Task Force Amarillo
Media City, Donegal, Lyranische Allianz
12. August 3060
"Ihr
Buch ist Scheiße. Aber setzen Sie sich doch erst mal kurz...wollen
Sie Kaffee?"
Der Agent von MOZART, eines der größten Verlage der Lyranischen
Allianz lies sich hinter seinen Schreibtisch in einen Ledersessel fallen
und musterte den vor Ihm sitzenden Mann mit lachenden Augen.
"Sehen Sie, kein Mensch interessiert sich mehr für den alten
Müll vor 30 Jahren. Heute wollen die Leser Action im Clanraum, mit
hypermodernen Omni-Mechs und einem Helden der alles kann und alles weiß."
Damit schob der Agent das Manuskript, welches auf den Schreibtisch zwischen
Ihnen lag, weit von sich.
"Es ist aber keine Geschichte, sondern ein Tatsachenbericht."
Erwiderte der andere Mann und schob das Manuskript wieder zurück.
"Hm, wie soll ich Ihnen das jetzt schonend erklären. Sagen wir
mal so; Ihr Tatsachenbericht ist etwas wirr und unwahrscheinlich........"
der Agent hob die Hand, um den Einwand des anderen zu stoppen.
"...erst gestern war hier jemand, der behauptete das Prinz Victor
und seine Schwester Kathrina in Wirklichkeit ein Liebespaar sind und der
ganze Krieg nur so eine Art geiles Vorspiel für die beiden ist. Der
hatte sogar ein Video dabei auf dem sich die beiden vergnügt haben...........uns
sehen Sie, so was bekommen wir hier täglich. Ich bin der Filter für
den wirklich guten Kaffee und Ihnen muss ich leider sagen: War schön
von Ihnen, aber auf Wiedersehen."
Der Mann auf der anderen Tischseite drehte verlegen seine Mütze in
den Händen und blickte nervös zum Fenster hinaus.
"Ich beschäme hiermit gute Freunde, weil ich eine Sache ans
Licht bringe, die lieber im Verborgenen geblieben wäre und das nur,
weil ich so dringend das Geld brauche. Denken Sie mir fällt das leicht."
Der Agent stand auf und wanderte zum Fenster, um seinen Blick über
die Skyline der Media City schweifen zu lassen.
"Sie sind ein harter Brocken, aber wir können das Buch nicht
verlegen. Was ich Ihnen anbieten kann ist folgendes. Sie bekommen 1000
C-Noten für das Manuskript und wir versuchen die Sache im Drachenreich
zu vermarkten. Beteiligungen können Sie vergessen, wenn Sie das Geld
nehmen endet die Sache hier für Sie."
Zähneknirschend erhob sich nun auch der andere Mann und schlug in
den Handel ein. Mit gesenkten Haupt verlies er das Büro, um sich
mit dem ausgestellten Scheck zur Bank zu begeben.
Der Agent währenddessen setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch
und beobachtete den Mann auf den Überwachungsmonitor auf dem Weg
nach draußen.
Er wählte
eine Telefonnummer und legte das Manuskript in einen Aktenkoffer, den
er dann versiegelte.
"Ja hallo, hier spricht Andreas Martin von MOZART. Die Akte KAIN
wurde soeben verifiziert. Die mir vorliegenden Berichte decken sich zu
99% mit Ihren Vermutungen und der Tod der Zielperson kann hierdurch bestätigt
werden. Ich lasse das Dokument per Boten an Sie überbringen. Auf
Wiederhören."
Manchmal schloss sich der Kreis wirklich und der Agent konnte wieder seiner
Arbeit nachgehen. Die Sache, welche sich vor einem halben Leben abgespielt
haben sollte, hatte er dann auch schnell wieder vergessen.
Luftraum über Bogo Bay, Rexburg, Liga Freier Welten
1. Januar 3036
Vor kurzen
erhellten noch unzählige Silvesterraketen den Nachthimmel über
Bogo Bay und läuteten das neue Jahr mit voller Lichter Pracht ein.
Und nun, nachdem auch die letzten Feuerwerksfanatiker in Ihre Häuser
zurückgekehrt waren, zerriss neuerlicher Donner die aufziehende Stille.
Ein aus allen Ecken qualmendes Landungsschiff der Freibeuter-Klasse schraubte
sich wie ein Korkenzieher über die schlafende Stadt, verfolgt von
Autokanonensalven, die sich aus den aufgemalten Haifischschnauzen von
zwei Luftraumjägern des Typs Killer erbrachen.
Kurita-Jäger ohne Hoheitszeichen, die ein kommerzielles Landungsschiff
über einer Marik-Welt abschossen, na wenn das nichts war. Doch leider
gab es in diesen kurzen Sekunden keine Zeuge auf der Straße, ausgenommen
von einigen Pennern, welche zusammengerollt in Ihren Pappkartons schliefen.
Und so schnell wie die drei Unruhestifter über der Stadt aufgetaucht
waren, verschwanden sie donnernd hinter der nahen Gebirgskette und flogen
auf den Coleman Forrest zu, dem größten zusammenhängenden
Waldgebiet auf dem Planeten.
Als einer der beiden Verfolger eine Glücksschuss in eines der Triebwerke
versenkte, ruckte der Freibeuter hart durch, drehte sich gefährlich
auf die Seite und bohrte sich mit der Nase voran in die dichten Wälder.
Die Killer kreisten noch kurze Zeit wie Geier über der Absturzstelle,
dann bogen Sie scharf in eine Kehre ein und zogen hoch, um kurze Zeit
später durch die Wolken zu brechen. Ihre Mission war für das
erste erfüllt und nun mussten sie Ihr Trägerschiff erreichen.
Die Sonne ging in diesem Moment auf und die Jäger verschwanden in
der golden Farbenpracht des aufziehenden Morgen.
Naher Orbitaler Raum über Rexburg, Herzogtum Regulus, Liga Freier
Welten
13.April 3036
".......Ankunft
im Zielsystem. Parkdüsen ein, vorn 10 und hinten 15 Prozent Schub.
Drehen Sie uns in den Wind Nummer Eins."
Nachdem das Sprungschiff in einer Symphonie der Stille im Raum über
Rexburg aufgetaucht war und sein riesiges Sprungssegel entfaltet hatte,
erging die Startfreigabe an die drei Landungsschiffe, welche wie kleine
Parasiten an dem schlanken Rumpf gehangen hatten.
"...Startfreigabe für Reiter Eins bis Drei. Entfernen sie sich
nach Abdockmanöver nur mit Parkschub und zünden sie Triebwerke
erst an den für sie angegebenen Koordinaten. Viel Glück und
Freigabe."
Auf flammenden Schweifen ritten die Transporter dem Planeten entgegen,
der sich in seiner ganzen grünen Pracht zum Greifen nah darbot.
Durch die waghalsige Entscheidung, einen Piratenpunkt zu nutzen, anstelle
an einem der katalogisierten Nadir- und Zenitsprungpunkte des Systems
zu erscheinen, hatte sich die Flugzeit der Transporter von 3 Tagen auf
12 Stunden verkürzt.
Wie zwei Jagdhunde verfolgten nun die beiden runden Landungsschiffe, das
umso zerbrechlich wirkende kleinere dritte Schiff. Und doch täuschte
die offensichtliche Verletzbarkeit des Vorausfliegenden.
Bei der MAORI handelte es sich um einen Leopard-Jägertender der Lyranischen
Garde, der speziell zur Sicherung der beiden anderen Schiffe abgestellt
worden war.
Sechs schwere Jäger lauerten in seinem Bauch auf eventuelle Feinde,
welche den
nachfolgenden Transportern gefährlich werden könnten.
Die Crew der MAORI und die Piloten der Jäger waren die Einzigen,
die im Moment klare und zielgerichtete Gedanken hatten. Für den Rest,
vor allen für die Männer und Frauen in den Transportern, verging
die Zeit nur schleppend. Nichts konnten Sie an Ihrer Situation ändern,
Sie waren den Kapitänen der Landungsschiffe und Ihren meist uralten
Schiffen ausgeliefert und konnten nur beten.
Um diesen psychologischen Druck von Ihnen zu nehmen, spielten die Bordsprechanlagen
der Transporter Musik. Rockmusik, aufgenommen am Ende des 20.Jahrhunderts,
dann in den Wogen der Zeit vergessen und nun wiederentdeckt.
Und so schlicht sie auch war, sie nahm etwas seelischen Druck von den
Leuten. Zwar änderte auch die Musik nichts an der Situation, doch
sie machte alles ein wenig erträglicher.
Und gerade als ein längst zu Staub vergangener Freddy Mercury seinen
Song über die Prinzen des Universums beendete, erhob die Realität
Ihr grausiges Haupt.
"Vier Banditen auf Koordinaten Tango Zulu 9-0-8....Feindliche Kennung,
Typ Stingray. Wahrscheinlich Orbitale Gefechts-Patrouille.....ändern
den Vektor auf uns."
