Die Krallen des Bären

05.04.2023

Bärentatze
Kerensky-Sternhaufen, Clan-Raum
4. Dezember 3061


Ferne Explosionen ließen den Boden erzittern und machten deutlich, dass der Kampf um den Planeten, der zwischen Einheiten der Clans Höllenrösser, Geisterbären und Schneeraben tobte, noch lange nicht vorbei war. Die Höllenrösser hatten, unter dem Oberbefehl ihres Khans, den Versuch gestartet, den Schneeraben das Gebiet abzunehmen, das die Geisterbären ihnen bei ihrem Umzug in die Innere Sphäre überlassen hatten. Am Anfang war alles gut gelaufen und die Truppen unter Malavi Fletcher hatten schon ein gewaltiges Gebiet unter ihre Kontrolle gebracht, doch dann waren sie auf Widerstand gestoßen. Elementar- und Panzersterne der Geisterbären, zurückgelassen um ihren Verbündeten bei der Verteidigung zu helfen, hatten sie überrascht und zurück gedrängt. Weit genug, so dass die überlegenen Luft/Raum Einheiten der Schneeraben eingreifen konnten und einen raschen Sieg vorläufig zunichte gemacht hatten.
Der Mechkrieger der Höllenrösser hatte zwei Fehler gemacht. Der erste war ein, in der Hektik der Schlacht abgegebenen, Fehlschuss, der neben seinem Gegner noch einen zweiten Mech der Raben getroffen hatte und damit die Ehrenregeln außer Gefecht gesetzt hatte. Der zweite Fehler war eine Kombination aus Selbstüberschätzung ob seines Gladiator und der Unterschätzung der Geisterbären in seiner Nähe.
Die beiden gut platzierten Gausskugeln, die in dem linken Bein des überschweren Mechs einschlugen, erinnerten ihn mit dem lauten Bersten von Panzerung ebenso deutlich daran, wie der plötzlich Gleichgewichtsverlust. So gut der Krieger der Rösser auch war, ein schwankender Mech von neunzig Tonnen benötigte sein ganzes Können, so dass er vorläufig jede Kampfhandlung einstellte.

Sterncommander Bane nickte zufrieden über diesen Doppeltreffer und wandte sich dann der Bordschützin seines Athena-Panzers zu: "Guter Schuss Valerie. Können wir noch einen zweiten anbringen, bevor wir abrücken?" "Pos Sterncommander" bestätigte die Angesprochene, ohne ihren Blick vom Zielgerät ihrer Konsole abzuwenden: "Aber ich hoffe du vergisst dabei nicht, dass wir den Schneeraben nicht alle Arbeit abnehmen, sondern sie nur Unterstützen sollen." "Wenn die Höllenrösser uns noch mehr solche Chancen geben, dann kann ich nichts versprechen" erklärte Bane mit einem wölfischen Grinsen und richtete dann das Bügelmikro seines Kommsets, um mit dem Fahrer zu sprechen: "Paul, wir rücken vor und brechen nach rechts aus! Und dann wollen wir einmal sehen, ob wir die Höllenrösser noch weiter unter Druck setzten können."
Mit einem deutlich spürbaren Ruck setzte sich der Scharfschützenpanzer in Bewegung und fuhr, gefolgt von den vier anderen Panzern seines Sterns, dem Feind entgegen. Abwechselnd oder manchmal auch in kombinierten Salven donnerten ihre Zwillingsgaussgeschütze und jagten hoch beschleunigte Nickel-Eisen-Kugeln in die Panzerung gegnerischer Mechs und Fahrzeuge und machten deutlich, dass die Geisterbären ihr ehemaliges Gebiet nicht in die Hände der Höllenrösser fallen lassen wollten.

