Alrakis
Militärdistrikt Dieron, Draconis - Kombinat
21. März 3011
Tai - i Thomas
Lindstrom salutierte, als er in das Büro seines direkten Vorgesetzten,
Sho - sa Erik Yoshitan, dem Kommandeur des 2. Bataillons des 13. Dieron
- Regiments, trat. Yoshitan sah kurz auf, erwiderte den Salut mit einer
Handbewegung und bedeute Thomas mit einer weiteren, dass dieser sich setzen
sollte. Thomas tat wie ihm geheißen. Er wusste nicht, warum sein
Vorgesetzter ihn unbedingt sprechen wollte, aber er war sich ziemlich
sicher, dass es nichts Gutes bedeutete, da das gesamte Bataillon wusste,
dass Yoshitan und Lindstrom nicht unbedingt besonders gut miteinander
auskamen. Das hatte einfach mit den Taktiken zu tun, die Lindstrom einsetzte.
Er weigerte sich einfach, den typischen Samuraitaktiken, den Gegner im
Sturmlauf angreifen und ihn in ein Gefecht Mann gegen Mann zu stellen,
Folge zu leisten und hatte seine Lanze stattdessen darauf trainiert, den
Gegner durch konzentriertes Feuer zu Boden zu zwingen. Das hatte ihm und
seiner Lanze den Spitznamen Chaos - Krieger eingebracht und als er, aufgrund
seiner Erfolge gegen die Steiner - Truppen, die Beförderung zum Tai
- i erhalten hatte, war die gesamte Kompanie, die seinem Befehl unterstellt
worden war, in die sogenannte Chaos - Kompanie umbenannt worden. Seine
Krieger stammten fast alle aus dem Distrikt Rasalhaag, ebenso wie Lindstrom
selbst, aber sie waren erfahrene Krieger, allesamt Veteranen, die oft
genug gegen die Steiner - Truppen gekämpft hatten, um zumindest einige
ihrer Schwächen auszuloten. Was jetzt kommen sollte, wusste Lindstrom
aber nicht. Yoshitan sah von den Berichten auf, die auf seinem Tisch lagen,
dann lächelte er dünn. Jetzt fürchtete Lindstrom bereits
um sein Leben, denn dieses Lächeln hatte er nur zu oft sehen müssen.
Es bedeutete, das Yoshitan mit seiner Leistung entweder nicht vollkommen
zufrieden war oder einen Streit provozieren wollte, was beides für
Lindstrom nicht sehr erträglich war. Dann meinte Yoshitan. "Sie
haben wirklich ziemliche gute Arbeit in diesem Bataillon geleistet, Thomas."
Lindstrom riss schockiert die Augen auf. Sein Vorgesetzter hatte ihn noch
nie mit Vornamen angesprochen und ganz sicher hatte er ihn noch nie gelobt.
Dann meinte er vorsichtig. "Ich danke Ihnen, Herr. Auch wenn ich
mir nicht bewusst bin, womit ich mir dieses Lob..."
"Sie haben es sich keineswegs verdient, Tai - i!", unterbrach
Yoshitan ihn kalt. "Im Gegenteil, es war kein Lob, sondern eine höfliche
Kritik an Ihre Anmaßungen und Ihre Arroganz, aber Sie sind natürlich
zu blind, um das zu erkennen."
Lindstrom schluckte. Er wusste, dass jetzt eine heftige Attacke auf ihn
kommen würde, sonst wäre Yoshitan nicht so ruhig. Dieser beugte
sich vor und stützte die Ellbogen auf die Tischplatte. "Ich
habe endlich die Bestätigung des Kriegsherren Tscherenkow, was mein
Gesuch um Ihre Versetzung angeht. Er hat dem zugestimmt, allerdings wissen
wir beide, dass die Chaos - Kompanie es niemals zulassen würde, dass
Sie mein Bataillon alleine verlassen. Tai - i Lindstrom, Sie und Ihre
Chaos - Kompanie werden mit sofortiger Wirkung zum 6. Schwert des Lichts
- Regiment versetzt. Ich hätte Sie zwar lieber in einer der Legionen
Wega oder im Distrikt Rasalhaag bei einem der dortigen Regimenter gesehen,
aber Sie sind, trotz Ihrer Verachtung für den Bushido - Kodex, der
unser Leben als Krieger diktiert, ein erfahrener Mechkrieger und der Drache
kann Ihr Talent und das Ihrer Leute nicht einfach verschwenden. Sie werden
allerdings dennoch in den Militärdistrikt Rasalhaag versetzt. Vielleicht
haben Sie ja die Möglichkeit, Ihr Können im Kampf gegen die
Lyraner zu beweisen. Haben Sie noch Fragen?"
Lindstrom lächelte leicht. Er wusste, dass dies Yoshitan verärgern
würde, aber das war ihm jetzt egal. "Hai, Sho - sa, eine letzte
Frage hätte ich noch."
Yoshitan nickte. "Stellen Sie Ihre Frage, dann können Sie gehen."
Lindstrom sammelte sich kurz, um die höflichste Frageform zu finden,
dann fragte er. "Wo und bei welchem Bataillon werden wir stationiert
werden?"
Yoshitan lächelte wieder dünn. "Sie kommen zum 3. Bataillon
auf Urzmarkt. Und als Ersatz wird man mir eine entsprechende Kompanie
des Bataillons überstellen. Damit bekomme ich endlich die Elitekrieger,
die ich haben wollte, und deren Kommandeur nicht so halsstarrig ist, wie
Sie."