Verkündete der Waffenoffizier der MAORI, genau in dem Moment als
sich die beiden Transporter zum Abbremsmanöver drehten und das Heck
in Richtung des Planeten drehten. Der Offizier überspielte seine
Telemetriedaten an die sechs Jagdmaschinen, die im Hangar mit hochgefahrenen
Triebwerken lauerten.
Nachdem alle Piloten grünes Licht und somit volle Einsatzbereitschaft
gemeldet hatten, öffneten sich die Schotten des Hangars und 4 schwere
Lucifer-Jäger starteten aus Ihren Kokons, gefolgt von 2 Königinnen
des luftleeren Raumes, 100 Tonnen schweren Stukas.
Die Raumschlacht konnte beginnen und die Mission der beiden nachfolgenden
Schiffe ging in die heiße Phase über. Nun gab es kein Zurück
mehr, denn während sich die MAORI mit Ihren Jägern um die Freikämpfung
eines Korridors kümmerte und danach zur Sicherung des Sprungschiffes
zurückblieb, nahmen die Transporter Kurs auf Rexburg´s Oberfläche.
Die DAKOTA RAIN und die YORKTOWN, Landungsschiffe der Intruder- und der
Sucher-Klasse, flogen auf rotgoldenen Feuerzungen Ihren Bestimmungspunkten
entgegen und in naher Entfernung umkreisten sich die Luft/Raumjäger
und überschütteten sich mit Tod und Vernichtung.
An Bord der
DAKOTA RAIN drehte sich der Kommandeur der Einsatzgruppe zu seinem 1.Offizier
und Stellvertreter um und meinte lakonisch:
" Soviel zum Thema FEINDSTREITKRÄFTE SIND NUR IN SYMBOLISCHER
GRÖSSENORDNUNG ZU ERWARTEN, die Aufklärung hat mal wieder versagt,
aber das war ja zu erwarten. Versuch von der MAORI Daten über die
Jäger zu bekommen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben.
Ansonsten volle Alarmbereitschaft für das Bataillon, alle sollen
sich auf eine heiße Landung vorbereiten."
Der angesprochene Offizier in einer Tarnuniform mit Captain-Abzeichen,
leerte eine Cola-Dose, deutete ein Art Salut an und verlies die Kommandobrücke
des Schiffes.
Es hatte begonnen.....Task Force Amarillo zog in den Krieg.
Zeitweiliges Hauptquartier des 2. Bataillon, 5.Brigade der Oriente-Füsiliere
Sternenstädtchen Sacramento, Rexburg
Gelangweilt
schlenderte der Major über das Raumhafengelände und lauschte
den Klängen aus seinem tragbaren DiscMan. Alte soulige Balladen entführten
Ihn für kurze Zeit in eine andere Welt und ließen die staubigen
und heruntergekommen Gebäude um Ihn herum im Nebel verschwinden.
Seit nun schon einen Monat hing er mit seinem Bataillon auf diesen Mistplaneten
fest und langweilte sich zu Tode.
Turnusmäßiger Patrouillenflug durch die benachbarten Systeme,
so nannte sich diese Art der Mission und hieß nichts anderes als
ein viertel Jahr fernab der Heimatbasis zu sein.
Die 5.Brigade stand auf Sheridan und war mit dem Schutz der umliegenden
Systeme beauftragt. Zwei der Bataillone verblieben als ständige Garnison
auf dem Planeten, während sich das Dritte einschiffte und auf Inspektionstour
ging. Normalerweise erfolgte dies im Wechsel, sodass jedes Bataillon einmal
in den Genuss kam, doch diese Mission hatte seine Einheit allein Ihm zu
verdanken. Major Michael Neri-Vela war zwar ein herausragender Taktiker
im Felde, aber am Pokertisch so ziemlich die größte Niete der
gesamte Oriente-Füsiliere.
Von allen Planeten auf dieser Tour war Rexfeld der langweiligste von allen.
Es gab zwar eine herrliche Flora und Fauna und einige interessante Städte,
doch das Bataillon musste sein Hauptquartier in Sacramento, der Raumhafenstadt
aufschlagen.
Das Hafengelände bestand aus einem riesigen Areal, auf dem man mehrere
Stahlbetongruben angelegt hatte, in denen selbst die größten
Landungsschiffe niedergehen konnten. Doch das war das letzte Mal zur Zeit
des Sternenbundes gewesen, nun wurde der Planet zwar regelmäßig
noch von verschiedenen Transport- unternehmen angeflogen, die goldenen
Zeiten waren aber schon lange vorbei.
Ein ziviles Maultier wurde mit riesigen Baumstämmen, dem hiesigen
Exportschlager beladen und im Hintergrund arbeiteten eine Menge Techniker
an der ANUBIS, dem Infanterietransporter der Zorn-Klasse, welcher die
Hilfstruppen des Bataillons transportierte. Bei der Landung auf der 3km
langen Start- und Landebahn hatte sich die ANUBIS einen der hinteren Reifen
zerfetzt und war etwas unsanft zum Stehen gekommen. Mehrere Infanteristen
hatten sich blaue Flecken und Knochenbrüche zugezogen und die Stimmung
zwischen Ihnen und den Piloten war seitdem etwas eisig.
Auf der anderen Seite des Towers erhob sich der Overlord HORUS und warf
einen mächtigen Schatten auf die umliegenden Gebäude. Zu seinen
Füßen bestückten die Mun-Techs gerade die 4 Mechs der
Scoutlanze, welche für diesen Tag für die Patrouille im Coleman
Forrest eingeteilt waren.
Das war auch der eigentliche Grund Ihres langen Aufenthaltes auf Rexburg.
Normalerweise waren nur 2 Wochen vorgesehen und danach ging es weiter,
aber kurz nachdem Sie gelandet waren, hatte Sie eine Depesche vom Marik-Oberkommando
erreicht, in denen Ihnen befohlen wurde, eine Basis für unbestimmte
Zeit zu errichten und auf das Eintreffen einer Pionier-Spezialeinheit
zu warten, welche sich auf dem Weg nach Rexburg befand.
Im Coleman Forrest sollte sich das Frack eines abgestürzten Leopard-Landungsschiffes
befinden, welches geheime Dokumente transportiert hatte und nun auf jeden
Fall gefunden werden musste. Die Fusiliere hatte den Planeten bis zu diesen
Zeitpunkt gegen alle Feindeinheiten zu verteidigen.
Dem Bataillon war zwar verboten wurden, schon aktiv mit der Suche danach
zu beginnen, trotzdem ließ der Major in regelmäßigen
Abständen zwei seiner Luft-Raumjäger mit Aufklärungskameras
über dem Forrest patrouillieren. Und obwohl die Flüge seit fast
14 Tagen erfolgten, hatten seine Piloten noch keine größeren
Magnetanomalien entdeckt, welche auf ein abgestürztes Wrack schließen
ließen.
Am Rande
des Raumhafens war ein schlanker Steppenwolf zum Stehen gekommen und nach
einer Weile öffnete sich seine hintere Einstiegsluke und der Mechkrieger
kam herausgeklettert. Neri-Vela hob sein Fernglas um die Nummer des Mechs
zu identifizieren, nur um dann umso deutlicher beobachten zu können,
wie der Pilot in hohen Bogen von der Schulter seines Mechs pisste.
Na das würde eine saftige Disziplinarstrafe nach sich ziehen, während
einer Streife seinen Mech zu verlassen. Sie befanden sich zwar nicht in
einer Gefechtsregion, doch solche Sitten durfte man erst gar nicht einreißen
lassen.
Er nahm sein Funkgerät zur Hand um den Offizier vom Dienst zu benachrichtigen,
als eben dieser mit Ihm Kontakt suchte.
" Horus-Basis an Kingpin. Melden Sie sich sofort im HQ, wir haben
Feindkontakt im Orbit um Rexburg."
Neri-Vela war schon im Dauerlauf auf dem Weg zum Landungsschiff, als der
Wachhabende Offizier Alarm auslöste.
" Kingpin an Basis. Bin im Anmarsch.....leiden Sie alles nötige....
in die Wege, bin gleich da.... "
Der 2m Hüne hetzte über das Landefeld und wünschte sich
keuchend, einen Jeep für seinen Kontrollgang genommen zu haben. Seine
momentane Kondition war nicht die Beste, der Regimentsarzt hatte Ihn auf
eine strenge Diät gesetzt um den langsam anwachsenden Bauch zu bekämpfen
und so sparte er sich längere Funkgespräche mit seinen Leuten,
die fünf Minuten konnten Sie auch noch warten.
" Horus-Basis an Kingpin. Unsere Gefechtspatrouille greift Feindkräfte
an, 3 Boogies plus 6 Banditen.... Irgendwo da draußen muss ein Sprungschiff
an einen Piratenpunkt hängen."
