Fredasa-Klasse Raider CGBS SCHWARZER GEIST
Am Zenitsprungpunkt von Revell, Geisterbärengebiet
17 Juni, 3060
Ihr war leicht übel und dem Umstand, dass ihr Körper scheinbar nichts wog entnahm Kyra, dass sie sich in der Mikrogravitation eines Raumschiffes aufhielt. Um Gewissheit zu erlangen öffnete sie nun die Augen und konnte in dem schwachen Licht eine Gestalt erkennen, die vor ihr von der Decke hing. Sofort regte sich leichte Übelkeit und sie schloss die Augen rasch wieder. "Scheinbar hast du dich doch noch nicht so ganz erholt, aber das wird schon" kommentierte eine männliche Stimme und entlockte Kyra´s Geist ein paar Erinnerungen. Ihr Trinärstern ´Schwarzfell´ des Clan Wolf sollte einen Angriff auf eine schwach bewachte Welt der Geisterbären durchführen. Es war alles bestens gelaufen und sie hatten die gegnerischen Truppen in einem ehrenvollen Kampf bezwungen, bevor sie wieder an Bord ihrer Landungsschiffe gegangen waren und den Rückweg zum Sprungpunkt und ihrem dort wartenden Schiff angetreten hatten. Doch als sie dort ankamen, erwartete sie bereits ein Kriegsschiff der Bären. Der Kampf war schneller vorbei als das Batchall, vor allem für sie, denn als ihr Landungsschiff getroffen worden war, hatte sie das Bewusstsein verloren.
Neue Eindrücke füllten ein paar Lücken für Kyra. Sie hing in einem Sicherheitsnetz, wie es für alle Betten bei Mikrogravitation gebräuchlich war. Ihre rechte Hand schmerzte ein wenig und ein äußerst unangenehmes Kribbeln zog sich über ihren linken Arm und die linke Seite ihres Gesichtes. Dem leichten Druck nach, als sie versuchte, ein paar Muskeln zu bewegen, waren wohl beide unter einem Verband verborgen. "Wir wurden besiegt?!" es wahr mehr Feststellung als Frage, als Kyra die Augen öffnete. Ihre Umgebung entpuppte sich nun als Krankenstation und die Gestalt als ein Krieger, der vor ihrem Bett stand und sie musterte. Seine Flottenuniform zeigte die Farben der Geisterbären und sein Gesicht schmückte ein schmales Lächeln. "Neg. Die Wölfe haben tapfer gekämpft und verloren." erklärte er nun und Kyra erkannte die Stimme von vorhin: "Aber du bist nicht länger ein Wolf, du bist die Leibeigene eines Bären." Diese Tatsache überraschte sie weniger, als der Umstand, dass sie dies selbst noch nicht in Erwägung gezogen hatte.
Doch nun spielte es keine Rolle mehr und nach einem kurzen Blick auf ihre rechte Hand, die in einem Gips steckte und deren Handgelenkt von einer Leibeigenenkordel geschmückt wurde, akzeptierte sie ihr Schicksal. Jedoch wurde ihr sogleich jede Hoffnung genommen, jemals wieder in die Reihen der Mechkrieger aufzusteigen, als ihr Gegenüber erneut die Stimme hob. "Es freut mich zu sehen, dass du scheinbar doch in besserem Zustand bist, als ich vorher angenommen habe" begann er und wurde dann ernst: "Ich muss dir leider mitteilen, dass deine Verletzungen ernsterer Natur sind und du daher die erste Zeit als meine Leibeigene auf der Krankenstation verbringen wirst. Du hast ein gebrochenes Handgelenk, sowie Verbrennungen am linken Arm und Gesicht erlitten und dein linkes Trommelfell ist geplatzt. Du wirst dich an die einseitige Taubheit und dein mangelndes Gleichgewicht gewöhnen, aber du bist nicht mehr in der Lage einen Neurohelm zu benutzen." Er wusste, dass er jetzt nichts mehr sagen sollte und es lag ihm fern, eine Leibeigene zu quälen, daher drehte er sich um und wandte sich zum Gehen. Bevor er den abgegrenzten Bereich der Krankenstation verließ, wandte er sich noch einmal um: "Ich bin Sterncaptain Jesar Snuka und du befindest sich derzeit auf meinem Schiff, der SCHWARZER GEIST."
