Wut, Trauer, Hass, Enttäuschung, Bitterkeit, Angst, Entsetzen, Missmut dies sind nur einige der Gefühle die ihn gerade durchströmten. Seit nun mehr 32 Stunden war Jerome auf den Beinen und im Instandsetzungsbereich der Kompanie, wieder und wieder reparierte er die Gefechtsschäden an den Mechs, die während der nun bereits seit drei Wochen dauernden Kampagne anfielen. Den Namen des Planeten und die Uhrzeit interessierten ihn schon lange nicht mehr, nicht nur in diesem Einsatz sondern schon seit Jahren, wahrscheinlich genau so lange wie er schon Mastertech dieser Einheit war. Wie viele Jahre ist es eigentlich her dass er den Posten übernommen hatte? Auch nach mehreren Minuten wusste er es immer noch nicht, aber eins war ihm sicher, es waren bestimmt halb so viele Jahre wie er bereits gute Freunde und Kameraden in diesem Zeitraum verloren hatte.
Ein dumpfes Grollen drang langsam zu ihm durch, es wurde immer deutlicher und ihm wurde bewusst dass er mal wieder einem seiner Tagträume nachging. Zu dem Grollen mischte sich auch eine Stimme, erst verstand er nicht was die Person sagte, weder konnte er in diesem Augenblick feststellen ob sie einem Mann oder einer Frau gehörte. Doch ignorieren ließ sie sich leider nicht länger, den die Person näherte sich anscheinend und die Stimme wurde missmutiger auf Grund seines offensichtlichen Desinteresses.
Wie man aus einem Alptraum, urplötzlich aufgewacht, wurde Jerome wieder alles bewusst, so klar, eiskalt und einschneident wie die Realität nur sein konnte. Er ist Mastertech Jerome Hagelkreuz, er ist verantwortlich für 12 Mechs die im Dienste eines der größten Herrscherhäusern der Inneren Sphäre stehen, dem Hause Steiner. Sie waren seit rund 3 Wochen im Einsatz gegen das Haus Marik, und es lief alles andere als gut für sie. Im Augenblick lag er auf einem Stapel neuer Panzerplatten und hatte sich etwas entspannt, und ist dabei in seinen Tagtraum gefallen. Sein Blick wanderte zu der Person die ihn angesprochen hatte, und was er dort sah gefiel ihm ganz und gar nicht, am Fuße des Stapels stand Hauptmann Langenscheidt, und sein Kopf war mehr aufgebläht und röter als er ihn je zuvor gesehen hatte. Schon bei seinem Dienstantritt in dieser Einheit gab es direkt Probleme zwischen den beiden, woran allerdings beide die Schuld trugen. Der Hauptmann genoss es schon immer seine Untergeben ein wenig leiden zulassen und er sorgte aus Prinzip immer dafür das sie nie vergaßen wer das sagen in der Kompanie hatte und haben wird.
Unter den Techs war es komplett üblich das man sich nur mit dem Vornamen ansprach oder mit dem Rufnamen so fern man einen hatte, aber einmal machte einer seiner Astechs den Fehler den Hauptmann mit seinem Rufnamen anzusprechen. Es bekam ihm und der Einheit gar nicht gut, in den darauf folgenden Disziplinarmaßnahmen wuchs der Hass der Untergeben auf ihren Kommandierenden ins unermessliche. Von diesen Maßnahmen waren komischerweise wie üblich die ganzen Mechjockeys ausgeschlossen. Aber nun ja, wenn er nicht bald die letzte Geduld seines Vorgesetzen verspielen wollte, sollte er sich endlich mal um ihn und seine Bedürfnisse kümmern.
"Ah, der Herr Masterunfähig ist endlich wach ? Und nur obwohl ich ihn seit "zehn" Minuten anbrülle" dröhnte es von Hauptmann Langenscheidt hinauf zu Jerome. "Verzeihung Herr Hauptmann, es wird nicht wieder vorkommen" war das einigste was er antwortet, denn es war ihm schon oft so ergangen das jede Entschuldigung umgedreht wurde und sofort gegen ihn eingesetzt wurde. Aber es war eh egal, Langenscheidt war anscheinend so oder so in der Stimmung jeden und alles sofort runterzuputzen.