Lindstrom quittierte diese offene Beleidigung mit einem dünnen Lächeln
von seiner Seite, dann stand er auf und salutierte. Nachdem Yoshitan den
Salut erwiderte, drehte Lindstrom sich um und verließ das Büro
seines Vorgesetzten. Er musste noch seine Chaos - Kompanie auf den Umzug
vorbereiten.
Neuberg, Urzmarkt
Militärdistrikt Rasalhaag, Draconis - Kombinat
13. Mai 3011
Tai - i Thomas
Lindstrom steuerte seinen Dracon über den Raumhafen von Neuberg,
der Hauptstadt von Urzmarkt. Seine Lanze folgte ihm schweigend. Lindstrom
lächelte. Seine Sturmlanze war mehr als gut ausgebildet und dazu
auch noch mehr als bereit, sich in den Kampf zu stürzen. Aber das
6. Schwert des Lichts wurde noch zurückgehalten. Der Kriegsherr des
Distrikts Rasalhaag, Marcus Kurita, schien nicht bereit, eine Einheit,
die dem Drachen so absolut treu ergeben war, ins Gefecht zu werfen, damit
diese einen ruhmvollen Kampf gegen das Lyranische Commonwealth führen
konnten. Also blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich mit Manövern
weiter vorzubereiten und durch Patrouillen die Disziplin zu stärken.
Allerdings war das bei der Chaos - Kompanie mehr als vergebens, dass hatte
sogar Chu - sa Simon Niguya erkannt. Lindstroms Leute waren einfach nicht
bereit, sich an die Traditionen des Bushido - Kodex zu halten. Lindstrom
hatte diesmal allerdings zum Glück keinen Streit mit seinem Vorgesetzten.
Im Gegenteil, dieser schien bereits zu überlegen, Lindstrom in den
Rang eines Sho - sa zu setzen, auch wenn er weiterhin den Befehl über
seine Kompanie behalten würde. Lindstrom war davon ziemlich überrascht,
denn der Beginn der Dienstzeit der Chaos - Kompanie auf Urzmarkt hatte
ganz und gar nicht gut begonnen.
Sie waren vor zwei Wochen auf Urzmarkt gelandet. Chu - sa Niguya hatte
eigentlich einen Empfang für die neue Kompanie bereiten wollen, aber
Lindstrom hatte gar nicht erst darauf gewartet, dass sich die beiden Mechkompanien
aufstellten, sondern war mit seinen Leuten gleich aufs Landefeld gestürmt
und hatte alle strategisch und taktisch wichtigen Positionen des Raumhafens
von seinen Leuten besetzen lassen. Dann hatte er Niguya gemeldet, dass
sie den Raumhafen gesichert hätten und auf weitere Befehle warteten.
Die darauffolgende Besprechung zwischen Niguya und ihm hatte Lindstrom
noch sehr genau im Kopf.
"Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, dieses Schauspiel zu
veranstalten, Tai - i? Eigentlich sollte ich Sie für diese Insubordination
Ihres Rangs und Ihres Kommandos entheben und Sie in den Bau stecken."
Lindstrom hatte dünn gelächelt und geantwortet. "Das können
Sie machen, Herr. Aber dann sollten Sie sich auch die Frage stellen, woher
Sie ein Dutzend neuer Mechkrieger her bekommen."
Das überraschte Niguya. "Was meinen Sie mit einem Dutzend, Tai
- i? Und Sie sollten mir eine wirklich gute Erklärung abliefern."
"Nun, Chu - sa, wenn Sie mich in den Bau stecken, dann wird meine
Kompanie mir folgen. Sie müssen verstehen, dass wir nicht einfach
nur eine Sturmkompanie sind. Wir sind die Chaos - Kompanie des Kombinats.
Wir sind noch schlimmere Mechkrieger als die Legionen Wega - wenn man
von unserer Kampferfahrung und unseren Fähigkeiten einmal absieht.
Natürlich ist es dem Bushido nicht angemessen, so zu handeln, aber
die Chaos - Kompanie hat noch nie nach dem Bushido gehandelt und wird
es mit Sicherheit auch nicht so schnell tun. Zumindest nicht, solange
ich den Befehl über die Kompanie habe."
Niguya strich sich über das Kinn. "Und wenn ich Sie ersetze?"
"Dann wird die gesamte Kompanie mir folgen, wohin Sie mich auch schicken.
Sie müssen verstehen, Chu - sa, wir waren eine Kompanie des 13. Dieron
- Regiments. Viele der jetzigen Kompaniemitglieder sind seit der Gründung
der Chaos - Kompanie in der Einheit geblieben und die wenigen, die uns
damals verlassen hatten, waren im Kampf gegen Steiner und Davion gefallen.
Kein Chaos - Krieger würde sich in eine andere Kompanie versetzen
lassen, wenn ihm nicht der Rest der Kompanie folgt. Das ist eine Philosophie,
die wir während des Überfalls auf Kessel durch die 11. Arkturusgarde
gelernt haben. Wir stehen zusammen und wir fallen zusammen, niemand wird
sich von den anderen trennen."
Niguya stand hinter seinem Schreibtisch auf und trat ans Fenster. Er sah
hinaus auf eine andere Kompanie des 3. Bataillons des Schwert des Lichts,
dann fragte er. "Sind Sie denn mit Ihrer derzeitigen Position zufrieden,
Tai - i?"
"Hai, Chu - sa, das bin ich. Die Chaos - Kompanie ist meine Familie
und ich möchte sie niemals verlassen."
