NOVA II

05.04.2023

Teil 1: Sein eigenes Schiff

Leopard-Träger Landungsschiff NOVA II
Im Orbit um Solaris VII
20 Juni, 3059


Das Leopard-Klasse Trägerschiff schwebte still und antriebslos im All und nur die kleine Raumfähre, die von ihm abkoppelte, zeugte von Aktivitäten.

Tief im inneren des Schiffes schwebte Warren Grave durch den Hauptkorridor in Richtung Brücke. ´Nein Kapitän Warren Grave´ verbesserte sich der junge Mann selbst und musste unwillkürlich grinsen. Seit fünf Jahren verdiente er sich nun mit allen Möglichen Jobs auf zivilen und militärischen Landungsschiffen seinen Lebensunterhalt und seit zwei Jahren hatte er Wetten auf Solaris laufen. Er hatte Geld verloren, aber immer etwas mehr gewonnen, so dass er im Laufe der Zeit ein kleines geheimes Vermögen ansammeln konnte. Zumindest wenn man dabei von einem Vermögen sprechen konnte. Schließlich hatte er seinen Job als 2. Offizier auf einem Mule-Klasse Landungsschiff gekündigt und die Pilotin des Schiffes davon überzeugt, ihm zu folgen. Sie hatte es getan, wenn auch unter vorbehalten. Vor allem, als Warren noch zwei ehemalige Landungsschiffoffiziere rekrutiert hatte.
Niemand hatte genau gewusst, was er vorhatte, bis er endlich bereit war, es allen mitzuteilen.
Warren Grave hatte genug Geld zusammen gespart, um sich eine gebrauchtes Trägerschiff der Leopard-Klasse zu kaufen. Na gut, nicht unbedingt eine Schönheit und vor allem zählte es zu den kleinsten Landungsschiffen die es gab, doch immerhin war es ein guter Anfang und der junge Offiziere hatte vor, daraus etwas zu machen.

Nun erreichte der frisch gebackene Kapitän die Brücke und schwebte zur Station des Piloten hinüber, wo seine Pilotin und kürzlich ernannte erste Offizierin saß und sich mit den Kursberechnungen beschäftigte. "Und Amanda, wie sieht es aus?" wollte Warren wissen und blickte ihr über die Schulter. Brummelnd versuchte sie, ihn mit einer Geste zu verscheuchen, wie wenn man eine Fliege vertreiben will und ihr Blick blieb auf die Anzeigen und Monitore ihrer Station gerichtete: "Besser als gedacht. Du hast dir keinen ganzen Schrotthaufen andrehen lassen. Die beiden vorderen Hangars sind allerdings immer noch unbrauchbar und die Rumpfpanzerung hat auch schon bessere Tage gesehen." "Wir wollen ja nicht gleich in einen Kampf ziehen" versuchte Grave, die Bedenken seiner EO zu zerstreuen: "Vorerst sollten wir mal sehen, ob wir bis zum Sprungpunkt und zu dem Sprungschiff kommen, dass auf uns wartet." "Keine Sorge, das Triebwerk funktioniert einwandfrei" erklärte Amanda: "Sobald du den Befehl gibst, können wir starten." "Hervorragend, mehr wollte ich auch gar nicht, zumindest vorläufig nicht" erklärte Warren, während er seine Magnetsohlen auf das Deck setzte und zum Kommandosessel schritt.
Dort blieb er erst einmal einen Augenblick lang stehen, um den Sessel erneut zu bestaunen. Er war alt, abgenutzt und die Kontrollen in seinen Armlehnen mussten dringend nachgerüstet werden. Dafür hatte er eine gute Form und die Gurte hielten jeden, der sich auf sie einließ, eisenhart an Ort und Stelle. Doch al dass waren nur technische Details, viel wichtiger war, dass dieser Platz der wichtigsten Person an Bord gehörte, dem Kommandanten. Und dieser Platz stand nun ihm zu.
Langsam ließ sich Warren in den Sessel sinken und genoss für ein paar Sekunden das Gefühl, während er sich anschnallte. Dann atmete er tief durch und drückte einen Knopf auf der Armlehne, um eine Verbindung zum Maschinenraum zu schalten: "Maschinenraum von Brücke. Wie sieht es mit der Startbereitschaft aus?" "Alles bereit Kapitän" kam kurz darauf die Bestätigung und zufrieden wandte sich Warren an seine EO: "Okay, bring uns hier raus! 1/3 g voraus, 5 Grad aufsteigend und dann auf den Kurs zum Sprungpunkt einschwenken!" Amanda bestätigte seinen Befehl und dann setzte sich dass Schiff langsam in Bewegung.

Zufrieden konnte Graves auf der Sichtprojektion sehen, wie der Planet nun langsam außer Sichtweite glitt und sich die Nase des Schiffes auf den freien Weltraum ausrichtete. Das Schiff, nein, sein Schiff war bereit. Mit einem äußerst zufriedenen Gesichtsausdruck strich Warren über die Armlehnen des Kommandosessels.
Sein Schiff.
Ja, das klang wirklich gut.



Teil 2: Der erste Job

Olympus-Ladestation
Am Zenitsprungpunkt des Halo-Systems
30 Juni, 3059


"Was solle das heißen, sie haben keinen Job für uns?" wollte Warren wissen und setzte seine Magnetsohlen an die Decke des frequentierten Gangabschnittes. Damit war er zwar weniger Leuten im Weg, bot aber einen äußerst irritierenden Anblick. Seinen Gesprächspartner schien das jedoch nicht im mindesten zu stören, als örtlicher Vertreter der SVPK, der Söldnervertrags und Prüfungskommission, war er wohl einiges gewöhnt. "Das soll heißen" erwiderte er nun: "Dass ich sie und ihre Leute nicht brauchen kann Kapitän." Der Titel klang immer noch verdammt gut, fand der Söldner und als er antwortete, richtete er sich gleich etwas gerader auf: "Hey wir haben ein Landungsschiff. Ein Landungsschiff kann man immer brauchen und zwar jeder." "Ja, ein Schiff, dass Mechs oder von mir aus Panzer transportieren kann, aber ihres ist noch nicht mal in der Lage, die volle Anzahl von L/R-Jägern mitzunehmen, für die es ursprünglich geplant war." "Kleine Schwierigkeiten, die sich aber legen werden, sobald wir unserer erste Bezahlung bekommen" versuchte Amanda nun ihn zu beruhigen. Der Zeitpunkt erschien der ersten Offizierin genau richtig, nun einzugreifen: "Bis dahin können wir immerhin zwei Lanzen transportieren und die NOVA II ist immer noch gut bestückt, so dass wir auch ohne Jäger eine beeindruckende Bewaffnung ins Feld führen können." "Genau" stimmte Warren zu und versuchte, den Vertreter noch weiter zu becircen: "Kommen sie, dass ist nicht zu verachten. Es muss ja auch nichts eigenständiges sein, wir wissen ja, dass wir dafür vielleicht noch etwas zu klein sind. Aber als Unterstützungseinheit ..." "Schon gut, schon gut" unterbrach ihn nun der SVPK-Vertreter und blickte dann auf seinen Compblock: "Ich hätte da vielleicht etwas für sie. Nichts großes, aber vielleicht genau das richtige für sie. Patrouillenflüge über der Raumwerft von Kathil. Nichts besonderes, aber sie haben den Vorteil, dass sie an Stelle einer Bezahlung vielleicht einige der Wartungseinrichtungen der Werft nutzen dürften. Dass würde ihre Kapazitäten erhöhen, also sollte es auch im Interesse der Werftleitung sein. Also, was sagen sie?"

Warren musste kurz überlegen und blickte dann seine EO an. Die hatte den Kopf schief gelegt und schien eingehend darüber nachzudenken. Schließlich nickte sie und erleichtert wandte sich der Kapitän an den Vermittler: "Okay, wir nehmen den Kontrakt."

Leopard-Trägerschiff NOVA II
Im Orbit um Kathil
18 Juli, 3059


Die Reise vom Sprungpunkt hierher hatte kürzer gedauert, als angenommen und nun richtete sich Kapitän Warren Grave in seinem Kommandosessel auf und blickte zum Sichtschirm. Dieser zeigte in allen Einzelheiten die berühmte McKenna Werftanlagen, die den Planeten umkreisten. Um die weitreichenden Gerüsten tummelten sich Luft/Raumjäger, Schlepper und ein ganzer Haufen Wachschiffe, während zwischen den Gerüsten die Umrisse großer Schiffe erkennbar waren. "Beeindruckend" stellte er fest und nickte dann Amanda zu: "Okay, wir haben Anflugkoordinaten bei denen wir nicht abgeschossen oder gebraten werden. Bring uns rein und schramm bloß nicht irgendwo an, sonst müssen wir noch in hundert Jahren unsere Schulden abarbeiten." "Aye, Aye Kapitän" erwiderte die Angesprochene und passte den Kurs des Schiffes an.
Wenig später glitt die NOVA II zu einem der äußeren Dockpunkte und wurde von einem starken Kragensystem, wie es auch von Sprungschiffen verwendet wurde, an den Ableger der Werft gekoppelt. "Haben sicher angedockt!" meldete Amanda und wandte sich um: "Nun sollten wir mal schauen, was uns erwartete."

Die Befragung der Dockmeister zog sich lange hin und ging gleich in die Besprechung mit dem Zuständigen für Söldner und anderes nicht reguläre Personal über. "Also die Bezahlung wird vollständig in Wartungs- und Reparaturarbeiten erfolgen. Treibstoff für die mitgeführten Luft/Raumjäger sowie die L/R-Jäger samt Piloten selbst werden von uns gestellt und von ihnen in ihr jeweiliges Einsatzgebiet gebracht. Ihr Patrouillenplan wird ihnen übermittelt, genau wie die Beschränkungen und Auflagen, die sie währenddessen erfüllen müssen. Dazu zählt unter anderem Kommunikation mit feindlich gesinnten bzw. nicht eindeutig als neutral oder freundlich gesinnten Landungsschiffen und das ihr Schiff nicht auf Kathil oder einem andere Planeten landen soll." "Das ist auch gar nicht vorgesehen, ich will mein Schiff nicht der Atmosphäre aussetzen" unterbrach Warren rasch die Triade des Werftmitarbeiters: "Und soweit ist auch alles klar. Und es stellt sich nur mehr eine Frage, wann sollen wir anfangen?" Der Werftangestellte musterte die beiden Offiziere vor sich, wie immer hatte Grave nicht auf die Anwesenheit seiner EO verzichtet, hob schließlich eine Augenbraue und erwiderte dann: "Sofort."



Teil 3: Wie gewonnen so zerronnen

Leopard -Trägerschiff NOVA II
Nadirsprungpunkt Kathil-System
22 Juli, 3059

"Sind in Position Kapitän" meldete Amanda und blickte dann ebenfalls zum Sichtschirm. Dieser zeigte ein Sprungschiff, dass unangemeldet das System angesprungen hatte. Inzwischen war es von einer Anzahl von schwer bewaffneten Landungsschiffen umringt, zu denen auch die NOVA II zählte.

