Adrenalin II - Das 9. Kapitel

05.04.2023

Woche Sieben
Tharkad City, Tharkad
Mark Donegal, Vereinigtes Commonwealth
4.1.3055

Die Schneeflocken tanzten wieder einmal wild über die Straßen der Stadt.
Diesen Abend war wenig los und der Schnee bekam eine Chance, auf den Gehwegen liegen zu bleiben, zumindest solange die Räummaschinen nicht entlanggekrochen kamen.
Bis dahin war es allerdings ein riskantes Unterfangen, auf der dünnen Schneeschicht irgendwohin gelangen zu wollen. Die Eisschicht unter dem Schnee bildete sich zwar nicht sofort, aber wenn die Flocken einmal lange genug lagen, konnte es eine unangenehme Rutschpartie werden. Und dennoch hatte es etwas. Vor allem, wenn man daran gewöhnt war. Es gehörte dazu. Sicher, es war lästig, aber es war ein Teil eines – meistens – glücklichen Daseins.
Samantha würde es sicher vermissen, wenn sie irgendwann vielleicht auf einen wärmeren Planeten zog, was sie nicht vor hatte. Aber man konnte ja nie wissen.
Als sie die Türe zu ihrem Wohnheim öffnete, wurde es schnell wärmer und sie zog ihren Schal und ihre Handschuhe – pinkfarbene Fäustlinge – aus und stopfte sie sich in ihren Mantel.

Pedro öffnete lächelnd und gab Sam einen kurzen Begrüßungskuss, während sie im Hintergrund Ellen sah, die gerade dabei war, den Tisch aufzudecken.
"Hi!" rief Sam gut gelaunt nach hinten. Pedro hatte es also wirklich geschafft, sie hier und heute mit einzuladen.
"Hi Sam." Kam eine kurze Antwort.
Sie sah sich um, meinte dann: "Kann ich euch zwei Hübschen helfen?"
Ihr Freund nickte: "Du könntest den Salat machen."
Sam ging in die Küche, die nicht viel größer als eine Küchnische war und begann, etwas gelangweilt, den Salat für das heutige Essen zuzubereiten.

Nach einer Weile, Sam war inzwischen mit etwas mehr Enthusiasmus am Werk, bemerkte sie Ellen, die im Türrahmen stand und auf den Salat starrte: "Ellen?"
Ellen grinste Sam breit an: "Wieder mal typisch für Tharkad, dass wir Eissalat essen."
"Na ja... ja!" lachte Sam und fragte dann: "Wann fangen wir eigentlich an? Ich hab schon irre Kohldampf."
"Gleich. Sergej wollte demnächst kommen. Solange müssen wir noch warten."
"Sergej?" Sams sah Ellen überrascht an. "Den hab ich ja ewig nicht mehr gesehen. Wie geht´s ihm denn?"
"Ganz gut. Er hat demnächst irgendwelche Prüfungen."
"Abschlussprüfungen??"
Sie schüttelte den Kopf. "Nein, was weiß ich. So´n Zwischentest. Geht über Sensorik oder so was."
"Aha..."
"Und John wollte auch noch vorbeisehen."
Ellen bemühte sich, ihre Stimme weiter freundlich zu halten, aber konnte es nicht verhindern, dass sie seinen Namen etwas frostiger aussprach.
"John kommt auch?" fragte Sam sie etwas verblüfft.
"Na ja, ja."
"War übrigens Ellens Idee." Rief Pedro, der gerade im Nebenraum an der Musikanlage herumschraubte.
Sam sah erst sie erstaunt an, dann blickte sie in den Nebenraum und warf Pedro einen schrägen Blick zu: "Was tust du da eigentlich? Hilf´ uns gefälligst in der Küche!"
Er sah auf, blinzelte ihr zu: "Weißt du, die überbackenen Rigatoni da in meinem Miniofen sind so gut wie fertig. Und die Beilagen auch. Was sollte ich denn noch machen?"
"Eh...?"
"Die Beiden müssen eigentlich nur noch vorbei kommen oder das Essen wird kalt."
Ellen grinste: "Wenn das so ist..." Sie sah kurz Sam an: "Wenn wir eigentlich schon so gut wie fertig sind... Ich würde dich bei deinem Eissalat sicher nur stören, oder?"
Mit einem süffisanten Lächeln ging sie in das Nebenzimmer und ließ eine Samantha zurück, die nicht wusste, ob sie nun lachen oder ihr bei nächster Gelegenheit eine runter hauen sollte.
Ellen lümmelte sich auf das Sofa neben Pedro, sah dem kurz bei seinen Arbeiten an der Musikbox zu. Offenbar schien ihm diese Sache wichtig zu sein, immerhin ließ er sich nicht besonders ablenken, während er wild auf verschiedene Knöpfe einhämmerte. Ellen seufzte leise und starrte auf die Decke. Dann trommelte sie mit ihren Fingern auf das Sofa, sah eine Weile dem Schnee draußen beim Fallen zu und griff dann gelangweilt in ihre Handtasche, nahm ein kleines Büchlein heraus, schlug das neunte Kapitel auf und begann zu lesen.

