Friedenspark, St. Marinus - Haus, Zaniah
Freedom - Theater, Provinz Skye, Lyranische Allianz
11. Januar 3064
Herzog Peter Steiner - Davion, drittes Kind von Hanse Davion und Melissa
Steiner - Davion, atmete tief durch, dann ordnete er seine Robe, bevor
er zum Führer des St. Marinus - Hauses, Abt Thomas Welt, trat. Dank
seiner beeindruckenden Größe schien der Abt neben ihm noch
kleiner und zerbrechlicher, als er sowieso schon war. Sie schwiegen beide
und Peter genoß die Stille im Park, während er die Blumen und
die Bäume beobachtete. Schließlich begann Abt Welt zu sprechen.
"Bruder Peter, du hast eine Bitte an mich."
Peter neigte bestätigend den Kopf. "Ja, heiliger Abt."
"Ich habe den Tag kommen sehen" Abt Welt seufzte. "Mein
Bruder, ich bin jetzt seit 50 Jahren der Führer dieses Klosters.
Ich habe viele Mechkrieger kommen und gehen sehen. Bruder Morgan war ebenso
wie du ein guter Freund von mir. Wir haben uns immer in diesem Park getroffen
und miteinander geredet und gebetet. Dann, eines Tages, kam Morgan zu
mir und sah sich gezwungen, seinen Austritt aus diesem Kloster zu erbitten,
da sein Bruder Patrick verstorben war. Ist etwas ähnliches in deiner
Familie geschehen?"
Peter neigte seinen Kopf ein weiteres Mal. "Ja, heiliger Abt. Allerdings
ist dies bereits mehr als ein Jahr her, doch ich habe die Nachricht erst
vor kurzem erhalten, zusammen mit einer anderen Nachricht. Mein jüngerer
Bruder Arthur ist bei einem Attentat ums Leben gekommen. Mein älterer
Bruder Victor beschuldigt meine Schwester Katherine des Mordes an ihm.
Ich weiß nicht, ob diese Aussage der Wahrheit entspricht, aber die
anderen Nachrichten, die ich erhalten habe, sprechen eine deutliche Sprache
über ihr Verhalten unserem Volk gegenüber."
Abt Welt nickte. "Ja, ich habe diese Nachrichten ebenfalls erhalten.
Sie sind sehr beunruhigend. Ich möchte dir mein Mitleid für
den Verlust deines Bruders aussprechen. Ich bin mir sicher, er war kein
schlechter Mensch."
Peter wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, die er aber nicht
zu verbergen versuchte. Er hatte gelernt, seine Gefühle zu zeigen
und Abt Welt nickte anerkennend, als er sich offen diesem Gefühl
der Trauer hingab. "Nein, heiliger Abt, er war mit Sicherheit kein
schlechter Mensch. Aber sein Tod hat mir gezeigt, dass mein Volk mich
braucht. Ich bin ein Steiner - Davion, Sohn zweier wertvoller Menschen,
sowohl für mich, als auch für die Innere Sphäre. Ich bin
der Erbe großer Traditionen, auch wenn ich niemals den Thron bekommen
würde. Doch jetzt geht es mir auch nicht mehr um den Thron. Es geht
um mehr, um viel mehr. Ich habe einem alten Freund von mir eine Nachricht
zukommen lassen, damit dieser mich abholen kann. Es tut mir leid, heiliger
Abt, aber ich sehe mich gezwungen, das Kloster zu verlassen."
Abt Welt nickte und legte Peter die Hand auf die Schulter. "Geh,
Peter. Der Segen Gottes und meine Wünsche um eine bessere Zukunft
mögen dich begleiten."
Peter nickte dankbar und verbeugte sich vor seinem Freund und Lehrer.
Dann wandte er sich ab und verließ den Garten langsam. Kurz bevor
er an der Tür ankam, drehte er sich noch einmal um. Der Abt war ihm
gefolgt und lächelte hintergründig, so, als hätte er erwartet,
dass Peter sich noch einmal umdrehen würde. "Verzeiht, heiliger
Abt, aber dürfte ich eine Bitte an Euch richten?"
"Natürlich, Peter. Was möchtest du?"
"Eigentlich sind es zwei Bitten. Zum einen würde ich meine Kutte
gerne mit auf meine Reise nehmen. Sie wird mich an die Ruhe und die Ausbildung
hier im Kloster erinnern."
Abt Welt nickte zustimmend. "Ja, den Wunsch gewähre ich dir
gerne. Und deine zweite Bitte?"
"Wenn meine Aufgabe erfüllt ist und es keine andere Aufgabe
gibt, darf ich meinen Platz als euer Schüler wieder einnehmen?"