Warren hatte inzwischen befohlen, die mitgeführten Luft/Raumjäger auszuschleusen und diese hatten sich ihren Brüdern und Schwestern der anderen Schiffe angeschlossen und umkreisten den ganzen Pulk. Selbst ohne diese zusätzliche Bedrohung war der Kommandant des Sprungschiffes schon eingeschüchtert genug und verzichtete wohlweislich darauf, seine Landungsschiffe abkoppeln zu lassen. Auch wenn jeder Kapitän der Wachflotte sehen konnte, dass es sich dabei um kaum bewaffnete Transportlandungsschiffe der MULE - Klasse handelte. "Hier spricht Kommodoreleutnant James Dohan" ertönte nun die Stimme des Flottenkommandanten der Werft über die allgemeine Funkverbindung: "Die TREE-FINGER ist ein registriertes Sprungschiff und ein Leck in einem Kühlmitteltank ihres KF-Triebwerkes hat sie hierher verschlagen. Alle Wachschiffe in der Delta-Flotte kehren zu ihren Positionen zurück. Die PEACEKEEPER und die NOVA II haben Andockerlaubnis für die Ladestation! Das wäre alles." Damit endete die Übertragung so abrupt, wie sie begonnen hatte und es kehrte wieder etwas Ruhe ein. Seufzend betätigte Grave einen Knopf an der Armlehne des Kommandosessels: "Hangar, holen sie die Jäger zurück!" "Verstanden Sir" "So ein Mist, schon wieder falscher Alarm" knurrte Cooper ´Coop´ Hawks, der Waffenoffizier aus dem hinteren Teil der Brücke. Da in dem engen Raum kaum alle Stationen Platz hatten, befanden sich die Räume mit den Waffenkontrollen und der Funkstation hinter der eigentlichen Brücke und lagen zu beiden Seiten des Einstieges, der in den Hauptschacht an Bord führte. Dieser zog sich vom Heck bis zum Bug und war in der Orientierung des Schiffes eigentlich eine Art Liftschacht, auch wenn hauptsächlich die Leitern benutzt wurden und die einfache, offene Plattform nur selten zum Einsatz kam.
"Was macht das schon, bezahlt werden wir trotzdem" erwiderte Amanda lächelnd und brach damit ein Streitgespräch mit dem Waffenoffizier vom Zaun, was den Einsatz der Schiffswaffen betraf. Vor allem, was den häufigen Einsatz dieser betraf.
Warren ignorierte das ganze und blickte weiterhin zum Sichtschirm, wo er ein schweres Landungsschiff der EXCALIBUR-Klasse entdecken konnte, die PEACEKEEPER. Er kannte ihre Kommandantin Kapitänin Jessica Waid von Einsatzbesprechungen und Funksprüchen, aber nun, da die beiden Schiffe scheinbar für routinemäßige Überprüfungen an die Ladestation andocken würden, konnte er sie vielleicht mal mit ihr unterhalten.

Ladestation der Olympus-Klasse
Nadirsprungpunkt Kathil-System
24 Juli, 3059


"Darf ich mich setzen?" wollte Graves wissen und lächelte der Frau freundlich zu, die bereits an dem Tisch in der geräumigen Messe der Station Platz genommen hatte. Genau wie bei Sprungschiffen, befand sich dieser Raum in einem Gravdeck, wodurch normale Schwerkraft herrschte, was das essen wesentlich erleichterte und im Allgemeinen viel angenehmer war.
"Natürlich Kapitän Graves" erwiderte die Angesprochene und bedeutete ihm, auf einem der freien Stühle Platz zu nehmen. Genau wie sie, hatte sich auch Warren etwas zu essen besorgt und stellte nun seine Tasse ab. "Sehr freundlich Kapitän Waid" erwiderte er nun, bevor er begann, sich mit seinem Essen zu beschäftigen. "Sie kennen also meinen Namen, soll ich jetzt etwas beeindruckt sein?" wollte die andere Kommandantin wissen. "Sicher nicht so sehr wie ich von ihrem Schiff" erwiderte Warren: "Eine EXCALIBUR, aufgerüstet mit einem Schiffsgeschütz. Nicht schlecht." "Sie besitzen ebenfalls ein Schiff, also tun sie nicht so beeindruckt" ließ ihn Jessica abblitzen: "Zumal ihr LEOPARD bald schon wieder voll funktionstüchtig sein wird." "Mein Schiff ist halt nicht mehr die Jüngste, aber ..." begann er zu erwidern, wurde jedoch vom Piepen seines Funkgerätes abgelenkt. Mit einem entschuldigenden Lächeln griff er danach: "Hier Graves, was gibt es?" "Hier ist Amanda, ich fürchte, wir haben ein kleines Problem" meldete sich kurz darauf seine EO: "Du solltest schnell wieder an Bord kommen."

Leopard -Trägerschiff NOVA II
Nadirsprungpunkt Kathil-System
24 Juli, 3059


"Das kann doch nur ein Witz sein" fluchte Kapitän Graves und blickte auf den Ausdruck, den ihm seine EO gereicht hatte. Diese schwebte gerade kopfüber zwischen den Sitzen von Pilot und Kopilot und blickte zu ihm herab: "Ich fürchte nicht Warren."
Nein, natürlich war es kein Witz, die Botschaft kam direkt von der Werft und war authentisch. Der Vertrag mit der NOVA II wurde aufgelöst, da ihre Anwesenheit hier nicht mehr benötigt wurde. Oder, um zwischen den Zeilen zu lesen, sie hatten jemand besseren gefunden. Jemand der ihnen bei gleicher Bezahlung eine bessere Leistung erbrachte, was, bedachte man den Zustand des Landungsschiffes, nicht all zu schwer war.
"Aber sie haben uns eine billige Passage zurück nach Halo besorgt" merkte Amanda an: "Das ist doch besser als nichts. Vor allem besser, als hier festzusitzen." "Ja, nur dabei würden wir einen Grossteil des Geldes, dass wir bisher angesammelt haben, wieder verlieren. Und das können wir uns derzeit nicht leisten, also müssen wir etwas anderes tun." Seufzend drehte sich Warren um und blickte zu dem Sichtschirm: "Setz dich mit der örtlichen Stelle der SVPK in Verbindung, wir müssen uns einen neuen Job suchen." "Und du meinst, das funktioniert?" wollte seine Eo zweifelnd wissen. "Vielleicht, aber vorher werden wir die Werft noch um einen letzten Umbau bitten."



Teil 4: Feuer, Blitz und wilde Abenteuer

Leopard -Trägerschiff NOVA II
Nadirsprungpunkt Helios-System
14 August, 3059


Waffenfeuer schlug in den Rumpf des Landungsschiffes ein, verdampfte Panzerung und fügte auch internen Schaden zu. "War es wirklich klug, diesen Auftrag anzunehmen?" wollte Amanda wissen, während sie sich darauf konzentrierte, die NOVA II auf Kurs zu halten. "Mehr Risiko, mehr Geld" kommentierte Warren nur und behielt den Blick auf den Sichtschirm gerichtet. Auf diesem waren deutlich mehrere Luft/Raumjäger zu erkennen, die sich bekämpften. Hin und wieder konnte sich einer davon freimachen und den größeren Schiffen zu Hilfe kommen. In diesem Fall der NOVA II, die als Eskorte für ein Sprungschiff der Händler-Klasse diente, oder dem Landungsschiff der Piraten, dass sie Angriff.
"Sind in Reichweite" meldete in diesem Moment Cooper Hawks, der Waffenoffizier: "Bereit für Breitseite." "Hart Steuerbord Amanda!" befahl Kapitän Graves und richtete sich etwas auf, zumindest soweit es die Gurte seines Kommandosessels zuließen. Als sein Schiff beidrehte um dem Piraten die Breitseite zuzuwenden, konnte er sich die Konfusion seines Gegners vorstellen. LEOPARD-Klasse Schiffe besaßen normalerweise keinerlei Waffen an ihrer Längsseite. Normalerweise.
Aber bevor die NOVA II ihrem letzten Arbeitsplatz, der Raumwerft von Kathil, Lebewohl gesagt hatte, hatte sich Warren zu einem kleinen Umbau entschieden. Die beiden vorderen Hangars des Schiffes waren von Anfang an funktionsuntüchtig gewesen und nachdem einer der Werftarbeiter kurzerhand festgestellt hatte, dass nur eine komplette Erneuerung, sprich wochenlanger Werftaufenthalt mit dementsprechender Entlohnung, daran etwas ändern konnte, hatte sich der junge Kommandant etwas anderes, weniger kostspieliges, einfallen lassen. Und seiner Meinung nach war es auch wesentlich sinnvoller. Es waren nun kurzerhand die beiden, eigentlich für Jäger vorgesehenen, Räume zu weiteren Geschützstellungen umgebaut und mit je einem Gaussgeschütz und einer Autokanone Klasse 5 versehen worden. Und der Feind befand sich nun in optimaler Reichweite dieser neuen Waffen.
"Armierung, Coop, blas sie weck!" knurrte Warren und nickte der jungen Frau, die neben Amanda auf dem Platz des Copiloten saß zu. Die ehemalige Werftarbeiterin verstand sofort und schaltete den Sichtschirm um. Gerade noch rechtzeitig um den Einschlag einer Granatsalve zu sehen, die dem feindlichen Schiff den Rumpf aufriss. Auch das Gaussgeschütz gab seine tödliche Ladung nun ab und die Eisenkugel zerschmetterte Panzerung und ließ einen Schwall Atemluft austreten, der sich zu einer wunderschönen Eisskulptur formte, bevor ihn eine weitere Autokanonensalve zerspringen ließ, um kurz darauf einen Zwillingsbruder hervor zu bringen.

Leopard -Trägerschiff NOVA II
Nadirsprungpunkt Helios-System
14 August, 3059


"Kapitän Antaris meldet, dass die METHOS abgelegt hat und wir wieder ankoppeln können. Dann springen wir" meldete der Funkoffizier und Warren nickte zufrieden. Der Kapitän schwebte zwischen Amanda und ihrer neuen Copilotin und hatte sich bisher mit einem Schadensdiagramm beschäftigt, dass auf einem Bildschirm zwischen den beiden Frauen angezeigt wurde. Die NOVA II hatten bei dem Kampf Schäden davon getragen und zwei ihrer Steuerdüsen sowie einen Großteil der hinteren Backbordpanzerung verloren. Sie hatten ihren Gegner mit der Breitseite überrascht und das hatte schließlich den Ausschlag für das Ergebnis des Kampfes gegeben. Doch vorher hatte er ihnen noch einige empfindliche Treffer verpasst. Damit ging die Bezahlung wohl wieder hauptsächlich für die Reparatur des Schiffes drauf.
´Das wird niemanden freuen, aber wir haben wohl keine andere Wahl´ dachte Graves bei sich, während er sich abstieß und zur Brückenluke schwebte. Bevor er die Kommandozentrale jedoch verließ, wandte er sich noch einmal zu Amanda um: "Okay, wir docken an und machen uns bereit für den Sprung! Ich geh derweil zum Maschinenraum und hör mir die Klagen unseres Chefingenieurs an."

Leopard -Trägerschiff NOVA II
Nadirsprungpunkt Kluge-System
16 August, 3059


"Fünf Tage noch, dann will Antaris zum nächsten Aufenthalt springen" meldete Amanda und blickte zu Warren, der ihr gegenüber saß. Die beiden befanden sich in der Messe des Schiffes und tranken Tee aus Vakuumtassen, während sie, genau wie der Rest der Besatzung, darauf warteten, dass das Sprungschiff seinen KF-Antrieb wieder auflud und weiter sprang. "Dann sind wir zurück im Halo-System und können uns bei der dortigen Ladestation ein paar Ersatzteile einkaufen" stellte Warren fest: "Das wird teuer werden." "Zu teuer?" wollte seine EO wissen. "Wenn du einen großartigen Anstieg unseres Reichtums erwartest, dann ja" erklärte ihr Gegenüber: "Der Auftrag war richtig lohnenswert, aber nach der Reparatur, Einkauf von Munition und Vorräten und der Auszahlung von Leutnant Garth und seinen Luft/Raumjägern .... kurz gesagt, wir sind alle noch am Leben, können das Schiff wieder reparieren und uns den Bauch voll schlagen." "Aber dem Besitz einer Luxusvilla sind wir keinen Schritt näher" scherzte Amanda grinsend und entlockte Warren damit ein Schmunzeln. "Aye, dafür brauchen wir noch ein paar solcher riskanten Jobs. Aber hey, dank des Umbaus haben wir diesen überlebt und werden auch den nächsten packen." "Das will ich hoffen, schließlich habe ich einen äußerst lohnenswerten Job aufgegeben, um mit dir durch das Universum zu ziehen." "Niemand hat dich gezwungen" stellte er fest und hielt ihr seine Tasse hin: "Und bisher scheint es dir zu gefallen. Also ..." Grinsend hob Amanda ebenfalls ihre Tasse und stieß an: "Auf ein abenteuerliches Leben." "Und darauf, dass wir es überleben" erwiderte Warren. Und nun grinste er ebenfalls.



Teil 5: Schatten und Licht

Leopard -Trägerschiff NOVA II
Solaris-System
26 August, 3059


"Das ist ungefähr der dümmste Auftrag, den wir jemals angenommen haben" beschwerte sich Amanda mit bibbernden Lippen, während sie die Decke enger um ihren Körper schlang: "Noch dazu, sitzen wir jetzt fest und müssen auf Rettungsmannschaften warten." "Du hast ja recht" versuchte Warren sie versöhnlicher zu stimmen, während er die Werte einer Konsole überprüfte und dann einen Blick aus der Sichtluke auf der Brücke seines Schiffes warf. Der Auftrag war vielleicht wirklich nicht der beste gewesen.