Niguya nickte. "Das kann ich natürlich verstehen. Sie müssen
aber auch meine Position verstehen. Ich bin jetzt 53 Jahre alt und seit
über 30 Jahren im Dienst des Drachen. Aber ich bin nicht mehr so
beweglich wie früher. Ich brauche jemanden, der mich in der kämpfenden
Truppe vertreten kann und der bereit ist, ein Risiko einzugehen. Es soll
kein Speichellecker sein, der nur darauf hofft, dadurch seine nächste
Beförderung zu bekommen. Ich möchte einen guten Mechkrieger
und Offizier, der auch bereit ist, sich mir entgegenzustellen und seine
Meinung offen vorzutragen. Bisher war ich von allen meinen Kompanieführern
enttäuscht, aber Sie könnten das ändern, Thomas - kun.
Wären Sie denn bereit, als mein Stellvertreter zu fungieren?"
Lindstrom überlegte kurz. "Was wären meine Aufgaben, Niguya
- sama?"
"Sie behalten den Befehl über Ihre Kompanie, falls das eine
Ihrer Befürchtungen ist. Sie sind aber gleichzeitig mein Verbindungsoffizier
zu den kämpfenden Einheiten. Sie übermitteln meine Befehle und
sorgen für ihre Ausführung. Und Sie helfen mir bei der Strategieplanung.
Wenn Sie Ihre Sache gut machen, dann kann ich Ihnen die Beförderung
zum Sho - sa geben und Sie damit offiziell zu meinem Stellvertreter und
Nachfolger machen, Thomas - kun."
Lindstrom nickte. Etwas ähnliches hatte er von Niguya auch erwartet.
Er stand langsam auf, nahm Haltung an und salutierte auf Kurita - Manier,
mit der rechten Faust auf der Brust. "Ich erwarte Ihre Befehle, Chu
- sa."
Niguya lächelte leicht. "Nun, Tai - i, ich habe zunächst
keine Befehle für Sie. Aber bitte bereiten Sie ein Rotationsverfahren
aller Lanzen für einen Patrouillengang vor. Ich möchte ausserdem
mehrere Lanzen zu einem Manöver vorbereiten und würde mich freuen,
wenn Sie dies ebenfalls übernehmen könnten."
"Hai, Chu - sa. Ich werde Ihre Befehle so schnell wie möglich
ausführen."
Das war das Zeichen für Lindstrom gewesen, das Büro zu verlassen.
Und jetzt, zwei Tage später, war er sich sicher, dass die Arbeit
mit Chu - sa Niguya um einiges besser verlaufen würde als mit seinem
alten Vorgesetzten beim 13. Dieron - Regiment. Er steuerte seinen Dracon
um einen J. Edgar - Scoutschweber herum und überprüfte den Zustand
seiner Lanze. Er hatte diese Lanze ebenso wie den Rest seiner Kompanie
bewußt so aufgebaut, dass er eine mobile Einheit mit genügend
Feuerkraft zur Verfügung hatte. Ein Vollstrecker lief rechts neben
ihm. Der Pilot, Sho - ko Bruno Reinberg, stammte ebenfalls aus dem Distrikt
Rasalhaag. Er war der ranghöchste Unteroffizier der Chaos - Kompanie
und ein erfahrener Mechkrieger. Lindstrom vertraute ihm soweit wie es
möglich war. Hinter Reinberg folgten ihm die Mechkrieger Jasmin Tiro
und Nagira Sujori. Tiro steuerte den schwersten Mech der gesamten Kompanie,
einen Victor. Die sprungfähige achtzig Tonnen schwere Kampfmaschine
mit der überschweren Autokanone war nur aufgrund ihrer Beweglichkeit
durch die Sprungdüsen ausgewählt worden. Bei Kämpfen sah
man Tiro sehr oft in der ersten Reihe direkt gegen den Feind kämpfen,
wo sie ihre AK/20 voll zum Einsatz bringen konnte. Mechkrieger Sujori
steuerte eine weitere mittelschwere Maschine, einen Verteidiger. Der Verteidiger
wurde von Lindstrom meistens zur Rückendeckung der Lanze eingesetzt.
Während die anderen Mechs vorpreschten, blieb der Verteidiger fast
immer zurück und belegte den Feind mit Sperrfeuer aus seiner PPK
und der LSR - Lafette, die im Torso untergebracht worden war. Er hatte
eine sehr effektive Einheit zusammengestellt, die es mit den meisten Einheiten
des Kombinats aufnehmen konnte. Seine beiden anderen Lanzen waren ähnlich
aufgebaut, im Falle der Scoutlanze aber wesentlich leichter. Lindstrom
wartete einen Augenblick, dann aktivierte er sein TakKom und stellte die
Kompaniefrequenz ein. "Chu - i Givara, bereiten Sie Ihre Lanze vor.
Sie sind unsere Ablöse."
"Hai, Tai - i. Der Chu - sa hat sich gemeldet. Er möchte Sie
umgehend sprechen, Herr."
"Verstanden. Wir sind auf dem Weg."