Na prima, dachte Neri-Vela, drei Landungsschiffe und 6 Luft/Raumjäger,
das konnte alles bedeuten. Wenn Sie Pech hatten, lief gerade eine planetare
Invasion an und sein Bataillon musste bis zum Eintreffen der Pioniereinheit
Funkstille bewahren.
Irgendwas war hier oberfaul und der Major wusste nicht, was er davon halten
sollte.
Es wurde immer wichtiger, das er sich mal mit dem hiesigen Garnisionskommandeur
unter vier Augen unterhielt.
Gerade als Neri-Vela die Personeneinstiegsluke der HORUS erreichte, marschierte
ein violetter Orion, mit einem riesigen aufgemalten Vorschlaghammer auf
der Brust, aus dem Mechhangar ins Freie. Ihm folgten zwei Kampschützen
mit rotierenden Radarantennen und ein hinkender Longbow, welche dann sofort
Position um das Landungsschiff bezogen. Neri-Vela winkte dem Orion-Piloten
zu und verschwand im Inneren der Horus.
Die Aggressorlanze hatte Verteidigungsstellung bezogen, um das Schiff
vor Luft-Raumjägerangriffen zu schützen und nun hieß es
abwarten.
Wie Albatrosse durch die Brandung schnitten die beiden Stukas durch die
Explosionswolke des letzten Feindjägers. Der Kampf war kurz und heftig
gewesen und die erste Verteidigungslinie war beseitigt. Drei Stingrays
waren abgeschossen und explodiert und der letzte taumelte mit defekten
Triebwerken und zerlöcherter Außenhaut dem Planeten entgegen.
Die Lyraner hatten einen Totalverlust und einen havarierten Jäger
zu beklagen, dessen Pilot aber noch am Leben war und auf seine Bergung
wartete.
Während die MAORI sich zur orbitalen Rettung aufmachte und die übrigen
Jäger einen Sicherheitskordon aufbauten, erreichten die beiden Söldnerschiffe
die Atmosphäre des Planeten und gingen in den Landeanflug über.
Im gepanzerten Bauch des Intruder´s schnallte sich Major Steven
Reeno noch fester an seinen Sessel, um die immer härter werdenden
Stöße des in der Atmosphäre hin und her geschüttelten
Schiffes zu kompensieren.
"Thomas ich hoffe Du weißt was Du tust? Die Kiste hört
sich an, als ob Sie gleich auseinander bricht. Ich verschütte hier
aller paar Minuten meinen Drink!"
"Ruhig bleiben, runter kommen wir auf jeden Fall. Das Schiff fliegt
sich nun mal wie eine schwangere Ente, wenn die Triebwerke mal wieder
eine Generalüberholung brauchen."
Thomas Schneider kommandierte die Dakota Rain nun schon lange genug, um
die Flugeigenschaften des Sturmschiffes im Schlaf zu kennen.
Der Missionsplan der Task Force sah vor, das die beiden Schiffe inmitten
des als Coleman Forrest bekannten Waldgebiet niedergingen. Der sie begleitende
Berater Ihres Auftraggebers hatte Ihnen Kartenmaterial zur Verfügung
gestellt, anhand derer der Planungsstab mehrere vielversprechende Landezonen
lokalisieren konnte.
Laut des Beraters sollten Sie es maximal mit der vorhandenen Garnision
des Planeten aufnehmen müssen, welche aus einem einzelnen Infanteriebataillon
mit Panzerunterstützung bestand.
Da der Auftrag als schnelle Such- und Bergeoperation gedacht war, waren
die Mechs zurückgeblieben und nur das Infanteriebataillon hatte sich
eingeschifft.
Angeblich handelte es sich bei dem geheimnisvollen Auftraggeber, der diese
Mission initiiert hatte, um einen hochrangigen Offizier der Lyranischen
Streitkräfte.
Seinen Aussagen zu Folge, war vor einem halben Jahr ein Spionageschiff
über dieser Welt abgeschossen wurden, mit einigen brisanten Daten
und Agenten an Bord.
Für eine Rettungs- und Bergungsmission tief in den Marik-Raum hinein,
wollte das Oberkommando allerdings keine Hauseinheit einsetzten und so
war der Auftrag an Söldnertruppen vergeben wurden.
Die Task Force hatten den Zuschlag erhalten und sich um die Hintergründe
des Offiziers keine weiteren Gedanken gemacht. Das war auch einer der
Hauptmerkmale der Einheit. Solange das Geld stimmte und die Mission erfüllbar
erschien, war es egal woher der Auftraggeber kam.
Samuel Urquhardt war einer der leitenden Angestellten von NASHAN COMPUTERS
und hatte vor einigen Jahren eine Söldnereinheit ausgehoben, welche
angeblich mit umgeleiteten Firmengeldern finanziert wurde. Nur wenige
Außenstehende wussten überhaupt von der Verbindung zu NASHAN
COMPUTERS und es wurde auch nicht weiter publiziert. Das Hauptgeschäft
waren Sonderaufträge für reichen Kunden und Partner von Nashan
Computers und in der letzten Zeit hatten Sie sich immer mehr auf Rettungs-
und Bergungsmissionen spezialisiert.
Seit einiger Zeit hatte der Lyranische Nachrichtendienst und die Handelsaufsichtsbehörde
allerdings ein Auge auf die Firma und die Söldnertruppe geworfen,
denn sie standen im Verdacht, während ihrer Mission Informationen
und Technologien zu stehlen.
Man würde zwar nie gegen eine der wichtigsten Herstellerfirma des
Commonwealth öffentlich vorgehen, doch tolerieren konnte man es trotzdem
nicht. Urquhardt und Reeno hatten schon seit einiger Zeit den Verdacht,
das der Geheimdienst einen Agenten bei Ihnen eingeschleust hatte und waren
deshalb besonders vorsichtig geworden.
"Wir nähern uns dem Waldgebiet Chief, sollen wir die Jäger
auspacken, oder willst Du sie an Bord lassen?"
Fragte Schneider über die Schulter, während er die Stabilisierungsdüsen
der DAKOTA RAIN bediente.
"Solange die letzten Meter keine Bedrohung auftaucht, bleiben sie
an Bord, sonst haben wir nachher ein Problem."
Antwortete Reeno und hoffte, das er die richtige Entscheidung getroffen
hatte. Über diesen Teil der Mission hatten Sie lange diskutiert und
keine richtige Lösung gefunden. Die DAKOTA RAIN führte zwei
eigene Luft/Raumjäger des Typs Korsar in Ihren Inneren mit, als kleine
Rückversicherung und für den Fall, das die Lyranischen Piloten
auf unerwartet heftigen Widerstand treffen würden. Sollten die Jäger
aber jetzt starten, könnten Sie am Boden nur auf einer befestigten
Rollbahn landen und dann mit einem Kran an Bord des Intruders transportiert
werden. Da die Landezonen allerdings tief im Wald lagen, konnte diese
Variante nicht in Betracht gezogen werden und für einen Rückkehr
zur MAORI reichte der Treibstoff der Korsaren nicht.
Also würden die Jäger bis zum Abschluss der Mission in Ihren
Kokons bleiben und vielleicht bei der Freikämpfung des Weges zum
Sprungschiffes gute Dienste leisten.
Und das war in Anbetracht der jetzigen Situation nicht ganz abwegig.
Captain Oliver Ortega war gut durchgeschüttelt auf die Kommandobrücke
getorkelt, hatte sich fluchend in einem Sessel festgeschnallt und verkündet,
das den Lyranern die visuelle Identifizierung Ihrer Gegner gelungen war
und sie es mit Elementen der 5. Brigade der Oriente-Füsiliere, wenn
nicht sogar der kompletten Einheit, zu tun hatten.
Der in einem einfachen schwarzen Overall gekleidete Informant, mit dem
nichtssagenden Namen Carl Schmidt, zuckte nur mit den Achseln und meinte
lakonisch, das die Task Force schließlich ein gutes Geld für
den Abschluss der Mission erhielten und sich auch auf Feindkontakt einzustellen
hatten. Im übrigen würde man es sicher nur mit einem Bataillon
der Brigade zu tun haben, da diese auf Sheridan stand und Ihr nicht genügend
Transportkapazität für die komplette Verlegung zur Verfügung
stand.
"Na Super Mr. Schmidt, auch nur ein Bataillon von diesen schweren
Hornochsen reicht um meine Einheit auszumustern. Oliver was haben wir
an Infos über die Fünfte."
Reeno versuchte sich in den immer heftigeren Stößen des Schiffes
aufrecht zu halten.
"Macht es Dir was aus, so zu fliegen als ob Du Ahnung davon hättest
Thomas. Und wie sieht`s aus, können wir, oder die Yorktown eine Aufklärungssonde
in Richtung Raumhafen abschießen?"
Ortega suchte auf seinem Laptop die Datenbank über die Marik-Hauseinheiten
heraus und Thomas Schneider kämpfte zusammen mit seinem Co-Piloten
an den Kontrollen.