Händler-Klasse Sprungschiff BELEROPHONTE
Solaris-System
23 August, 3059


"Der Auftrag den ich ihnen anbiete ist alles andere als leicht. Aber dafür werden sie auch gut bezahlt" wandte sich der Kapitän des Sprungschiffes an Warren und Amanda: "Sie sollen quasi als unser Ass im ärmel fungieren. Ihr Schiff ist für einen Leoparden außergewöhnlich gut bewaffnet, also sollte es kein Problem sein diesen Schmugglern die Leviten zu lesen." "Unsere Panzerung ist aber immer noch stellenweise beschädigt, also erwarten sie nicht zu viel von uns" wandte Amanda ein, wurde jedoch von ihrem Kapitän unterbrochen: "Was meine erste Offizierin damit sagen will, ist folgendes. Wir freuen uns den Job anzunehmen."

Kaum waren sie durch die Luftschleuse der NOVA II getreten, wandte sich Black zu ihm um: "Was sollte das? Du weist verdammt gut, dass dieser Auftrag alles andere als einfach ist und das wir höllisch aufpassen müssen, seit dieser Sache im Kluge-System." "Ich weis ich weis, aber sieh es mal so" erwiderte Warren lächelnd: "Wenn wir die Sache überlegen, winkt uns verdammt viel Geld. Diese Schmuggler verdienen sich goldene Nasen bei ihren Touren zu Solaris VII und wir werden uns ein gehöriges Stück von dem Kuchen abschneiden, wenn wir sie aufhalten." "Ich hoffe du hast recht, denn ansonsten stecken wir tief in der Tinte." "Hey, habe ich dich jemals enttäuscht?"

Leopard -Trägerschiff NOVA II
Solaris-System
25 August, 3059


"Amanda, 30 Grad nach Steuerbord und 45 Grad nach Backbord rollen!" befahl Warren und drehte seinen Sessel herum, um zur Waffenleitstation sehen zu können: "Coop!" "Ich arbeite dran, aber die Jungs sind verdammt fix" knurrte der Waffenleitoffizier wütend: "Das Schiff stammt vermutlich aus dem Kombinat und die haben schon immer viel davon gehalten, ihre ärsche aus der Schussbahn zu halten. Aber ich hab es gleich." "Das will ich auch hoffen, sonst schießen uns ihre Jäger den Arsch weg" brummte der Kapitän missmutig und wandte sich wieder zum Sichtschirm um. Im nächsten Moment erschütterte ein Treffer das Schiff und kurz darauf war das Antwortfeuer auf dem Schirm zu erkennen. PPK-Blitze und Autokanonenfeuer wütete in dem feindlichen Landungsschiff und vereinzelte Laserschüsse schlugen neue Preschen in die Panzerung der Luft/Raumjäger des Gegners. "Volltreffer" jubelte Cooper: "Wir haben die Jungs erledigt und ihre Jäger ziehen sich zurück. Warte, einer von ihnen kommt uns nach ich glaube er ..." Seine nächsten Worte gingen in einem lauten Donnern unter, als ein 50 Tonnen schwerer Luft/Raumjäger oder das, was die Geschütze des Trägerschiffes von ihm übrig gelassen hatten, in die Backbordseite der NOVA II schlug. Funken sprühten aus den Konsolen und ein Splitter hagelten durch den Raum, töteten Hawks und einen Techniker, der die Station des Copiloten bemannt hatte, als deren eigentliche Platzinhaberin verletzt wurde. Im nächsten Moment wurde die Hauptbeleuchtung dunkel und nur vereinzelte Anzeigen spendeten noch ein bisschen Licht.

Leopard -Trägerschiff NOVA II
Solaris-System
26 August, 3059


"Wir haben noch ungefähr für vier Stunden Sauerstoff. Das Leck mittschiffs hat uns vom Maschinenraum abgetrennt und daher können wir nicht mitversorgt werden. Aber ich bezweifle, dass die genug für sich selbst haben" berichtete Warren, was er soeben erfahren hatte. Amanda nickte nur, während sie versuchte, auf dem Pilotensitz eine bequemere Position zu finden, in der sie nicht davon schwebte. Denn die Gurte hatte sie abgelegt, um Platz für die Decke zu schaffen, die ihr das wenige an Körperwärme erhalten sollte, was ihr noch geblieben war. Seit die Lebenserhaltungssysteme ausgefallen waren, war es immer kälter geworden und während man auf die Rettung wartete, die jeden Augenblick eintreffen sollte, nein musste, sank die Temperatur immer weiter.
"Das war wirklich verdammt blöde von dir und ich sag dir eines, wenn wir das nächste Mal einen solchen Auftrag vorgelegt bekommen, dann werden wir ablehnen. Klar?" Amanda hatte versucht, möglichst wütend zu klingen, doch in ihrer Stimme spiegelte sich ihr körperlicher Zustand wieder und Graves ging es nicht anders. Auch ihm war inzwischen kalt geworden und das trotz der Decke, die auch er um den Körper geschlungen hatte.
Gerade wollte er nun etwas erwidern, als ihm plötzlich etwas einfiel. "Versprich mir bitte, das nicht falsch zu verstehen" begann er und versuchte dabei, aufmunternd zu Grinsen, was jedoch nur leidig gelang. Noch während ihn Amanda verwirrt anblickte, griff er nach ihren Schultern und zog sie aus ihrem Sitz. Ihr Protest ging unter, als er ihren überraschten Händen kurzerhand die Decke entzog und sie an ihrem Overall packte. "Was hast du vor?" wollte sie wissen, doch im nächsten Moment dämmerte es ihr und nach einem kurzen zögern glitt sie bereitwillig in seine offenen Arme. "Körperwärme, die beste Wärmequelle die es gibt" rezitierte Warren einen Satz aus einem uralten Überlebenshandbuch. Gemeinsam wickelten sie sich dann eng umschlungen zuerst in die eine, dann in die andere Decke, was bei Schwerelosigkeit ein gewisses Maß an akrobatischem Können erforderte.
Doch schließlich hatten sie es geschafft und schwebten jetzt als dickes Bündel durch die Brücke. In der Hoffnung auf Rettung und der Ungewissheit, wie es den restlichen Crewmitgliedern im Heckbereich des Schiffes wohl gerade ging, verging nun die Zeit.

Es waren wohl schon mindestens ein paar Stunden vergangen, als sich Amanda zu rühren begann. "Weist du was mir gerade aufgefallen ist?" wollte sie wissen und Warren fragte: "Was? Das ich manchmal auch gute Ideen habe?" "Nein" erwiderte seine EO schmunzelnd: "Das mir das langsam irgendwie gefällt." Nach einem amüsierten Schnauben erwiderte er ihr Lächeln und neigte schließlich den Kopf, bis sie sich in die Augen sahen: "Und ich sagte noch extra, dass du das nicht falsch verstehen sollst." "Ach so" stellte sie mit einem gespielt unschuldigen Blick fest: "Und ich wette du sagst mir gleich, dass das, was ich da spüre ein Eiszapfen ist." "Hey, ich bin hier für die dummen Witze zuständig, schon vergessen?" rügte sie Warren mit gespielter Strenge, bevor er sie noch etwas näher an sich heran zog und ihre Antwort mit einem Kuss unterband.
Während sich die beiden in innigen Zärtlichkeiten verloren, stieg vor dem Sichtfenster die Sonne von Solaris empor und ihr heller Schein wurde nur durch den Schatten eines Landungsschiffes verdunkelt, dessen Arme es als Reparaturtender auswiesen.



Teil 6: Neue Wege - NOVA II-A

Ladestation
Solaris-System
31 August, 3059


"Wir haben ein echtes Problem" stellte Warren seufzend fest, während er zu Amanda blickte. Die beiden saßen in einem der Aufenthaltsräume der Ladestation und waren trotz ihrer vor kurzem entdeckten Gefühle füreinander alles andere als gut gelaunt. Der Schaden den die NOVA II bei ihrem letzten Gefecht genommen hatte, war schwerwiegender gewesen, als angenommen.
"Selbst wenn wir alle Waffen einzeln verkaufen, hätten wir nicht genug Geld um den Schaden an ihrem Rückgrad zu reparieren" stellte Graves fest und schob den Compblock mit den Berechnungen angewidert von sich: "Wir könnten nur das Schiff als ganzes an jemanden verkaufen, der es sich leisten kann, es wieder herzurichten. Nur, was machen wir dann?" "Uns einen neuen Job suchen" schlug Amanda vor, doch die Idee gefiel ihr nicht einmal selbst, geschweige denn ihrem Geliebten. Kopfschüttelnd verneinte dieser und griff zu der Wasserflasche, als sich plötzlich jemand ihrem Tisch näherte.
"Ich hoffe ich störe nicht zu sehr" begann der Unbekannte: "Aber ich habe durch Zufall von ihrem Missgeschickt gehört und ein paar ihrer Worte waren laut genug, dass ich sie nun zu meinem größten Bedauern mithören konnte." "Was wollen sie?" knurrte ihn Warren an und musterte ihn misstrauisch, während er, genau wie Amanda, nach seiner Waffe griff. "Ihnen einen Vorschlag unterbreiten" erwiderte der Mann mit einem gekünstelten Lächeln: "Ich habe da ein Schiff, dass etwas für mich transportieren soll. Dummerweise habe ich keine komplette Crew um es rechtzeitig nach Solaris VII zu bringen." "Und was geht das uns an?" wollte Black wissen. "Hier kommen nun sie ins Spiel" fuhr der Unbekannte fort: "Ich biete ihnen dieses Schiff zu einem mehr als angemessenen Preis an oder wäre auch mit einem Tausch einverstanden, wenn sie es schaffen, dessen Ladung unbemerkt bis spätestens Ende September hierher nach Solaris VII zu bringen. Ich werde ihnen nicht mehr sagen, nur, dass der Zeitplan äußerst wichtig und mein großzügiges Angebot nicht mehr lange auf dem Tisch ist. Morgen kommt ein Sprungschiff mit ehemaligen Frontsoldaten und ich wette, der eine oder andere hat Interesse an einem kleinen Nebenjob." "Schon gut, schon gut" winkte Warren ab und dann setzte er ein schiefes Grinsen auf: "Wir übernehmen."

Nachdem der Mann wieder gegangen war, wandte sich Amanda an ihn: "Sag mal spinnst du? Wir kennen ihn nicht und das Angebot stinkt verdammt nach nicht ganz legaler Ware." "Das mag schon alles stimmen, aber was haben wir für eine Wahl?" wollte er von ihr wissen: "Willst du wieder bei irgendeiner Firma einsteigen, die vermutlich nur einen von uns nimmt? Oder dich gleich fix einem Haufen Söldner anschließen, damit dir Geld und Anerkennung durch die Lappen geht? Nein, vergiss es. Die NOVA II ist verloren, so ungern ich mir das auch eingestehe, aber lieber nehme ich das Angebot an und habe die Chance auf einen Schrotthaufen der Freibeuter-Klasse, als mich wieder zu binden." "Okay du hast ja recht" stimmte ihn seine EO zu und fügte dann mit einem amüsierten Grinsen hinzu: "Aber was das binden angeht, ich dachte das hättest du schon?"

