Unter dem Meer...

05.04.2023

Kontinent Arax
Paxion, Pax-System
15. Februar 3036


Die Schlacht zwischen den beiden Armeen wütete nun schon seit Stunden mit ungehemmter Wucht. Während Panzerfahrzeuge zermalmt und Infanterie versprengt wurden, blieben die meisten Mechs noch auf ihren metallenen Beinen. Auch wenn der eine oder andere ordentlich ins Schwanken geriet oder manch einer inzwischen kaum mehr Panzerung auf seinem gigantischen Leib trug, als ein leichter Schweber. Doch langsam zeichnete sich ein Erfolg für die verbissen vorrückenden Angreifer aus und die Verteidiger zogen sich langsam aber sicher zurück.

Korporal McInnes gehörte nicht einmal der Sprunginfanterie an, doch man hatte ihm eine verdammt wichtige Aufgabe auferlegt. Ihm und dem Rest seiner Truppe. Insgesamt noch vier Mann und je zwei davon trugen kleine Zwillingswerfer für KSR mit sich und im krassen Gegensatz zur Normalität waren diese nicht etwa mit Infernoraketen geladen. Denn die Sprengköpfe dieser Raketen bestanden aus Peilsendern, ganz ähnlich derer von Narc-Bojen. Wenn auch eine Spur schwächer und nur dazu in der Lage eine gewisse Sorte von Langstreckenraketen ins Ziel zu lenken. Und genau dies sollten sie nun bewerkstelligen.
Langsam schlichen sich McInnes und seine Männer über das Schlachtfeld und versuchte, nicht auf das sanfte Beben zu achten, dass entstand, wenn einer der Kampfkolosse mit raumgreifenden Schritten über das Schlachtfeld eilte. Oder auf nahe Explosionen wenn LSR- und KSR- Salven oder Autokanonenschüsse fehlgingen. Oder gar auf die alles vernichtende Explosion eines Fusionsreaktors, wenn ein Fahrzeug explodierte oder dann endlich einer der ersten Mechs sein Leben aushauchte.
Schließlich hatten es die Infanteristen geschaffte und schnaufend verlangte McInnes einen der Werfer von seinen Leuten. Sein Ziel lag direkt vor ihnen. Der Befehlsmech der Angreifer, ein gewaltiger Zeus. ´Hallo mein Hübscher´ dachte der Korporal grinsend, während er auf das Ziel anlegte und zufrieden aus den Augenwinkeln bemerkte, dass es ihm seine Leute gleich taten. Ruhig visierte er den Mech an und ignorierte die nahe Salve aus den leichten Impulslasern eines Antiinfanteriepanzers. "Showtime" knurrte der Infanterist leise und drückte dann nach einander die Auslöser. Im Sekundentakt schossen beide Raketen aus den Rohren und zogen ihre spiralförmigen Bahnen durch den Himmel. Eine wurde mehr durch Zufall, als wirklich durch Absicht vom Raketenabwehrsystem eines anderen Mechs der Befehlslanze vom Himmel gefegt, doch die andere saß. Mit einem über dem Schlachtlärm unhörbaren Scheppern heftete sie sich an die Brust des Zeus und zufrieden ballte der Korporal die Faust. Den Erfolg seiner Aktion konnte er jedoch nicht lange genug genießen, denn sein Leben wurde im nächsten Augenblick durch eine volle Salve aus der leichten Autokanone eines anderen Mechs beendet. Doch dass er Erfolg hatte, daran bestand kein Zweifel.

Fluss Ro, Kontinent Arax
Paxion, Pax-System
15. Februar 3036


"Peilsignal erfasst und aufgeschaltet" meldete Fähnrich Samantha Young, die Waffenoffizierin des Monitor HONOR und wandte sich ihrem Kommandanten zu: "LSR-Werfer sind aufgeschaltet und bereit Sir." Zufrieden wandte sich der Befehlshaber der HONOR, Lieutenant Daniel Parker, von der vorderen Transplexscheibe des Cockpits ab, durch die er bisher hinaus geblickt hatte und nickte ihr dann zu: "Feuer!" Im nächsten Moment erbebte das Schiff leicht, als die beiden schweren Langstreckenraketenwerfer im Geschützturm eine volle Salve Raketen losschickten. Die Geschosse überbrückten die Distanz mit technologischer Leichtigkeit und strebte dem Ursprung des Signals zu, als könnte nichts sie davon ablenken. Natürlich hätten moderne ECM Systeme einen Teil der Raketen vom Kurs abbringen können, doch da niemand damit gerechnet hatte, war das unwahrscheinlich.
Schließlich und endlich war das doch der Kern des Planes gewesen. Die HONOR hatte sich gut zwei Tage vor der entscheidenden Schlacht hier versteckt und getarnt auf ihren Einsatz gewartet. Jeder Kommandant rechnete mit hinter den Linien versteckten LSR-Werfern, aber kaum einer war darauf gefasst, von schwimmender Artillerieunterstützung unter Beschuss genommen zu werden. Genau so war es auch dem Kommandanten der Angreifer gegangen. Er sollte wohl ein geordnetes Vorrücken in der relativen Nähe zum Fluss werden. Doch als der Befehlsmech plötzlich wankte und die HONOR ein konstantes Beschussmuster aufbaute, brach dieser Vorsatz in sich zusammen. Die Truppen des Feindes rückten nun wesentlich langsamer und wesentlich ungeordneter vor, als von ihnen geplant und wenig später erhielt der Monitor die Nachricht, seine Position zu verlassen und in den heimatlichen Hafen zurück zu kehren.