Lindstrom wendete seinen Dracon und machte sich auf den Weg zum Mechhangar,
in dem seine Kompanie untergebracht war. Er konnte sich nicht vorstellen,
was Chu - sa Niguya von ihm wollen könnte. Da er sich seit ihrer
Ankunft hier nichts hatte zu Schulden kommen lassen, war er sich sicher,
keinen Verweis zu bekommen. Aber er wusste nicht, was der Chu - sa sonst
noch mit ihm besprechen konnte - außer einen Plan für einen
Angriff auf das Lyranische Commonwealth. Lindstrom brachte seinen Dracon
zum entsprechenden Stellplatz, dann schaltete er ihn auf Leerlauf. Um
den Rest sollten die Techs sich kümmern. Er öffnete die Cockpitluke
und ließ die Teleskopleiter herunter, an der er sich dann flink
herunterangelte. Dann übergab er einem Tech seinen Neurohelm und
nahm den Overall von demselben entgegen. Nachdem er diesen angezogen hatte,
nahm er sein Katana und sein Wakizashi, die er erhalten hatte, als er
seinen Abschluss an der Sun Zhang - Akademie gemacht und in die VSDK eingetreten
war. Er schnallte sich die Scheiden auf den Rücken und zog sich einen
Überwurf an. Natürlich war das eine ziemlich ungewöhnliche
Bekleidung für eine Besprechung mit seinem vorgesetzten Offizier,
aber Niguya hatte in den zwei Wochen, die er jetzt mit Lindstrom zusammenarbeitete,
gelernt, dessen Eskapaden beiseite zu lassen. Er machte sich auf den Weg
zum Büro Niguyas und schritt langsam und gemessen auf die Bürobaracken
der Kaserne zu. Eine der mittelgroßen Baracken war das Büro
von Chu - sa Niguya. Lindstrom klopfte an, dann trat er ein. Eine junge
Adjutantin im Rang eines Chu - i, die Mitglied in Niguyas Befehlsstab
war, nickte ihm zu. "Sie kommen spät, Tai - i."
Lindstrom kannte die junge Chu - i ziemlich gut. Sie hatte ursprünglich
im Büro der VBS auf Luthien gearbeitet, bevor sie auf eigenen Wunsch
zum 6. Schwert des Lichts versetzt wurde. Sie war mehr als fähig,
einen BattleMech zu steuern und war auch Mitglied in der Befehlslanze
des Chu - sa, wo sie meistens als Komm - Spezialistin dafür sorgte,
dass alle unnötigen Komm - Frequenzen frei blieben. Natürlich
konnte er ihr die Worte, die sie eben ausgesprochen hatte, nicht so einfach
durchgehen lassen. "Danke, dass Sie mich darauf hinweisen, Chu -
i Zayura", er legte eine besondere Betonung auf ihren Rang, "ich
wusste nicht, dass ich mich jetzt auch noch vor Ihnen rechtfertigen sollte."
Zayuras Augen blitzten leicht, dann beugte sie sich vor und flüsterte.
"Wie wäre es, wenn Sie sich bei einem Essen in der Kantine vor
mir rechtfertigen?"
Lindstrom lächelte sie an. "Wenn Sie mich einladen sage ich
nicht nein. Sie müssen nur die Uhrzeit bestimmen und an die Chaos
- Kompanie schicken, dann werde ich pünktlich erscheinen."
"Sehr gut. Chu - sa Niguya erwartet Sie bereits."
Lindstrom warf ihr eine Kusshand zu, was ein weiterer Bruch der Etikette
war, die im Kombinat so hochgeschrieben wurde, dann klopfte er kurz an
die Bürotür seines Vorgesetzten und trat ein. Niguya erwartete
ihn tatsächlich, aber er war nicht allein. Ihm gegenüber saß
eine gutaussehende Frau, die ungefähr Anfang Dreissig sein mochte.
Sie trug die schwarze Uniform der ISA und hatte die Rangabzeichen eines
Tai - i, wie seine eigenen. Lindstrom verbeugte sich höflich vor
beiden, dann salutierte er. Niguya nickte auf den Sessel neben der ISA
- Agentin. "Nehmen Sie Platz, Thomas - kun, wir haben viel zu besprechen."
Lindstrom nickte und setzte sich. Niguya redete einfach weiter. "Darf
ich Ihnen Tai - i Linda Ritachu vorstellen? Tai - i Ritachu leitet die
ISA - Dienststelle von Urzmarkt."
Lindstrom nickte der Agentin zu. "Sehr erfreut, Sie kennenzulernen
Tai - i Ritachu."
Ritachu lächelte kalt. "Sie sollten mit Ihren Äußerungen
lieber vorsichtig sein, Tai - i Lindstrom. Die ISA hat Sie sehr genau
im Auge."
Lindstrom erwiderte ihr Lächeln. "Ich hoffe, Mechkrieger Kashori
leistet Ihnen gute Dienste, Tai - i Ritachu. Aber vielleicht sollten Sie
das nächste Mal einen Agenten in die Chaos - Kompanie einschleusen,
der zumindest etwas besser an den Kontrollen eines Mechs ist. Kashori
ist nicht gut genug, um in einer echten Schlacht lange zu überleben.
Sie sollten vielleicht einmal darüber nachdenken."
Ritachus Augen verengten sich unmerklich. Offensichtlich hatte sie diesen
Mechkrieger falsch eingeschätzt. Er wusste anscheinend mehr über
die Aktivitäten der ISA, als ihr lieb sein konnte. Niguya lächelte
dünn, dann meinte er. "Thomas - kun, Tai - i Ritachu hat uns
einen Befehl des Koordinators persönlich übermittelt. Sein Befehl
lautet, dass wir einen Angriff auf einen unbedeutenden Planeten des Lyranischen
Commonwealths ausführen. Alle näheren Informationen bekommen
Sie gleich noch. Nun möchte ich Ihnen aber mitteilen, dass Tai -
sho Renigo mein Schreiben positiv beantwortet hat. Mit sofortiger Wirkung
sind Sie neuer operativer Kommandeur des 3. Bataillons, 6. Schwert des
Lichts, Sho - sa Lindstrom."
Niguya schob die entsprechenden Rangabzeichen über den Schreibtisch
zu Lindstrom hin. Dieser nahm seine alten Abzeichen ab und steckte sich
die neuen an. Dann stand er auf und schüttelte die Hand seines Vorgesetzen.
Nachdem er sich wieder hingesetzt hatte, meinte Ritachu. "Nun sollten
wir uns dem Überfall auf das Lyranische Commonwealth zuwenden. Der
Planet, der überfallen werden soll, heißt Icar. Er befindet
sich am Rand der Peripherie und wird das perfekte Angriffsziel für
uns sein."