Raumhafen von Anchorhead (planetare Hauptstadt)
Raffa III, Raffa-System
8 September, 3059


"So und wo steckt nun unser neues Baby?" wollte die junge Technikerin wissen und tapste hinter Warren und Amanda her. Die beiden hatten die junge Frau, die sich Lilo nannte, bei einem Zwischenstopp aufgelesen und damit die wenigen Leute, die ihnen noch verblieben waren, etwas aufgestockt.
"Landefeld 18, das heißt es ist ein Senkrechtstarter" beantwortete Amanda die Frage, nachdem sie in den Papieren geblättert hatte, die man ihnen bei ihrer Ankunft auf dem Planeten übergeben hatte: "Ein kugelförmiges Schiff, nett. Das bedeutet nicht unbedingt, dass es leichter zu fliegen ist, aber zumindest haben wir mehr Platz an Bord." "Ich hoffe genug, dass wir uns ein paar Umbauten leisten können, sobald es uns gehört" stellte Warren fest und verstummte dann, denn sie waren am Ziel.
Vor ihnen erhob sich der Kugelrumpf eines Landungsschiffes der Sucher-Klasse fast 100 Meter in den Himmel. Vereinzelt waren Luken von Geschütztürmen zu sehen und die mächtigen Tore der Laderäume, insgesamt drei und für jeden ein eigenes Tor, stachen ebenfalls aus der gepanzerten Hülle hervor.
"Nett" kommentierte Lilo und blickte zu dem Rumpf empor: "Ich mag die Dinger." "Ich weis noch nicht, ob ich es mag" stellte Warren fest: "Zuerst will ich es mir von innen ansehen."

Sucher-Klasse Landungsschiff, Raumhafen von Anchorhead
Raffa III, Raffa-System
8 September, 3059


"Das Ding ist in guter Verfassung" stellte Graves bei sich fest, während er sich von der Konsole abwandte und seinen Blick über die Brücke wandern ließ: "Besser als ich dachte." "Wenn auch nicht perfekt, was den Zustand angeht. Lilo hat mich gerade darüber informiert das einer der Fusionsreaktoren nicht funktioniert" erwiderte Amanda seufzend: "Und wir haben weniger Waffen als bei unserem alten Schiff." "Kleinigkeiten" winkte Warren ab, als er zu seiner Geliebten trat und sie in die Arme nahm: "Eine Mission, dann gehört dieses Baby uns und wir haben wieder ein Schiff. Ein Schiff bedeutet Unabhängigkeit und das bedeutet .." "Irgendwann eine Villa auf einem tropischen Planeten mit Sandstränden?" spielte die Pilotin lächelnd mit. "Besser" erwiderte er: "Freiheit."

Sucher-Klasse Landungsschiff NOVA II-A
Nadirsprungpunkt, Raffa-System
18 September, 3059


"Die Zeit wird knapp Kapitän" stellte Amanda fest, während sie Warren musterte. In Anbetracht eines gewissen Crewmangels hatte dieser die Geschützkontrolle bemannt und sicherte nun die Waffensysteme, während sie darauf warteten, dass das Sprungschiff sie in das Solaris-System brachte.
"Ich weis" erwiderte er schließlich, bevor sie ihn ein zweites Mal daran erinnern konnte: "Es hieß bis Ende September und das schaffen wir. Selbst mit nur zwei Reaktoren." Denn ein zweiter war während dem Start vom Planeten ausgefallen und nun lief die NOVA II-A nur mehr mit zwei dieser überlebenswichtigen Energieerzeuger. Zwar bedeutete das nicht unbedingt eine Gefahr, doch es verlangsamte sie etwas und das passte so ganz und gar nicht zu ihren Plänen. Vor allem da eine kleine Gruppe privater Mitarbeiter ihres Auftraggebers mitgeflogen war und dafür sorgen sollte, dass das, was auch immer sie in den Frachträumen transportierten, heil dort ankam, wo es hinsollte. Keiner von ihnen wusste, was es war, denn solange das Schiff noch nicht offiziell ihnen gehörte, hatten sie keinen Zugang zu den Frachträumen.
"Ich hoffe es, denn sonst war alle Mühe umsonst" bemerkte Amanda trocken: "Ganz zu schweigen davon, dass unser Auftraggeber nicht besonders begeistert sein wird."

Sucher-Klasse Landungsschiff NOVA II-A
Solaris-System
21 August, 3059


"Leider können wir eine Durchsuchung nicht erlauben" Warren hatte sein freundlichstes Lächeln aufgesetzt, damit der Mann auf dem Hauptsichtschirm ihn ernst nahm. Etwas, dass eingedenk der auf das Schiff gerichteten Waffen ein muss für die Durchführung ihres Auftrages war. Die NOVA II-A hatte kaum abgedockt, nach ausgiebiger Prüfungen aller möglichen Dokumente durch die Besatzung der Ladestation, als sie sich auf den Weg nach Solaris VII gemacht hatte und prompt von einem Patrouillenschiff aufgehalten wurde. Noch vor knapp einem Monat waren sie es gewesen, die solche Überprüfungen durchgeführt hatten, doch das war in einer anderen Zeit und mit einem anderen Schiff gewesen. Nun standen sie derzeit auf der anderen Seite und transportierten wer weis was. Und eine weitere Überprüfung würde nicht nur einen enormen Zeitverlust, sondern auch Schwierigkeiten bedeuten.
"Die Sache ist nicht ernst, aber wir haben einige technische Probleme mit unserem Lebenserhaltungssystem, die wir nach der Landung beheben müssen" fuhr der Kapitän nun fort und versuchte, in seinem Kommandosessel ein möglichst ehrliches Bild abzugeben: "Noch dazu fürchten wir, dass unser Computer mit einem Virus infiziert ist. Auch nicht schlimm, aber wenn sie jetzt andocken, nehmen sie den mit und das wäre doch nicht gut oder? Aber ich verspreche ihnen, sobald wir alles erledigt haben, melden wir uns wieder bei ihnen." "Das wäre das mindeste" erwiderte sein Gesprächspartner mürrisch und nickte dann jemandem zu, woraufhin der Bildschirm schwarz wurde.
"Das ... war .... knapp" seufzte Warren und atmete erleichtert auf. "Wollen wir nur hoffen, dass wir es jetzt noch rechtzeitig schaffen" erwiderte Amanda von ihrem Platz am Ruder aus: "Ich fahre die Triebwerke hoch und bringe uns auf Kurs." "Tu das und ich werde zu Lilo runter gehen und ihr in den Arsch treten, damit sie wenigstens einen der Fusionsreaktoren hinbekommt."

Sucher-Klasse Landungsschiff NOVA II-A, Raumhafen
Solaris VII, Solaris-System
28 August, 3059


"Ich gratulieren ihnen" erwiderte der Unbekannte mit seinem falschen Lächeln und reichte Warren ein paar Dokumente und nahm auch einige entgegen: "Damit ist es jetzt offiziell. Der Schiffstausch ist abgeschlossen und dieses Schmuckstück hintern ihnen gehört nun offiziell ihnen. Ich wünsche ihnen noch viel Spaß damit." "Warten sie einen Moment" wandte sich Amanda an ihn: "Bevor sie gehen hätte ich noch eine Frage. Was haben wir da eigentlich transportiert?" "Die Garantie für ein paar gewonnene Wetten" erwiderte der Angesprochene: "Wenn sie es genau wissen wollen" damit zeigte er auf eine der Frachtluken, aus der gerade etwas heraus kam. Es war ein Battlemech und zwar ein schwerer.



Teil 7: Hausbesuch bei den Clans 1 - NOVA II-A

Sucher-Klasse Landungsschiff NOVA II-A
Raffa III, Raffa-System
12 Oktober, 3059


Warren beobachtete stumm, wie ein weiteres Paar leichter Schweber über die Laderampe in das Innere seines Schiffes glitten und in einem der Frachträume Aufstellung nahmen, um dort gesichert zu werden. Es war der erste wirklich Auftrag, seit sie das Schiff übernommen hatten. Zumindest einer, bei dem sie nicht einfach nur billige Fracht liefern sollten, die ihnen nichts einbrachte. Und dieser erste gut bezahlte Auftrag sollte sie gleich an den Rand des Jadefalken Gebietes führen. Dort sollten sie eine Scoutkompanie abzusetzen, die nach dem Rechten sehen sollte. Angeblich als Teil einer Vorbereitung um dem Clan einige Systeme wieder abzunehmen. Doch das waren nur Gerüchte und selbst wenn sie inoffiziell für eines der Häuser arbeiteten, solange man sie bezahlte, war es Kapitän Graves fast egal, was sie tun mussten. Zumal die Auftraggeber ja betont hatten, dass die Gefährlichkeit des Einsatzes für das Landungsschiff selbst als ziemlich niedrig eingestuft wurde, da die Claner einem ehrenvollen Bodenkampf geneigter waren, als einem Raumgefecht. Zumindest wenn man den Gerüchten und Berichten der großen Häuser glauben schenkte. Was Warren jedoch tunlichst vermied, wenn diese Information über die Sicherheit seines Schiffes entschied. Und aus diesem Grund hatte er seiner jungen Chefingenieurin auch aufgetragen, alle Waffensysteme durchzuchecken und die Fusionsreaktoren in perfektem Zustand zu halten.
Nun wandte sich der Kapitän um und trat in einen der Lifts am Ende des Frachtraumes. Dieser sollte ihn nach oben bringen, zur Brücke. Dort angekommen nickte er dem Waffenleitoffizier kurz zu und ging dann zu Amanda. Seine Geliebte und erste Offizierin stand derzeit an der Navigationsstation und berechnete mit dem dortigen Offizier den besten Kurs zum Nadirsprungpunkt des Systems. "Wie läuft es?" wollte Warren wissen und erntete ein herzliches Lächeln. "Besser als gedacht" erwiderte Amanda und überließ die restlichen Berechnungen dann dem Navigationsoffizier: "Das Schiff ist in gutem Zustand und wir haben einen Auftrag." "Aber?" hakte Warren nach, da er sie nur zu gut kannte und wusste, dass sie etwas auszusetzen hatte. "Aber die Clans machen mir Sorgen. Wenn eines ihrer Kriegsschiffe auftaucht, dann sind wir erledigt. Und auch ihre Sprung- und Landungsschiffe sind alles andere als ungefährlich für uns." "Das stimmt schon" gab Garner zu: "Aber wir sind ja nicht das erste Mal draußen und haben den einen oder anderen Trick auf Lager. Und hey, du weist doch ..." "Ja ja" winkte Amanda ab: "Kein Gewinn ohne Risiko. Also dann machen wir uns mal auf den Weg."

Sucher-Klasse Landungsschiff NOVA II-A
Nadirsprungpunkt, Raffa-System
17 Oktober, 3059


"Übermitteln sie dem Kapitän der MARS unsere herzlichen Grüße und wir hoffen auf einen ruhigen Flug!" befahl Waren der Kommunikationsoffizierin und schnallte sich dann ab. Während er nun mit den Magnetstiefeln zum Lift stapfte, konnte er spüren, wie die Mikrogravitation an Bord durch den Schub des Sprungschiffes beeinflusst wurde, an dem die NOVA II-A gerade angedockt hatte. Nicht mehr lange und die MARS würde mitsamt ihrer Last ihre Reise in ein weit entferntes Sonnensystem antreten. Als Sprungschiff der Scout-Klasse standen die Chancen gut, dass sie dabei nicht oder nicht sofort entdeckt werden würde. Was die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass auch die NOVA II-A mit ihrer Ladung sicher hinein und wieder heraus kam.
´Und falls es doch Probleme gibt´ dachte Warren zuversichtlich, als er zum Quartier ging, dass er sich mit Amanda teilte: ´Werden wir ihnen eine schmerzhafte Überraschung bereiten. Egal ob Clan oder nicht.´

Sucher-Klasse Landungsschiff NOVA II-A
Ethon-System, Jadefalken Besatzungszone
26 Oktober, 3059


Die NOVA II-A flog mit 2g Beschleunigung durch das All und auf den noch entfernten Planeten zu. Entgegen aller Befürchtungen waren sie beim Eintritt in das System nicht von Sprungschiffen der Clans erwartet worden und so konnte die Abkopplung vom eigenen Sprungschiff ohne Probleme über die Bühne gehen. Und als auch die Sensoren der MARS gezeigt hatten, dass keine böse Überraschung auf dem Weg zum Planeten wartete, waren sie gestartet.
"Gefechtsstationen besetzen!" wies Kapitän Graves seine Crew nun an, als der Planet auf dem Hauptsichtschirm immer größer wurde. "Welchen Landeplatz sollen wir anfliegen?" wollte Amanda wissen. Da sie mit unterschiedlichem Wiederstand gerechnet hatten, hatten sie sich mit dem Kommandanten der Scoutkompanie zuvor auf drei verschiedene Landezonen geeinigt. Nun mussten sie sich entscheiden, welche der drei der geeignetste war. "Wir nehmen trotz allem den zweien Anflugvektor" entschied Warren schließlich und wandte sich dann der Kommunikationsoffizierin zu: "Informieren sie unsere Passagiere darüber."

