. Quietschend öffnet sich die Luke und Perry bietet sich ein erschreckendes Bild: Alle elektrischen Funktionen scheinen ausgefallen zu sein, aber es kam trotz sehr, sehr vieler Kurzschlüsse nicht zu einem Brand (was dann wohl das Ende für die mutige Jane gewesen wäre). Und inmitten diesen Chaos liegt, immer noch auf der Pilotenliege geschnallt, Jane Richards. Schnell springt Perry ins Cockpit und fühlt als erstes erleichtert den Puls. Danach öffnet er vorsichtig das Visier. Jane´s Körper ist voller blauer Flecken und Platzwunden und ihr Gesicht sieht auch nicht besser aus. Sanft spricht er sie an: "Jane, kannst du mich hören? Hier ist Perry! Jane, hast du starke Schmerzen?" Dabei berührt er sie vorsichtig mit der Hand an der Wange. Plötzlich erwacht sie und sieht hektisch um sich, um dann vor Schmerzen aufzustöhnen. Perry versucht sie zu beruhigen: "Ganz ruhig, Mädel. Du bist in Sicherheit, wir haben den Banditendreck kräftig einen auf die Nuß gegeben. Beweg dich erst einmal nicht, du scheinst ziemlich was von dem Todessprung mitbekommen zu haben". Jane lächelt leicht: "Naja, eigentlich habe ich nicht viel vom Aufprall mitbekommen. Hat es den wenigstens was gebracht?" "Und ob, du bist die Heldin dieser Schlacht. Nach deinem mutigen Todessprung in den Rücken ist der Bastard nicht mehr hochgekommen, aber der Abschuß des anderen leichten Mechs vor dem Wald war einfach spitze, selbst der Schwarzen Witwe hätte ich nicht so einen Schuß zugetraut". "Nun komm, ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn!" "Nein ehrlich, das hat uns den Arsch gerettet. Aber nun muß ich erst mal raus und denn anderen Bescheid sagen und Hilfe holen. Keine Sorge, ich komm gleich wieder".
Perry ruft erst einmal Bob mit seinem Headset-Funkgerät: "Okay, Jane geht es soweit ganz gut. Komm runter und helft mir bei der Bergung." Mit gemeinsamen Kräften gelingt es dann auch schnell, Jane aus ihren zerstörten Brandspeer heraus zu tragen. Danach sieht Perry nach dem Piloten des 35-Tonners.
Vorsichtig öffnet er die Luke und sieht schußbereit in das Cockpit. Der Pilot sieht ihn zornig an. Er ist bewegungsunfähig, seine beiden Arme und eins seiner Beine sind eingeklemmt. "So, Freundchen, ich helf´ dir hier raus, aber keine Tricks. Mein kleines Schätzchen" ,Perry klopft auf seine Laserpistole, "ist zwar etwas älter, aber brennt immer noch schöne, schwarze Löcher." Vorsichtig räumt er die umgestürzten Sachen weg. Der fremde Pilot sagt nichts, während Perry ein paar Fragen über seine Herkunft stellt. Inzwischen meldeten sich Miller und Genhawk, daß kein anderer Pilot überlebt hätte. Der 25-Tonner Pilot hat sich selbst umgebracht, bevor Genhawk das Cockpit öffnen konnte. Die anderen sind alle durch die Cockpittreffer getötet worden. Nachdem Jane versorgt worden war und der Gefangene, der immer noch schwieg, gut gefesselt worden war, rief Perry noch mal den Hauptmann vergeblich über Funk an. Doch bei ihrem Landungsschiff hatte er mehr Glück: "Leutnant Olsen ruft New Hope, Leutnant Olsen ruft New Hope! Bitte melden! Roger." " Ja, hier New Hope! Was gibt´s Neues, Olsen? Roger." "Wir haben hier eine unbekannte Einheit aus 5 Mechs gerade in den Arsch getreten. Das waren keine Banditen! Habt ihr etwas vom Hauptmann gehört? Roger." "Negativ, er kam nicht richtig durch zu uns, aber wir konnten ein paar Bruchstücke empfangen. Darin sprach er auch von einer unbekannten Mecheinheit, der Rest waren ein paar schottische Flüche, die nichts Gutes ahnen lassen. Roger." "Das hört sich nicht gut an. Am besten kommt ihr erst mal. Wir brauchen eure medizinische Ausrüstung. Jane hat wahrscheinlich innere Verletzung, ein schwere Gehirnerschütterung und noch ein paar Brüche. Außerdem können wir gleich Bergegut einladen. Solches Material habe ich noch nie vorher gesehen! Roger." "Okay, wir lassen noch eine Nachricht zurück und machen uns gleich auf dem Weg. Eure Koordinaten haben wir angepeilt. Roger und Over."