Lindstrom sah Ritachu an. "Welche Einheiten befinden sich auf Icar?"
"Ein Söldnerbataillon befindet sich auf dem Planeten. Soweit
wir feststellen konnten, heißt die dortige Einheit Morris´ Armierte
Dragoner. Sie sind relativ gut und haben einen Ruf, der ihren Fähigkeiten
gerecht wird. Es wird nicht einfach sein, sie zu besiegen."
Lindstrom nickte. Er hatte einiges von den Dragonern gehört. Sie
waren vor ungefähr zehn oder fünfzehn Jahren von einem ehemaligen
Oberleutnant der 2. Hofgarde gegründet worden, einem Robert Morris.
Morris´ Erfahrung mit der 2. Hofgarde hatte dazu geführt, dass er
ziemlich effektiv gegen das Kombinat und die Liga Freier Welten Haus Mariks
gekämpft hatte. Zum Teil hatte er auch Aufträge in der Peripherie
ausgeführt. Dabei hatte er seine Einheit auf ihre jetzige Stärke
von einem Mechbataillon und Hilfstruppen erweitern können. Seine
beiden Söhne dienten in seiner Einheit und hatten es zu ziemlich
respektablen Kompanieführern gebracht. Lindstrom war sich aber sicher,
das seine Chaos - Kompanie mit beiden Kompanien fertig werden konnte,
wenn es erforderlich war. Er sah wieder auf. "Chu - sa, werden Sie
uns bei diesem Kampf mit Ihrem Können und Ihrem Wissen unterstützen?"
Niguya lachte laut. "Thomas - kun, Sie sind ein großer Schmeichler.
Ja, ich werde Sie begleiten, aber Sie werden den Befehl über das
Bataillon haben. Meine Aufgabe ist es, die gesamte Einheit, die noch zwei
Kompanien Infanterie und eine Staffel Luft/Raumjäger enthält,
zu befehligen. Sie werden also von Ihrer Kompanie in die Befehlslanze
wechseln müssen, Sho - sa. Und natürlich brauchen Sie einen
Ersatz für mich. Tai - i Ritachu ist eine hervorragende Mechkriegerin.
Ich bin mir sicher, das sie mehr als bereit ist, meinen Platz auszufüllen."
Ritachu nickte. "Hai, Chu - sa, das bin ich. Natürlich nur,
wenn Sho - sa Lindstrom keine Einwände gegen mich hat."
Lindstrom nickte leicht. "In Ordnung, Sie können sich ins Bataillon
versetzt betrachten. Allerdings bräuchte ich einige Informationen
über Ihren Mech."
"Es ist ein Katapult, Sho - sa. Eine hervorragende Maschine."
"Daran zweifle ich nicht, Tai - i. Also gut. Dann werden wir den
Söldnern auf Icar zeigen, warum wir eine Eliteeinheit sind."
Shark Hills, Icar
Tamarpakt, Lyranisches Commonwealth
27. Mai 3011
Sho - sa Thomas Lindstrom feuerte eine weitere Ladung LSR aus der Torso
- Lafette seines Dracon auf den gegnerischen Pirscher ab, dann untersuchte
er den Status des Bataillons. Was er sah, schockierte ihn. Zwei Kompanien
der 4. Lyranischen Garde, die unverhofft ein Bataillon auf Icar stationiert
hatte, waren an der Flanke der 3. Kompanie des Schwert des Lichts - Bataillon
aufgetaucht. Zusammen mit den Söldnern, die noch über eine einsatzfähige
Kompanie verfügten waren sie den Überresten der Schwerter des
Lichts weit überlegen. Das Schwert des Lichts - Bataillon verfügte
insgesamt noch über 15 einsatzfähige Mechs, die Überreste
der BefehlsLanze, die bei der Verteidigung des Overlord - Landungsschiffs
Star of Dragon Tai - i Ritachu in ihrem Katapult und Chu - i Arthur Wang
im Centurion verloren hatten, mit eingerechnet. Chu - i Christina Zayura
im Zyklop kämpfte verbissen an seiner Seite, aber ihr Munitionsvorrat
war, ebenso wie sein eigener, ziemlich aufgebraucht. Und die Söldner
stießen wieder vor. Lindstrom konnte den Pirscher durch einen Schuss
aus seiner Autokanone noch einmal zurückdrängen, deren Granaten
in das linke Bein des überschweren Mechs fuhren und die dortige Panzerung
zerschmetterten. Der Pirscher wollte mit einer Salve aus seinen LSR -
Lafetten antworten, als irgendetwas den Piloten der Maschine ablenkte
und er sich abwandte. Das reichte Mechkrieger Sujori, der sich tapfer
an der anderen Seite des Dracon hielt, um seine PPK von seinem ursprünglichen
Ziel, einem Feuerfalken der Söldner - Scouts, abzuwenden und ihn
nur noch mit seinen LSR zu bombardieren. Er feuerte seine PPK auf den
Pirscher ab und traf auf die Rückenpanzerung des Mechs. Der Pirscher
schüttelte sich und wollte sich wieder seinen unmittelbaren Gegnern
zuwenden, aber dazu ließ Zayura ihn gar nicht erst kommen. Ihre
Autokanone setzte eine weitere Salve in den Rücken des Pirscher und
durchbrach die Panzerung. Dann drangen die Granaten aus entreichertem
Uran in das Innenleben des Mechs ein und beschädigten die Abschirmung
des Fusionsreaktors, der den Pirscher am Leben erhielt, schwer. Auch Lindstrom
setzte wieder seine Autokanone ein, traf allerdings nur eine der LSR --Lafetten,
die von dem Schuss direkt abgerissen wurde. Doch der Pirscher hatte auch
so genug Probleme. Er setzte nämlich seinen schweren Laser gegen
einen Panther des Schwert des Lichts - Bataillons ein, der einen Steppenwolf
attackierte. Dieser Energieanstieg reichte aus, um die Abschirmung des
Reaktors endgültig zu zerstören und die LSR - Munition zur Explosion
zu bringen. Der Pilot des Pirscher schaffte es nicht auszusteigen, bevor
der Pirscher von der Munitionsexplosion zerfetzt wurde und das Cockpit
sich in ein flammendes Inferno verwandelte. Lindstrom wollte sich über
diesen Sieg freuen, er bemerkte allerdings, dass sein Bataillon langsam
auseinanderbrach. Die 3. Kompanie, die nur noch über drei einsatzfähige
Mechs verfügte, wurde von der Lyranischen Garde regelrecht zerfetzt.