"Verdammte Scheiße, eines der Triebwerke spinnt und setzt unregelmäßig
aus. Wir können keine Sonde starten, ich kann den entstehenden Rückstoß
nicht abfangen. Wir müssen erst aus diesen Sturmtief raus, dann sehen
wir weiter."
"Okay und hier kommen die lustigen Nachrichten...." Verkündete
Oliver Ortega.
"Die Fünfte besteht aus einem überschweren und zwei schweren
Bataillon. Gefechtsberichten von Linieneinheiten zufolge haben sie ziemlich
schwere Wannen in Ihren Reihen. Liest sich wie ne Wunschliste für
Mechjockeys: Marodeure, Pirscher, Orions und das übliche was Marik
so gern hat. Drei Kompanien Luft/Raumjäger und ein Bataillon Infanterie
für Sicherungsaufgaben. Ich hoffe mal, wir haben genug Zaubertrank
mit."
Mr. Schmidt verzog sein Gesicht und verleierte die Augen.
"Wenn ich Sie so höre, kommt es mir hoch. Hätte ich nicht
schon einige Gefechts-ROMs über Eure Kämpfe gesehen, würde
ich meinen Sie sind Waschlappen. Ich sage, wir stehen maximal einem Bataillon
gegenüber, mit etwas Infanterie und einer Kompanie Jäger. Ansonsten
wäre die Raumschlacht anders verlaufen."
"Nur schön cool bleiben, Mr. Schmidt. Klappern gehört zum.
Wir landen, finden das Schiff und sind weg, ehe Marik seine schweren Rostbeulen
hochgefahren hat. Und für den Notfall haben wir noch ein paar Überraschungen
parat."
Steven Reeno dankte den Herrn, das sie endlich aus der Sturmfront heraus
waren, sonst hätte er sich übergeben müssen und hoffte,
seine These über den Ablauf der Mission würde sich bestätigen.
Auf dem Außenbildschirmen erstreckte sich eine riesige grüne
Waldmasse und kam schnell näher. Der Ortungstechniker suchte den
Himmel nach Feindmaschinen ab und wurde immer ruhiger, umso länger
sie unentdeckt blieben.
Das war auch eines der Vorteile der Task Force und der Nachteil der Verteidiger
eines Planeten, welcher nicht mehr über ein funktionierendes Satellitensystem
verfügte. In der Zeit des Sternenbundes umkreisten jeden Planeten
mehrere kommerzielle und militärische Satelliten und eine geheime
Landung auf der Oberfläche war nahezu unmöglich. Die Nachfolgekriege
und der Verlust von Hochtechnologie hatten Ihr übriges getan. Laut
Geheimdienstberichten kreisten im Orbit um Rexburg nur drei kommerzielle
Nachrichtensatelliten und drei ramponierte und nicht funktionsfähige
Aufklärungssatelliten. Somit blieben den Verteidigern nur Jäger,
oder Aufklärungsdrohnen, welche die Landungsschiffe verfolgten und
aufspürten, sobald diese aus dem Radarbereich des Raumhafens verschwanden.
Und das war genau in diesem Moment der Fall, als der Ortungstechniker
erleichtert verkündete, das die nahen Berge die Peilung abschirmte
und sie jetzt im toten Bereich der Raumüberwachung flogen und keine
Feinde am Himmel zu sehen waren.
Reeno fand es zwar einerseits schön, das sie so völlig problemlos
aufsetzen konnten, doch machte Ihn die fehlende Präsenz von Vorauseinheiten
Sorgen. Die Oriente-Füsiliere waren eine der härtesten Kampfeinheiten
der Liga und entweder Ihre gesamte Luftwaffe war im Raum über Rexburg
vernichtet worden, oder der gegnerische Kommandeur hatte einen verdammt
guten und hinterhältigen Plan.
"Ich
glaube mir platzt hier gleich der Arsch. Wiederholen Sie das noch mal!"
polterte Major Neri-Vela seinen Adjutanten an und war kurz davor zu explodieren.
"Naja Sir, das Problem das den Start unserer beiden letzten Stingrays
verhindert, ist das die Juniorleutenients Masciff und Omirscheyer im Personenlift
der Horus zwischen den 11. und 12. Deck feststecken. Die Techs arbeiten
an den Problem, aber sie wissen ja das die Horus nicht mehr die Jüngste
ist."
Kapitän Arnim Boland blickte an seinem Vorgesetzten hinauf, wie David
zu Goliath, maß er doch nur kleine 1.65m. Seine geringe Größe
konnte er aber an den Kontrollen seines 70 Tonnen schweren Grashüpfers
mehr als wettmachen.
"Ich kann es auch nicht ändern, Sir. Die Raumüberwachung
meldet gerade, das die beiden Landungsschiffe aus dem Erfassungsbereich
verschwinden. Der überlebende Jäger aus dem Orbitalgefecht kann
nicht zur Verfolgung umgeleitet werden. Leutenient Sullivan meldet schwere
Schäden an Ihrer Maschine. Die Feuerwehr hat eine Landepiste gesperrt
und eingeschäumt und unsere Techs sind froh wenn sie Ihre Stingray
am Stück runterbringt."
Neri-Vela raufte sich die Haare und konnte doch nichts daran ändern.
Natürlich traf seine Leute keine Schuld, sie hatten sich nicht in
einer Gefechtsregion befunden und somit nicht in Alarmbereitschaft und
das dann auch noch die Technik versagte, konnte niemand voraussehen. Der
alte Overlord war nun mittlerweile 320 Jahre alt und Generationen mehr
oder weniger fähiger Techniker hatte sich an seinen technischen Innereien
versucht und Probleme waren eigentlich an der Tagesordnung. Und laut Murphys
Gesetzen würde alles immer zum passenden Moment eintreten.
Auf jeden Fall musste er jetzt so schnell wie möglich einen Aufklärer
hinter diesen Schiffen herschicken, sonst konnte er noch ziemlichen Ärger
bekommen.
"Okay Kapitän, lassen sie die Techs antreiben und organisieren
sie mir etwas was fliegen kann, wir brauchen Informationen. Und sagen
Sie Munroe, das sie die Befehlskompanie hochfahren und unsere beiden Mechs
startklar halten soll."
Der kleine Kapitän rotierte an seiner Funkkonsole und brüllte
Anweisungen in das Bügelmikrofon, währenddessen überprüfte
Neri-Vela den Bereitschaftsstatus seines Bataillons. Wenigstens hier konnte
er Erfreuliches erfahren, denn außer zwei Schützen der 1. Artillerielanze,
welche sich zur Zeit in der Wartung befanden, waren alle übrigen
Maschinen voll einsatzbereit und die Piloten steckten in den Cockpits
und nicht in Fahrstühlen.
"Sir, ich glaub wir haben Glück. Auf dem Zivilen Hafengelände
steht gerade eine Rykker-Passagiermaschine am Startpunkt, Zielflughafen
Sealand auf dem anderen Kontinent. Ich habe Leutenient Arcyle drei Raumgardisten
rüberschicken lassen, die an Bord gehen können. Die Maschine
könnten wir umlenken und über dem Forrest auf Sicht aufklären
lassen. Die Rykker müsste zwar tief runtergehen, aber möglich
wäre es."
"Super Idee Boland. Die Gardisten sollen bis auf die Piloten die
Maschine räumen lassen. Regeln sie das mit dem Tower. Ich will wissen,
was da draußen aufmarschiert."
"Okay Sir, zum Thema Feindschiffe hat der Computer eine Prognose
anhand Flugeigenschaften und Beschleunigungswerte ermittelt. Wir können
mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, das einer der beiden ein Intruder-Sturmschiff
ist und das andere zu 49% Wahrscheinlichkeit ein Sucher, oder schlimmstenfalls
ein Union-Mechtransporter."
Der Major dankte seinem Adjutanten mit einem Kopfnicken. Wenigstens konnte
er jetzt eine großangelegte Invasion ausschließen. Im härtesten
Fall hatten Sie es mit einer Mechkompanie zu tun und ein paar Schlammhüpfern,
nicht genug um seinem Bataillon gefährlich zu werden. Er war zwar
kein überheblicher Kommandeur, doch konnte er die Schlagkraft seiner
schweren Einheit sehr gut einschätzen, selbst wenn Sie es da draußen
mit einer Elitekompanie zu tun hatten.
"Konnten denn unsere Piloten im Raum eine Identifizierung durchführen?"
"Nein Sir, sie hatten alle Hände voll mit dem Leoparden und
den sechs Jägern zu tun. Die Hoheitszeichen weisen die Jäger
als Angehörige des Lyranischen Heeres aus. Die Luftwaffe bleibt allerdings
im Raum zurück und entfernt sich mit Vektor auf den vermuteten Piratenpunkt.
Da sie keine Unterstützungsposition um Rexburg beziehen, denke ich
nicht, das die Bodentruppe zu Ihrer Einheit gehören, sondern das
wir dort draußen Söldner haben."