Der Abt lachte leise. "Peter, du darfst jederzeit wieder zurückkommen,
ohne Fragen und ohne Anmerkungen. Und nun packe deine Sachen und erfülle
dein Schicksal. Und noch einmal: Der Friede Gottes und meine Wünsche
auf Erfolg mögen dich begleiten."
Gefechtszone
Alpha ,Tybalt
Addicks - PDZ, Mark Draconis, Vereinigtes Commonwealth/ Vereinigte Sonnen
19. Februar 3064
Marshal Peter
Steiner - Davion aktivierte sein TakKom, während er seinen Hauptmann
durch einen dichten Wald wuchtete. "Dennis, wie sieht es bei euch
aus?"
"Die 12. Avalon - Husaren ziehen sich langsam zurück, Pete.
Ich würde sagen, sie haben genug von uns abbekommen."
Peter nickte und lächelte leicht. Sein alter Freund, Generalleutnant
Dennis Stratford, der Kommandeur der 7. Arkturusgarde RKG, hatte ihn damals,
als er aus dem Kloster ausgetreten war, von Zaniah abgeholt. Er war ebenso
wie die 7. Arkturusgarde ein überzeugter Anhänger Prinz Victors,
Peters Bruder, und war gerade auf dem Weg in die Vereinigten Sonnen, um
den dortigen Davion - Loyalisten zu helfen. Peter hatte sich der Garde
angeschlossen und eine Nachricht an Victor geschickt, in der er sich erstens
für alle Unannehmlichkeiten entschuldigt hatte und ihn gleichzeitig
wissen ließ, dass er in den Vereinigten Sonnen gegen Katherine kämpfen
würde, um Victor seinen rechtmäßigen Thron zurückzubringen.
Victor hatte ihn sofort mit der 7. Arkturusgarde in der AVS aufgenommen
und zum Marshal ernannt, was ihm offiziell den Befehl über die Garde
gab. Und zur Zeit versuchten sie, der 12. Avalon - Husaren RKG, die sich
auf Seiten Katherines gestellt hatte, Tybalt abzunehmen. Von dort aus
wollte Peter weiter durch die Vereinigten Sonnen jagen und Katherine langsam
ihre militärische Unterstützung rauben. Er selbst befand sich
bei einer anderen Einheit, die loyal zu Victor stand, den 4. Crucis -
Lanciers. Die Lanciers waren kurz nach der 7. Arkturusgarde im System
aufgetaucht und hatten sich, sobald sie erfahren hatten, das Peter sich
bei der Garde befand, unter dessen Befehl gestellt. Mit zwei Regimentern
war es noch einfacher, die Husaren langsam aber sicher in die Enge zu
drängen. Beide Einheiten, sowohl die Garde als auch die Lanciers
waren Elitetruppen, die es locker mit den Husaren aufnehmen konnten. Peter
wollte die Husaren natürlich nicht vernichten, aber er wollte ihnen
genug Schaden beibringen, dass sie kapitulieren beziehungsweise den Planeten
aufgeben würden und Peter weiterziehen konnte. Und aus diesem Grund
steuerte er seinen neuen überschweren OmniMech durch diesen Wald,
damit er näher an die Befehlskompanie der Husaren herankam um diese
zu zerschlagen.
Der Hauptmann war ein Geschenk von Dennis gewesen. Obwohl der Mech eigentlich
mehr etwas für einen Piloten mit einem übergroßen Ego
war, hatte Peter das Geschenk nicht ablehnen können. Allerdings hatte
er sofort für eine Umkonfiguration des OmniMechs gesorgt. Der leichte
Extremreichweiten - Laser im Kopf war verschwunden, ebenso die überschwere
LB X - Autokanone auf der Schulter. Der OmniMech war jetzt so konfiguriert,
dass der rechte Arm eine überschwere Ultra - Autokanone enthielt.
Im linken Arm war eine Extremreichweiten - PPK zusammen mit zwei mittelschweren
Impulslasern untergebracht worden. Im Torso befanden sich zwei weitere
mittelschwere Impulslaser und eine fünfzehnrohrige LSR - Lafette.