Die 1. Kompanie des Bataillons hatte noch immerhin eine volle Lanze zur
Verfügung, aber das nützte absolut nichts, das es eine Sturmlanze
aus leichten und mittelschweren Mechs war. Die schwerste Maschine der
Lanze, ein Dunkelfalke, hatte bereits seine gesamte Munition verschossen,
ebenso der Panther. Nur der Totschläger verfügte noch über
Munition und der Jenner benötigte diese nicht, da er ausschließlich
über Energiewaffen verfügte. Und dann waren da noch die Mechs
der Befehlslanze und der Chaos - Kompanie. Diese beiden Einheiten zusammengenommen
verfügten noch über acht Mechs. Sie alle waren beschädigt
und verfügten kaum noch über Munition. Und die Situation verschärfte
sich durch das Auftauchen der Lyranischen Garde zusehends. Der Panther
- Pilot, Mechkrieger Grundring, zog sich langsam zurück, nachdem
seine Lanzenkameraden von einem Atlas und seinen etwas leichteren Kollegen
zerfetzt worden war. Er verschwendete keinen Schuss aus seiner PPK, sondern
beharkte den leichtesten Mech in den Reihen der Lyraner, einen schwer
beschädigten Paladin, mit seinen KSR. Dann zündete er seine
Sprungdüsen und flüchtete. Lindstrom wandte sich wieder den
Söldnern zu, dann fasste er einen schweren Entschluss. Er aktivierte
sein TakKom und suchte eine allgemeine Frequenz raus. Bevor er jedoch
dem Söldnerkommandeur seine Kapitulation übermitteln konnte,
explodierte Sujoris Verteidiger in einem Feuerball. Auch er stieg nicht
aus. Die Explosion erschütterte Lindstroms Dracon und er spürte,
dass sein Mech sich nicht mehr würde halten können. Er aktivierte
die Rettungsautomatik, die dafür sorgte, dass das Cockpitdach weggesprengt
wurde und ihn in seinem Schleudersitz aus dem sterbenden Mech katapultierte.
Der Dracon explodierte ebenfalls, aber Zayura hatte sich weit genug zurückziehen
können, um von dieser Explosion keinen Schaden zu nehmen. Der Fallschirm
des Schleudersitzes öffnete sich und Lindstrom landete sanft auf
dem Boden. Er begann sofort, sich von den Haltegurten zu befreien. Dann
griff er nach hinten und zog Katana, Wakizashi und eine schwere Nakijama
- Laserpistole hervor. Die Nakijama schnallte er sich mit dem Holster
ans Bein, das Wakizashi und die Scheide des Katana schnallte er sich auf
den Rücken. Nur mit dem Schwert in der rechten Hand lief er los und
auf Zayuras Mech zu. Sie hatte ihn bemerkt und wartete nun auf ihn, während
sich die restlichen Schwerter des Lichts um ihre Position versammelten.
Thomas konnte erkennen, dass sie nur noch zu fünft waren. Der Panther
der 3. Kompanie und drei Mechs der Chaos - Kompanie sowie Zayura waren
noch einsatzfähig. Aber auch die Söldner waren schwer angeschlagen.
Sie verfügten noch über insgesamt sieben einsatzfähige
Mechs. Lindstrom kletterte schnell am Zyklop hinauf, dann schwang er sich
ins Cockpit des überschweren Mechs, das sich direkt unter dem Kopf
befand. Zayura erwartete ihn bereits. "Ich nehme an, du willst dem
Söldnerkommandeur deine Kapitulation verkünden, nicht wahr?"
"Es tut mir leid, Christina, aber wir haben nicht mehr die Truppen,
die wir brauchen, um Icar zu erobern. Wir verfügen noch über
fünf einsatzbereite Mechs und sechs einsatzbereite Mechkrieger. Diese
Anzahl von Kriegern reicht niemals aus, um den Planeten zu nehmen. Und
ich weigere mich standhaft, die Truppen zu verpulvern."
Zayura nickte. "Natürlich, das verstehe ich. Aber was willst
du danach machen? Wir können nicht ins Kombinat zurück und das
weißt du. Dort würde man uns einfach des Verrats anklagen und
erschießen lassen. Und die LCS würden uns gefangennehmen, foltern
und alle Informationen über das Kombinat aus uns herausquetschen
wollen, die wir ihnen liefern könnten. Danach würden wir ebenfalls
sterben."
Lindstrom nickte. "Das stimmt. Darum möchte ich mich auch den
Söldnern ergeben. Wenn wir Glück haben, können wir uns
den Dragonern anschließen. Sie sind eine gute Einheit und mit Sicherheit
nicht so ehrlos, wie die meisten Bürger des Kombinats glauben werden."
Zayura begann bereits damit, die entsprechende Frequenz herauszusuchen.