Der kleine Kapitän lauschte den Worten aus seinem Ohrhörer und
gab die erhaltenen Information an seinen Vorgesetzten weiter.
" Die Rykker ist soeben gestartet. Die Piloten meckern zwar rum und
wollen sich beschweren, aber die Gardisten haben gedroht sie auf Ihren
Befehl hin zu erschießen und der Disput ist für den Moment
beigelegt. Außerdem beginnen unsere Techs jetzt damit unsere Eingeschlossenen
frei zuschweißen!"
Na prima, dachte Neri-Vela. Jetzt legen sie den Aufzug entgültig
still und das hieß Leitern hoch und runterklettern, er sollte vielleicht
doch ins Raumhafengebäude umziehen.
"Alles Klar Boland. Übergeben sie an unser mobiles HQ und wir
gehen in unsere Mechs. Falls wir angegriffen werden, will ich nicht in
diesem Rosteimer festsitzen."
Der kleine Fuchs wagte sich vorsichtig aus seinem Versteck hinter dem
Dornenbusch hervor und schlich sich schnüffelnd an das große
knackende und zischende Ding heran, welches da auf der Waldlichtung stand,
wo sich eigentlich der Bau mit seinen Eltern und Geschwister befand. Als
der Qualm und das Feuer aus dem Himmel gefallen waren, hatte er am Rande
der Lichtung gespielt und war dann völlig verschreckt in den dichten
Wald gerannt. Nun siegte die Neugier und die Angst um seine Familie, die
den kleinen Rotpelz auf zitternden Beinchen vorwärts trieben.
Zwei riesige Stahlkugeln hingen seufzend und ächzend auf vier dünnen
Beinen am Boden und qualmten aus unzähligen Ritzen. Im Hintergrund
hatte Buschwerk Feuer gefangen und schwelte langsam zu einem Brand an.
Wo waren nur seine Eltern, wenn es brannte mussten doch alle wegrennen.
Der Fuchs hatte die vorderste Kugel fast erreicht, als ein lautes Knallen
über ihm erklang und ein mächtiger Schatten sein Blickfeld verdunkelte.
Er warf sich herum und wollte in den Wald zurückrennen, doch leider
war er nicht schnell genug und die mächtige Einstiegsluke des Intruders
DAKOTA RAIN krachte scheppernd zu Boden und erwischte den kleinen Fuchs
kurz bevor dieser die sichere Zone erreicht hatte.
Mehrer Infanteristen kamen die Rampe hinuntergerannt und warfen sich mit
angelegten Sturmgewehren in Stellung. Ein unheimlich kompakter Glatzkopf
mit Sergeant-Abzeichen und einer dicken Zigarre im Mund, sprang als letzter
hinab und brüllte seine Befehle.
" 1. Zug in Stellung und sichert mir diese verdammte Landezone. Scheiße
Mann, hier liegt ja ein Fuchsschwanz herum, ich hoffe wir haben keinen
beschissenen Marik-Waldläufer überfahren. Corporal Hicks, nehmen
sie sich ein paar Leute und löschen Sie das Feuer dahinten, wir sind
hier im Krieg und nicht beim Grillfest."
Während die Männer und Frauen umherliefen, um Ihrem Zugsergeant
zu gefallen, jagte einer der beiden schwarzen Labrador Retriever des Kommandeurs
die Rampe hinab und bellte sich die Kehle über dem Fuchsschwanz heißer.
Neri-Vela
schnallte sich gerade in der Pilotenliege seines Zyklops fest, als sein
Cheftech die Befreiung der beiden Eingeschlossenen meldete.
"Na ich bin ja begeistert, dann sollen die Herren so schnell es geht
starten und mir das Hinterland aufklären." Er zog sich den schweren
Neurohelm über den Kopf und fuhr den Mech vollständig hoch,
die Waffenanzeigen sprangen auf Bereitschaft und der Reaktor summte unter
seinen Füßen vor sich hin. Die Kühlflüssigkeit strömte
in seine Kühlweste und verursachten eine Gänsehaut, automatisch
zog er seinen Bauch ein und musste danach den Vierpunktgurt neu festziehen.
"Major, die Befehlskompanie meldet Grünes Licht. Und Leutenant
Arnold klärt mit seiner Scoutlanze in Richtung Forrest auf. Außerdem
erreicht die Rykker in wenigen Minuten die vermutete Landezone des Feindes."
Kapitän Boland fungierte als Schnittstelle zwischen Kapitän
Sarah Schirra, welche das HQ kommandierte und dem Major. Sämtliche
Kommunikation lief über seinen Grashüpfer als Relaisstadion.
Das war eine Standardprozedur der Füsiliere, mit denen Kopfjägereinheiten
in die Irre geführt wurden, für den Fall das diese den Funkverkehr
knackten und den Feldkommandeur ausschalten wollten.
Die Techs der Einheit machten sich deshalb manchmal den Spaß ein
weißes Fadenkreuz aus Kreide auf das Hinterteil seines Grashüpfers
zu malen. Boland fand das allerdings gar nicht witzig, hatte bis jetzt
aber noch nie einen von den Hunden erwischt.
"Okay Kapitän. Nachdem Hassad und Simmon Ihre Kompanien bereit
gemeldet haben, scheinen wir ja fertig zur Party zu sein. Die Raumgarde
soll die Horus abriegeln und die Infanterie soll aufsitzen, wir rücken
erst aus, wenn ich klare Informationen über die Landezone habe. Wie
sieht es mit dem Garnisonkommandeur aus und seinem Bataillon? Ich habe
das Gefühl das er uns verarschen will."
"Ich habe einen Offizier in die Kaserne geschickt. Das Garnisonsbataillon
hat die wichtigsten Einfallsstraßen nach Sacramento City abgeriegelt
und beruft sich auf seinen Verteidigungsauftrag. Komtur Ismael Weismandl
meint für den Kampf gegen die gelandeten Feindkräfte kann er
keine Truppen abstellen und dafür wären wir ja hier. Er muss
die Stadt schützen und wenn es seine Zeit erlaubt, wird er sich mit
Ihnen treffen."
Major Neri-Vela verzog ärgerlich sein Gesicht und grummelte eine
Antwort in sein Mikrofon. Er konnte leider nichts gegen diesen arroganten
Idioten unternehmen. Rangmäßig standen sie beide zwar auf der
gleichen Stufe, aber als Kommandeur der planetaren Garnison war Weismandl
etwas besser gestellt. Er legte fest, wie er seine Stadt und die Kasernenanlage
zu schützen hatte und daran konnte auch ein Gefechtskommandant nichts
ändern. Sie waren nun mal in der Liga Freier Welten und nicht im
streng militärisch diktierten Draconis-Kombinat.
"Die Rykker ist über den Coleman Forrest und hat Sichtkontakt
auf die Landezone. Unsere Jäger rollen gerade zur Startposition und
sind in ein paar Minuten in der Luft." Kommentierte Kapitän
Boland den einkommenden Funkverkehr, als er plötzlich aufkeuchte
und entsetzt stammelte.
"Oh Gott, Sir....wir haben ein großes Problem."
Die Ortungstechniker der beiden gelandeten Schiffe hatten die Passagiermaschine
sofort erfasst, als diese über die Bergkette geflogen kam. In der
Landezone herrschte hektische Betriebsamkeit und die Frachtmeister waren
gerade mit dem Ausladen der Hubschrauber beschäftigt, als die Alarmsirenen
losgingen.
Hier in den Tiefen des ausgedehnten Waldgebietes war nicht so schnell
mit dem Angriff einer Mecheinheit zu rechnen. Die größere Gefahr
ging im Moment von Luftangriffen, oder Aufklärungsmaschinen aus und
so unterbrachen die Techniker auch nicht Ihre Arbeiten, sondern suchten
nur mit den Augen nach Deckungsmöglichkeiten, für den Fall das
Ihnen ein Tiefflugangriff ins Haus stand.
In der Gefechtszentrale der DAKOTA RAIN diskutierten derweil der Kommandostab
und Mr. Schmidt über die Einstufung der Passagiermaschine. Schmidt,
Ortega und Captain Hoghes von den Fallschirmjägern bestanden auf
den Abschuss der Maschine, welche sich durch Ihre geringe Höhe und
offensichtliche Aufklärungstätigkeit über Ihrer Landzone
verdächtig machte. Reeno und der Rest wollten aber auf keinen Fall
eine zivile Maschine mit Unschuldigen an Bord abschießen.
"Verflucht noch mal Major Reeno, sie gefährden diese Operation.
Ich kenne die Daten über Rexburg. Von den zivilen Fluglinien führt
keine einzige eine Route über den Coleman Forrest. Das ist ein Aufklärer,
sehen sie doch mal wie tief der anfliegt. Schiessen sie verdammt noch
mal das Teil vom Himmel!"