Der Mech war immer noch ziemlich langsam, aber seine Autokanone war ein
echter Mechkiller, der niemand gerne entgegentrat. Und auch seine restliche
Bewaffnung war ziemlich darauf ausgelegt, dem Gegner möglichst großen
Schaden beizubringen. Das musste auch ein Mahlstrom erkennen, als sowohl
seine Extremreichweiten - PPK, als auch seine LSR auf den 75 Tonnen schweren
Mech einhämmerten. Die PPK schmolz die Panzerung am rechten Arm weg,
die bereits von vorherigen Angriffen ziemlich vernarbt war, und ließ
die Myomerbündel darunter schutzlos zurück. Die LSR schlugen
große Krater in die Torsopanzerung, konnten aber nirgends durch
die Panzerung brechen. Der Mahlstrom wollte das Feuer erwidern, aber Peters
Lanzenkameraden, ein Donnerfalke, ein Spartaner und ein Cerberus sandten
dem Mahlstrom auch noch ihr Feuer entgegen. Fünf Gausskugeln und
der künstliche Blitz einer Extremreichweiten - PPK schlugen in den
unglücklichen Mahlstrom ein und sorgten damit endgültig für
dessen Ausscheiden aus den Kämpfen. Peter blickte kurz auf die Ortung
seines Mechs, dann rückte er weiter vor. Die gegnerische Befehlskompanie
befand sich auf dem Rückzug, was ja auch kein Wunder war, denn sie
hatten in der letzten Stunde schwere Verluste hinnehmen müssen. Von
zwölf Mechs waren noch sieben einsatzfähig, nein, es waren nur
noch sechs, der Mahlstrom explodierte soeben in einem Feuerball. Peter
nickte mit einem grimmigen Lächeln. Es war bestimmt nicht schön,
Krieger sterben zu sehen, aber wenn man in einem Bürgerkrieg gegen
sein eigenes Volk kämpfen musste, war es noch schlimmer. Glücklicherweise
hatte der Pilot vorher aussteigen können und würde so überleben.
Peter wollte auch so gut wie niemanden sterben sehen, besonders nicht
in einer Einheit, die er für die AVS rekrutieren wollte. Auf Zaniah
hatte er gelernt, nicht zu töten. Das wollte er hier nicht wieder
verlernen. Er drehte den Torso seines Mechs und wandte sich damit einem
neuen Ziel zu. Ein Sturmwind, ein alter überschwerer Mech der eigentlich
mehr in der Lyranischen Allianz zuhause war, erregte durch einen Angriff
seine Aufmerksamkeit. Die Autokanone des achtzig Tonnen schweren Mechs
riss mehrere Panzerplatten vom linken Bein, aber der Angriff war nicht
weiter gefährlich, besonders, weil keine der anderen Waffen, die
der Sturmwind abgefeuert hatte, ins Ziel traf. Peter zog das Fadenkreuz
über den gegnerischen Mech und löste seine Extremreichweiten
- PPK aus. Der azurblaue Blitz schlug in den linken Arm des Sturmwinds
ein und brachte die dortige Panzerung zum Schmelzen. Der Sturmwind hatte
aber, im Gegensatz zum Mahlstrom, vorher nicht an Kämpfen teilgenommen,
die den Arm hätten beschädigen können, darum wurde zwar
Panzerung weggeschmolzen, aber darunter lag noch immer ein dünner
Panzerschutz. Der Sturmwind lief los, da er die Entfernung zwischen beiden
Mechs weit genug verringern wollte, um weitere Teile seiner Bewaffnung
zum Einsatz zu bringen. Er besaß aber immer noch eine Waffe, die
auf dieselbe Entfernung wie seine Autokanone treffen konnte und war auch
mehr als bereit, sie einzusetzen. Ein künstlicher Blitz aus der PPK
des Sturmwind schoss auf den Hauptmann zu, aber Peter machte einen Schritt
zur Seite und drehte den Torso, so dass der Strahl knapp daneben ging.
Ausserdem war der Sturmwind jetzt Ziel von Peters Lanzenkameraden im Spartaner.