Kapitel Neun
Owen-Wüste, Liezen
Tamarpakt, Vereinigtes Commonwealth
13.2.3032

Sie konnte nicht fassen, was sie da gerade sah.
Die beiden Locusts waren schnell mit der ungepanzerten Infanterie fertig. Wieso die draconischen Infanteristen sich hier töten ließen konnte und wollte sie nicht verstehen. War ein Leben auf Liezen so wenig wert?
Der Gedanke war ihr fremd – und zuwider. So ein Opfer zu bringen. Sich umbringen zu lassen für einen taktischen Vorteil. Dazu noch hier auf diesem hässlichen Staubball. Auf einem wichtigen Planeten hätte sie es vielleicht verstanden. Aber sich wegen Liezen, einem Planeten, der nicht mehr als eine Erwähnung auf einer Karte war, töten zu lassen, wollte ihr nicht in den Kopf. Solche Opferbereitschaft verstand sie nicht und wollte es auch nicht. So etwas passte einfach nicht in ihre Vorstellung vom Leben.
Das Schlimmste war, dass dieses Opfer der Draconier die Gesamtlage wirklich zu ihren Gunsten änderte. Drei Panzer lagen zerstört oder bewegungsunfähig im Sand und drei weitere waren leicht beschädigt. Ein weiterer würde den Ansturm der draconischen Bodentruppen, die immer näher kamen, unter Garantie nicht überstehen. Die Mechs waren zwar in Ordnung, aber wenn sie sich vor Augen hielt, mit was die Dracs sonst noch hier auffuhren, wurde ihr ganz anders.
Etwas blinkte auf ihrem Bildschirm.
Sarah sah genauer hin und spürte wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete.
"Pyro4 an Pyro1. Aktivitäten halblinks. Etwa einhundert Kilometer und schnell näher kommend."
"Dracs?"
"Ja." Bellte Sarah in ihr Komm.
"Hm... Flugeinheiten?" Etwas in Ellicks Stimme hatte sich verändert. Sarah spürte, dass sie ihn dafür nicht mögen würde.
"Ja." Krächzte sie leise. "Fünfundzwanzig leichte Kampfhubschrauber."
Sie konnte hören, wie Ellick vor Wut schnaubte: "Wieso war das jetzt so verdammt klar??" Dann setzte er ab, nur um wieder ins TakKom zu bellen: "Leutnant Schmitt?"
"Ja?" Die Stimme des Leutnants der AufklärungsLanze klang ein wenig nervös und eingeschüchtert. Sarah hatte vorhin so mitgehört, als sie ihre Runden gedreht hatte und ihr war aufgefallen, dass dieser Schmitt eine sehr jugendliche Stimme hatte. Vermutlich hatte Schmitt noch nie Feindkontakt gehabt. Oder er hatte noch nie mit Ellick zusammengearbeitet – was auf das Gleiche hinaus lief, wie Sarah mit einem gemeinen Lächeln fand.
"Keine Zeit für Heldenspiele. Unsere Planung hat´s versaut, weil sie unsere Helis zu spät losgeschickt hat. Wir ziehen uns sofort zurück. Soweit wir können. Vielleicht kommt dann unsere Luftunterstützung rechtzeitiger."
"Wir sollen davonschleichen??" Sie hörte Entrüstung in Schmitts Stimme.
"Die Dracs sind gut im Kämpfen. Erst recht, wenn sie mehr Material als wir haben. Glauben Sie mir, ich weiß das. Ich hab schon oft genug welche von denen getötet."
"Aber wir können doch nicht einfach..."
"Hat irgendjemand aus Ihrer Lanze Kampferfahrung?"
Stille.
"Sehen Sie. Deswegen sage ich hier, wo´s lang geht und nicht Sie." Erklärte Ellick trocken.
Dann fragte er: "Wie schnell sind die draconischen Bodentruppen eigentlich?"
"Zehn bis zwanzig km/h schneller als wir."
"Alle?"
"Nein. Zwei ihrer Mechs und einige Panzer bleiben zurück."
"Hm."
"Wenn Sie mich fragen..." erklärte Schmitt im TakKom.
"Tue ich aber nicht!" knurrte Ellick in das Komm. "Pyro4?"
"Ja?"
"Sie ziehen sich augenblicklich zurück, wenn sich ihre Helikopter absondern und uns separat angreifen."
Sie stutzte, als sie, wie die lyranischen Bodentruppen einen Kreis beschrieb, um sich zurückzuziehen.
"Ich soll Sie im Stich lassen?" stammelte Sarah verwirrt und verärgert in das Komm.
"Genau, Pyro4. Ich habe schon zuviel Zeit mit Ihrer Zusatzausbildung gegen Bodentruppen vertan, als dass ein draconischer Amateurpilot Sie mir jetzt abknallt!"
"Aber..."
"Das war keine Bitte, das war ein Befehl. Befolgen Sie ihn oder ich hau´ Ihnen auf´s Maul."
"Verstanden, Pyro1." Flüsterte sie wütend in den Funk.