Diese Geschichte gibt Perry zu denken. Die Mechs, die seine Einheit angegriffen haben, waren wahrscheinlich nur eine Scoutlanze. Wenn es die anderen beiden Lanzen, nachdem sie sich erst mit den Banditen rumgeprügelt haben, nur auf weitere 5 dieser Mechs, allerdings dann in der schweren Version, getroffen sind, haben sie keine Chance auch nur zu entkommen. Die anderen beiden Lanzen der Strafexpedition sind ähnlich schwer wie seine Lanze und selbst hier haben wir nur sehr knapp gesiegt. Wenn das allerdings eingetreten sein sollte, würden sie hier bald ein Problem kriegen, schließlich sind sie hier nur ca. 100km vom dem Operationsgebiet der anderen beiden Lanzen weg. Hoffentlich haben sie bald Gewißheit, was mit dem Rest ihrer Kompanie geschehen ist!
Ein Ruf von Bob aus seinem Kampfschützen reißt Perry aus seinen Gedankengängen. "Ich hab eine Funkspruch von Colin McRae aus der Kommandolanze. Seine Lanze und die Hetzlanze inklusive des Hauptmannes sind gefallen. Sie wurden wie wir von 5 Mechs fremder Bauart angegriffen, allerdings waren diese schwer bzw. überschwer! Er konnte als einziger mit seinem Feuerfalken fliehen. Ich hab ihm, natürlich verschlüsselt, unsere Koordinaten durchgegeben. Er kommt bald hier an." Perry war entsetzt, die ganze Kompanie, die Sicherheit ihres Heimatplaneten, all das war zerstört. Das einzige, was übrig geblieben war, waren ihre zerschmetterten Mechs! Mit Wut im Bauch geht er zu dem Gefangenen, um ihn nun endlich einmal gründlich zu verhören. Er stampft in Richtung des Baumes unter dem er liegt und baut sich vor ihm auf: "So, nun wollen wir mal Tacheles reden Bursche. Name, Rang, Einheit! Und zwar SOFORT !"schreit Perry den jungen Burschen an und mustert ihn genau. Er mag erst 18, 19 Jahre alt sein. Hat aber einen sehr durchtrainierten Körper, ungewöhnlich stark ausgeprägt für sein Alter, und fast überall am Körper sind kleine Narben zu erkennen. Sein Gesicht ist nicht besonders auffällig, bis auf die hellblauen Augen, deren Wirkung noch durch das hellblonde Haar unterstrichen wird. Komisch, denkt sich Perry, so jung und schon so eine guter Mechpilot. Zögernd antwortet der Junge: "Dimitri, wahrgeborener Mechkrieger, Binärstern Bravo des Cobrasternhaufens." Verblüfft blieb Perry die Spucke weg. Was ist ein wahrgeborener, ein Binärstern oder etwa ein Sternhaufen? Er hoffte dieses Rätsel mit seiner nächsten Frage etwas zu lüften: "Wer seid ihr eigentlich, was wolltet ihr hier und warum habt ihr uns einfach angegriffen?" "Wir sind die Stahlvipern und wir sind gekommen, um hier wieder Ordnung und Recht herzustellen." Der Junge erlangt wieder mehr Selbstvertrauen zurück und spricht gar nicht wie ein Gefangener, sondern wie ein Gewinner. Doch Perry bleibt ganz cool: "So, meinst du. Sieht ja nicht so aus, als ob das hier gelungen wäre. Wieviele von euch Blindschleichen sind den noch auf diesen Planeten gelandet?" Aber der Junge schweigt. Langsam verliert Perry die Geduld und zieht sein Kampfmesser um es dem vorwitzigen Burschen unter die Nase zu halten. "Du sagst jetzt sofort, was ich wissen will, oder deine hübsche Nase könnte ein paar große Löcher bekommen!" Die letzten Worte hat er ihm richtig ins Gesicht geschrien. Doch der Blondschopf schweigt weiterhin.