First Lieutenant John Barclay feuerte seine Extremreichweiten - PPK auf
den Sturmwind ab und traf denselben Arm wie Peter zuvor. Die letzten Reste
von Panzerung lösten sich unter der Hitze des künstlichen Blitzschlags
auf und der Strahl drang durch die Myomerbündel und den Titanstahlknochen
des Arms. Dieser fiel zu Boden und hinterließ nur einen einzelnen
Stumpf. Mit der Zerstörung des linken Arms verlor der Sturmwind auch
die einzige munitionsabhängige Waffe in seinem Arsenal - die mittelschwere
Autokanone. Dadurch wurde dessen Panzerung im Torso unbrauchbar und der
Pilot des Sturmwinds ließ die Munition durch Öffnungen in der
Rückenpanzerung ab, damit der Mech bei einem Treffer in der Munitionskammer
nicht zerstört wurde. Peter überließ es Barclay, den Sturmwind
endgültig auszuschalten und suchte sich ein neues Ziel. Er fand es
in Form eines überschweren Mechs, der ebenfalls mehr in der Lyranischen
Allianz zu finden war. Ein Kanonenboot feuerte seine Gaussgeschütze
auf den Donnerfalke von Captain Sharon Kelly ab. Der hundert Tonnen schwere
Mech wurde in den rechten Torso getroffen und musste mehrere Schritte
nach hinten gehen, um das Gleichgewicht zu halten. Der Treffer hatte sie
eine volle Tonne Panzerung im Torso gekostet. Peter zoomte das Kanonenboot
heran und konnte neben den Einheitsabzeichen mehrere Sterne auf dem linken
Torso erkennen. Das bedeutete, dass Lieutenant General Reginald Warren
in diesem Mech saß, der Kommandeur der 12. Avalon - Husaren. Wenn
Peter General Warren besiegen konnte, konnte er die Kapitulation der Husaren
erreichen und somit weitere Verluste verhindern. Er aktivierte wieder
sein TakKom. "Sharon, sind Sie in Ordnung?"
"Ja, Marshal. Aber der Pilot des Kanonenboots ist sehr gut und sehr
gefährlich. Er setzt seine beiden Gaussgeschütze mit viel Geschick
ein. Sie sollten ihn nicht alleine auszuschalten versuchen."
"Danke, Captain. Das war mit Sicherheit nich meine Absicht. Ich wollte
dabei lieber Ihre drei Gaussgeschütze zur Unterstützung nehmen,
wenn Sie nichts dagegen haben."
Kelly lachte über die Komverbindung. "Verzeihen Sie, Sir. Ich
wollte Ihnen keine Vorschriften machen. Sagen Sie mir nur, wann ich feuern
soll, dann zeigen wir diesem Kanonenboot, was die Piloten der 4. Crucis
- Lanciers wirklich drauf haben."
Peter grinste. "Das ist die richtige Einstellung, Sharon. Feuern
Sie nach eigenem Ermessen."
Er selbst feuerte diesmal seine LSR ab, die auf das Kanonenboot einschlugen.
Zumindest schlugen zwei Drittel der Raketen in den überschweren Mech
ein. Der Rest der LSR landete auf dem Talboden und riss dort mehrere Krater
auf. Das Kanonenboot schüttelte sich unter dem LSR - Bombardement,
dann schlugen drei Gausskugeln in den Torso des Mechs ein und rissen die
Panzerung in ganzen Platten ab. Peter setzte noch einmal mit der Extremreichweiten
- PPK nach und traf ebenfalls den Torso, wo weitere Panzerung in metallenen
Müll verwandelt wurde. Doch das Kanonenboot war noch nicht ausgeschaltet,
was es bewies, indem es zwei weitere Gausskugeln verfeuerte. Beide Kugeln
zuckten auf Peters Hauptmann zu und dieser konnte natürlich nicht
ausweichen, was bedeutete, dass die Kugeln voll in die dicke Panzerung
seines OmniMech schlugen. Peter stellte sich breitbeinig auf, um den Stoß
der beiden schweren Nickeleisenkugeln auszugleichen. Er blickte auf das
Schadensdiagramm und sah, dass beide Kugeln die Panzerung vom linken Torso
aufgerissen hatten. Zusammen hatten sie zwei Tonnen Panzerung zerstört,
doch Peter machte sich noch keine Sorgen. Die Panzerung an dieser Stelle
konnte noch einige Treffer mehr aushalten und Peter bezahlte gleiches
mit gleichem. Sein OmniMech feuerte wieder seine LSR und seine Extremreichweiten
- PPK ab, während Kelly ihre drei Gaussgeschütze abschoss. Der
PPK - Strahl erwischte das linke Bein des überschweren Mechs und
schmolz die dortige Panzerung weg. Die LSR trafen statt dem Kanonenboot
einen Paladin und ließen ihn zu Boden stürzen. Und die drei
Gausskugeln richteten wohl den schwersten Schaden an. Alle drei Kugeln
trafen den Torso und zerstörten dort den letzten Rest an Panzerung.
Zwei der Kugeln drangen in das Innenleben des Kanonenboots, trafen die
Abschirmung des Reaktors und zersplitterten das Gyroskop. Das Kanonenboot
lief nicht nur heiß sonder kippte auch noch zur Seite. General Warren
sah sich gezwungen, seinen Mech abzuschalten. Seine Befehlskompanie, die
jetzt nur noch über vier einsatzfähige Mechs verfügte,
von denen zwei Mechs, der Paladin und ein Highlander, schwer beschädigt
waren. Und dann tauchten in ihrem Rücken noch weitere Mechs auf.