Die Kompanie, oder zu mindestens die Reste von ihr, waren gerade von ihrem letzten Einsatz zurück gekehrt und was Jerome sah ließ ihm das Blut in den ,Adern gefrieren, und alles weitere was Langenscheidt noch schrie prallte an ihm ab wie eine Pistolenkugel an der Panzerung eines Atlas.
Die letzten 30 Stunden hatte seine Techcrew damit verbracht von den 12 Mechs die sie anfangs hatten, 10 wieder gefechtsbereit zumachen. Besondere Aufmerksamkeit hatte dabei der Maro des Hauptmanns gebraucht, denn jedes mal kam er ohne großen Schäden zurück, aber immer musste bei ihm alles als erstes gemacht werden, Anweisung des Hauptmannes. Es ging sogar so weit das auch bei der Lackierung nicht gespart werden durfte. Wie sie es geschafft hatten die anderen 9 wieder in Gang zubekommen wusste er schon nicht mehr, aber was nun hier zurückkam, war zu viel für ihn.
Der Maro weißt erneut kaum Schäden auf, nur der linke Arm war weg gesprengt, aber ansonsten noch in gutem Zustand im Vergleich zum Rest der Einheit. Von 10 Mechs waren gerade noch mal 4 zurückgekehrt, wobei die restlichen 3 nicht mehr als Mechs bezeichnet werden konnten.
Der Thunderbolt der Kompanie hatte weder Arme noch sonst irgendeinen Aktivator der nicht beschädigt war, von der Lafette war nichts mehr zusehen. Wenn Jerome nicht wüsste, das er mal grün lackiert war, wäre er nicht auf die Idee gekommen das es was anderes als schwarz oder braun hätte sein können. Die Scoutmaschine sah noch so weit akzeptabel aus, aber es war ja auch kein Wunder, da die Aufgabe des Ostscouts ist den Feind aufzuspüren und die Gruppe an ihn heran zuführen, danach zieht er sich zurück, alleine schon weil sich kein Kommandeur eine solche Maschine wegschießen lassen wollte.
Komischerweise war am meisten Trubel aber um den Warhammer, die Panzerung des Mechs hatte sich wohl komplett über den Planeten verteilt, das Gyro hatte offensichtlich auch einen weg und der Reaktor hatte seine besten Zeiten hinter sich. Der rechte Arm war an der Schulter abgetrennt, der linke wiederum war noch vorhanden aber es schien nichts mehr in ihm zugeben was funktionierte. Sein Blick wanderte an der Maschine hoch und folgte dem Krach der von dem Mech ausging und kam beim Cockpit an. Dort befanden sich 3 Sanis und sie zogen irgendetwas aus dem kleinen Raum der sich bei den Dinger Cockpit schimpfte, erst war er sich nicht sicher was es war, aber ein Schauer lief ihm bereits den Rücken hinunter. Dann wurde es ihm klar was oder viel mehr wer es mal war, es war Leutnant von de Mark, das Cockpit musste wohl mehr als nur einen Treffer bekommen haben, und so wie er es beurteilte von seinem Standpunkt aus würde er es nicht schaffen, dafür hatte er in seiner Laufbahn schon genug Verwundete gesehen.
Langsam drehte sich Jerome wieder zum Hauptmann und dieser beschwerte sich immer noch über die Unfähigkeit seiner Untergebenen und das sie alle Verrat am Archon begangen hätten und man sie alle vor ein Kriegsgericht stellen wird und danach vors Erschießungskommando.
Alles was hier nach kam erschien Jermo nur noch wie ein schlechtes Holovid, er schaut sich den Hauptmann an und in ihm kam alles hoch, die Jahre der Unterdrückung, der Schmach, des Spottes und der Beleidigungen. Ihm platze der Kragen, er stürzte sich auf sein gegenüber und drückte ihn zu Boden, immer wieder schlug er auf ihn ein, und es war ihm egal was er traf auch das seine Hände blutverklebt waren, so wohl sein eigenes als auch das Blut des Hauptmann. Er konnte nicht mehr aufhören und es spielte keine Rolle für ihn was für Folgen das ganz für ihn, die Einheit, das Haus oder für den ganzen verdammten Feldzug haben würde.