War Ellick nervös? Neben all den Stimmungen, die Sarah in seiner Stimme hören konnte, glaubte sie auch etwas Nervosität gehört zu haben. Vielleicht wegen ihrem schwach gepanzerten Ferret. Oder weil die PyroLanze mit vier Frischlingen zusammenarbeiten musste, die anscheinend gerade einmal ihre Mechs steuern konnten. Oder Sarah irrte sich. Eigentlich war ihr dieser Gedanke am Liebsten. Es genügte, wenn sie nervös war. Einem nervösen Kommandeur in den Kampf folgen zu müssen war keine sehr erbauliche Vorstellung.
Ihr schoss kurz durch den Kopf, die langsameren Panzer zurückzulassen. Dann schüttelte sie sofort ihren Kopf. Ein widerwärtiger Gedanke. Sie schämte sich dafür. Allerdings kam das eh nicht in Frage. Ellick war trotz – oder gerade wegen – seines Irrsinns keiner von den Offizieren, der ein Einheitsmitglied im Stich ließ. Auch wenn so etwas wohl öfters von anderen verlangte.
Die gegnerischen Helikopter sonderten sich plötzlich vom Rest der draconischen Truppe ab.
"Pyro4 an Py..."
"Schon gut, Pyro4, ich seh´ es auch." Knurrte Ellick und verstummte.
Dann verfiel er in ein tiefes Schweigen, ließ die anderen Soldaten alleine mit ihren Gedanken. Sollten Offiziere ihre Soldaten vor einem Gefecht in Ruhe lassen oder sollten sie sinnlose Kommandos um sich werfen, um die Mannschaft beschäftigt halten? Die Helikopterpilotin dachte einen Moment an diese Frage, bis das TakKom einmal mehr knackte und Ellicks Stimme, diesmal ruhig und abgeklärt, ertönte: "Pyro1 an Verbände. Das hat so keinen Sinn. Die stoppen uns sowieso. Wir fangen die jetzt hier und jetzt ab und hoffen, dass wir genug von denen abschießen können, bevor die schweren Jungs kommen... Pyro4?"
"Pyro1?" Krächzte sie ins TakKom.
"Zurückziehen!"
Sie antwortete nicht, sondern drehte ab, flog mit Höchstgeschwindigkeit in die Richtung davon, aus der sie gekommen war.
Das Schlimme daran war, dass Ellick Recht hatte.

