Unwichtige Unterstützung

05.04.2023

Hauptquartier der Miliz, Hauptstadt Sylth
Quadam II, Quadam System
12. Februar 3060


Lieutenant Charles Deckert durchquerte die Basis und war auf dem Weg zum Büro des Generals. Als Kommandant eines Patrouillenbootes der örtlichen Marine kam es nicht oft vor, dass man zum obersten Befehlshaber der Miliz gerufen wurde. Genauer gesagt versuchen die meisten Truppen, der Marine fern zu bleiben. Was wohl damit zusammen hing, dass diese auf modernen Schlachtfeldern einen noch schlechteren Ruf hatte als "normale" Landtruppen. In Zeiten, in denen sich 100 Tonnen schwere Battlemechs wilde Kämpfe lieferten und riesige Landungsschiffe für die nötige Deckung und den Transport sorgten, waren die Männer und Frauen der einfachen Marine mit ihren Schiffen zumeist in den Hintergrund getreten.
Obwohl sie, auch wenn es vermutlich keine einzige Trividsendung über sie gegeben hat bzw. geben wird, doch teilweise entscheidend zu Schlachten beitrugen. Daher war Charles zuversichtlich, dass ihm auch jetzt wieder eine neue Mission blühen würden, die ihn und sein Schiff in den Kampf führen würde. Nicht umsonst herrschte derzeit so etwas wie Krieg auf Quadam.

Als Deckert schließlich das Büro seines obersten Vorgesetzen erreicht hatte, klopfte er an und trat dann ein. Es befanden sich ein Mann und eine Frau im Büro und es schien so, als hätten sie sich bis zu seinem Auftauchen mit dem General unterhalten. Dem Haarschnitt und ihrer Haltung nach waren sie eindeutig Mechkrieger und ihren Rangabzeichen entnahm Charles, dass es sich bei ihnen wohl um den Kommandanten und den Stellvertreter der angeheuerten Söldner handelte. Zwei Lanzen, zumindest soweit der Marineoffizier wusste, waren angeheuert worden, um die örtliche Miliz beim Kampf gegen ungebetene Besucher zu unterstützen.
"Darf ich ihnen vorstellen, Commander Kang und sein Stellvertreter Major Vancen. Das ist Lieutenant Commander Deckert" stellte der General die Anwesenden einander vor. Danach wandte er sich der Karte zu, die auf dem Bildschirm an der Wand zu sehen war: "Lieutenant Deckert ist Kommandant des Patrouillenschiffes GARUDER. Er wird es sein, der sie durch die Küstengebiete vor der Insel Selina führen wird." "Wir brauchen keine Hilfe" erwiderte der Kommandant der Söldner mürrisch: "Sie haben schließlich gute Leute angeheuert. Diesen Einsatz werden wir ohne Probleme bewältigen." "Aber nur wenn sie vorher nicht absaufen" erwiderte der General ernst: "Der Plan, sie auf die Rückseite der Halbinsel zu bringen und ihnen die Möglichkeit geben, durch den Fluss an Land zu waten wurde zwar genehmigt. Doch ihr Weg ist unübersichtlich und voller Tücken und niemand kennt das Gebiet besser als Deckert." "Wir brauchen keine Pseudomatrosen um diese Aktion durchzuführen" knurrte Kang nur. "Ich schätze mal, dann wird meine Anwesenheit hier nicht mehr gebraucht" erklärte Charles kalt und wandte sich dann an den Söldner: "Ich hoffe ihre Mechs sind wasserdicht und ihre Piloten können schwimmen. Denn wenn sie in einen unterseeischen Graben fallen oder von einer Welle umgerissen werden, kann es leicht passieren, dass es nötig sein wird." "Schluss jetzt" forderte der General die beiden Offiziere mit drohender Stimme auf: "Ich kann solche Kinderspielchen hier nicht gebrauchen. Der Plan wurde bereits dahingehend geändert und wenn sie ihren Sold wollen Commander, dann arbeiten sie mit unseren ´Pseudomatrosen´ besser zusammen. Und Lieutenant Deckert, sie gehen jetzt mit dem Commander in den Kartenraum und erklären ihm schon mal den Weg. Wir haben nicht viel Zeit, also meine Herren und meine Dame, an die Arbeit!"