Ashlain
Geisterbären-Dominion
19. Oktober 3062


Diese verfluchten Sphärer aus dem Draconis Kombinat hatten es gewagt, einen Angriff auf die neue Heimatwelt des Clan Geisterbär zu starten. Leider schienen sie dabei das Wesen des Bären vergessen zu haben. Man wagt sich nicht in seine Höhle und weckt ihn, ohne die Konsequenzen tragen zu müssen. Und ebenso sicher wie das Kriegsschiff, dass die Angreifer begleitet hatte, dem Schlachtkreuzer der Nightlord-Klasse unterlegen war, würden ihre gelandeten Truppen den gewaltigen Kräften des Clans am Boden nicht ebenbürtig sein. Der Athena-Scharfschützenpanzer zermalmte unter seinen Ketten abgesprengte Panzerplatten, während die beiden mittelschweren Extremreichweitenlaser in seinem Geschützturm weitere Teile vom Schutz des VSDK-Mech schnitten. Eigentlich sollte sich der Panzer in einiger Entfernung vom Gegner halten, doch dieses Mal war dies einerseits nicht so leicht möglich und andererseits lechzte die Besatzung nach dem Blut der Angreifer. Aus diesem Grund entlud nun auch der LSR-Werfer im Bug des Fahrzeugs seine tödliche Fracht auf den Rumpf des feindlichen Spalter. Zu beiden Seiten des Panzers machten es ihm seine Sternkameraden nach und hämmerten mit ihren Waffen auf den Rest der feindlichen Lanze ein.

Im engen Besatzungsbereich des Scharfschützenpanzers koordinierte Sterncommander Bande den Angriff seines Sterns gegen die Streitkräfte der Invasoren oder das, was von ihnen noch übrig war. Ihre Ziele hatten sie nämlich inzwischen eingekesselt und mit der überlegen Zielgenauigkeit ihrer, mit einem Feuerleitcomputer ausgestatteten, Fahrzeuge dezimierten sie diese. Der vereinzelte Widerstand verbliebener Gegner wurde rasch von den Gaussgeschützen der Panzer gebrochen und unter Zusammenarbeit mit einem Binärstern Elementare ereilte alle feindlichen Einheiten ein schnelles Ende.

Nachdem schließlich auch der letzte Gegner gefallen war, der den Boden der Geisterbären betreten hatte, war es Zeit aufzuräumen. Sterncommander Bane stand auf der Oberseite seines Panzers und lehnte sich gegen das rechte Gausgeschützes. Auf der anderen Hauptgeschütz waren gerade ein paar Techs beschäftigt und justierten, unter dem wachsamen Auge von Valerie, die Munitionszuführung.
Rauchende Trümmer bedeckten die Ebene vor dem flachen Hügel, auf dem Banes Stern mit Wartungs- und Versorgungsfahrzeugen zusammengetroffen war. Gausskugeln und MG-Magazine wurden in die Munitionskammern der Panzer geladen und Packs mit Langstreckenraketen fanden ihren Weg in die Magazine der Raketenlafetten. Der Kampf hatte hauptsächlich Munition gekostet, auch wenn eine handvoll Techs damit beschäftigt war, frische Panzerung an dem einen oder anderen der Scharfschützenpanzer anzubringen.

"Das war ein netter Kampf" kommentierte Paul, der Fahrer, als er zu seinem Kommandanten trat: "Die Hunde der Inneren Sphäre hatten wohl nicht damit gerechnet, auf einen solchen Widerstand zu treffen." "Ich bin sicher, ihre Absichten waren aus ihrer Warte ehrenvoll" erwiderte Bane ohne seine Musterung zu unterbrechen: "Aber ihre Kommandeure waren dumm. Sie haben die gewaltige Kraft des Bären unterschätzt und sich darauf verlassen, in sein Gebiet eindringen zu können, ohne ihn zu wecken. Ein tödlicher Fehler." "Ade" stimmte der andere Krieger zu und wandte sich dann um, als noch jemand aus der Luke kam. Es war der Komtech und nachdem er Paul zugenickt hatte, reichte er dem Sterncommander einen Compblock mit einer Botschaft. Dann verschwand er wieder im Inneren des Panzers. Einen Moment lang blickte der Fahrer noch die Luke an, bevor er sich seinem Kommandanten zuwandte: "Schlechte Nachrichten?"
"Wie man es nimmt" erwiderte der Angesprochene, nachdem er fertig gelesen hatte: "Ich soll mich sofort beim Sterncolonel melden. Es geht um die Erstellung eines neuen Trinärsterns." "Um eine Versetzung also" erkannte Paul: "Ich nehme an dies betrifft uns alle Frapos?" "Pos" stimmte ihm der Kommandeur des Panzers zu: "Und vielleicht noch mehr."