Die Mechs hinter ihr wurden immer kleiner und sie konnte gerade noch sehen, wie die Helikopter wie ein Schwarm Mücken über die Mechs hereinbrachen.
Mechs waren zwar gut gepanzert und Helikopter trugen in aller Regel keine schweren Waffen, aber auch ein mittelkalibriges MG konnte, wenn es eine sensible Stelle traf, für leichtgepanzerte Mechs wie einen Locust – oder jeden anderen der lyranischen Mechs hier – ziemlich gefährlich werden.
Sie verlor das Kampfgeschehen von ihren Schirmen und hasste sich plötzlich dafür, dass sie zurückgeflogen war. Sich und Ellick. Gleichzeitig war sie ihm dankbar. Dafür, dass er vermutlich ihr Leben gerettet hatte, während er das seine opferte. Wie auch das der anderen.

Seit wenigen Minuten waren die sieben Mechs von ihren Sensoren verschwunden und Sarahs Gedanken rasten. In jedem Moment wurden ihre Gefühle bezüglich Ellick intensiver. Die Wut, die Sorge, die Verwirrung. Was sie tun würde, wenn sie ihm gegenüberstehen würde, sollte er das hier überleben, wusste sie nicht.
Verdammt! Sie hatte doch nur ihrer Nation dienen wollen, hatte sich gewünscht, dass ihre Bekannten voller Stolz auf sie blicken würden. Vielleicht noch einen Orden... Ja, einen kleinen Orden, egal welchen, den sie ihr restliches Leben tragen konnte. Mehr hatte sie doch nicht gewollt. Sie hatte die Realität, diese Realität doch gar nicht kennen lernen wollen.
Plötzlich knackte etwas Neues in ihrem Komm und eine fremde Stimme meldete sich:
"Leutnant Alexander Tjoal hier. Brauchen Sie Unterstützung?"
Sie blickte hoch, sah zwölf lyranische Kampfhubschrauber auf sich zukommen.

Sarah fiel ein Stein vom Herzen, als sie die Stimme des Leutnants hörte. Endlich.
Die zwölf lyranischen Hubschrauber waren den Rebellen zwar Eins zu Zwei unterlegen, allerdings waren sie den draconischen Modellen technisch überlegen.
"Leutnant Tjoal, hier Feldwebel Anderson von der PyroLanze. Meine Kameraden sind gerade in ein Gefecht gegen zwei Dutzend Senkrechtstarter verwickelt."
"Gut und was tun Sie dann hier?"
"Hilfe holen, Leutnant."
"Position ihrer Kameraden?"
"Kurs Nordostnord."
"Gut. Gliedern Sie sich ein und folgen Sie."