Milizbasis Süd, Nordmeer
Quadam II, Quadam System
14. Februar 3060


Die Vorbereitungen für den Einsatz waren fast abgeschlossen und nun wurde nur noch letzte Munition eingebunkert. Charles stand am Kai und musterte sein Schiff von dort aus, während er die Einschiffung der Sprungtruppen überwachte. Die GARUDER hatte gerade mal 75 Tonnen, war dafür aber sehr gut bewaffnet. Aus einem Turm auf dem Vordeck starrten die Läufe von zwei Klasse 20 Autokanonen. Direkt dahinter und knapp vor dem Turm am Heck lagen die beiden seitlichen zweiläufigen Kurzstreckenraketenwerfer und ein dritter befand sich am Heck. Insgesamt vielleicht nicht so viel wie ein mittelschwerer Mech, doch für die normalen Aufgaben des Schiffes mehr als ausreichend. Die beiden Autokanonen gaben ihm eine enorme Feuerkraft, die durch die beiden Raketenwerfer noch im Nahbereich verstärkt wurde. Auch wenn sich Charles manchmal eine etwas ausgewogenere Bewaffnung oder vielleicht wenigstens einen LSR-Werfer wünschte. Doch derzeit bestand kaum die Möglichkeit, Sonderwünsche in die Realität umzusetzen, also beschränkte sich der Marineoffizier auf das, was ihm zur Verfügung stand.

"Lieutenant" wurde er nun von einer Stimme aus seinen Gedanken gerissen. Als er sich umwandte, konnte er Major Vances erkennen. Die Söldnerin trug einen Mantel und ihre nackten Beine zeugten davon, dass sie darunter nur ihre übliche Cockpitkleidung anhatte. Vermutlich eine Kühlweste, Shorts, ein T-Shirt und die festen Stiefel, die jetzt auf dem Kai scharrten. Charles vermutete, dass ihr kalt war, da ihre nassen Haare davon zeugten, dass sie gerade aus dem Cockpit gekommen war. Erst jetzt bemerkte der Marineoffizier den Mech, der am Ende des Kais stand. „Ich wollte melden, dass wir abmarschbereit sind und auf ihre Bereitschaftsmeldung warten“ begann Vancen nun. „Und aus diesem Grund kommen sie extra hierher und steigen sogar aus ihrem Cockpit?“ wollte Charles ungläubig wissen. Bevor sie jedoch darauf antworten konnte, griff er nach ihrer Hand und führte sie über die Gangway an Bord der GARUDER. Dort bugsierte er sie ohne viel Gegenwehr in seine Kajüte und griff dann zum Bordfunk: "Messe, Jeff, bringen sie zwei Tassen Tee in meine Kajüte." "Was soll das?" wollte die Söldnerin wissen. "Erstens ist ihnen kalt und wenn sie sich erkälten, fallen sie für den Einsatz aus" begann Deckert: "Und zweitens kaufe ich ihnen nicht ab, dass sie extra für ihre blödsinnige Meldung aus ihrem beheizten Schrotthaufen gestiegen sind. Also, was wollen sie wirklich?" "Sie haben recht, ich wollte sie aber persönlich sprechen um mich für den Commander zu entschuldigen" erwiderte Vancen schließlich: "Er meinte es nicht so oder vielleicht doch, das weis ich nicht. Aber auf jeden Fall brauchen wir sie, um diesen Einsatz hinter uns zu bringen. Niemand von uns kennt sich im Zielgebiet sonderlich gut aus und ohne ihre Hilfe ... Kurz gesagt, die meisten Leute aus meiner Truppe freuen sich auf die Zusammenarbeit." "Die meisten und was ist mit ihnen?" Bevor sie jedoch antworten konnte, klopfte es an der Tür und Charles ging sie öffnen. Kurz darauf kehrte er mit zwei Tassen Tee zurück und reichte eine davon an die Söldnerin weiter. Diese nahm sie mit einem dankbaren Lächeln entgegen und trank einen Schluck, bevor sie erwiderte: "Mich eingeschlossen Lieutenant. Der Einsatz wird nicht leicht und wenn wir ihn erledigen wollen, müssen wir alle heil dort ankommen." "Und dafür werde ich sorgen, sie haben mein Wort" erklärte Deckert lächelnd. Die Söldnerin musterte ihn kurz und erwiderte dann das Lächeln: "Danke."

Insel Selina, Nordmeer
Quadam II, Quadam System
15. Februar 3060


Lieutenant Deckert stand auf der Brücke seines Schiffes und musterte durch ein Nachtsichtfernglas die Kolonne von Battlemechs, die hinter ihnen durch das Wasser trotteten. Bei den kleineren und leichteren Modellen waren vereinzelt nur noch knapp die Kanzeldächer zu sehen, wenn es solche gab, während den größeren das Wasser bis zum Oberkörper stand. Da es fast durchwegs Kampfmaschinen in Menschenform waren, wirkten sie fast wie Soldaten, die sich durch einen Fluss kämpften, auch wenn keiner von ihnen ein Gewehr über den Kopf hielt.
"Nähern uns der Flussmündung Sir" meldete in diesem Moment der Steuermann. "Maschinen auf halbe Kraft, Gefechtstationen besetzen!" befahl Charles und trat dann zum Kartentisch: "Feuerleitstand, alle Waffen scharf machen und bereit halten! Passen sie vor allem auf die Raketenwerfer achtern auf, wir wollen schließlich keinen unserer Verbündeten treffen." "Aye Sir."