Peter hatte die Befehlskompanie der 4. Crucis - Lanciers so verteilt,
dass die beiden anderen Lanzen der Lanciers mit einer Flankenbewegung
in den Rücken der Befehlskompanie der 12. Husaren kommen konnten.
Peter aktivierte sofort einen allgemeinen TakKom - Kanal und rief den
Kommandeur der Husaren an. "Lieutenant General Warren, ich hoffe,
Sie sind noch am Leben."
Warren antwortete mit schwacher Stimme. "Ich weiß zwar nicht,
wer Sie sind, aber ja, ich bin noch am Leben. Was ist? Wollen Sie mich
persönlich erledigen?"
Peter schüttelte schockiert in der Leere seines Cockpits den Kopf.
"General Warren, ich bin mit Sicherheit kein Unmensch, ebensowenig
wie Victor. Nein, ich wollte Sie um Ihre Kapitulation bitten. Es hat auf
Tybalt bereits genug Tote gegeben. Wir sollten diese Verluste nicht noch
weiter vergrößern."
"Wer sind Sie, dass Sie so reden können?"
Peter seufzte. "Ich bin Marshal Peter Steiner - Davion, Offizier
der AVS. Ich bin sicher, Sie haben bereits von mir gehört."
Das schockierte Schweigen war für Peter Antwort genug. Dann meinte
Warren. "Hoheit, Ihr galtet als vermisst."
"Nun, Lieutenant General, ich bin wieder zurück aus meinem Exil.
Und vielleicht sind Sie ja jetzt eher bereit, sich mir zu ergeben. Ich
würde Sie gerne in meine Einsatzgruppe aufnehmen."
"Hoheit, wir haben noch vor kurzem aufeinander geschossen, falls
Ihr Euch erinnert."
"Danke, Lieutenant General, das ist mir durchaus bewußt. Wir
haben beide schwere Verluste hinnehmen müssen. Aber Ihre Husaren
haben gegen meine Einheiten nicht die geringste Chance. Nun frage ich
Sie, General, sind Sie bereit, weitere Leben der Husaren zu riskieren?"
Lange Zeit antwortete Warren nicht, dann sagte er zu seinen eigenen Leuten.
"An die 12. Avalon - Husaren RKG, hier spricht Lieutenant General
Reginald Warren. Beenden Sie alle Kampfhandlungen gegen die 7. Arkturusgarde
oder die 4. Crucis - Lanciers. Wir kapitulieren und wechseln in die Einsatzgruppe
von Herzog Peter Steiner - Davion über. Ich wiederhole, alle Kampfhandlungen
sind einzustellen."
Peter nickte dankbar. "Danke, General Warren. Das ist die richtige
Entscheidung gewesen."
Er wechselte den Kanal zu dem ehemaligen Kommandeur der 4. Crucis - Lanciers,
der die Position an Peter abgegeben hatte. "Lieutenant General Riley,
die Husaren haben sich ergeben. Kümmern Sie sich um die Überführung
in unsere Einsatzgruppe."
"Zu Befehl, Sir."
Peter wandte sich um und rannte mit Höchstgeschwindigkeit zu seinem
Regiments - HQ, dass sich zwanzig Kilometer von seiner jetzigen Position
entfernt befand. Seine Lanze folgte ihm langsam. Nachdem er das HQ erreicht
hatte, schaltete er den Mech auf Leerlauf und öffnete die Cockpitluke.
Frische Luft drang in das stickige Cockpit und Peter fröstelte leicht,
da er nur mit Kühlweste, Shorts und Stiefeln bekleidet war. Er holte
seine Mönchskutte, die er aus dem Kloster hatte mitnehmen dürfen
und zog sie über seine Mechkriegerkleidung. Dann stieg er langsam
die heruntergelassene Teleskopleiter seines Cockpits hinunter. Der Anblick
eines Mönchs war für die Techs, Mechkrieger und Infanteristen
des HQs inzwischen ein alltäglicher Anblick, besonders, da Peter
die Kapuze zurückgeschlagen hatte und man sein freundlich blickendes
Gesicht sehr gut sehen konnte. Er schritt langsam in das Hauptzelt des
HQs, einem kuppelartigen Gebilde, und registrierte, dass die Techs und
Offiziere nicht einmal aufblickten vom salutieren gar nicht zu sprechen.
Das brachte einen zufriedenen Ausdruck auf sein Gesicht. Er hatte bereits
früh damit begonnen, seinen Untergebenen das Salutieren abzugewöhnen.