Carl Schmidt legte provokativ seine Hand auf die schwere Sternennacht,
die er im Schulterholster trug und baute sich vor Reeno auf. Dieser richtete
sich auf und nachdem er das mehrfache Klicken von durchgeladenen Waffen
vernahm und alle anwesenden Offiziere und Techniker Ihrer Handfeuerwaffen
auf Mr. Schmidt gerichtet hatten, schnipste er sich einige imaginäre
Fusseln vom Overall und meinte:
"Lassen Sie ihre Bleispritze ruhig stecken, sie wären tot bevor
sie auch nur dran denken. Ich leite diese Mission und wir schießen
nur auf diese Passagiermaschine, wenn sie anfängt über uns zu
kreisen. Nur dann stufe ich sie als potentielle Bedrohung für unseren
Auftrag ein. Haben Sie das verstanden? Sie sind nur ein Berater!"
" Sir. Die Maschine beginnt über unserer Position zu kreisen."
Verkündete Liam Nygg, der Ortungstechniker der DAKOTA RAIN und fällte
somit das endgültige Urteil.
Reeno drehte sich zu dem Waffenoffizier um und somit dem breit grinsenden
Schmidt den Rücken zu.
"Okay, Mr. Enfield. Erfassen sie die feindliche Maschine und bekämpfen
sie diese mit Bordwaffen. Hoghes, sie bringen einen Zug von Ihren Jungs
in einen Hubschrauber und schicken sie zum Absturzgebiet der Maschine.
Bergen sie Überlebende und bekämpfen Sie entstehende Brände.
Ich will nicht hier rumsitzen, wenn dieser ganze Wald um uns abbrennt."
An der Spitze des Intruders schwenkten die Waffentürme in Richtung
des Flugzeuges und Autokanonen, PPKs und Langstreckenraketen vereinten
sich zu einem vernichtenden Sperrfeuer, welches für die langsame
und nicht für Kriegszwecke gebaute Rykker, eine unüberwindbare
Barriere darstellte.
6 Raketen erwischten das Cockpit und töteten die Crew auf der Stelle,
der Funker konnte gerade noch ein kurzes Mayday absetzen, als ein Laserstrahl
in die zertrümmerten Computer einschlug und die gesamte Elektronik
lahm legte. Die Maschine trudelte noch einige Zeit vor sich hin, bis eine
der zerlöcherten Tragflächen zu reißen begann und dann
stürzte sie wie ein Stein vom Himmel. Der Aufschlag war selbst in
der Landezone noch zu spüren, obwohl er sich mehrere Kilometer entfernt
ereignete. Währenddessen schleppte ein Zug Fallschirmjäger Feuerlöschgeräte
in einen mit knatternden Rotoren wartenden Karnov-Hubschrauber und hob
dann zu der Unglückstelle ab. Der Karnov war kaum aus dem Blickfeld
verschwunden, als eine neue Bedrohung über den Bergen erschien.
"Major, jetzt wird es ernst. Wir erfassen 2 Stingrays, welche aus
Richtung Raumhafen kommen. Ich habe es der Heli-Crew durchgegeben und
sie gehen kurz irgendwo in Deckung. Sollen wir die Jäger abfangen
lassen?"
"Ja, übermitteln sie die nötigen Daten an die Flugabwehrlanze.
Ich will die Stingrays nicht an meiner Landezone sehen."
Das Spiel konnte beginnen. Mitten in der heißen Phase der Mission,
entdeckte sie der Feind. Aber das war auch nur eine Frage der Zeit gewesen,
nur hatten Sie in Ihrer anfänglichen Planung nicht mit einem Elitebataillon
BattleMechs gerechnet.
Nun hieß es, so schnell wie möglich das abgestürzte Landungsschiff
zu finden und den Gegner solange wie möglich hinzuhalten. Noch hatte
die Task Force eine realistische Chance, diesen Auftrag zu erfüllen.
Allerdings konnte sie die zusätzliche Aufgabe, die Ihnen von Ihren
großen Boss Sam Urquhardt aufgetragen hatte, nun vergessen.
Er schickte seine Einsatzoffiziere zu ihren Einheiten und hoffte, das
seine kleinen Überraschungen dem Feind etwas bremsen konnten, denn
er traute der Aussage von Carl Schmidt keine Minute lang, der behauptete,
die ungefähren Koordinaten der Absturzstelle zu kennen.
Er stellte das Funkgerät auf die Bataillonsfrequenz und rief die
taktische Karte der Landezone und Ihrer Umgebung auf.
Was hatten die 5.Füsiliere auf Rexburg stehen, fragte er sich und
fluchte das sie keine Möglichkeit mehr bekamen eine Drohne in Richtung
des Raumhafens zu schicken. Er brauchte Daten und auf dem Luftweg würde
er sie im Moment nicht bekommen.
Wohl oder Übel musste der Aufklärungszug ausrücken und
in Richtung des zu erwartenden Angriffes sondieren.
Auf dem Außenbildschirm der Taktikzentrale konnte er das Ausschiffen
der letzten Panzer der Unterstützungskompanie beobachten, die vier
Patton rumpelten die steile Rampe der YORKTOWN hinunter und wurden von
Captain Ramirez, der mit seinem lächerlichen Offiziersstöckchen
im Kommandojeep stand, eingewiesen.
Am Waldrand verschwand gerade die Schwere Infanteriekompanie und bezog
in zwei Kilometer Entfernung einen Sicherheitskordon in Richtung des Polux-Passes,
welcher die Einzigste ernstzunehmende Passage vom Raumhafen zu Ihrer Landezone
darstellte.
Reeno drückte Nicole Rassky die Daumen, sie und Ihre drei Mechabwehrzüge
waren der letzte Verteidigungsgürtel, der die Landungsschiffe schützten
würde.
Das Stakkato von Autokanonensalven riss Ihn aus seinen Überlegungen
und meldete das Eingreifen der Flugabwehr. Nun mussten erst einmal die
Jäger vom Himmel, damit Hoghes zusammen mit seinen zwei übrigen
Fallschirmjägerzügen und den Pionieren in den Hubschraubern
starten konnten, um die Koordinaten von Mr. Schmidt anzufliegen.
Schmidt hatte darauf bestanden, die Truppen zu begleiten und Reeno hatte
nichts dagegen gehabt, den Idioten dieses zu gestatten.
"Crow
Flight Leader an Horus-Basis. Überfliegen die Helljaden-Kette und
nähern uns den letzten bekannten Koordinaten der Passagiermaschine.
Over."
"Horus-Basis an Crow Flight. Identifizieren sie die Landungsschiffe
und greifen Sie nur zum Selbstschutz an. Denkt dran Jungs, ein Intruder
kann sich ziemlich heftig wehren. Over."
Hakim Masciff bestätigte und zog seine Stingray leicht nach links
und ging auf 200m hinunter. Sein Flügelmann folgte Ihn in einigem
Abstand.
"Okay Sixpack, halt schön Deine Mütze fest. Wir gehen tief
rein und sobald wir Daten reinbekommen machen wir eine heiße Kehre
und packen die schnellen Schuhe aus."
"Roger Rockhound. Lasse mich zurückfallen und ........Bingo
Mann, erfasse zwei heiße Reaktoren in drei Uhr. Hast Du sie auch
?"
Masciff schaltete seine Anzeigen von MAD auf Infrarot und entdeckte nun
auch die beiden leuchtend roten Punkte auf seiner Anzeige.
" Sehe sie Sixpack. Definitiv zwei dicke Lander und ein paar kleine
Signaturen im Umfeld. Wahrscheinlich Panzer. Wir gehen bis maximal zwei
Kilometer ran, sonst kommen wir in die Waffenreichweite der Schiffe. Bremse
ab, wir vergrößern den Abstand. Ich gehe zuerst rein und Du
gibst mir Deckung."
"All right. Halte die Röcke fest und mach keinen Blödsinn
Mann, der Alte ist wieso schon sauer auf uns und wir sollten das hier
nicht vergeigen................oh Shit, was ist das.....Rockhound, ich
habe hier 4 Echos auf meiner MAD-Anzeige.....500m voraus."
Auf der kleinen Lichtung in der Einflugschneise der Jäger fuhren
die vier Partisan-Panzer Ihre Reaktoren hoch und korrigierten die Ausrichtung
Ihrer Waffen. Die nötigen Daten hatten sie von der Gefechtszentrale
der DAKOTA RAIN erhalten und so konnten sie bis zum letzten Augenblick
im Tarnmodus verharren.
Juniorleutenient Hakim Masciff vernahm zwar noch die Warnung seines Partners,
konnte aber nicht mehr reagieren. Zu Nah war er schon an seine Henker
heran, als das er effektive Ausweichmanöver fliegen konnte. Diese
Mistkerle hatten Ihn voll erwischt und seine Stingray zischte in das Flakfeuer
von 16 Autokanonen.
Für den nachfolgenden Omirscheyer erbrach sich der vorausfliegende
Jäger in eine feurige Rose, durch die grüne Leuchtspurgeschosse
Ihre grausigen Bahnen zogen.