Nachdem er die Krankenstation verlassen hatte, ging Jesar so schnell es die Magnetsohlen seiner Stiefel zuließen zum Lift und fuhr nach oben, in den Bug des Schiffes und zur Brücke. Überall waren Techs zu sehen und zeugten von den Schäden, die das Schiff bei seinem Auftrag hatte einstecken müssen. Nicht gegen die Wölfe nein, ihre Landungs- sowie das Sprungschiff waren relativ leichte Beute gewesen. Nein die Schäden sowie Verluste waren der Banditenkaste zu verdanken, die sich in das Gebiet der Geisterbären gewagt hatte. Als die SCHWARZER GEIST das Schiff der schwarzen Kaste gestellt hatte, waren sie durch einen improvisierten Rammangriff beschädigt worden und hatten unter anderem ihren Kapitän verloren. Jesar war als erster Offizier eingesprungen und hatte ihre vorgeschriebene Patrouille weitergeführt, zumindest bis sie auf die Wölfe getroffen waren.
Ja, es war reiner Zufall gewesen, dass sie die Truppen des anderen Clans gefunden hatten, doch dieses Treffen hatte sich als richtiger Glücksfall entpuppt. Die Herausforderung war nicht sehr groß, das musste man zugeben, aber der Lohn dafür umso höher. Ein intaktes Sprungschiff und drei Landungsschiffe, obwohl eines davon nur mehr als Ersatzteillager herhalten konnte. Der Sterncaptain hatte nun befohlen beide Schiffe aufzuladen und dann würden sie tiefer in das Geisterbärengebiet springen. Dummerweise dauerte das Laden der Sprungschiffe diesmal wesentlich länger, da die dezimierte Crew der SCHWARZER GEIST beide Schiffe bedienen musste. Denn die ehemalige Wolfsbesatzung war, genau wie ihre Truppen an Bord der Landungsschiffe als Leibeigenen genommen worden. Natürlich hatte Jesar als Notfallmaßnahme die meisten Techniker nach einem eingehenden Gespräch wieder in ihren alten Status erhoben, wenn auch nun als Geisterbären-Techs. Doch die Kommandocrew konnte man nicht einfach so wieder erheben, zumindest nicht gleich. Das gleiche galt auch für seine persönliche Leibeigene, die er genommen hatte, als das Schiff gesichert worden war. Als provisorischer Flottenkommandeur hatte er sich das Recht genommen und es hatte nur einen gegeben, der dagegen protestierte und dessen Leiche war nach einem Kreis der Gleichen durch eine Luftschleuse ins All geblasen worden. Der Verlust eines ausgebildeten Offiziers schmerzte zwar, aber Jesar wollte ihn schon lange loswerden und nun hatte sich die Gelegenheit geboten.
Aber irgendwas sagte dem Raumfahrer, dass es nicht der letzte Geisterbär sein würde, der starb, bevor sie zu einer Werft ihres Clans zurückkehren konnten.
Fredasa-Klasse Raider CGBS SCHWARZER GEIST
Am Zenitsprungpunkt von Revell, Geisterbärengebiet
29 Juni, 3060
"Warum führen sie keinen Systemsprung durch?" die Frage kam von Ruderoffizier und Sterncaptain Jesar Snuka schüttelte nur kurz den Kopf, bevor er seinem Offizier antwortete: "Sie wollen sich nicht in eine schlechte Position bringen. Wenn sie direkt vor unsere Nasen springen sind sie eine Weile blind und wir könnten sie ohne Gegenwehr unter Feuer nehmen. So dumm ist nicht mal die Banditenkaste."