Wenig später begann das Landungsschiff etwas zu bocken, als sie in die Atmosphäre eintrat. Warren runzelte darüber kurz die Stirn, da er sich noch immer nicht ganz mit dem Gedanken angefreundet hatte, dass sein Schiff immer auf den jeweiligen Planeten landen sollte. Doch es lief alles wie geplant, ja geradezu perfekt ab und schon bald senkte sich die NOVA II-A am Fuß eines Berges auf ihre Landungsstützen. "Okay, dann wollen wir mal unsere Gäste ausschiffen" erklärte Graves, während er sich abschnallte und aufstand: "Und wollen wir hoffen, dass es keinen ärger gibt."

Sucher-Klasse Landungsschiff NOVA II-A
Ethon-System, Jadefalken Besatzungszone
26 Oktober, 3059


Auf einem Planeten mitten in der Jadefalken Besatzungszone zu sitzen und auf die Rückkehr derer zu warten, die sie hier ausgesetzt hatten, missfiel Warren ganz gehörig. Nicht, dass er sich jetzt wünschte, den Auftrag nicht angenommen zu haben. Das ganz sicher nicht. Doch gelandet und mit lediglich den beiden Geschütztürmen an den vorderen Seiten als Verteidigung, fühlte er sich mehr als schutzlos.
Seufzend drehte sich der Kapitän nun in der Koje um, wobei er sich bemühte, Amanda nicht zu wecken und blickte dann zu dem Chronometer auf. Sie hatten noch Zeit bis sich ihre Passagiere zurückmelden sollten, noch jede Menge Zeit. Doch irgendwie beschlich ihm bei diesem Gedanken ein ungutes Gefühl. Zeit, ja, sie hatten Zeit, aber ihr Gegner auch. Jede Sekunde, die das Landungsschiff auf dem Boden verbrachte, gab den Clankriegern genügend Zeit, sich in Position zu geben oder sogar eines ihrer Schiffe in den Orbit zu schicken, um sie abzufangen. Was davon wirklich zutraf, würden sie jedoch erst dann erfahren, wenn es soweit war.

Sucher-Klasse Landungsschiff NOVA II-A
Ethon-System, Jadefalken Besatzungszone
27 Oktober, 3059


"Sensorkontakt" meldete der Ortungsoffizier: "Ich orte eine Lanze Schweber, IFF identifiziert sie als unsere. Und dahinter eine Lanze leichter Mechs, IFF der Jadefalken." "Alles zum Abflug bereit machen!" befahl Warren: "Armierung, PPK bereit halten und sobald sie in Reichweite sind, das Feuer eröffnen! Aber nicht übertreiben, wir wollen nicht überhitzen und dann liegen bleiben." "Wir haben zwar die Triebwerke heiß gelassen, doch wir brauchen trotzdem noch mindestens zehn Minuten, bevor wir starten können" erinnerte Amanda ihn in diesem Moment an den Augenblicklichen Zustand des Schiffes. "Na schön" brummte Graves: "Dann wollen uns mal auf ein Tänzchen mit den Clanern einstellen. Gefechtsstationen besetzen!"



Teil 8: Hausbesuch bei den Clans 2 - NOVA II-A

Sucher-Klasse Landungsschiff NOVA II-A
Ethon-System, Jadefalken Besatzungszone
27 Oktober, 3059


Kapitän Warren Graves blickte gebannt auf den Hauptsichtschirm und beobachtete, wie die Schweber mit maximaler Geschwindigkeit heran rauschten. Ihnen auf den Fersen waren ein paar leichte Clan-Mechs und diese wirkten ganz so, als würden sie ihre Beute auch in die Reichweite des Landungsschiffes verfolgen. ´All zu viel können wir dagegen ja auch nicht tun´ dachte Warren, als plötzlich auf dem Sichtschirm zu sehen war, wie einer der Schweber von den schweren Lasern eines Cougar zur Strecke gebracht wurde und explodierte.

"Aber das wenige, was wir tun können, werden wir tun" knurrte Graves leise und wandte sich dann lauter an seinen Waffenleitoffizier: "Armierung, Feuer eröffnen!" Dieser folgte dem Befehl nur zu gerne und im nächsten Moment zuckte ein künstlicher Blitzschlag von der Oberseite der NOVA II-A dem Feind entgegen. Der PPK-Schuss traf den Vernichter des Schwebers hoch in der rechten Schulter und wusch Panzerung von dem Gelenk. Die Antwort auf diesen Angriff folgte sofort, als der Clankrieger seine beiden leichten Langstreckenwerfer abfeuerte und eine Salve von zehn Raketen auf die Reise schickte. Auf diese Entfernung konnte er sein Ziel unmöglich verfehlen. "Deshalb mag ich keine Planeten" stellte Warren fest, als die Einschläge der Raketen durch das Schiff hallten. "Mögen oder nicht, die sind nicht grundlos sauer auf uns" erwiderte Amanda Black ruhig. Die EO saß an der Pilotenstation und hielt sich bereit, das Schiff zu starten sobald die Schweber an Bord und die Triebwerke bereit waren. "Ach und was für einen Grund hätten sie dazu, sich unserem Feuer auszusetzen?" wollte ihr Freund und Kommandant wissen, während er missmutig beobachtete, wie der Cougar nun auch seine schweren Lichtwerfer gegen das Landungsschiff einsetzte. "Clans haben keine Lanzen, sondern Sterne. Fünf Mechs, keine vier. Unsere Passagiere haben wohl einen ihrer Kameraden erledigt und nun wollen die anderen ein wenig Vergeltung üben." "Großartig, erinnere mich daran, das nächste Mal einen Nichtangriffsparagraphen in unseren Vertrag zu stellen" brummte Graves und trat dann zur Komstation. "Der gute Major soll seine Leute schleunigst an Bord holen" befahl er dort dem Komtech: "Verstauen können sie ihre Spielzeuge immer noch später, jetzt müssen wir erst einmal hier verschwinden." Als dieser bestätigte und sich daran machte, die Anweisungen zu übermitteln trat Warren zu seinem Kommandosessel zurück und setzte sich. Am Boden war sein Schiff einem Großteil seiner Waffen beraubt und die verbliebenen, zwei einfache Partikelprojektorkanonen in den seitlichen Frontbereichen, reichten nicht ganz aus, vier Mechs der Clans von ihrem Wunsch nach Rache abzuhalten.

Erst als ein beschädigter Schweber knapp vor dem Schiff ausbrach und einen Uller rammte, gab es einen durchschlagenden Erfolg. Aus dem Gleichgewicht gebracht, wurde der Mech von einem gut gezielten PPK-Schuss der Sucher-Klasse zu Boden gerungen und dieses Opfer verschaffte den restlichen Fahrzeugen genug Zeit, an Bord zu kommen. Als dann die Triebwerke donnernd zum Leben erwachten, zogen sich auch die verbliebenen Mechs zurück, doch nicht ohne eine letzte Salve auf das startende Landungsschiff abzugeben.

"Schadensbericht?" wollte Warren wissen, nachdem er einen Knopf auf seiner Armlehne betätigt hatte. Kurz darauf meldete sich Lilo, seine junge Chefingenieurin: "Wir haben eine Radarkuppel verloren und die achtete Steuerbordwaffenkuppel sowie Landestütze 3 sind beschädigt. Ansonsten fehlt uns etwas Panzerung, aber die Triebwerke laufen auf vollen Touren und wir sollten sicher nach Hause kommen." "Ich verlasse mich auf dich" erwiderte der Kapitän, bevor er abschaltete und sich seiner EO zuwandte: "Bring uns aus der Atmosphäre und dann mit 1,5g zu unserem Sprungschiff!" "Kein Problem" bestätigte diese und machte sich an die Arbeit, als plötzlich der Waffenleitoffizier eine Warnung rief: "Ein Strahl Clan Jäger. Zwo Stück auf Eins-Sieben-Sechs-Neun und näher kommend." "Die wollen uns wohl nicht so einfach entkommen lassen" seufzte Warren und schnallte sich dann an: "Gefechtsstationen besetzen, mal sehen, ob wir ihnen einen Strich durch die Rechnung machen können." Damit wies er den Waffenleitoffizier auf, den Sichtschirm auf eine taktische Ansicht umzuschalten. Ein blauer Punkt in der Mitte repräsentierte nun die NOVA II-A und strebte der weißen Linie eines nur teilweise sichtbaren Kreises zu, dem Ende der Atmosphäre. Zwei rote Punkte näherten sich ihnen unterdessen und es war offensichtlich, dass sie sie knapp hinter erreichen des freien Alles erreichen würden. "Amanda, sobald wir draußen sind beschleunigst du auf 2g!" befahl Warren nun: "Armierung, sobald wir etwas Vorsprung gewonnen haben geben wir ihnen alles, was uns zur Verfügung steht. Laser und Raketen." "Verstanden, aber die werden uns verdammten schnell überholen und dann hat sich was mit unserer starken Heckbewaffnung" warf der Angesprochene ein: "Wir könnten ihnen nur mit maximalem Schub entkommen." "Und sind dann unfähig, viel zu tun" erwiderte Graves: "Nein, wir kämpfen es aus und zwar schnell. Wenn die Verstärkung schicken und wir noch immer im Gefecht festhängen, sind wir erledigt." Kaum hatten alle Anwesenden bestätigt, als auch schon die ersten Salven aus Langstreckenraketen und Extremreichweitenlichtwerfern von den beiden Jägern herüber zuckten. Krater und Schmelzspuren bildeten unregelmäßige Muster auf der Panzerung und wurden weiter ergänzt, bis schließlich die Waffen des Landungsschiffes zurück schossen. Mittlere und schwere Laser erleuchteten mit roten Bahnen das All und dann spuckten die eigenen LSR-Werfer ihre Raketen hinaus. Einem Clanjäger, einem leichten und schnellen Bashkir gelang es, den meisten Treffern zu entgehen und er verlor nur etwas Panzerung an die mittleren Lichtwerfer. Seinem Partner, einem schwereren Jagatei war dies verwehrt und fast die volle Wucht des auf ihn gezielten Angriffes ließ den 70 Tonnen Luft/Raumjäger erzittern. Doch er revanchierte sich mit einer Doppelsalve aus seinen schweren Impulslasern, gefolgt von einem Schlag seiner Extremreichweiten-PPK, der direkt ins Heck der NOVA II-A einschlug.

Funken sprühten aus einer Wandleitung und deutlich war die Erschütterung der Treffer zu spüren. "Sie rücken nicht wirklich auf, sondern bleiben an unserem Heck" meldete Amanda etwas verwirrt, während sie sich in Ausweichmanövern versuchte. "Klar, die wollen unsere Triebwerke lahm legen, um uns dann entern zu können" erklärte Warren: "Aber so leicht werden wir es ihnen nicht machen. Amanda, Schub auf Null, unsere aufgebaute Geschwindigkeit sollte ausreichen. Armierung, bereite die PPKs im Bug vor und halte dich bereit, ihnen eine volle Ladung vor den Latz zu knallen." "Was hast du vor?" wollte die EO wissen und blickte ihn an. Graves erwiderte ihren Blick und schenkte ihr ein breites Grinsen: "Für ein wenig ärger sorgen. Halt dich bereit für eine harte 180° Wende, aber nur mit den Steuerdüsen." Amanda brauchte nicht lange, um dahinter zu kommen, was ihr Geliebter vorhatte und plötzlich wurden ihre Augen groß: "Du willst doch nicht …" "Genau das will ich" unterbrach er sie, als er auf dem Sichtschirm sah, dass ihre Verfolger in der passenden Position waren: "Hart 180, jetzt!" Trotz ihrer Zweifel vertraute Amanda ihm und führte seine Befehle ohne zu Zögern aus, genau wie der Waffenleitoffizier. Die NOVA II-A schwang herum und flog dann quasi rückwärts durch den Weltraum. Die sie verfolgenden Clanjäger, die wohl mit einer Art Ausweichmanöver gerechnet hatten, waren für einen Augenblick überrascht und feuerten nicht. Dafür schlug ihnen nun die geballte Kraft der beiden Partikelprojektorkanonen an der Vorderseite des Landungsschiffs entgegen. Künstliche Blitzschläge zuckten durch das All, schmolzen Panzerung und interne Systeme und schufen einen Pfad der Vernichtung, der nach einer neuerlichen Drehung des Schiffes von den Licht- und Raketenwerfern aufgenommen und erweitert wurde.