Perry versucht noch ein Viertelstunde etwas aus ihm raus zu kriegen und zwar mit allen Mitteln, doch alle Anstrengungen bleiben vergeblich. Schließlich wird er durch die Landung des Unions-Klasse-Schiffes unterbrochen.
Nach der Landung wird Jane erst einmal versorgt. Der Bordarzt murmelt noch so etwas wie: "Hät´ schlimmer kommen können, Mädel!" und verschwindet mit seiner Patientin auf der Krankenstation, einem umgebauten, kleinen Frachtraum. Perry geht als erstes zu dem Langungsschiffkapitän Thomas Blair. Er findet ihn nach kurzer Suche auf der Brücke, wo seine Mannschaft und er gerade eine Systemüberprüfung durchführen. "Blair, darf ich sie kurz stören?" , fragt Perry mitten in ein Gespräch hinein. "Nun ja, Liaus, machen sie die Inspektion zu Ende", sagt Blair zu seinem 1.Offizier und wendet sich an Perry: "Kommen sie mit in mein Quartier." Schweigend verlassen sie die Brücke. Unterwegs fragt Blair: "Sie machen sich auch Sorgen wegen des Restes der Truppe, nicht?" "Um ehrlich zu sein ja! Wir können nur hoffen, daß noch welche entkommen sind!" "Sie wissen aber genauso gut wie ich, daß der Rest der Truppe nur aus langsamen Mechs bestand. McRae´s Feuerfalke war der mit Abstand schnellste Mech." "Ja, ich weiß" , erwidert Perry leise, " aber hoffen kann man doch!" Und nach einer Pause fügt noch hinzu: "Die Angreifer sind absolut fremd gewesen. Nicht nur ihre Mechkonstruktionen und Waffen, sondern auch ihre Taktik und ihr Verhalten nach dem Kampf. Ihre Mechs waren unsern haushoch überlegen, aber ihre Taktik der Einzelkämpfe und der Verzicht, trotz bester Möglichkeit, auf Nahkampfattacken machen mir noch mehr Angst. Selbst der ehrenvollste Kurita-Samurei würde in solch einem Gefecht das Feuer konzentrieren und natürlich auch zutreten. Aber das Verhalten nach dem Kampf war mindestens genauso seltsam. Der eine hat sich umgebracht, bevor er gefangen genommen werden konnte und der andere hat bis auf seinen merkwürdigen Rang und einer Drohung, daß sie gekommen wären, um wieder die Ordnung herzustellen, nichts gesagt." Der Landungsschiffkapitän antwortet nachdenklich: "Vielleicht kommen sie ja auch nicht aus der Inneren Sphäre, sondern von außen!" "Von außen?" , erschreckt Perry auf, "Was meinen sie mit von außen ?" "Nun, von außen halt. Vielleicht ein vergessener Sternenbundaußenposten oder sowas. Ich hab´ mir schon während der ganzen Zeit Gedanken über diesen Angriff gemacht. Diese Fremden haben nicht gefragt oder geantwortet, sondern gleich geschossen. Und zwar haben sie auf alles und jeden geschossen. So etwas machen sonst nur manchmal die Schlangen, aber nur nachdem jemand ihnen kräftig auf den Schwanz getreten ist." "Stimmt, aber aus der Inneren Sphäre kommen die nicht. In der IS haben sie gewiß bessere Technologien als hier in der Peripherie, aber sie benutzten fast ausschließlich uralte Mechkonstruktionen und keine Einheit würde nur Prototypen bestehen und schon gar nicht dann noch in der Peripherie Piraten jagen." Inzwischen sind die beiden im Quartier des Kapitäns angekommen. "Wollen sie etwas trinken? Scotch, Wodka, Rum?" fragt Blair höflich. "Nein danke! Ist noch zu früh, aber lassen sie sich durch mich nicht aufhalten" antwortet Perry. Blair nimmt sich ein Glas und schüttet ein wenig Whiskey ein. Danach leert er das Glas mit einem Zug und schüttelt sich: "Ah, das tat meiner schottischen Seele gut. Worüber wollten sie mit mir eigentlich sprechen? Über die Herkunft der Fremden, oder über die Zukunft?" "Sowohl als auch. Das wichtigste ist jetzt, ob wir die Sause machen oder ob wir versuchen, den Hauptmann und die anderen herauszuhauen! Die Mechs sind bis auf den Brandspeer zu reparieren. Vielleicht