"Gute Arbeit, von ihnen allen" stellte Daniel lächelnd fest, während er Hand auf die Steuerkonsole legte und nach vorne, zu dem einzelnen Geschützturm seines Schiffes blickte: "Ruder, Kurs Richtung Heimat, halbe Kraft voraus! Armierung, sichern sie die Schusslösungen und dann wünsche ich eine genaue Aufstellung der verbrauchten Munition!" Nachdem alle bestätigt hatten, übergab der Lieutenant das Kommando an seinen Stellvertreterin und verließ die Brücke.
In seinem Quartier angekommen ließ er sich auf die Koje fallen und schloss zufrieden die Augen. Ihre Mission war ein voller Erfolg gewesen, auch wenn er noch keine konkrete Bestätigung erhalten hatte, wusste er das. Und er war schon gespannt auf den nächsten Auftrag, den sein Schiff erfüllen sollte.

Raum- und Seehafen Ilias, Insel Helena
Paxion, Pax-System
15. Februar 3036


Die See war aufgewühlt und immer wieder schlugen hohe Wellen gegen die Rümpfe der vor Anker liegenden Monitore und Korvette und so manch eine überspülte das niedrige Deck der kleineren Schiffe. Um Schaden und allgemein das Eindringen von Wasser zu verhindern waren die Türme aus diesem Grunde mit festen Planen verdeckt worden, was jedoch nichts daran ändern würde, dass die Techs mit Sicherheit Arbeit hatten, wenn sich das Wetter gebessert hatte. Und sei es nur, die Dichtungen zur Überprüfen und die volle Einsatzbereitschaft der Schiffe zu gewährleisten.

In dicke Mäntel gehüllt standen zwei Männer am Kai und musterten die kleinen Schiffe, die an ihren Tauen zerrten, so als ob sie wieder auslaufen wollten. Dabei waren einige von ihnen erst vor einigen Stunden heimgekehrt und ihre Mannschaften noch nicht einmal richtig trocken.
"Ein wahres Sauwetter" schimpfte Lieutenant William Brooks und hielt seine Nase in die Luft: "Oh ja, da kommt ein richtig hübscher Sturm auf." "Das sollte etwaige Verfolger davon abhalten, ihre Nase zur sehr auf unsere Spur zu drücken" stellte Lieutenant Daniel Parker fest: "Und es verhindert, dass sie versuchen, unsere Position mit ihren Landungsschiffen zu finden. Aber es hindert uns auch daran, auszulaufen und ihnen etwas Feuer unter dem Hintern zu machen." "Bist wohl scharf darauf, deinen Ruhm noch zu mehren, was Daniel?" wollte der ältere Kommandant wissen und ließ im nächsten Moment ein tiefes Lachen hören: "Verdammt noch mal. Du hast mit deinem Boot beinahe den Befehlshaber unserer Gegner von seinem hohen Ross gepustet. Der hat nicht mal geahnt, dass ihm plötzlich ein paar Raketen aufs Dach hageln. Und du willst dich gleich wieder mit ihnen anlegen? Teufel, ich wünschte, ich könnte auch mal so eine Gelegenheit erhaschen." "Dafür ist dein alter Kahn nicht richtig ausgerüstet" erwiderte Parker grinsend: "Und wer weis, ob der überhaupt noch so lange schwimmt." "Hey, keine Beleidigungen ja?" knurrte sein Gesprächspartner amüsiert, wurde dann jedoch ernst: "Aber du hast recht. Diese verdammten Autokanonen haben zwar einen ordentlichen Rums drauf, aber nur eine verteufelt kurze Reichweite. Du hast das erkannt und deine gegen ein Paar LSR-Werfer ausgetauscht. Damit triffst du ein Ziel in einem Umkreis von einem Klick und gegen so was kann ich nicht bestehen." Lächelnd legte der jüngere Offizier ihm die Hand auf die Schulter: "Hey, sieh es mal positiv. Du kämpfst Auge in Auge mit dem Gegner und ich weis, dass dir das liegt. Gib es zu, du fühlst dich am wohlsten, wenn du auf Armlänge Breitseiten mit dem Feind austauschen kannst." "Aye, das stimmt" erwiderte Brooks grinsend: "Und verflucht noch mal, ich hab schon mehr als eine dieser Blechritter in die Tiefe geschickt. Und keiner von denen ist jemals wieder aufgestanden." "Genau so ist es" stimmte ihm Daniel zu, doch bevor er fortfahren konnte, wurden sie unterbrochen. Eine junge OD3 hatte sich durch den immer stärker werdenden Wind zu den beiden Offizieren vorgekämpft und überbrachte nun die Nachricht, dass sie sich im Besprechungsraum einzufinden hätten. Nach einem letzten Blick auf das Meer wandten sich die beiden Kommandanten um und folgten der Frau zu den flachen Gebäuden am Rand des Hafens.