Er mochte es nicht, wenn man ihm so offensichtlich zeigte, dass er eine
wichtige Person war. Früher hätte sein Ego nichts anderes verlangt,
aber die Zeit im Kloster hatte ihm neben seinen schweren Wutanfällen
auch den größten Teil seiner Macho - Natur ausgetrieben. Abt
Welt sollte stolz auf ihn sein und darum arbeitete er immer weiter daran,
sich in einen ganz normalen Menschen zu verwandeln, der sich absolut klar
war, dass nur seine Geburt ihm das Recht gab, diese Männer und Frauen
zu befehligen. Bisher hatte er kleine Erfolge erzielt, aber so klein diese
Erfolge auch sein mochten, sie waren ein Anfang und damit konnte Peter
leben und weitermachen. Er sah seinen alten Freund Lieutenant General
Dennis Stratford vor einem Holotank stehen und lächelte. Dennis war
über fünfzehn Jahre älter als Peter, doch dieser Altersunterschied
störte beide nicht. Sie hatten sich vor vielen Jahren auf New Avalon
kennengelernt. Dennis hatte damals gerade seinen Abschluss an der MANA
gemacht und war durch die Straßen gezogen, als er einen kleinen
Jungen bemerkt hatte, der sich mit zwei älteren Jugendlichen prügelte.
Dennis war sofort dazwischen gegangen und hatte den kleinen Jungen gerettet.
So war die Freundschaft der beiden entstanden. Peter hatte damals nicht
viele Freunde gehabt und er war froh gewesen, dass Dennis sich nicht daran
störte, dass er der Sohn von Hanse Davion und Melissa Steiner - Davion
war. Sie hatten den Kontakt über HPG - Botschaften aufrechterhalten
und Dennis war, als Peter verschwunden war, von allen Menschen des Vereinigten
Commonwealths, am meisten bestürzt gewesen. Peter hätte es verstanden,
wenn Dennis ihm irgendetwas nachgetragen hätte, weil er sich nicht
bei seinem alten Freund gemeldet hatte, um ihm mitzuteilen, dass es ihm
gut ginge. Doch Dennis war viel zu glücklich darüber gewesen,
dass Peter noch am Leben war, als das er ihm etwas hätte nachtragen
können. Peter trat neben seinen alten Freund. "Der Kampf um
Tybalt ist vorbei. Die 12. Husaren haben sich ergeben und sind bereit,
sich in unsere Einsatzgruppe aufnehmen zu lassen."
Dennis nickte. "Ich weiß. Übrigens, das wurde von einem
ComStar - Boten für dich abgegeben. Es ist an dich persönlich
adressiert, also habe ich es nicht geöffnet."
Peter nahm eine Holodisc und einen dünnen Umschlag entgegen. Er sah
sich nach einem Holoprojektor um, dann meinte Dennis laut in die Runde.
"Achtung!"
Sofort sprangen alle Techs und Offiziere auf und nahmen Haltung an. Dennis
nickte in Richtung des Ausgangs und die Stabsmitglieder verstanden und
verschwanden aus dem Zelt. Dennis wollte sich ebenfalls entfernen, aber
Peter hob die Hand und hielt ihn auf. "Bitte, Dennis, bleib hier.
Ich möchte mir die Nachricht nicht alleine ansehen müssen."
Dennis nickte und Peter schob die Disc in einen Schlitz. Der Holotank
aktivierte die Disc automatisch und das Zeichen der Vereinigten Sonnen
leuchtete auf. Dann erschien der Kopf von Prinz Victor Steiner - Davion
vor dem Zeichen. Peter zuckte zusammen. Sein Bruder schien ihm noch etwas
gealtert, während er sich im Kampf gegen die loyalen Einheiten ihrer
beider Schwester Katherine befand. Peters Bruder begann zu sprechen. "Hallo,
Peter. Ich hoffe, es geht dir gut. Ich würde dir in dieser Nachricht
ja gerne einige andere Nachrichten liefern, aber leider ist das unmöglich.
Die Lage in den Vereinigten Sonnen ist für uns relativ gut. Tancred
hat bereits mehrere Planeten der Mark Draconis befreien können und
Kathil ist jetzt vollständig unter unserer Kontrolle, ebenso wie
Nanking. Hier in der Allianz ist die Lage etwas anders. Wir haben mehrere
Einheiten Katherines zerschlagen können, aber es wird noch einige
Zeit dauern, bis wir in die Vereinigten Sonnen zurückkehren und uns
das zurückholen, was uns rechtmäßig zusteht. Und jetzt
ergibt sich für mich ein Problem. Ich brauche einen Offizier als
Kommandeur der AVS, der bereit ist, Risiken einzugehen und der den Vereinigten
Sonnen gegenüber absolut loyal ist. Jackson kann ich nicht nehmen,
da dieser sich nicht absolut loyal den Vereinigten Sonnen gegenüber
verhalten hat. Und ansonsten bleiben nicht viele Personen übrig.