Ashlain
Geisterbären-Dominion
22. Oktober 3062


Der Kreis der Gleichen wurde an zwei Seiten von Fahrzeugen begrenzt. Ein schwerer Athena-Scharfschützenpanzer auf der einen, stand einem Geier-Mech auf der anderen gegenüber. Jede Seite repräsentierte einen der beiden Krieger, die sich, genau wie die mächtigen Kriegswaffen, gegenüber standen. Sterncommander Bane als Kommandeur eines Panzersterns focht einen Positionstest mit Sterncommander Julio aus, dem Befehlshaber eines Kampfsterns. Einen Test, der darüber entscheiden würde, wer in den Rang eines Sterncaptains befördert und das Kommando über einen frisch ausgehobenen Binärstern erhalten würde. Beide Kontrahenten hatten gute Chancen gehabt und ihre jeweiligen Vorgesetzten hatten die dem Galaxiscommander aufgrund ihrer Leistungen und ihrer Kodaxe vorgeschlagen. Doch nur einer würde den ersehnten Posten erhalten und der andere in seine alte Einheit zurück kehren.

Der Schlag ließ Bane stürzen, doch er fing sich und verwandelte die drohende Niederlage in einen gekonnten Gegenangriff. Mit einer Beinschere ließ er seinen Konkurrenten auf den Boden krachen und rollte sich dann blitzschnell herum. Der Ellbogenschlag war niedriger gezielt, als Julio erwartet hatte und traf den Mechkrieger direkt unterhalb seines erhobenen Armes in den Magen. Als er aufzuckte, trieb ein zweiter Schlag von Paul seinen Kopf gegen den harten Untergrund und raubte ihm kurzzeitig die Sicht. Ein zweiter, besser gezielter Schwinger des Panzerkommandanten schickte ihn dann endgültig in die Bewusstlosigkeit.

Schwer atmend erhob sich Paul und spuckte etwas Blut neben seinem besiegten Gegner auf den Boden, bevor er sich trotz der Schmerzen in seinen geprellten Rippen aufrichtete und die Faust in die Höhe streckte. Ein lautes, einstimmiges "Selay" ertönte von den Zuschauern am Rand des Kreises und dann trat eine Kriegerin mit den Rangabzeichen eines Sterncolonels auf ihn zu. "Meinen Glückwunsch Sterncaptain" begann sie und musterte dann den noch immer bewusstlosen Mechkrieger: "Ich muss zugeben ich wäre nicht uninteressiert gewesen Sterncommander Julio in meine Einheit zu integrieren. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich auch mit dir einen fähigen Krieger erhalten habe." "Nur fähig Sterncolonel?" wollte Paul mit einem schiefen Grinsen wissen: "Immerhin habe ich deinen Wunschkandidaten besiegt, frapos?" "Pos Sterncaptain, das hast du" stimmte ihm die Kriegerin zu und ihre Lippen zuckten leicht: "Aber werde nicht übermütig. Selbst der stärkste Bär gehört zu einer Familie und er sollte nicht gleich den Platz des Oberhauptes anstreben." "Jawohl Sterncolonel" erwiderte Paul: "Ich werde mir deine Worte merken und mein möglichstes tun, damit meine Crew eine würdige Ergänzung deiner Einheit werden." "Daran würde ich nie zweifeln."


Älterer Artikel von mechforce.de. Nicht mehr online.




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Erstversion vom 05.04.2023. Letzte Aktualisierung am 05.04.2023.


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