Er riss am Steuerknüppel, um den glühenden Trümmern auszuweichen
und unterdrückte den Impuls seine Maschine in einen Tiefflugangriff
zu stürzen.
Wut und Adrenalin durchströmten seinen Körper und ließen
seine Hände beben. Gegen 4 Flugabwehrpanzer hatte er nicht den Hauch
einer Chance und so musste er versuchen den Feind zu identifizieren, damit
der Alte und seine Mechs diese verdammten Söldner in den Dreck stampfen
konnten.
Omirscheyer flog einige wirre Kurven und konnte endlich die Landungsschiffe
auf einer großen Waldlichtung erkennen. Er überspielte die
Daten an seinen Flugleiter, zeigte den Schweinebacken den Mittelfinger
und drehte in Richtung der Berge ab, ohne auch nur in die Nähe der
Flak-Batterie zu kommen.
Sacramento
Stadt
Vor dem Fenster
ratterten zwei Schützenpanzer durch die Straßen der abgeriegelten
Stadt und die beiden Personen an der Theke des Schnellimbisses schauten
ihnen nach, bis sie um die Ecke in die Battery-Avenue einfuhren. Die aufgesessen
Infanteristen hatten sich schwarze Striche unter die Augen gemalt und
alberten wie kleine Kinder herum. Spätestens wenn hier Mechs durchstampften,
würde sich die Stimmung der Hobbykrieger aber schlagartig ändern.
Der größere der beiden Männer, trug sein rotes langes
Haar zu einem Zopf und einen mächtigen Schnurbart, der Ihm das Aussehen
eines wilden Wikingers verlieh.
"Die Ärzte konnten den Zustand unseres Patienten wieder stabilisieren.
Seine Begleiter sind leider vorgestern Ihren Verletzungen erlegen. Wie
sie fast drei Monate da draußen überleben konnten ist mir wieso
ein Rätsel. Unser Freund hat fast 25 Kilo abgenommen. Wenn ich das
Theater jetzt da draußen sehe, wie gehen wir jetzt weiter vor? Die
stille Nummer können wir ja nun vergessen."
Der zweite Mann war von erheblich kleineren Wuchs und trug die Uniform
der Garnisonstruppen von Rexburg. Er wischte sich über seine polierte
Glatze und seufzte müde.
"Ich dachte es mir. Das ist also das Szenario für das wir nie
einen richtigen Plan hatten. Das er lebt und seinen Schergen entkommen
konnte ist schon unglaublich genug, aber das er so dumm war, nach Atreus
zu kommen."
Beide tranken nachdenklich ihren Kaffee und beobachteten den Besitzer
des Imbisses, der völlig unbeteiligt am anderen Ende der Theke Gläser
polierte.
"Ich kann unmöglich einen Funkspruch absetzten, dann können
wir Ihn auch gleich an Comstar übergeben. Vor einer Stunden ist die
Marik-Pioniereinheit ins System gesprungen. Wir müssen davon ausgehen,
das wir es entweder mit SEKURA-Einheiten zu tun haben, oder Comstar persönlich.
Ich weiß nicht, wie weit die Manipulationen des Ordens gehen. Die
militärischen Depeschen des Oberkommandos sahen jedenfalls ziemlich
echt aus."
"Wen wundert es, die Kuttenträger haben ja Ihre Hände in
der gesamten Kommunikation drin. Ist er es eigentlich Wert, das seinetwegen
so viele Menschen sterben?"
Der Glatzköpfige leerte seinen Kaffee und stand auf.
"Ich weiß es nicht Demeter, ich weiß es nicht. Der oberste
Rat der Rabbiner ist jedenfalls der Meinung, er wäre es Wert. Ich
weiß auch nicht, wie ich diese Söldner da draußen einordnen
soll. Sind sie unsere Freunde, oder auch nur ein kleiner Teil dieses gewaltigen
Puzzles. Wenn ich nur die Gemeinde auf Tharkad erreichen könnte,
dann wüssten wir mehr. So müssen wir uns auf unsere Intuition
und ein wenig Glück verlassen."
Demeter nickte zustimmend und stand ebenfalls auf, die beiden gaben sich
zum Abschied die Hand.
"Wie läuft es eigentlich mit dem Kommandeur der Füsiliere?
Ich habe gehört, er ist etwas sauer auf Dich?"
"Ach, dieser Schmok. Ich glaube er ist einfach nur zufällig
hier und hat von den Hintergründen keine Ahnung. Das sie auf dem
Raumhafen rumsitzen ist zwar etwas riskant, aber solange sie die Lagerhallen
in Ruhe lassen, sind wir in Sicherheit. Ich hoffe Deine Techniker bekommen
sie wieder hin?"
"Ist Prinz Davion rothaarig? Natürlich bekommen wir sie hin,
wir arbeiten doch schon fast 5 Monate daran."
Der Glatzköpfige strich seine Uniform glatt und verlies den Imbiss,
in der Tür drehte er sich um und sagte. " Shalom Demeter. Vielleicht
geht die ganze Sache noch mal gut aus."
"Das hoffe ich. Shalom Ismael. Wenn jemand es schafft, dann Du."
Der Kommandeur der Garnison stieg lächelnd in seinen Jeep und fuhr
mit quietschenden Reifen los.
Über
den Coleman Forrest
Wie Lippellen
glitzerten die drei Karnov-Hubschrauber im Sonnenlicht, während sie
knapp über den Bäumen hinwegflogen. Captain Hoghes stand in
der offenen Tür der ersten Maschine und blickte auf die grüne
Masse unter sich. Der Wind zerrte an seiner Uniform und zerzauste seine
dunklen Haare. Hinter ihm hatte sich Carl Schmidt aufgebaut und beobachtete
durch ein protziges Fernglas die Umgebung.
"Ich verstehe das nicht Hoghes. Laut meinen Aufzeichnungen muss es
sich hier befinden. Wir bekommen nichts über die MAD-Anzeigen rein,
das kann einfach nicht sein."
"Tja, hier ist jedenfalls nichts. Wir knattern jetzt schon 20 Minuten
über den Gebiet und jeden Moment können wir wieder mit Marik-Jägern
rechnen. Hier gibt es keine Lichtung, wo wir uns abtarnen können
und sollten sie jetzt kommen, sind wir Geschichte. Woher wollen sie überhaupt
so genau wissen, wo das Schiff liegt?"
Schmidt senkte das Fernglas und sah Hoghes in die Augen.
"Ich war dabei, als es abstürzte."
Dann hob er es wieder hoch und setzte seine Beobachtungen fort.
"Bingo. Hoghes sagen sie dem Piloten, er soll nach Westen abdrehen.
Dort hinten sehe ich verbrannte Baumkronen und eine schmale Schneise."
Die Hubschrauber drehten ab und nahmen Kurs auf das neue Ziel, die Männer
und Frauen in den Frachtabteilen entsicherten ihre Waffen.
Als sie über der Schneise ankamen, konnte man unschwer erkennen,
das sich hier ein Absturz ereignet hatte. Fast anderthalb Kilometer reichte
die Spur der Vernichtung und hier und da konnte man einige Metallgegenstände
erkennen.
"Hier stimmt was nicht. Captain Hoghes lassen sie Ihren 2.Zug und
die Pioniere zur Basis zurückfliegen. Wir landen und untersuchen
das Gelände. Eins steht schon mal fest, es ist nicht mehr da und
mir ist schleierhaft, wie es von hier verschwunden ist."
Hoghes nickte und befahl den beiden anderen Hubschraubern zur Landezone
zurückzufliegen. Es war besser wenn nicht alle wie auf einen Präsentierteller
über dem Wald kreisten, für den Fall das Marik doch noch einsatzfähige
Jäger besaß.
Nach einer
halben Stunde hatten Sie das Gebiet um die Absturzstelle abgesucht und
nur ein paar Trümmer gefunden. Hoghes war die seltsame Stimmung am
Boden nicht entgangen und irgendwas sagte Ihm, das hier etwas nicht stimmte.
Er wechselte einen Blick mit seinem Zugführer Lieutenant Carlson
und bemerkte, das auch dieser nervös war. Beide hatten schon einige
riskante Missionen gemeinsam gemeistert und so ein Gespür für
die Gefahr entwickelt.
"Unser Berater scheint dahinten was gefunden zu haben, er gräbt
im Boden."
Carlson wies mit seinem Sturmgewehr ans Ende der Schneise, wo Schmidt
mit einem Klappspaten in der Erde wühlte.
"Ich geh mal nachsehen was der Trottel entdeckt hat. Bleib hier und
halte die Augen offen. Hier liegt was in der Luft. Deine Leute sollen
sich irgendwo unbemerkt Deckung suchen."
Carl Schmidt waren die flachen Hügel im nahen Unterholz erst aufgefallen,
nachdem er direkt davor stand. Er war etwas weiter in den Wald gegangen,
um auszutreten, als er von seiner Position die Hügel sah.