Sucher-Klasse Landungsschiff NOVA II-A
Nadirsprungpunkt, Belon-System
01 November, 3059


Amanda saß in der Messe der NOVA II-A und blickte durch die gepanzerte Sichtluke zum Rumpf des Sprungschiffes hinüber, an dem sie angedockt hatten. Die Ladung des KF-Antriebes würde noch etwas brauchen, doch dann konnten sie ihren letzten Sprung antreten und ihre Passagiere nach Hause bringen. Und dafür endlich einmal richtig Geld einstreichen.
"Du denkst an unseren Gewinn oder?" wurde sie von Warren unterbrochen, der sich ihr gegenüber niederließ und ebenfalls eine Vakuumtasse in der Hand hielt: "Ich hab mit Lilo gesprochen. Die Schäden sind nicht zu ernst und reparabel, auch wenn es Zeit kostet." "Und vermutlich Geld" fügte Amanda hinzu und entlockte ihrem Geliebten ein breites Lächeln. "Hey, wir machen das doch nicht um des schnöden Geldes wegen oder? Halt, doch, genau deswegen. Aber falls du auf eine Luxusvilla spekulierst oder auf einen Tresor voller Geld, muss ich dich auch dieses Mal enttäuschen" fuhr er dann fort: "Es reicht, um unsere Schäden zu reparieren, unsere Vorräte wieder aufzufüllen und vielleicht noch ein paar Crediteinheiten für unser Konto übrig zu lassen." "Das ist nicht viel" stellte sie seufzend fest: "Aber es reicht und das ist doch die Hauptsache oder? Sonst hätten wir gleich bei einer Firma bleiben können oder uns der Armee verschreiben. Wir wollen leben, mehr nicht." "Oh nein" Warren gab sich sichtlich erschrocken und hob die Hände: "Wie kann das sein? Ein Teil meiner Lebenseinstellung hat auf die Frau abgefärbt, die ich liebe? Das ist ja … furchtbar, schrecklich …" "Ach halt die Klappe" forderte ihn Amanda grinsend auf und warf ihre Vakuumtasse nach Warren: "Und wenn du mich schon verdorben hast, dann entschuldige dich wenigstens dafür?" "Entschuldigen?" fragte Graves, während er ihre Tasse aus der Luft pflückte und mit dem magnetischen Boden auf den Tisch stellte. Seufzend stand Amanda nun auf, griff nach seinem Arm und zog ihn ebenfalls hoch: "Ab in unser Quartier Herr Kapitän und dann erwarte ich eine herausragende Entschuldigung von dir, verstanden?" "Jawohl Ma´am."



Teil 9: Noch ein Clansolo

Maschinenraum, NOVA II-A Sucher-Klasse Landungsschiff
Hauptraumhafen
Tarus III, Tarus-System
13 November, 3059


Lilo arbeitet gerade an einem Kontrollsystem des dritten Fusionsreaktors und ging ihren Gedanken nach. Die junge Chefingenieurin hing sprichwörtlich kopfüber in dem engen Wartungsschacht und diese ungewöhnliche Arbeitshaltung war keineswegs ein Ausbruch ihres jugendlichen Gemütes. Da der Schacht so eng war und die Stelle, an der sie arbeitete fast an seinem Ende lag, war es tatsächlich sinnvoller, sich einfach an der Leiter einzuhaken und hinab zu baumeln.
Dass ihr dabei langsam das Blut in den Kopf stieg machte Lilo nicht sonderlich viel aus, zumal sie ihre Arbeit sowieso schon fast beendet hatte. Und dann würde der Kapitän hoffentlich mit einem neuen Auftrag kommen. Und vielleicht hatte die EO bis dahin ein paar neue Waffensysteme aufgegabelt, denn nach allgemeiner Abstimmung benötigte die NOVA II-A dringend noch einige Geschütze mehr. Und das nicht nur für den Fall, dass sie sich wieder mit einem Clan einlassen mussten. Die Sucher-Klasse hatte einige beeindruckende Vorteile, wie ihre relativ gut bemessenen Frachträume und das System aus vier Fusionsreaktoren. Leider zählten ihre Waffensysteme nicht dazu, denn abgesehen von einer annehmbaren Heckbewaffnung, besaß das Schiff kaum genug Feuerkraft im Bug, um eine erste Salve schmerzhaft zu machen.
Doch vielleicht würde sich das bald ändern und wenn es soweit war, würde sich Lilo tierisch darüber freuen, die neuen Geschütze einzubauen. Schließlich war sie nicht umsonst die Chefingenieurin des Schiffes geworden.

Hauptraumhafen
Tarus III, Tarus-System
13 November, 3059


"Sagen wir 30 und ich verspreche ihnen, dass ihre Lieferung wirklich mehr als pünktlich ankommen wird" Warren lächelte seinen Gesprächspartner freundlich an, während er auf seinem Compblock ein paar Zahlen eingab: "Immerhin, das Zielgebiet lädt zum Trödeln ein." "Ich hoffe doch, ich habe den Mut und die Fähigkeiten ihrer Besatzung nicht überschätzt Kapitän Graves" erwiderte der Angesprochene kühl, während er seinerseits einige Berechnungen vornahm: "Meine Firma zahlt ihnen 20, dass ist dem Frachtvolumen ihres Schiffes angemessen. Schließlich kann eine Sucher-Klasse nur eine gewisse Menge transportieren." "Eine ganz und gar nicht kleine Menge, sagen wir 25 und dafür reduziere ich meine Sicherheitsspanne?" "Einverstanden" stimmte der Händler nun dem Kapitän des Landungsschiffes zu: "25 liegt noch im Bereich des Möglichen. Dafür transportieren sie zwei Container mit Versorgungsgütern und einen Container mit Munition zusätzlich. Und die Vertragsbedingungen bleiben erhalten. Volles Bergungsrecht für alles, was sie im Anflug auf den Planeten erobern können." Eine sehr zweischneidige Bedingung, wie Warren gut wusste. Schließlich sollte er Fracht in ein System liefern, in dem noch immer darum gekämpft wurde, ob es weiterhin der Inneren Sphäre angehören würde oder fortan einem der Clans. Doch weder konnte er wählerisch sein, noch das Angebot ganz ausschlagen, selbst bei dem reduzierten Preis.

Landefeld, Hauptraumhafen
Tarus III, Tarus-System
13 November, 3059


Weniger als eine halbe Stunde später, schlenderte Kapitän Graves über das Raumhafenfeld zu seinem Schiff. Auf halbem Weg dorthin gesellten sich zwei Frauen zu ihm. Die jüngere war nicht nur seine EO und sein Steuermann, sondern auch seine Geliebte und mit einem breiten Grinsen stellte sie ihm nach einer herzlichen Begrüßung ihre Geschlechtsgenossin vor. Susan Cardones zählte nicht gerade zu den Frauen, die man als hübsch bezeichnen würde und einzelne Narben reduzierten gekonnt die Aufmerksamkeit, die man den wenigen attraktiven Komponenten ihres Körpers schenken würde. Aber, dabei vertraute Warren Amandas Urteil, Susan galt als eine der besten Waffenoffizierinnen, die man außerhalb der militärischen Flotten antreffen konnte. Ihr Ruf profitierte dabei nicht nur von ihrem Talent, sondern auch von dem Umstand, dass es ihr gelungen war, ein paar sehr gute Updates für die normalerweise verwendete Feuerleitsoftware zu finden. Ein Umstand der Warrens Interesse weckte, vor allem hinsichtlich des nächsten Erfolgberichtes seiner EO. "Mir ist es gelungen ein paar zusätzliche Waffen zu ergattern" begann Amanda Black lächelnd und dann holte sie ihren Compblock aus der Oberschenkeltasche: "Wir besitzen jetzt zwei Raketenabwehrsysteme und zwei leichte Impulslaser." "Das ist nicht soviel wie ich erhofft habe, aber besser als befürchtete" stellte Graves fest und lächelte die beiden Frauen an.
"Aye, damit steht wohl fest, dass ich angeheuert bin" kommentierte Susan mit todernster Mine, während ihr Blick deutlich machte, dass sich ihre Gedanken bereits allein um die eben erwähnten Waffensysteme drehten.

Taktische Operationszentrale, NOVA II-A Sucher-Klasse Landungsschiff
Tarus III, Tarus-System
15 November, 3059


Sie hatten kaum den Weltraum erreicht und sich auf den Weg zu dem wartenden Sprungschiff gemacht, dass sie zu ihrem Zielsystem bringen sollte, als Warren und Amanda bereits eine kleine Konferenz einberiefen. Neben Lilo war nun auch ihre neue Waffenoffizierin anwesend und inzwischen schwebte das Hologrammbild des Zielsystems über dem Tisch, auch wenn es immer wieder flackerte.
"Unser Ziel liegt mitten im umkämpften Gebiet zwischen der Lyranischen Allianz und der Besatzungszone der Jadefalken. Was unsere Aufgabe um nichts leichter macht, da nicht nur der Boden geteilt ist, sondern auch das Sonnensystem" erklärte der Kapitän mit ruhiger Stimme: "Dafür ist unser Auftrag im Grunde genommen ziemlich leicht. Wir sollen etwas Nachschub für die Schlammhüpfer und Mechtänzer hinunter bringen und, falls wir einen Kontrakt mit dem örtlichen Kommandanten abschließen können, vielleicht ein paar Verwundete mit zurück nehmen." "Klingt ja bis dahin alles sehr einfach" stellte Susan fest, während sie das Hologramm musterte: "Die Frage ist nur, ob uns die Jadefalken so einfach landen lassen, selbst, wenn unsere Seite die Raumüberlegenheit hat." "Für diesen Fall haben wir dich angeheuert" stellte Amanda mit einem schiefen Lächeln fest: "Deine Fähigkeiten sollten dazu beisteuern, dass wir eine eventuelle und hoffentlich vermeidbare Begegnung mit den Raumstreitkräften der Clans überleben." "Aber ihr braucht euch keine Sorgen machen" ergriff nun wieder Warren das Wort: "In unserem Kontrakt wurde festgelegt, dass wir die Mission abbrechen können, sollte sich ein Kriegsschiff der Clans in unserem Zielgebiet aufhalten." "Also, alles halb so wild stellte seine EO ironisch fest, bevor sich die Anwesenden daran machten, noch einige Einzelheiten zu klären.

Messe, NOVA II-A Sucher-Klasse Landungsschiff
Angedockt an EISERNE FAUST, Sprungschiff der Händler-Klasse
Nadirsprungpunkt, Tomans-System
22 November, 3059


Warren beendete die Lektüre, als sich jemand zu seinem Tisch gesellte. Lächelnd stellte er fest, dass es sich um seine neue Waffenoffizierin handelte und er bot ihr einen Sitzplatz an. Nicht ganz uneigennützig, wie sich zeigte: "Und, wie ist die Lage?"
"Besser als gedacht" stellte die Angesprochene fest und verzog die Lippen zur leichten Andeutung eines Lächelns: "Lilo ist verrückt, aber sie ist auch eine sehr gute Tech. Zumindest soweit ich das feststellen kann." "Das ist mir durchaus klar, aber was habt ihr erreicht?" wollte Graves nun wissen und man konnte ihm deutlich seine Neugier ansehen. "Zweierlei" begann Susan zu erklären: "Erstens ist es uns gelungen, die neuen Waffensysteme einzubauen. Unter den beiden PPKs war in den Seitenschussfeldern noch genug Platz, um die Raketenabwehrsysteme unterzubringen. Und dank einiger kleiner Umbauten der Chefingenieurin haben die Impulslaser inzwischen Platz im Bug gefunden. Und zweitens, habe ich meine Software in die Zielerfassungssysteme der Waffensysteme und speziell der leichten und mittelschweren Laser integrieren können. Das Programm ist noch nicht perfekt, dafür fehlen noch einige Testläufe und im Einsatz werde ich einige Anpassungen vornehmen müssen. Doch es reicht aus, uns zusätzliche Abwehrkapazitäten gegenüber Raketen und L/R-Jäger-Angriffen zu geben."
"Ausgezeichnet" stellte der Kapitän fest und nun grinste er breit: "Das sind wahrlich gute Neuigkeiten. Langsam bin ich direkt versucht, es auf einen Kampf mit einem Landungsschiff der Clans ankommen zu lassen." "Das wäre höchst unklug für uns" stellte die Waffenoffizierin fest, doch dem Leuchten in ihren Augen konnte man entnehmen, dass auch sie nicht ganz abgeneigt war, die Waffen in einem richtigen Kampf sprechen zu lassen.