"Alles klar, ich hab die Frequenz der Söldner gefunden. Sie
befindet sich auf TakKom 3."
Lindstrom nickte und nahm sich ein Komm - Set. Dann meinte er ins Mikro.
"An den Kommandeur von Morris´ Armierten Dragonern. Hier spricht
Sho - sa Thomas Lindstrom, ranghöchster überlebender Offizier
des 3. Bataillons des 6. Schwert des Lichts. Ich möchte mit dieser
Nachricht meine Kapitulation Ihnen gegenüber bekanntgeben."
Lange Zeit knisterte das Kom, dann meldete sich eine relativ junge Stimme.
"Hier ist Hauptmann Patrick Morris, provisorischer Kommandeur der
Dragoner. Sho - sa, Sie wissen, was es bedeutet, wenn Sie kapitulieren,
nicht wahr?"
"Hai, das ist mir bewußt. Ich hatte aber gehofft, dass meine
Leute und ich uns Ihnen anschließen könnten. Es wäre zumindest
für uns alle von Vorteil."
Morris schien darüber nachzudenken, dann meinte er. "Sie wollen
der Gefangenschaft durch die Lyraner entgehen, nicht wahr?"
"Es wäre zumindest unserem Leben erträglicher, wenn die
Lyraner uns nicht in die Hände bekommen, das ist korrekt. Aber sind
Sie bereit meine Kapitulation anzunehmen?"
"Natürlich Sho - sa. Und ich bin auch bereit, Sie und Ihre Leute
bei uns aufzunehmen. Willkommen bei den Dragonern."
Lindstrom seufzte erleichtert. "Danke, Sir. Wir sind dankbar, keine
Gefangenen mehr zu sein."
Er nahm das Komm - Set wieder ab und sah Zayura an. "Ich hoffe, du
bist mit der Entscheidung einverstanden?"
Sie lächelte ihn an, dann fuhr sie mit ihren schlanken Fingern durch
seine blonden Haare. "Thomas, wenn ich mit der Entscheidung nicht
einverstanden wäre, würdest du dich schon lange nicht mehr in
diesem Cockpit befinden. Aber hast du es mitgekriegt? Anscheinend ist
Robert Morris tot oder verletzt."
"Ja, das scheint der Fall zu sein. Ich denke, wir werden abwarten
müssen, wie sich die Situation weiter entwickelt."
Er verabschiedete sich von Zayura und stieg aus dem Mech aus. Am Boden
angekommen zog er sein Katana und ließ es zu Boden fallen. Das Wakizashi
folgte, dann schnallte er die Scheiden ab. Da er nun kein Krieger des
Kombinats mehr war, hatte er auch kein Recht mehr, diese beiden Klingen
zu tragen. Nur seine Nakijama - Laserpistole blieb im Holster am Oberschenkel
stecken. Dann wandte er sich dem Mech zu, der auf ihn zukam. Es war ein
schwerbeschädigter Steppenwolf, der die Insignien der Dragoner trug.
Der Mech hielt kurz vor ihm an, dann schaltete sein Pilot ihn ab. Eine
Klappe öffnete sich und ein junger Mann kam zum Vorschein. Er kletterte
behende an seinem Mech herunter, dann stellte er sich vor Lindstrom auf.
Die Insignien an seiner Kühlweste wiesen ihn als Hauptmann, also
als Kompanieführer aus. Er hatte dunkelbraunes Haar und grüne
Augen, die Lindstrom blitzend ansahen. Dann streckte der junge Mann, der,
wie Lindstrom auffiel, immer noch zwei Jahre älter als er war, die
Hand aus und hielt sie Lindstrom hin. Dieser ergriff sie mit festen Griff,
dann salutierte er. "Melde mich wie befohlen, Sir."
Der Hauptmann erwiderte den Salut, dann meinte er. "Sho - sa Lindstrom
nehme ich an. Ich bin Hauptmann Patrick Morris. Mein Vater hat die Einheit
aufgebaut und geleitet, bis er in der heutigen Schlacht fiel. Wenn mich
nicht alles täuscht, war der Pilot des Verteidigers, der neben Ihrem
Dracon stand, für den Tod meines Vaters verantwortlich. Ich denke,
damit ist der Rache Genüge getan. Und vor allem haben die Dragoner
einen ziemlichen Prestigeschub erhalten. Schließlich passiert es
nicht alle Tage, dass einfache Söldner ein Bataillon der Schwerter
des Lichts besiegen, selbst wenn es mit Hilfe der Lyranischen Garde geschah.
Dies wird den Chaos - Dragonern bei den späteren Aufgaben helfen."
Lindstrom nickte kurz, dann stockte er. "Verzeihen Sie, Sir, wie
haben Sie die Dragoner eben genannt?"
Morris lächelte. "Ich werde die Einheit umbenennen lassen. Wir
sind nicht mehr die Armierten Dragoner meines Vaters, Mr. Lindstrom. Wir
sind ab sofort die Chaos - Dragoner, eine Einheit, die sich immer in die
wildesten Kämpfe stürzt und riesiges Chaos stiftet. Und mit
den Mechs, die wir hier bergen können, das dürften wohl so an
die zwei Drittel Ihres Bataillons sein, plus der Zusatzbezahlung des Lyranischen
Commonwealths können wir die Dragoner möglicherweise um ein
zweites Bataillon bereichern. Allerdings bräuchten wir dazu auch
ein Landungsschiff."
Mit diesen Worten blickte Morris Lindstrom von der Seite an, der den Wink
verstanden hatte. "Da kann ich möglicherweise helfen, Sir. Die
Star of Dragon steht immer noch unter meinem Befehl, ebenso das Sprungschiff
Sturm von Arkab. Ich denke, dass ich beide Schiffe auf unsere Seite ziehen
kann. Damit könnten Sie die Transportkapazität der Dragoner
erheblich steigern."