Jerry Cranston hat als der Leiter meines Geheimdienstes schon genug zu
tun. George Hasek und Tancred Sandoval würde ich lieber als Herzöge
und Field Marshals ihrer jeweiligen Mark sehen. Und sonst hätte ich
auch keine große Auswahl, wenn du nicht wieder aus dem Exil zurückgekehrt
wärst. Peter, ich brauche dich als Armeekommandeur. Darum habe ich
dir neben dieser Nachricht auch noch eine Beförderung zum Marshal
of the Armies der AVS mitgeliefert. Die entsprechenden Rangabzeichen findest
du in deinem Umschlag. Ich weiß, du würdest lieber eine andere
Position einnehmen, aber ich bitte dich, als dein Bruder, nicht als dein
Herrscher, darum, den Rang anzunehmen. Und ich hoffe, dass wir uns bald
wiedersehen werden. Natürlich erfährt die gesamte Innere Sphäre
davon, dass die AVS einen neuen Marshal of the Armies hat. Ich weiß,
du möchtest eigentlich lieber im Verborgenen bleiben, aber ich brauche
dich, Peter. Ich hätte niemals gedacht, dass ich das jemals sagen
würde, aber ich brauche dich unbedingt. Du musst mein Stellvertreter
der AVS in den Vereinigten Sonnen sein, während ich versuche, mich
in der Lyranischen Allianz zu behaupten. Halte Katherines Leute auf, dann
werden wir bald wieder zusammenkommen. In Liebe, dein Bruder Victor."
Peter schluckte. Er hatte sich früher mit Victor nie gut verstanden.
Er hatte es immer als sein Recht angesehen, den Thron zu besteigen und
Victor für unfähig gehalten. Das hatte ihn zu unzähligen
Fehlentscheidungen geführt, die ihn schließlich nach Zaniah
gebracht hatten - und das war wohl die einzige Entscheidung, die er im
Nachhinein nicht bereute, seit sein Vater gestorben war. Und jetzt wollte
Victor ihn in eine Position bringen, die ihm einiges an Prestige einbringen
konnte. Früher hätte er sich über die Möglichkeit,
zusätzliche Macht anzusammeln, gefreut, aber jetzt wäre er lieber
wieder auf Zaniah, um weiter meditieren zu können. Er vermisste die
Ruhe und Gelassenheit des Klosters und besonders den Friedenspark des
Klosters, wo er sich immer besonders wohl gefühlt hatte. Dennis trat
neben ihn und öffnete langsam den Umschlag. Dann holte er die Rangabzeichen
eines Marshal of the Armies der AVS heraus. Peter nickte. "In Ordnung,
Victor", sagte er in Richtung des Holotanks. "Ich werde dich
hier in den Vereinigten Sonnen vertreten, bis du zurückgekehrt bist.
Und dann kann ich mich wieder zurückziehen."
Dennis schüttelte den Kopf. "Nein, Pete, das kannst du nicht.
Prinz Victor hat dir mit dieser Nachricht dein altes Leben zurückgegeben.
Du kannst dich nicht wieder in ein Kloster zurückziehen, um Mönch
zu werden. Du wirst der militärische Stellvertreter des Prinzen,
wenn dieser auf dem Thron von New Avalon sitzt. Und du wirst es tun, weil
es deine Bestimmung ist. Du bist Peter Steiner - Davion, das dritte Kind
von Hanse Davion und Melissa Steiner - Davion. So wie dein Vater den Thron
eigentlich nicht übernehmen sollte, wirst du Victors Vertrauter und
späterer Erbe, sollte dieser niemals Kinder bekommen. Und du wirst
es tun, weil du es tun musst."
Peter seufzte. "Ich wünschte, ich wäre wieder auf Zaniah
und im Kloster. Ich halte von diesen ganzen Kämpfen nichts mehr.
Ich möchte nur noch in Frieden leben können."
Er wandte sich ab und verließ das Zelt. Die Sonne Tybalts schien
warm auf Peter und er schritt langsam zu einem Felsen, der weit genug
vom HQ entfernt war, um ihm die Illusion von Privatsphäre zu geben.
Er setzte sich auf den Felsen und blickte auf die Rangabzeichen in seiner
Hand. Er sah auch nicht auf, als Dennis hinter ihm ankam und einen Mechkriegeroverall
in der Hand hielt. Dennis sah kurz über die Welt, dann meinte er
zu Peter. "Es ist wirklich sehr schön hier."