Obwohl er manchmal berechtigte Zweifel daran hatte, wusste Jesar, dass die Mitglieder der schwarzen Kaste diesmal garantiert keinen Beweiß für ihre Dummheit liefern würde. Er wusste nicht woher, aber den Banditen war ein Kriegsschiff der Sovetzkii Soyuz Klasse in die Hände gefallen. Gegen den schweren Kreuzer hatte die SCHWARZER GEIST relativ wenig Chancen, vor allem jetzt, wo sie beschädigt war. Doch zum Glück waren die Banditen nicht am Zenitsprungpunkt, sondern an einem Piratenpunkt materialisiert und mussten nun ein Stück des Systems durchqueren. Natürlich hätten sie auch einfach zum Sprungpunkt springen können, doch wie Jesar schon festgestellt hatte, waren sie dann unnötig verwundbar und würden gleich von mehreren Schiffen unter Feuer genommen werden. Das wollten sie vermeiden und niemand konnte es ihnen verdenken.
Jesar hatte nun sofort angeordnet, dass die Sprungsegel schneller eingeholt werden mussten als geplant. Zum Glück waren beide Schiffe schon fertig geladen und so konnten sie sofort springen, sobald die Segel verstaut waren. Zumindest, wenn sie das wollten, doch bis eine Entscheidung darüber fallen musste, würden noch mindestens zwei Tage vergehen. Genug Zeit für die Banditenkaste, etwas näher zu kommen.
"Leibeigene Kyra!" rief Jesar nach der Frau und diese trat folgsam von der Waffenkonsole herüber. Um ihr auch ohne Mech eine Chance zu geben und eine nützliche Verantwortung zu übertragen, hatte der Sterncaptain beschlossen, sie von seiner Waffenoffizierin ein wenig ausbilden zu lassen und nun hatte sich diese Entscheidung als gute Idee erwiesen. Da sich die meisten Kanoniere der SCHWARZER GEIST auf dem Sprung- und den Landungsschiffen befanden, mangelte es dem Kriegsschiff an geeigneten Leuten, doch das konnte man nun ändern. "Wie weit bist du mit deiner Ausbildung?" wollte Jesar nun von der ehemaligen Wolfskriegerin wissen, als er sich abschnallte und aufstand. "Sie schreitet voran und Sterncommander Rai ist sehr zufrieden mit mir." "Sterncommander, ist sie bereit?" wollte Jesar wissen und erhielt ein bestätigendes Nicken der anderen Frau. Zufrieden zog er das Messer aus der Scheide am rechten Stiefel und griff nach Kyra´s rechtem Arm. "Du warst lange genug meine Leibeigene." begann er und durchtrennte die Schnüre nach der Reihe: "Ab nun bist du ein neues Mitglied der Familie der Geisterbären." "Seyla" ertönte der Ruf der restlichen Crewmitglieder im Chor und Kyra spürte einen gewissen Stolz, auch wenn sie noch etwas unsicher über ihre neue Aufgabe war. "Also Kriegerin, an deinen Platz!" forderte Jesar und zeigte auf die Waffenstation, an der Rai ihre neue Untergeben bereits erwartete und mit einer höchst Unclanmäßigen Umarmung empfing, bevor sie ihr einen Platz zuwies.
Jesar hatte keine Zeit, sich dieses Bild einzuprägen, sofort ließ er sich wieder in seinen Kommandosessel sinken und schnallte sich an, bevor er eine Verbindung zu den anderen Schiffen öffnen ließ. Über Funk wies er die Kommandanten an, alle ehemaligen Waffenoffiziere sowie Chefingenieure von ihrem Status als Leibeigene zu befreien. Zwar war dies eigentlich sehr ungewöhnlich und normalerweise hätte es sich der Sterncaptain nicht heraus genommen, diesen wichtigen Schritt auf eine solch banale Art durchzuführen. Doch die derzeitigen Umstände erforderten es, genau wie der Plan, der langsam in seinem Hinterkopf Form annahm.