Die draconischen Mechs waren nicht mehr weit weg, als Sarah nah genug war, um Ellicks Mech wieder auf ihren Sensoren zu haben.
Um die sieben Mechs und fünf Panzer herum, die sich zu einem Kreis formiert hatten, konnte sie einige zerstörte Helikopter-Wracks sehen, die gerade ausbrannten. Sarah zählte sieben oder acht. Allerdings waren die lyranischen Mechs ebenfalls schwer angeschlagen, obwohl sie alle noch standen. Leutnant Tjoals Geschwader näherte sich schnell, dahinter Sarah. Ellick musste sie ebenfalls schon auf seinen Sensoren haben, meldete sich allerdings nicht. Möglicherweise war das TakKom ausgefallen. Oder er hatte einfach keine Zeit für eine heitere Diskussion über das Komm.
Sie ignorierte die bedrückende Stille, so gut es ging. Zumindest schossen sie auf ihre Gegner, was bewies, dass sie noch alle am Leben waren.
Das Geschwader der zwölf Warrior H-7 ging in Angriffsposition, wobei das Manöver sehr souverän wirkte. Die draconischen Bodentruppen, vier Mechs und etliche leichte Schweber, waren bis auf etwa zwei Kilometer herangekommen.
Vielleicht noch wenige Sekunden, bis die Helikopter aufeinander stießen.
Die Draconier lösten sich erst in der letzten Sekunde von den Mechs, zogen dann plötzlich hoch und überraschten Tjoals Leute damit komplett, die ihre AK-Salven und Raketen mitten ins Nirgendwo feuerten.
Eine Stimme im TakKom. Ellick. "Kinder, formiert euch neu und helft unseren Helis. Pyro4?"
Sarah krächzte ein kurzes "Ja?" in ihren Funk.
"Hätte mich auch gewundert, wenn Sie nicht zurückgekehrt wären. Sie halten sich weiter zurück und warten auf Befehle."
"Ja, Pyro1."
Sie drehte ab, sah zu, wie sich das Blatt wendete. Durch das Eintreffen des lyranischen Geschwaders waren die Draconier kurz aus dem Konzept gebracht. Anscheinend war ihnen nicht ganz klar, wer nun gegen welchen Gegner vorgehen sollte.
Die draconischen Mechs und Schwebepanzer waren jetzt nur noch auf einen Kilometer heran. Ellick bellte einen Befehl ins TakKom, während im Hintergrund ein Rebellen-Hubschrauber direkt von einer KSR getroffen wurde und sich noch in der Luft in einen Feuerball verwandelte. Die sieben Mechs wandten sich ab, marschierten in einer Linie auf ihre Gegner zu.
Wieder war Ellick zu hören, als er – mehr für sich – ins Komm murmelte: "Zwei Locusts, ein Jenner und eine Cicada. Sollte machbar sein."
Dann wieder Stille. Die beiden Einheiten rasten aufeinander zu.
Fünfhundert Meter.
Was hatte Ellick vor? Ließ er es auf einen hässlichen Zweikampf ankommen? Ein lyranischer Warrior explodierte in einem Aufschlag am Boden.
Dreihundert Meter. Noch niemand feuerte.
"Pyro4?"
"Ja?"
"Postieren Sie sich direkt hinter mir. So, dass mein Firestarter und ihr Ferret eine Linie bilden. Tiefflug. Zehn Meter über dem Boden, wenn möglich."
Sie ging sofort auf die gewünschte Höhe. Wieso so viele andere Piloten Tiefflugmanöver nicht mochten, war ihr nicht ganz klar. Sarah liebte so etwas und fand es eigentlich nicht schwerer als das Fliegen in einer anderen Höhe.
Dann brachte sie sich in die gewünschte Position.
Zweihundert Meter.
"Pyro4, ich möchte jetzt, dass Sie auf Höchstgeschwindigkeit gehen und zwei ihrer Raketen auf meinen Rückentorso abfeuern, wenn ich das Kommando gebe."
Kurz nichts im Funk. Sarah musste erst realisieren, was Ellick da von ihm verlangte.
"Pyro4, auch das war keine Bitte! Befolgen Sie diesen Befehl augenblicklich, wenn Sie ihn hören."
"Verstanden." Krächzte Sarah leise.
Hundert Meter.
Ein, zwei Sekunden Stille.
"Jetzt, Pyro4!" Erklärte Ellick plötzlich ruhig im Komm.
Dann ging alles schnell.
Sarah betätigte den Feuerknopf, als fast im selben Moment die drei Sprungdüsen des FS9-H Firestarters losgingen und den Mech in die Lüfte hoben.
Die beiden Raketen schossen vor und trafen den draconischen Jenner, der direkt auf Ellick zugelaufen war.
Die Raketen an sich verursachten keinen allzu großen Schaden. Allerdings erinnerte sich Sarah erst jetzt wieder an die Ladung mit dem Brandgemisch, das die Raketen trugen.
Sie sah nach dem Aufschlag eine silberne Flüssigkeit durch die Luft fliegen, die sich noch im Flug entzündete, sich wieder senkte und den Jenner, sowie alles um ihn herum in Brand steckte.
Sie zog ihren Ferret augenblicklich hoch und entkam den herumfliegenden Brandfetzen nur knapp, während unter ihr der Jenner in einer riesigen Wolke aus Feuer und Hitze stand. Sie konnte das Gemisch, das viel zu langsam von dem Mech tropfte, im Sonnenlicht glitzern sehen.
Ellick landete hinter der Feuerwolke, drehte sich und bekam einen der vorbeilaufenden Locust vor die Rohre.
Sie bezweifelte plötzlich, dass das ein Zufall war. Er hatte diesen Locust gewollt und bekam ihn jetzt. Zwei Feuerstöße aus den beiden Flammenwerfern des Firestarter deckten kurz die Front- und Cockpitpartien des Locust ein. Der draconische Mech, stolperte noch einige Schritte vorwärts, brach dann zur Seite aus und verschwand in der Feuerwolke, in der die Überreste des Jenners standen.
Der letzte Locust und die Cicada stoppten abrupt und drehten augenblicklich ab. Die Schweber und Senkrechtstarter der Draconier folgten.
Erst jetzt wurde Sarah klar, dass sie einen Menschen getötet hatte – und wie sie ihn getötet hatte.