Jedoch vergingen nur 5 Sekunde in denen diese Gedanken durch seinen Kopf gingen, danach verlor er sein Bewusstsein.
Nach einer ungewissen Zeit öffnete Jermo wieder seine Augen und im Gegensatz zu seinen Tagträumen wusste er sofort das das jetzt real war und er bei vollem Bewusstsein war. Er lag in einem Bett und es war eindeutig einen Krankenstation. Er war ganz alleine in dem Raum und wundert sich zu nächst das er nicht in der einer Gefängniszelle war in die ihn der Hauptmann bestimmt gesteckt hätte. Sein Blick wanderte zur einzigen Tür im Raum die sich öffnete und ein Mann im Gefechtsanzug kam zu ihm herein, der Anzug trug die üblichen braun und grün Töne für die Gegend hier, aber irgendwie war es doch fremd und ungewohnt, irgend was stimmte weder an dem Mann, welchen er noch nie zuvor gesehen hatte, oder dem Anzug den ertrug. Sein Blick betrachten die Dienstgradabzeichen aber auch diese passten nicht so recht, bis ihm das Adlerwappen an der Uniform auffiel, auf der anderen Seite war ein weiteres Wappen, es war schwarz und rot mit einem silbern Pferd drauf.
Er war also in Kriegsgefangenschaft geraten, aber wie, hatte ihn der Hauptmann aussetzen lassen? Oder war der Feldzug verloren gegangen? Tausende von Fragen rasten durch seinen Kopf. Der Unbekannte setze sich neben ihn an sein Krankenbett.
"Sie sind Jerome Hagelkreuz? Mastertech im Dienst des lyrianischen Commenwealth ?" schallte die Stimme zu ihm. "Ja, der bin ich" war das einzigste was er über die Lippen brachte. "Ich bin hier um ihnen mit zuteilen was während ihrere Bewusstlosigkeit passiert ist, dies hier ist kein Verhör, denn für solche Maßnahmen gibt es keine Notwendigkeit zur Zeit mehr. Ihre Einheit wurde von uns vernichtet, und sie sind der einzigste Überlebende." Die Worte trafen Jerome wie ein Dampfhammer aus den guten alten Tagen, seine ganze Einheit und Crew sollte vernichtet sein??? Alle??? Nur er nicht, wieso nur er nicht???
"Sie hatten riesiges Glück den Arischlag gegen ihren Stützpunkt überlebt zu haben und das auch noch ohne großartige Verletzungen, abgesehen von einer Platzwunde am Kopf und einer leichten Gehirnerschütterung. Allerdings waren sie 3 Tage ohne Bewusstsein. Unsere Truppen haben sie über einer Leiche gefunden, die nun ja nicht durch den Arischlag starb, ich glaube sie wissen was ich meine. Aber dies spielt für uns keine Rolle." Langsam stand sein "Bewacher" auf , drehte sich um und ging zur Tür. Kurz bevor er das Zimmer verließ sagte der man in der Maikuniform nur noch: "Beim nächsten Gefangenaustausch werden sie wieder frei gelassen, was dann mit ihnen im Steinerraum geschieht wissen wir nicht nur von uns werden sie nichts wegen Ihrem Hauptmann erfahren" und mit diesen Worten blieb Jerome alleine im Zimmer zurück.
Es dauerte 5 Minuten, dann versank Jerome in seinem Bett in Tränen, er trauerte um seine Freunde und Kameraden. Aber weit glücklicher war er darüber das endlich all der Schmerz, Wut, Trauer, Hass, Enttäuschung, Bitterkeit, Angst, Entsetzen, Missmut vorbei war und er sich nie wieder seinem persönlichen Feind stellen müsste.
Ein schwarzer Tag für Techs
05.04.2023
Kommentare
Bisher noch keine Kommentare.