Brücke, NOVA II-A Sucher-Klasse Landungsschiff
Auf dem Weg zum zweiten Planeten, Aracis-System
28 November, 3059


"Tja, unsere Wünsche haben sich soeben erfüllt" stellte Warren betont langsam fest, während er die Anzeige auf dem Hauptschirm musterte.
Die NOVA II-A hatte ohne Probleme von ihrem Sprungschiff abgedockt und sich mit maximaler Reisebeschleunigung auf den Weg ins innere des Aracis-Systems begeben. Genauer gesagt in Richtung von Aracis II auf dem derzeit ein Besitztest um diesen Planeten lief. Die Beschleunigungsstrecke, das Wenden auf halbem Weg, das Abbremsen, alles war reibungslos abgelaufen. Und jetzt, kurz bevor sie in Reichweite des Planeten kamen, war ein roter Punkt auf den Sensoren erschienen. Ein Punkt dessen IFF jadefalkengrün strahlte und der sich auf direktem Weg zu ihnen befand.
"Ist eine Identifizierung schon möglich?" wollte Graves von seiner Waffenoffizierin wissen. "Positiv, es ist ein aerodynamisches Landungsschiff" erwiderte die Angesprochene: "Vermutlich Breitschwert-Klasse, es sei denn die Clans setzten noch einige alte Leoparden ein." "Das wohl kaum" stellte Amanda fest, während sie einige Daten auf ihrer Konsole in Augenschein nahm: "Wir haben genug für einen Kampf abgebremst. Es sei denn wir wollen erneut beschleunigen und ihnen nur einen Passierflug gestatten." "Nein, dass würde uns nichts bringen" stellte der Kapitän leise fest: "Wir drehen uns um, den Bug auf den Feind gerichtet! Gefechtsstationen besetzen und Armierung, jetzt werden wir deine Verbesserungen wohl hautnahe miterleben."

Es dauerte im Grunde genommen nicht sehr lange, bis sich die beiden Schiffe auf äußerte Gefechtsentfernung genähert hatten und dem Funkspruch, den sie kurz davor von Sterncaptain Markus, dem Kommandanten des Clanschiffes, empfangen hatten war zu entnehmen, dass er nicht zögern würde, um den Besitztest über diesen Anflugsweg zum Planeten für sich zu entscheiden.
Genauer gesagt zögerte er keinen Augenblick und schickte auf maximale Entfernung eine Salve Langstreckenraketen los. Zu seinem Pech hatte er keine Ahnung von der Aufwertung der frontalen Waffensysteme der Sucher. Die Raketenabwehrsysteme spuckten Blei ins All und wurden dabei von den leichten Impulslasern verstärkt. Nur ungefähr ein Viertel der Salve kam überhaupt durch und schlug Krater in den Bug des kugelförmigen Rumpfes. Nicht genug, um die Panzerung zu durchschlagen, aber ausreichend, um Schaden zu verursachen.

"Das war schon ganz gut, wenn auch nicht Perfekt" stellte Warren fest: "Amanda, Vier-Fünf Grad nach Backbord rollen und um Zwo Grad aufwärts!" Kaum hatte seine EO den Befehl bestätigt und in die Tat umgesetzt, als eine volle Salve aus den vorderen Extremreichweitenenergiewaffen des Clanschiffes herüber zuckte und sich ebenfalls in den Bug brannte. Zum Glück an eine Stelle, an der sie bisher unbeschädigte Panzerung wegschmelzen konnten, ohne sich ins Innere des Landungsschiffes zu bohren. "Sind in PPK Reichweite" stellte Susan gelassen fest und Graves nickte kurz: "Feuer frei." Nun glichen die beiden Partikelprojektorkanonen das bisher recht einseitige Schusskonto des Kampfes etwas aus. Blaue Blitze zuckten erneut durch das All und diesmal wuschen sie die Panzerung des Breitschwertes weg. Doch es reichte bei weitem nicht, um es zu stoppen. Mit maximalem Schub schoss das Clanschiff an der NOVA II-A vorbei und drehte dann hinter ihr bei, um so schnell wie möglich aus der Reichweite ihrer schweren Heckwaffen zu kommen. Leider war das Manöver nicht schnell genug und so hämmerten schwere und mittelschwere Lichtwerfer auf das Backbordheck des Feindes ein. Unterstützt von den LSR-Werfern richteten sie ernsten Schaden an, während die Blitz-KSR-Werfer des Gegners das Ziel nicht sicher genug erfasst hatten und deshalb lediglich ein einsamer Impulslaser das Feuer erwiderte.

"Sie haben uns ein Triebwerk beschädigt und eine der Luken zugeschweißt" meldete Lilo pflichtbewusst tief aus dem Inneren des Schiffes, während Warren seine Konzentration zwischen dem Hauptschirm, den Meldungen seiner Besatzung und der Anzeige des kleinen Bildschirmes an seiner Armlehne aufteilte. "Flick das Schiff so schnell wie möglich zusammen!" befahl er nun und wandte sich dann an Amanda: "Hart Backbord, halt unser Heck so lange wie möglich auf dem Feind! "Ich kann es versuchen" knurrte seine Geliebte, während sie ihre Rechte um den Steuerknüppel krampfte, um gegen den internen Wiederstand der Kontrollen anzukämpfen. Pflichtschuldig schwang die NOVA II-A herum und alle auf der Brücke konnten das Deck beben spüren, als erneut Feindfeuer in den gebeutelten Rumpf einschlug. Doch das Schiff war zäh und unter der präzisen Anleitung der Waffenoffizierin schlugen die Geschütztürme mit allem zurück, was sie hatten.

Inzwischen hatte der Kommandant des Breitschwert-Klasse Schiffes einen Fehler gemacht. So gut seine Clanherkunft auch gewesen sein mochte, einen solchen Patzer konnte man nicht ungeschehen machen. Anstatt in einer Ebene abzudrehen, um die Sucher dazu zu bringen, hart herumzuschwenken, um ihn weiter anzugreifen, hatte der Clankommandeur sein Schiff relativ gesehen nach oben in eine Art Looping gesteuert. Im Gegensatz zu aerodynamischen Schiffen, hatten kugelförmige Schiffe nun keine Schwierigkeiten, in welche Richtung auch immer zu wenden, da die Steuerdüsen gleichmäßig über den ganzen Rumpf verteilt waren, auch wenn inzwischen einige weggeschossen worden waren. Aus diesem Grund schwang die NOVA II-A nun nach oben und während sie dem Gegner quasi ihre frische Bauchpanzerung zuwandte, verstärkte das Feuer einer ihrer PPKs kurzzeitig das Bombardement der hinteren Seitenschussfelder. Zumindest bis sich der Gegner ebenfalls zu einer Rolle entschieden hatte und die beiden Schiffe nun parallelen Flugbahnen folgten.

Erschütterungen ließen Warren zusammen zucken und er versuchte, das schmerzerfüllte Stöhnen seiner Kommunikationsoffizierin zu überhören, die gerade von einem Tech von der Brücke getragen wurde. Ihre Station war inzwischen ein Flammenherd, doch zwei andere Techs waren schon dabei, das Feuer zu ersticken und die beschädigten Kontrollen umzuleiten.
"Wenn wir so weiterfliegen, reißen wir uns gegenseitig in Stücke" stellte die EO fest und erhielt Verstärkung von Susan "Vor allem wenn sie zurück fallen und ihre schweren Impulslaser einbringen. Das halten wir nicht aus." "Wir haben keine Wahl. Wer zuerst ausbricht, ist ein toter Mann, weil seine Triebwerke endgültig zu Schrott geschossen werden" knurrte der Kapitän wütend: "Selbst mit unserer stärkeren Heckbewaffnung haben wir dann nichts mehr zu melden." "Und was sollen wir jetzt tun" wollte Amanda wissen, während sie das Schiff erneut um Fünfundvierzig Grad rollte, um dem Gegner frische Panzerung zuzuwenden.
Doch eine Antwort wurde von einem leisen Piepsen unterbrochen und ein Tech meldete überrascht: "Wir empfangen eine Nachricht von dem anderen Schiff." "Auf den Hauptschirm!" befahl Warren barscher als beabsichtigt und im nächsten Moment verdrängte das schmale Gesicht eines Clankriegers die Darstellung des Weltraums. "Gut gekämpft" begann Sterncaptain Markus ohne umschweife und hinter ihm konnte man nun deutlich ein paar Techs arbeiten sehen: "Ich denke dieser Kampf ist vorbei." Zischend sog Graves die Luft ein, als er sich diese Worte durch den Kopf gehen ließ. Was würden die Clans mit seinem Schiff machen und was mit seiner Crew, mit Amanda? Doch bevor seine Gedanken sich in diese Richtung vertiefen konnte, fuhr der Clanner fort und seine nächsten Worte erschreckten Warren fast noch mehr. "Dein Angriff hat mein Backbordtriebwerk beschädigt und mein Heck durchschlagen" seine Stimme klang resignierend: "Deshalb ergebe ich mich dir. Du hast gewonnen, mein Schiff und meine Crew gehören dir.
"Ich nehme deine Kapitulation an, stell das Feuer ein und dann lass uns andocken" erwiderte Warren und als der Bildschirm wieder den schwarzen Vorhang des Vakuums zeigte, lehnte er sich aufatmend in seinem Kommandosessel zurück: "Das, ist wirklich interessant."

Brücke, NOVA II-A Sucher-Klasse Landungsschiff
Im Orbit um Aracis II, Aracis-System
31 November, 3059


Der Orbit des Planeten gehörte inzwischen einwandfrei wieder den Streitkräften der Lyranischen Allianz. Aus diesem Grund befand sich auch noch immer ein ungleiches Duo in der Umlaufbahn und zog langsam seine Bahn.
Neben dem kugelförmigen Schiff der Sucher-Klasse war das ehemalige Clanschiff der kleineren und aerodynamischen Breitschwert-Klasse ein sehr eigenartiger Anblick. Selbst für die Crewmitglieder der NOVA II-A, obwohl diese sich eigentlich schon daran gewöhnt haben sollten. Denn nachdem sie ihre Fracht abgeliefert hatten, waren sie in den Orbit zurück gekehrt um ihre angeschleppte Beute besser in Augenschein nehmen zu können.
Inzwischen war es beschlossene Sache, dass Schiff dem Militär zu überlassen, auch wenn Lilo und ihre, inzwischen von ehemaligen Clantechs verstärkten, Leute vorher alles ausbauten, was man irgendwie gebrauchen konnte. Wozu natürlich primär moderne Systeme, Ersatzteile und natürlich die Waffen und Munition zählten. Wenn auch Warren nach Clantradition alle Techs als Leibeigene in seine eigene Crew integriert hatte, ein weiterer eigentümlicher Aspekt, an den man sich erst gewöhnen musste, hatte er den Sterncaptain ebenfalls deren regulären Streitkräften auf dem Planeten überstellt, weil er mit ihm nichts anzufangen wusste.