Die kleine Kolonne setze, mit der GARUDER an der Spitze, ihren Weg durch die Mündung des Flusses und dann ins Innere der Insel fort. Dabei verhinderten der Navigations- und Funkoffizier des Patrouillenschiffes in perfekter Zusammenarbeit, dass die Mechs der Söldner irgendwo stecken blieben oder einsanken. Nicht, dass sie dabei großartig Schaden genommen hätten, nur wäre ihr Vormarsch effektiv zum Erliegen gebracht worden und das konnten sie sich nicht leisten. Nicht jetzt und nicht zu diesem Zeitpunkt.
Doch bisher lief alles gut und alle waren zuversichtlich, das es so bleiben würde. Bis der Feind auftauchte. "Sir, empfange zwei Signale auf dem Radar" meldete der Sensoroffizier: "Identifikation läuft. Battlemechs, Scoutklasse und eindeutig feindlich." "Ruder, hart Steuerbord, wir müssen aus dem Weg bleiben, aber bringen sie uns vorwärts in Waffenreichweite!" befahl Deckert: "Funker, melden sie unseren Freunden sicherheitshalber die Sichtung und dann lauschen sie, ob die bösen Jungs was melden!" Beide Offiziere bestätigen die Befehle und führten sie kurz darauf aus.
Noch während die GARUDER zur Seite ausscherte, um den nachfolgenden Mechs den Weg freizumachen, stürmten bereits zwei davon vorwärts. Die beiden, ebenfalls Scoutmechs, hatten wohl den Auftrag den Feind abzufangen, bevor dieser Meldung machen konnten. Unterstützt wurden sie dabei von den Artilleriemechs der Söldner, die den beiden Gegnern bereits einen kleinen Gruß in Form ihrer LSR-Werfer entgegen schickten.
Die beiden feindlichen Mechs schienen sich der für sie nachteiligen Situation durchaus bewusst, denn einer von ihnen drehte sofort ab, während der zweite auf die Söldner zugerannt kam. "Volle Kraft voraus" wies Charles seinen Steuermann an, als er sah, wie der andere Mech in den Fluss lief. Natürlich, Wasser reduzierte etwas die Geschwindigkeit und wenn sein Partner die Scoutmechs der Söldner beschäftigt hielt, hatte er gute Chancen zu entkommen. Es sei denn die GARUDER hielt ihn auf. Aus diesem Grund ignorierte Deckert auch die ankommenden Befehl von Commander Kang und strebte dem Scoutmech hinterher. Als sie nahe genug heran waren, konnte er ihn auch erkennen. Es war ein Rabe, der nun stehen blieb, sich umdrehte und eine volle Breitseite aus seinen Waffen abgab. Die meisten Laserstrahlen verfehlten das Patrouillenbootes oder streiften es nur und die Raketen waren eine Spur zu hoch gezielt, weil der Mechpilot die Geschwindigkeit des Schiffes unterschätzt hatte. Und die eingespielte Besatzung der GARUDER ließ ihm keine Chance mehr, seinen Fehler zu korrigieren.
"Buggeschütz, Feuer frei!" kam der Befehl vom Lieutenant und dann donnerten die beiden Autokanonen auf. Die erste Salve traf den Mech in die rechte Seite, rissen seine dort montierten Laser ab und schleuderten ihn herum. Durch irgendein Wunder gelang es dem Piloten jedoch, seine Maschine aufrecht zu halten. Zumindest bis die GARUDER beidrehte und ihm ihre Breitseite zeigte. Der Steuerbordwerfer schickte zwei Kurzstreckenraketen los, die dem Raben in den Kopf schlugen und seinen gerade hochkommenden ´Kopf´ zur Seite rissen. Diesmal zur anderen, wodurch die zweite und dritte Salve der beiden Autokanonen dem Mech das rechte Bein vom Rumpf trennten und ihn wenig später in die Fluten stürzen ließen.

Wenig später tauchten die Mechs der Söldner auf und umringten den gefallenen Feind. "Das reicht, wir erledigen den Rest, verschwinden sie von hier!" kam die barsche Stimme von Kang über Funk und Deckert musste sich beherrschen, um ihm nicht eine höchst unliebsame Antwort zu geben.
Als die GARUDER dann jedoch abdrehte, um zur Küste zurück zu kehren, kam noch eine zweite Nachricht herein, diesmal von Vancen: "Vielen Dank für ihre Hilfe GARUDER. Ich hoffe wir sehen uns nach dem Einsatz noch." "Das hoffe ich auch" antwortete Charles, während er den Mechs nachblickte: "Ich wünsche ihnen viel Erfolg." Damit wurde die Verbindung beendet und das Patrouillenboot strebte wieder seiner Patrouille zu. Und diese würde es fortsetzen, bis neue Befehle eintrafen oder sie vernichtet wurden, je nachdem, was früher geschah.


Älterer Artikel von mechforce.de. Nicht mehr online.




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Erstversion vom 05.04.2023. Letzte Aktualisierung am 05.04.2023.


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