Gewässer um die Insel Helena
Paxion, Pax-System
19. Februar 3036


Lieutenant Daniel Parker führte das Fernglas noch einmal im Kreis, bevor er vom Geschützturm auf dem Vordeck hinab stieg und wieder auf die Brücke seines Schiffes zurück kehrte. Dort wandte er sich gleich mit fragenden Blick an seine Waffenoffizierin. Doch Fähnrich Samantha Young schüttelte lediglich den Kopf und zuckte entschuldigend mit den Achseln.

Die HONOR sowie drei ihrer Schwesterschiffe waren vor knapp einem halben Tag ausgelaufen und suchten und sicherten die Gewässer um den Hauptstützpunkt der planetaren Verteidiger ab. Spione und ein Aufklärungsflugzeug hatten Informationen geliefert, die einen Angriff vermuten ließen. Einen Angriff von See aus. Ein Umstand, der niemand so richtig behagte, weder die verbliebenen Mechtruppen noch die Marine von Paxion. Und am allerwenigsten behagte es Lieutenant Parker, dass sie nur Vermutungen hatten und keine klaren Daten. Es gab noch ein paar Schiffe, die dem Gegner in die Hände gefallen sein konnten, denn Landungsschiffe konnte er wegen den Überresten des Sturmes nur bedingt einsetzen. Zumindest hatten das die Sensortechs der Basis verlauten lassen. Doch wie hieß es so schön, nichts genaues weis man nicht. Mit anderen Worten, es würde einen Angriff geben aber keiner konnte wirklich sagen, von wo und wie er erfolgen würde.

Unzufrieden zog sich Daniel zum Kartentisch zurück und musterte die Umgebung ihrer derzeitigen Position. Sie befanden sich nahe einer Unterwasserstraße, einem, im Vergleich zum umliegenden Ozean, relativ flachen Bereich, der fast bis zum Festland führte. Im Normalfall hätte er sich darüber gefreut, denn die HONOR war ein Monitor und für Küsten und Flüsse konstruiert. Deshalb fühlte und führte sie sich am besten, wenn sie etwas weniger Wasser unter dem Kiel hatte, als andere Schiffe. Doch dieses Mal zog ein ungutes Gefühl durch die Magengegend des Lieutenant und nachdenklich strich er sich über das Kinn. Die ´Straße´ war nicht gerade flach, aber nicht tief genug, dass eine entschlossene Kompanie Battlemechs nicht den Mut aufbringen würde, sie entlang zu wandern. Aber wenn man eine solche Aktion wirklich durchziehen wollte, dann hatte man noch ganz anderes geplant. Doch bis es eine Bestätigung gab, blieb das alles Spekulation.
Gerade als Parker das Kommando wieder an seinen EO übergeben und in seine Koje gehen wollte, meldete sich plötzlich die Waffenoffizierin: "Mehrfache Unterwasserkontakte Sir. Direkt auf der Straße, Kurs Süd-Süd-West auf Eins-Sechs-Null Grad." "Die verfluchten Hunde haben es also doch durchgezogen" knurrte der Kommandant leise, bevor er an die Konsole des Fähnrichs trat und ihr über die Schulter blickte: "Na dann wollen wir ihnen doch eine angemessene Begrüßung geben. Komtech, sofortige Meldung an die Basis: ´Mehrfache Kontakte am Weg zum Hafen lokalisiert. Versuchen sie abzufangen, wird aber nur die Vorhut oder ein Ablenkungsmanöver sein. Rate dringend zur vollen Alarmbereitschaft für bevorstehende Angriffe.´ Haben sie das?" "Aye Sir." "Dann raus damit! Und informieren sie die anderen Schiffe!" befahl Daniel, bevor er der Waffenoffizierin auf die Schulter klopfte: "Gute Arbeit. Versuchen sie jetzt den Punkt zu lokalisieren, wo sie wieder an die Oberfläche stoßen und geben sie die Daten ans Ruder weiter! Wollen doch mal sehen, ob wir sie nicht wieder zum Untertauchen bewegen können."