können wir den 45-Tonner klar machen. Er hat außer dem zerstörten Cockpit nur Panzerungsschäden davon getragen." "Tja, ist zwar eine schwierige Entscheidung, aber ich wär dafür, abzuhauen", meint der Kapitän, "ihr hattet verdammt viel Glück, daß ihr überlebt habt, wobei euch nur bis auf einen leichte Mechs angegriffen hatten. Der Hauptmann hatte zwar eine Übermacht, aber die Mechs in seinen beiden Lanzen waren kaum schwerer als eure. Ich hab nicht so viel Ahnung über Mechkämpfe, aber ich meine, 5 schwere oder überschwere Mechs dieses Kalibers sind genug um eine Kompanie unserer Mechs auszulöschen. Mit nur einer Lanze solch eine Streitkraft herauszufordern, ist blanker Selbstmord." "Aber wir können doch unsere Kameraden nicht so einfach im Stich lassen. Wahrscheinlich sind die Fremden stärker geschwächt als wir" , erwidert Perry. "Ich weiß, was sie meinen, aber wir können meiner Meinung nichts tun. Das Landungsschiff könnte auch nicht eingreifen, da es teilweise nur sehr notdürftig repariert ist und auf keinen Fall kampftauglich ist. - Es tut mir leid, aber ich mein´, wir können nichts tun um Silvia zu befreien." Perry standen die Tränen in den Augen, als Silvia erwähnt wurde. Sie war seine Freundin. Bisher konnte er immer gut zwischen Beruf und Privatem trennen, aber nicht zu wissen. Ob sie tot oder von diesen seltsamen Fremden gefangen ist (sie nehmen doch gefangene oder?!), ist für ihn doch schlimmer als er sich jemals vorgestellt hatte. Wahrscheinlich, denkt Perry, hat Blair recht. Wir sollten so schnell wie möglich unsere Sachen packen und abhauen eher sie uns mit ihren Mördermaschinen finden. Schließlich ringt er sich durch und stimmt Blair zu: "Okay, ich denke, du hast recht. Wir warten noch auf McRae und verschwinden dann sofort Richtung Sprungschiff." "Ja, es ist besser so", meint Blair, "Das Sprungschiff wird etwas überrascht sein, daß wir ne´ Woche zu früh da sind. Aber es wird keine Probleme geben."
Eine gute halbe Stunde später kommt auch Colin McRae mit seinem zusammengeschossenen Mech an. Das Einzige, was noch richtig funktioniert, sind die Beine. Der Rest des Mechs besteht eigentlich nur aus verkohlten Resten. Schnell wird er verfrachtet und der erschöpfte McRae wird nach einem kurze Bericht erst einmal eine gute Mütze voll Schlaf gegönnt.
Der Start und der Flug zum Sprungschiff laufen ereignislos ab. McRae berichtet über den Kampf, daß sie von 3 schweren und 2 überschweren Monstermechs angegriffen wurden. Gleich zu Anfang des Kampfes wurde ein Mech durch eine vernichtende Salve aus 4 PPK´s in die Torsomitte in Stücke gerissen. Und so ging es den ganzen Kampf weiter, die Angreifer ignorierten einfach ihr Gegenfeuer und schossen ein Mech nach dem anderen ab. Dabei konzentrierten sie nie ihr Feuer. Perry´s Freundin wurden beide Beine ihres Verteidigers weggeschossen, danach gab sie auf. Perry war erleichtert über diese Nachricht, denn Silvia war zum Glück nicht tot.
Um die Zeit einigermaßen sinnvoll zu verwenden und um sich auch ein wenig von den schrecklichen Erlebnissen abzulenken, widmete man sich an Bord den Reparaturen an den Mechs und so ging die Woche zum Sprungschiff relativ schnell vorbei.
Die Ankopplung stellte auch kein Problem da. Jeder wollte so schnell wie möglich nach Hause um zu Wissen, ob es der Familie oder den Freunden gut geht. Im Hinterkopf spuckte allerdings bei jedem die Angst um, daß ihr Heimatplanet ein ähnliches Schicksal erleben mußte.


Älterer Artikel von mechforce.de. Nicht mehr online.




Kommentare

Bisher noch keine Kommentare.

  Kommentar abgeben
Name:
Text:
 


Erstversion vom 05.04.2023. Letzte Aktualisierung am 05.04.2023.


[ nach oben ]