Nun stand Warren neben Amanda auf der Brücke und musterte das Abbild des anderen Landungsschiffes auf dem Hauptschirm. "Ein netter Fang, dass gebe ich zu, aber es war auch richtig, es zu verkaufen" stellte seine Geliebte fest: "Auch wenn die Lyraner vermutlich eine ziemliche Überraschung erleben werden." "Hey, ich habe sie gewarnt, dass wir ein wenig plündern werden" stellte der Kapitän grinsend fest, während er einen Arm um sie legte. "Ein wenig Plündern hm" erwiderte Amanda und schmiegte sich an ihn: "Wenn wir Lilo nicht bald stoppen, bleiben von dem Schiff bald nur mehr die Knochen übrig." "Ach, solange wir alles gebrauchen oder verkaufen können." "Ach ja? Ich hab vorher einen gemischten Teil ihrer Leute mit Raumanzügen und Panzerplatten hantieren sehen. Sie zieht das Schiff sprichwörtlich bis auf die Haut aus." "Ach, ich dachte du hast nichts dagegen, bis auf die Haut ausgezogen zu werden" neckte ihr Geliebter sie und erntete dafür einen sanften Stups mit dem Ellbogen: "Nein natürlich nicht. Aber nur, wenn man es richtig macht Herr Kapitän. Aber mal ehrlich, so wie ich dich kenne, werden wir mit Sicherheit nicht nur die Panzerung sondern auch die Waffen behalten oder?" "Natürlich, ein Blitz-KSR-Werfer und ein paar Laser sind nicht zu verachten und die Möglichkeit unsere PPKs durch Extremreichweitenmodelle zu ersetzen sollte uns für das nächste Mal besser rüsten" erklärte Warren mit fröhlicher Miene: "Und ich garantiere dir, dass es ein nächstes Mal geben wird." "Daran habe ich nie gezweifelt."



Teil 10: Ein tierischer Auftrag

Kapitänskajüte, NOVA II-A Sucher-Klasse Landungsschiff
Im Anflug auf Verida II, Verida-System
09 Dezember, 3059


Amanda griff nach der Reihe verschiedene Ausdrucke aus dem Haufen, der in ihrem Schoß lag und sah sie durch. Schließlich ließ sie diese seufzend wieder sinken und stupste Warren sanft mit dem Ellbogen an. Der Kapitän der NOVA II-A reagierte auf diese Störung damit, sein Gesicht in ihrem Haar zu vergraben und einen Laut von sich zu geben, der irgendwo zwischen "Lass mich schlafen" und "Versuch es in einer Stunde noch mal" lag. Doch die erste Offizierin blieb hartnäckig und ließ dem einen Stoß noch einige mehr folgen. "Was willst du?" brummte Warren schließlich und richtete sich halbwegs auf: "Ich hatte eine kurze Nacht. Und weil du daran schuld bist, dachte ich, du lässt mich schlafen." "Hey, ich kann nichts dafür, wenn du vor unserem gemeinsamen Abendessen unbedingt noch beim Kommandanten des Sprungschiffes einige Geschäfte regeln wolltest" erwiderte seine Freundin schmunzelnd, wurde dann jedoch wieder ernst: "Wir müssen uns über unsere nächsten Pläne unterhalten. Es gibt auf Verida II nur zwei legale Möglichkeiten, ein neues Geschäft an Land zu ziehen. Nahrungsmittelexport oder Futtermittelimport. Und beides ist nicht gerade das, was wir uns vorgestellt haben." "Ich weiß, die Preise sind mies, aber die Truppen an der Front mit Nahrungsmitteln zu versorgen ist ein gutes Geschäft, dass uns auch wieder die Möglichkeit bringen wird, Einheiten zu transportieren" erwiderte Grave: "Und die größeren Kontrakte sind schon fix vergeben. Also müssen wir wohl oder übel das nehmen, was übrig bleibt."

Raumhafen von Verida II,
Verida II, Verida-System
11 Dezember, 3059


"Scheiße" stellte Susan Cardones, Grave´s Waffenoffizierin, fest und betrachtete dabei eingehend das, was an ihrem Raumfahrerstiefel klebte und eindeutig eben jenes benannte Abfallprodukt war. "Und zwar eine ganze Menge" stellte Warren fest und musterte dabei die großen Gehege am Rand der versiegelten Landefelder. Dutzende, wenn nicht Hunderte Kühe drängten sich darin und warteten auf ihren Abtransport bzw. auf ihre Schlachtung. "Bei der Menge wundert man sich, dass nicht der ganze Planet davon bedeckt ist" knurrte Susan wütend und suchte nach einem geeigneten Weg, ihren Stiefel zu reinigen.
"Seht euch nur all die Kühe an" stellte Lilo hingegen begeistert fest und obwohl Warren froh war, dass die junge Ingenieurin mal etwas anderes im Kopf hatte, als ihre Maschinen, wirkte ihre offensichtliche Begeisterung auf ihn ein klein wenig beunruhigend. "Genug Futter für die eifrigen Krieger in ihren wandelnden Dosen" kommentierte die Waffenoffizierin, während sie mit einem gefundenen Lappen herumhantierte: "Ich nehme an unser Auftrag besteht darin, ein wenig abgepacktes Fleisch auszuliefern?"
"Fast" stellte eine freundliche Stimme hinter den drei Raumfahrern fest und als sie sich umdrehten, konnten sie einen eifrig wirkenden jungen Mann in einem halbwegs schicken Anzug erkennen. "Ich nehme an sie sind Mr. Bester" wollte Warren wissen und erntete ein bestätigendes Nicken. "Jawohl und sie sind sicherlich Kapitän Grave" erwiderte Bester lächelnd: "Ihre … äh Kollegin hat ganz recht. Sie erhalten von meiner Firma den Auftrag, Tiefkühlcontainer an einige Stellung der regulären Armee auszuliefern. Allerdings hätte ich vorher noch einen Spezialauftrag für sie. Einen sehr lohenden Spezialauftrag, wie ich hinzufügen möchte."

Frachtraum, NOVA II-A Sucher-Klasse Landungsschiff
Verida II, Verida-System
11 Dezember, 3059


"Echt voll Kuhl" stellte Susan fest und musterte die improvisierten Gatter, die den Frachtraum in mehrere kleine Bereichen unterteilten. In jedem der Bereiche befanden sich zwei bis vier Kühe und allesamt wirkten sie so, als seien sie an ihrer bevorstehenden Verlegung, lediglich ein Interatmosphärenhüpfer, alles andere als interessiert.
Der lohnende Spezialauftrag bestand nämlich genau darin. Die Crew der NOVA II-A sollte eine ganze Herde von einem Kontinent von Verida II zu einem anderen transportieren. Was, rechnete man genau nach, wesentlich billiger war, als diese Tiere mit konventionelleren Mitteln zu verlegen. "Klasse, endlich transportieren wir mal was tolles" stellte Lilo fest, während sie auf der Oberseite des Geländers balancierte und einer Kuh über den Rücken strich. "Ärger die Viecher nur bloß nicht. Ich will keine Stampede in meinem Schiff" brummte Warren und wandte sich um: "Ich bin auf der Brücke und bereite den Abflug vor."

Brücke, NOVA II-A Sucher-Klasse Landungsschiff
Verida II, Verida-System
11 Dezember, 3059


"Von all den verrückten Aufträgen, die du an Land gezogen hast, ist das wohl einer der skurrilsten" stellte Amanda Black fest und drehte sich mit ihrem Sitz zum Kommandosessel um: "Nein, halt, warte. Ich korrigiere mich, dass ist der wohl skurrilste Auftrag, den wir bisher angenommen haben. Wir sollen allen Ernstes einen Haufen Kühe transportieren und zwar lediglich von einem Kontinent zum nächsten. Zu allem Unglück dürfen wir dabei die Atmosphäre nicht verlassen, sonst verlieren diese Viecher der Boden unter den Hufen und vermutlich willst du von mir, dass wir sanft wie eine Feder durch die Luft gleiten, damit unseren ´Passagieren´ nicht schlecht wird." "Ja das wäre äußerst nett von dir" erwiderte Warren und versuchte, sich auf den Compblock in seiner Hand zu konzentrierten: "Es reicht schon, dass die Tiere den Frachtraum Vollkacken. Wir müssen sie ja nicht noch unbedingt dazu bringen, den Inhalt ihrer Mägen über das Deck zu verteilen. Und wenn bei dem Transport welche draufgehen, wird uns das vom Lohn abgezogen. Also ja bitte. Flieg uns sanft wie eine Feder und mit gerade genug Schub, dass wir in der Luft bleiben über die wunderschöne, verschissene und mit lebenden Steaks bevölkerte Landschaft dieses Planeten." "Aye, Aye Kapitän" erwiderte Black und wandte sich ihren Kontrollen zu.

Brücke, NOVA II-A Sucher-Klasse Landungsschiff
Atmosphäre von Verida II, Verida-System
11 Dezember, 3059


"Soll das ein Witz sein?" wollte Warren wissen und blickte auf die Daten, die auf dem großen Hauptsichtschirm dargestellt wurden. Darauf waren zwei Luft/Raumjäger zu sehen, die sie verfolgten. "Ich fürchte das ist kein Witz" meldete Susan, während sie über ihre Konsole gebeugt die Anzeigen der Sensoren musterte: "Diese beiden Spaßvögel haben uns mit ihren Waffen erfasst. Und wie es scheint, sind sie auch bereit, sie einzusetzen." "Das wir bei unseren üblichen Aufträgen angegriffen werden war mir klar, aber beim Transport von Kühen?" der Kapitän wirkte eher verwirrt als beunruhigt. Was vielleicht auch damit zusammen hing, dass sein Schiff trotz der Verwundbarkeit innerhalb der Atmosphäre immer noch wesentlich größer, schwerer gepanzert und, nicht zu vergessen, ungefähr viermal so schwer bewaffnet war, wie die beiden L/R-Jäger, die sich ihnen todesmutig entgegen gestellt hatten.
Zumindest wollten sie das tun, wenn man ihren Funksprüchen glauben schenken mochte. Denn die beiden Maschinen gehörten zu einer Konkurrenzfirma ihres Auftraggebers und schienen Anstalten zu machen, die Verlegung der Herde verhindern zu wollen.
"Okay, sag ihnen, sie sollen den Weg freimachen!" befahl Grave seinem Komtech: "Geben wir ihnen noch eine Chance." Doch scheinbar wollten die beiden feindlich gesinnten Piloten diese nicht wahrnehmen. Denn als Antwort auf die wiederholte Aufforderung, den Weg freizumachen, reagierten die beiden, inzwischen als KSR-V20 Korsar Jäger mit dem Einsatz ihrer schweren Laser. Wenig später ließen sie eine Salve aus ihren KSR-Werfern folgen und zwangen Warren zu handeln. "Feuer erwidern!" befahl der Kapitän nachdem er seinen Unglauben darüber, für einen Haufen Kühe unter Feuer genommen zu werden überwunden hatte. Im nächsten Moment registrierte er zufrieden, wie Susan reagierte. Die Waffenoffizierin hatte den Befehl im Grunde genommen schon vorhergesehen und alle Vorbereitungen getroffen, so dass nun fast Augenblicklich die wesentlich leistungsstärkeren Clanwaffen der NOVA II-A auf den Angriff reagieren konnten. PPK-Blitze und Salven von Artemis gelenkten Langstreckenraketen zuckten über den trüben Himmel von Verida II und schleuderten den beiden Gegnern all ihre tödliche Vernichtungskraft entgegen.

NOVA II-A Sucher-Klasse Landungsschiff
Verida II, Verida-System
12 Dezember, 3059


"Ich danke ihnen noch einmal dafür, dass sie diesen kleinen Zusatzkontrakt angenommen haben" Mr. Besters wirkte genauso eifrig wie bei ihrer ersten Begegnung, ein Umstand, den Warren jedoch inzwischen zu schätzen wusste. Immerhin hatte es der junge Mann zu Wege gebracht, ihr Schiff nach dem kleinen Ausflug in nur einer Nacht reinigen und neu beladen zu lassen. Eine enorme Leistung, wenn man die Menge an Containern mit Frischfleisch bedachte, die nun in den Frachträumen des Landungsschiffes ruhten. "War uns wie immer ein Vergnügen. Ganz abgesehen von dem Zusatzeinkommen" erwiderte der Kapitän lächelnd, bevor er sich umwandte und die Rampe hinauf stieg.
"Versprich mir eines" wandte sich Amanda, die an der Luke gewartet hatte, an ihn: "Wenn wir in Zukunft Tiere transportieren. Dann so wie jetzt. Abgepackt, tiefgekühlt und vor allem stumm." "Versprochen" erwiderte Warren, bevor er sich mit einem Stock ein Stück getrockneten Kuhfladen von seinem Stiefel kratzte.



Fortsetzung folgt....


Älterer Artikel von mechforce.de. Nicht mehr online.




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Erstversion vom 05.04.2023. Letzte Aktualisierung am 05.04.2023.


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