Es dauerte keine zwanzig Minuten, dann hatte die HONOR ihre neue Position erreicht, wobei Parker genau darauf geachtet hatte, hinter den feindlichen Signalen zu bleiben. Weniger deshalb, weil sie diese nicht hätten einholen können, sondern mehr aus Gründen der Tarnung. Sollte es sich bei den Feinden um Battlemechs handeln, woran im Grunde genommen kein Zweifel bestand, dann würden ihre Sensoren unter Wasser nur sehr eingeschränkt funktionieren. Aus diesem Grunde war die Entdeckungsgefahr im Heckbereich des Feindes am geringsten. Nun strebte der Monitor mit minimaler Kraft dem Punkt zu, an dem der Gegner schon in Kürze auftauchen würde. Der schwere Turm am Vordeck drehte sich willig unter der Eingabe der Waffenoffizierin und die beiden LSR-20 Werfer richteten sich präzise auf das Erste der Signale.
Erwartungsvoll stand Daniel mit seinem EO am vorderen Sichtfenster und spähte durch sein Fernglas zu der ungefähr achthundert Meter entfernten Stelle. An dieser begann es nun zu brodeln und dann erhob sich ein schwankender Riese aus den Tiefen des Meeres. Genauer gesagt handelte es sich bei ihm um einen Mech, eine der humaneren Formen dieser Kriegsmaschine, was dem Ganzen den Anschein verlieh, als ob ein Taucher aus dem Wasser stiege. Doch das war nicht nur ein Mensch, sondern eine, von einem Menschen gesteuerte, Kriegsmaschine, die Tod und Vernichtung säen würde, wenn man sie nicht aufhielt. Und genau das beabsichtigte die Crew der HONOR zu tun. "Feuer frei!" befahl der Kommandant und im nächsten Moment versperrte eine dichte Rauchwand die Sicht zum Ziel, als sich über drei Dutzend Langstreckenraketen in den Himmel hoben und wenig später auf Kopf und Oberkörper des Mechs hinab regneten.
Der erste Angriff war bei weitem nicht der schlimmste, zumindest technisch gesehen. Der Schaden war auf einen einzelnen Kampfkoloss beschränkt und legte lediglich genau den Arm lahm, der keine wirkliche Waffe enthielt. Doch gleichzeitig war dieser erste Raketeneinschlag der psychologisch am verhängnisvollste. Denn der Feind hatte nicht damit gerechnet, so plötzlich angegriffen zu werden. Schon gar nicht von der einzigen Seite aus, mit der man hätte rechnen müssen. Man hatte erwartet, dass die Monitore und anderen Schiffe erst kehrtmachen mussten, um die Position zu erreichen, an der man an Land gehen wollte. Dummerweise hatte die HONOR nicht nur selbst das Feuer eröffnet, sondern ihre Warnung hatte zwei weitere Monitore angelockt. Mit donnernden Autokanonen schob sich Lieutenant William Brooks JUBAI ins Gefecht, während wenig später die ebenfalls mit Langstreckenraketen ausgerüstete TROJAN ebenfalls ihren Beitrag leistete. Raketen und Granaten hagelten auf die überraschten Angreifer nieder, zertrümmerten Panzerung und die Hoffnung auf einen Überraschungsangriff gleichermaßen und ließen beides in die dunkle, blaue Tiefe des Meeres sinken. Wenig später sank auch der erste Battlemech hinab. Er war schwer beschädigt und schließlich über die ´Straße´ hinausgedrängt worden. Während noch Luftblasen aus den Rissen im Kanzeldach strömten und eindringendes Wasser den Reaktor vor einer Überhitzung bewahrte, verlosch langsam das Licht, dass aus dem Cockpit nach draußen drang. Je tiefer er sank, desto schwächer wurde es und schließlich verlosch es ganz und die einst so mächtige Kampfmaschine bettete sich am Grund des Meeres zur ewigen Ruhe hin. Dorthin, wo sie nur den Fischen von ihrer ruhmreichen Vergangenheit erzählen konnte, während der Krieg weiter oben, an der sonnenbeschienen Oberfläche der See weiterhin tobte.


Älterer Artikel von mechforce.de. Nicht mehr online.




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Erstversion vom 05.04.2023. Letzte Aktualisierung am 05.04.2023.


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