Mitten in das Siegesgegröle der Lyraner ertönte plötzlich Leutnant Tjoals laute Stimme: "Ich bekomme hier eine wichtige Meldung rein..."
"Ja?" fragte Ellick, der sich neben Sarah nicht an den Siegesrufen beteiligt hatte.
"Wir sollen uns alle nach Point Hope zurückziehen. Direkter Befehl von Katek."

Kapitel Neun Ende

Pedros Zimmerglocke läutete plötzlich und Ellen zuckte zusammen, während Pedro öffnete und sie eine kurze freundschaftliche Begrüßung hörte. Sie verstaute das Buch, blickte hoch und sah Sergej und John, die hereinkamen und ihre Mäntel ablegten. Ellen sprang auf, warf John einen kurzen, aber nicht unhöflichen, Blick zu und umarmte dann Sergej, gefolgt von einem Kuss auf die Backe.
Sam seufzte befreit auf: "Schön. Können wir jetzt essen, wo alle da sind?"
Pedro grinste, verkniff sich aber einen Kommentar. Er ging in die Küche, sah in sein antikes Ofenrohr und erklärte dann: "Gib´ den Rigatoni noch ein paar Minuten."
Murren aus dem Nebenraum. Pedro lachte amüsiert und ging dann zurück, während er hören konnte, wie sich die Bande in seinem Wohn- Schlaf- und Arbeitszimmer häuslich einrichtete.
Ellen lag bereits in Sergejs Armen auf dem Sofa und unterhielt sich mit John über die Tücken von Sesamplätzchen und Sam sah sehnsüchtig in Richtung Küche.
Er wandte sich John zu, tat so als ob es ihn interessieren würde, dass tharkanisches Gebäck grün leuchtete, wenn man ein Stromkabel daran anschloss – was John natürlich von einem Bekannten gehört hatte, der es wieder von einem Bekannten gehört hatte.
Ellen lächelte diplomatisch, als John mit seiner Geschichte fertig war. Gut. Anscheinend hatten die Zwei beschlossen, sich heute Abend wieder lieb zu haben. Pedro hoffte, dass dieser Gemütszustand noch eine Weile dauerte. Er hatte das dauernde Gezicke der Beiden satt.
Als er wieder zurückging und das Essen aus dem Ofen holte.


Älterer Artikel von mechforce.de. Nicht mehr online.




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Erstversion vom 05.04.2023. Letzte Aktualisierung am 05.04.2023.


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