Der Form nach konnte es sich hierbei nur um Gräber handeln und Schmidt
musste sich überzeugen, ob seine Mission hier zu Ende war.
Er hatte schon vier ziemlich verwesende Leichen ausgebuddelt und anhand
der Gebisskopie, welche er in seiner Tasche mitführte, festgestellt,
das er nicht dabei war, als der Kommandeur der Fallschirmjäger hinter
ihn trat.
"Ach du Scheiße. Wen haben sie denn da gefunden?"
Schmidt blickte nicht von seiner Arbeit auf und lies die Kopie heimlich
verschwinden, während er weitermachte, antwortete er gedankenverloren.
"Der Kleidung nach, wahrscheinlich die Piloten des Freibeuters."
Hoghes trat einen Schritt näher und versuchte Carlson ein Zeichen
zu geben, während er misstrauisch fragte.
"Irgendwie witzig das die Toten Marik-Uniformen tragen und welcher
Freibeuter? Ich denke wir suchen ein abgestürztes Leopard-Landungsschiff?
Wie wäre es mal mit einer plausiblen Erklärung"
Carl Schmidt richtete sich auf, lächelte trocken und blickte in die
Mündung von Hoghes entsicherten Pistole.
"Ups....da haben sie mich wohl erwischt. Es gibt Dinge die müssen
sie nicht wissen.
Und außerdem haben sie gerade mit Ihrer dummen Aktion die Fahrkarte
über den Styx gelöst."
Ein lauter Knall zerriss die Stille des Waldes und Vögel flogen aufgeschreckt
aus den Baumwipfeln davon.
Mit einem dumpfen Aufschlag ging Captain Hoghes zu Boden und sein zerschmetterter
Kopf kam auf einer Narbe Moos zu liegen. Seine gebrochenen Augen starrten
weit aufgerissen in den Himmel und über Ihn stehend steckte Lieutenant
Carlson seinen Revolver ins Halfter zurück.
"Tja Mr. Carlson, sie haben mir zwar meine Hose versaut, aber danke
für die schnelle Reaktion. Es ist doch immer wieder schön zu
sehen, wie Männer für Geld Ihre Ehre verkaufen."
Damit riss er die Schrotflinte vom Rücken, die er aus dem Hubschrauber
mitgenommen hatte und erschoss an Carlson vorbei den Zugsergeant, der
erstaunt angelaufen kam. Damit hatte er das Zeichen für das nachfolgende
Massaker gegeben und auf der Lichtung entbrannte ein kurzes Feuergefecht.
Leider gab es nur acht Personen, die wussten, auf wen sie schießen
mussten und so waren nach einer Minute über die Hälfte der Fallschirmjäger
des 1. Zuges tot und Ihre ehemaligen Kameraden gingen umher und sammelten
die Waffen ein.
Im Hubschrauber versuchte der Co-Pilot verzweifelt das Seiten-MG zu entsichern,
nachdem er die Situation erfasst hatte, nur um von seinem Kommandanten
in den Hinterkopf geschossen zu werden.
"Sorry Alfons, Du hättest es nicht verstanden und akzeptiert."
Er stieß seinen toten Partner aus dem Hubschrauber und gab Schmidt
ein Zeichen, das die Lage hier geklärt war.
Dieser stand mit Lieutenant Carlson bei den Gräbern und meinte nachdenklich.
"Es ist Zeit, das sie sich in der Landezone melden. Erklären
sie Ihnen die Situation.
Und dann verschwinden wir von hier."
"Und wo ist das Schiff hin? Es kann unmöglich gestartet sein
und ringsherum ist dichter Wald."
"Keine Ahnung. Mir ist das alles schleierhaft. Ich hab es persönlich
abgeschossen und die Kiste sah nicht aus, als ob sie von alleine wieder
hier wegkommt. Ich glaube wir müssen uns mal mit dem hiesigen Garnisonskommandeur
unterhalten. Jemand hat das Schiff abtransportiert und es muss noch irgendwo
stecken. Wenn wir den Freibeuter finden, finden wir unser Ziel, davon
können wir ausgehen."
Während Lieutenant Carlson zum Hubschrauber ging, um einen Funkspruch
abzusetzen, erhob sich in Richtung der Berge heftiges Geschützfeuer.
Die zurückgeworfenen Echos hallten über das ganze Tal, in welchen
der Coleman Forrest lag und verkündete den Beginn der Schlacht um
die Landezone.
"Läufer
Vier an König. Ich habe Sichtkontakt auf die Vorauseinheiten. Over"
Die vorgeschobenen Beobachter des Aufklärungszuges waren bis in den
Polux-Pass vorgedrungen und hatten dort Stellung bezogen. Ihr Zugführer
stand neben der Packratte, welche sie am Beginn des Waldes unter Tarnplanen
versteckt hatten und die als Relaisstadion zur Landezone diente.
"Verstanden Läufer Vier. Können Sie erkennen was da auf
uns zukommt?"
"Yeah, sieht aus wie eine Scoutlanze. Zähle vier Bravo Montreals,
keine Infanterie, keine begleitende Tankunterstützung. Ein Hermes
II, ein Feuerfalke und zwei Hornissen. Tippe auf den Hermes als Lanzenführer.
Tasten sich langsam vor."
Der Zugführer verzog das Gesicht. Die Bewaffnung der in den Pass
geschickten Einheit, eignete sich hervorragend zur Bekämpfung von
Infanterie. Flammer und schwere Maschinengewehre konnten seinen Zug in
wenigen Minuten ausradieren. Wie es aussah, wusste der Gegner was Ihn
erwartete, sonst hätte er dickere Brocken vorausgeschickt.
Seine Scharfschützen waren im Pass und hatten eigentlich auf begleitende
Infanterie gewartet, um vielleicht einige Glückstreffer auf Offiziere
anzubringen.
Nun konnten sie gar nichts unternehmen, außer weiter zu beobachten
und die Mechlanze passieren zu lassen.
Was dem Aufklärungszug fehlte, waren schwere Waffen und die lagen
etwas weiter hinten in vorbereiteten Stellungen.
"König an alle Läufer-Einheiten. Haltet Euch bedeckt, wenn
wir Glück haben registrieren sie uns nicht. Zieht euch nach eigenen
Ermessen zurück. Ende der Kommunikation."
Der Zugführer stieg in die Packratte und zog die Tarnplane über
den Eingang. Seine Leute würden sich nun nur noch im Notfall über
Funk melden. Alle lagen unter isolierten Decken versteckt, damit die Mechpiloten
sie nicht im Infrarotmodus entdecken konnten. Das einzige Problem war
das getarnte Fahrzeug und das wusste auch der Richtschütze, welcher
sich krampfhaft an den Kontrollen des KSR-Werfers festhielt. Noch war
das Waffensystem ohne Energie, denn die Packratte war abgeschalten, doch
sollten sie angegriffen werden, änderte sich dieses schlagartig.
Nur die visuellen Sensoren stellten noch einen Kontakt zur Außenwelt
dar und die Spannung im Inneren des Fahrzeuges stieg ins Unermessliche.
Langsam schepperte
eine der beiden Hornissen um die kleine Felsnase und blieb am Ausgang
des Passes stehen. Den mittelschweren Laser in der rechte Hand streckte
sie wie ein Revolverheld nach vorn und der kleine Kopf ruckte von links
nach rechts. Ein wunderschönes Airprush von den ans Kreuz geschlagenen
Jesus bedeckte den größten Teil des Mechtorsos und glänzte
in der Sonne.
Nachdem der Pilot keine Gefahr für sich und seine nachfolgende Lanze
finden konnte, ruckte er an und steuerte auf den Waldrand zu, wo der Mech
wieder zur Ruhe kam und wartete. Währendessen lugte die zweite Hornisse
um die Ecke und blieb am Ausgang stehen.
Nicht dumm, dachte der Zugführer und beobachtete den zweiten Mech
durch das Scherenfernglas. Sie wollen eine Reaktion provozieren und schickten
den Heiland nach vorne.
Als keine Raketen auf den beiden Hornissen einschlugen, näherte sich
der Rest der Scoutlanze und verlies vollständig den Pass.
Im Fernglas konnte man deutlich die Aufschrift in roter Farbe auf der
Brustpartie des Hermes II erkennen. Der Pilot schien ein kleiner Komiker
zu sein und hatte sich in Englisch >> Ich fresse Infanteristen <<
als Motto aufgemalt.
Der rußgeschwärzte linke Armstummel, in dem sein gefährlicher
Flammer endete, schien diese Losung zu unterstreichen.
Plötzlich stürmten drei der Mechs an dem kleinen Aufklärungspanzer
vorbei und rannten in den Wald, vermutlich hatten sie die erste Überraschung
der Task Force geortet. Die Hornisse mit dem Jesusbild blieb stehen und
zog sich rückwärts in den Pass zurück.
................Fortsetzung folgt
Boys are back in town
05.04.2023
Kommentare
Bisher noch keine Kommentare.