Fredasa-Klasse Raider CGBS SCHWARZER GEIST
Revell-System, Geisterbärengebiet
4 Juli, 3060
Es war ein riskantes Spiel und auf eine ganz bestimmte Art höchst unclanmäßig.
Der Captain hatte bis zum letzten Augenblick gewartete und die höhere Geschwindigkeit sowie Manövrierfähigkeit der SCHWARZER GEIST ausgespielt, um dem schlimmsten Feuer des Gegners zu entgehen und schließlich abzudrehen. Dabei waren ihm die Landungsschiffe, von denen schon zwei durch das konzentrierte Feuer des anderen Kriegsschiffes zerstört worden waren, gefolgt und es schien so, als würden sie ihr Sprungschiff der Banditenkaste überlassen.
"Ruder, Schub zurück nehmen! Armierung, die 45 im Heck vorbereiten. Gezielte Salven auf die uns folgenden Landungsschiffe!" befahl Jesar und sah auf dem Sichtschirm, wie die Schiffslaser zwei smaragdgrüne Strahlen in den Bug des nächsten Banditenschiffes schickten. Die Panzerung des Landungsschiffes schmolz dahin und ein zweiter Schuss schlug schließlich hindurch und weidete die oberen Decks aus. Dem zweiten Schiff erging es ganz ähnlich, obwohl es versuchte, sich zurück zu ziehen, doch schließlich trieb es ebenfalls tot durch das All. "Alle unsere Schiffe haben den minimalen Sicherheitsabstand erreicht" meldete in diesem Moment ein Sensortech: "Die FEUERFELL ist bereit, ihren Sprungantrieb zu aktivieren." "Kom, Befehl an den Kommandanten der FEUERFELL, Sprung einleiten!" befahl Jesar und hielt seinen Blick starr auf dem Sichtschirm. Der Befehl war alles andere als leicht, nicht zuletzt, weil Clans Verschwendung hassten und er dabei war, ein voll funktionstüchtiges Sprungschiff zu zerstören. Doch der Lohn überwog auch diesmal die Kosten, zumindest hoffte er das. Als das Sprungschiff seinen Antrieb aktivierte, war der Kreuzer der Banditenkaste schon zu nahe, um noch rechtzeitig zu entkommen, ja selbst die SCHWARZER GEIST und ihre Begleitflottille hatten nur den minimal errechneten Sicherheitsabstand zurück gelegt, als es passierte.
Was genau, konnte niemand sagen, denn als die FEUERFALL in den Hyperraum eintrat, fielen kurzzeitig alle Sensoren aus. Nur das Ergebnis war zu sehen und das war schrecklich genug. Von beiden Schiffen blieben nur noch vereinzelte Trümmer übrig, sowie einige Raumjäger, die den Rückzug angetreten hatten und nun beschädigt oder schwer mitgenommen durch das All torkelten.
Der Sterncaptain ließ ein leises Schnauben hören, als er das Ergebnis seines Planes überblickte. Es war im Grunde genommen schrecklich, aber der Preis für eine derartige Verschwendung war die Vernichtung eines Kriegsschiffes der Banditenkaste. Ein Schiff, das sehr großen Schaden anrichten hätte können, vor allem, bedachte man den Mangel der schwarzen Kaste, Clanregeln anzuerkennen. Jesar hoffte nun nur, dass er niemals wieder dazu gezwungen sein würde, derartige Verluste zu verursachen. Der Kampf zwischen Kriegsschiffen forderte immer Opfer, aber das hier war ein reines Gemetzel gewesen und nichts anderes.
Clan Geisterbär
05.04.2023
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