"Ja", flüsterte Peter. "Das ist es sicherlich. Aber
darum geht es dir gar nicht, oder?"
Dennis lachte leise. "Du kennst mich schon zu gut, Pete. Ich möchte,
dass du den hier trägst. Deine Mönchskutte ist für eine
Militäreinheit nicht annehmbar, so leid es mir tut, dir das sagen
zu müssen."
Peter nahm den Overall entgegen und zog zunächst seine Mönchskutte
aus. Dann stellte er seine Stiefel daneben und zog den Overall an. Die
Stiefel kamen wieder an seine Füße und die Rangabzeichen wurden
am Kragen befestigt. Peter stand auf und Dennis begutachtete ihn genau.
"Sehr gut. Und jetzt sollten wir unsere weitere Strategie planen."
Peter nickte und ging Dennis hinterher, der ihn wieder in das Kommandozelt
führte. Der Holotank war wieder aktiviert und zeigte eine Karte der
Welten der Vereinigten Sonnen, die sich im Umkreis von hundert Lichtjahren
um Tybalt befanden. Peter lächelte grimmig, als er das Kentares -
System sah. Dann meinte er zu Dennis. "Ich habe bereits einen Plan.
Wir werden ab jetzt in mehreren Phasen vorgehen. Mein Endziel in der Mark
Draconis heißt Kentares. Ich will General Marcus Roland erledigen,
dafür, dass er Duke Dresari getötet hat."
Dennis nickte. "Gut. Aber zunächst sollten wir weitere Einheiten
heranziehen, bevor wir uns um Kentares kümmern."
Peter nickte und sah sich die Karte ein weiteres Mal an. "In Ordnung.
Ich würde sagen, dass wir mit den Einheiten der Addicks - PDZ beginnen.
Da geht es mir vor allem um die Grenze zum Draconis - Kombinat. Wenn ich
das richtig verstanden hab, dann befinden sich vor allem dort die Einheiten
in dieser PDZ. Der Rest wird zumeist von den MDM - Regimentern verteidigt.
Nun aber, welches Regiment befindet sich auf Helen?"
Dennis rief das Helen - System auf, dann antwortete er. "Die 6. Royal
Guards RKG. Eine Einheit, die absolut loyal zu Prinz Victor ist."
Peter nickte. "Ich hab den Bericht auch gelesen. Aber die 6. Royals
sind eine unerfahrene Einheit. Sie sind gut als Garnisonseinheit, aber
für das, was ich vorhabe, kann ich sie nicht gebrauchen. Murchison?"
"Die 3. Leichte Deneb - Kavallerie. Die stehen loyal zu Katherine."
"In Ordnung, dann vergessen wir Murchison. Was ist mit Errai?"
"Oh, das ist ein echter Leckerbissen. Die 4. Davion Guards befinden
sich auf Errai. Sie sind absolut loyal zu den Davions und den Vereinigten
Sonnen."
"Gut. Dann werden wir versuchen, sie zu rekrutieren. Und auf Addicks
selber?"
"Warte mal. Addicks, ja, da ist es. Dort stehen die 13. Donegal Guards.
Die Einheit wurde unter den Oberbefehl von General Roland gestellt."
Peter lächelte grimmig. "Sehr gut. Dann werden wir uns die 4.
Davion Guards holen und die 13. Donegal Guards auf Addicks zerschlagen.
Und mit der Zentralwelt der PDZ haben wir ein Problem weniger."
"Und alle anderen Welten werden nur von MDM - Regimentern verteidigt.
Sollen wir sie trotzdem rekrutieren?"
"Ja. Ich denke, wir können es zumindest versuchen."
Dennis nickte. "Dann hätten wir Phase Eins abgeschlossen. Wie
sieht deine zweite Phase aus?"
Peter grinste mit einer ungewöhnlichen Bösartigkeit. "Als
nächstes werden wir uns die Achernar - PDZ der Mark Capella vornehmen.
Alle loyalen Einheiten Katherines müssen zerschlagen werden und die
wichtigsten Industriewelten, wie Nanking oder Tikonov müssen gesichert
werden. Erst dann werden wir uns in Phase Drei auf Kentares und die umliegenden
Welten stürzen."
Dennis nickte grimmig. "In Ordnung. Das könnte tatsächlich
klappen."
"Es wird klappen, alter Freund. Es wird klappen."
Sie diskutierten noch einige Zeit, dann stand der Plan fest. Marshal of
the Armies Peter Steiner - Davion würde Katherine das Leben mehr
als schwer machen.
Sonnensturm
05.04.2023
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