Morris nickte. "Wenn Sie dafür sorgen können, Kommandanthauptmann
Lindstrom, dann dürfte es unsere Arbeit sehr erleichtern."
Lindstrom nickte. Dann stockte er ein weiteres Mal. "Verzeihen Sie,
Sir, aber Sie haben mich soeben einen Kommandanthauptmann genannt. Ist
dieser Rang denn korrekt? Schließlich bin ich doch ein Überläufer."
"Ja, aber ein ziemlich ranghoher und erfahrener Überläufer.
Und ich brauche einen erfahrenen Kommandeur für das zweite Bataillon
der Dragoner. Mein Bruder Frederick wird als mein Stellvertreter das 1.
Bataillon übernehmen, aber wir brauchen noch jemanden, der sich damit
auskennt, ein Bataillon zu befehligen. Ich denke, Sie sind für diese
Position perfekt, Kommandanthauptmann Lindstrom. Und jetzt wegtreten."
Lindstrom salutierte wieder. "Zu Befehl, Sir."
Als er sich abwandte, rief Morris ihm noch etwas hinterher. "Und
wir finden auch einen passenden Mech für Sie, Lindstrom. Darauf können
Sie sich verlassen."
Lindstrom drehte sich wieder zu Morris um, der inzwischen zu seinem Steppenwolf
zurückgegangen war und langsam daran hochkletterte. Ja, dieser Mann
war auf jeden Fall ein Anführer, unter dem er dienen konnte. Er kümmerte
sich um seine Leute und war mehr als bereit, sein Leben für sie einzusetzen.
In gewisser Weise wurde Lindstrom an Chu - sa Niguya erinnert, als er
seinen neuen Kommandeur hinterher sah. Und das wiederum erinnerte ihn
an einige Pflichten, die er als Krieger des Kombinats noch auszuführen
hatte, bevor er endgültig sein Leben als Söldner begann.
Zwei Stunden
später war auch schon alles vorbei. Die Kapitäne der beiden
Schiffe, dem Overlord - Landungsschiff Star of Dragon und dem Invasor
- Sprungschiff Sturm von Arkab kapitulierten ebenso wie Lindstrom und
wurden offiziell von den Chaos - Dragonern aufgenommen. Lindstrom hatte
inzwischen seinen neuen Mech, einen Grashüpfer, der zuvor einem verstorbenen
Söldner gehört hatte, gefunden und war gerne bereit, die Maschine
zu übernehmen. Jetzt trug er einen Overall der Chaos - Dragoner und
stand vor einem offenen Grab, an dem ein großes Kreuz angebracht
worden war. Hier waren sie beerdigt worden, die Verstorbenen des inzwischen
aufgelösten 3. Bataillons des 6. Schwert des Lichts der VSDK. Lindstrom
nahm seine Schwerter und legte sie vorsichtig in das Grab hinein. Dann
salutierte er auf Kuritaart und flüsterte auf japanisch. "Mögt
ihr alle in Frieden ruhen, ihr tapferen Krieger des 6. Schwert des Lichts.
Niemand wird euch je vergessen, denn eure Namen sind auf dem Kreuz eures
Grabes verewigt. Heil dem Drachen und euren Seelen für die Wiedergeburt
in seinem Dienste."
Zayura stand hinter ihm und salutierte ebenfalls. Dann trat sie an ihn
heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Komm, Thomas. Wir
können nichts mehr tun, was sie wieder zum Leben erwecken könnte.
Ihr nächstes Leben wird hoffentlich besser verlaufen, als dieses."
Lindstrom nickte und wandte sich vom Grab ab. Arm in Arm mit Zayura, die
bereits jetzt als seine Stellvertreterin in den Rang eines Hauptmanns
befördert wurde, ging er langsam zu den beiden wartenden Offizieren,
die neben einer Schweberlimousine standen. Patrick Morris hatte inzwischen
den Rang eines Obersten angenommen. Sein Bruder Frederick, der von allen
immer als Fred angesprochen wurde, war als Kommandeur des 1. Bataillons
und stellvertretender Kommandeur der Dragoner in den Rang eines Kommandanthauptmanns
befördert worden, ebenso wie Lindstrom, der das neue 2. Bataillon
übernehmen sollte, das bisher allerdings nur auf dem Papier bestand.
Sie hatten zwar einige Mechs zur Verfügung, aber ihnen fehlten ganz
eindeutig die Piloten um die Verluste des 1. Bataillons zu ersetzen und
das 2. Bataillon mit Mechkriegern auszustatten. Aber die beiden Morris
- Brüder hofften mit Lindstroms Unterstützung für die nötige
Ausbildung mehrerer zukünftiger Piloten zu sorgen. Auch hatten sich
einige Offiziere und einfache Mechkrieger der 4. Lyranischen Garde zu
Wort gemeldet. Sie waren von der Leistung der Chaos - Dragoner beeindruckt
gewesen und hatten bereits nachgefragt, ob für sie vielleicht ein
Platz frei sei. Da sie natürlich keine eigenen Mechs besaßen,
waren sie ganz froh, dass sich in den Reihen der Dragoner mehrere unbesetzte
Mechs befanden, die sie übernehmen konnten. Lindstrom nickte den
beiden Offizieren leicht zu. Hier war nun seine neue Heimat und seine
neue Familie. Er würde sich nun ein vollkommen neues Leben aufbauen
müssen, war sich aber sicher, dass ihm das gelingen würde.
Chaossturm
05.04.2023
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