Woche Vier
Tharkad City, Tharkad
Mark Donegal, Vereinigtes Commonwealth
14.12.3054
Pedro saß auf einer Treppenstufe vor Wellerbeins Büro.
Er sah einige Studenten vorübergehen, die offensichtlich zu spät zu ihren Kursen kamen.
Wellerbein hatte sich ebenfalls verspätet. Der Dozent war um halb Neun mit Pedro verabredet gewesen. Als pflichtbewusster Student war Pedro bereits zehn Minuten da gewesen und warte nun schon eine ganze Weile.
Draußen war es immer noch stockdunkel, Tharkad war in eine winterliche Nacht getaucht, die erst in einer halben Stunde erwachen würde. Er war heute früh morgens aufgestanden und hatte die Strapazen von nächtlichen Schneegestöbern, ungeräumten Straßen und vereisten Gehwegen auf sich genommen, um rechtzeitig zu dem verabredeten Termin zu sein.
Und dann kam der Typ nicht.
Gut, Wellerbein war der Dozent und Pedro nur der arme Student, der sich in solchen Dingen zu fügen hatte. Trotzdem war es sehr ärgerlich und Pedro würde diesen Tag sicherlich nicht mehr mögen.
Seine Gedanken schweiften kurz ab, zu John, der dieses Semester wohl nicht die größte Motivation hatte. John ging zwar in einige Kurse und würde alle Prüfungen bestehen, aber er sah immer gelangweilt aus, wenn man ihn antraf. Pedro hatte fast dieselben Kurse, fand diese aber recht spannend. Für die geringe Motivation seines Freundes machte Pedro andere Ursachen verantwortlich. Möglicherweise eine Studienkrise, vielleicht Frauengeschichten oder – wenn man daran dachte, wie er dieser Planetologin immer hinterher sah – fehlende Frauengeschichten oder vielleicht auch die Probleme mit Ellen. Sie vertrugen sich seit der Salsa-Party zwar wieder besser, aber John hatte für Ellens Lernwahnsinn genauso wenig Verständnis wie Ellen für Johns Gelassenheit. Was schade war. Die beiden waren eigentlich derselben Wellenlänge. Pedro seufzte, dachte an Ellen. Sicher, sie hatte Stress, aber wer hatte den nicht? Sergej kam leider viel zu selten von seiner MechAusbildung heim, was zusätzlich zu einer merklichen Frustration bei Ellen führte. Vielleicht waren auch die Anderen schuld. Nihongi und July waren mit wenigen Ausnahmen gerade viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um etwas anderes als Blümchen zu sehen. Pedro gönnte es den beiden ja, aber es gab noch andere Dinge auf dieser Welt. Andererseits war er ja auch nicht besser. Seit er Samantha hatte, kümmerte er sich auch nicht mehr so sehr um seine Freunde und Sam hielt sich höflich zurück. Er mochte ihr keinen Vorwurf machen. Das war nun einmal ihre Art und im Moment lebte sie nur noch für ihn und für ihr Studium. Obwohl sich Pedro manchmal nicht sicher war, ob die Reihenfolge so stimmte...
"Oh, hallo!"
Pedro sah hoch und erkannte Ellen, die vor ihm stand und die er erst jetzt erkannte.
"Was machst du denn jetzt schon hier?"
"Das gleiche könnte ich dich fragen." Gab sie mit einem Zwinkern zurück.
"Ich warte auf Wellerbein."
Ellen sah in verwirrt an: "Wellerbein hat um diese Uhrzeit Sprechstunde?"
"Nein. Aber ich hatte ´ne Frage und er meinte, jetzt hätte er Zeit."
"Ah... Ich war vorhin in der Bibliothek und hab mir was zum Lesen besorgt."
Er grinste kurz, aber verkniff sich den Kommentar.
"Na dann, bis demnächst. Ich muss dann weiter." Lächelte Ellen diplomatisch und ging in Richtung der Cafeteria weiter.
Pedro sah ihr kurz nach und seufzte. Wusste sie eigentlich, dass man sich gerade ernsthafte Gedanken um sie machte oder war sie schon zu sehr in ihre Bücher abgetaucht?
"Ah, Sie sind noch da?" Wellerbein war aus der anderen Richtung gekommen und stand plötzlich vor ihm.
"Tut mir leid wegen der Verspätung. Ich habe verschlafen."
Pedro sah ihn mit einer Mischung aus Überraschung und Verärgerung an.
Wellerbein grinste: "Wäre es Ihnen lieber, wenn ich Ihnen gesagt hätte, dass ich einen wichtigen Termin gehabt hätte? Kommen Sie erst mal rein und trinken Sie ´nen Kaffee."
Er schloss auf und schob Pedro hinein.
Die Cafeteria der Uni war um diese Uhrzeit nicht besonders gut gefüllt. Entweder waren die Studenten in Kursen oder sie schliefen noch.
Ellen setzte sich mit einer Tasse Kaffee und ein paar Plätzchen in eine Ecke, in der man schlecht gesehen werden konnte, kramte in ihrer Tasche und nahm das Liezen-Buch heraus. Bevor sie darin zu lesen begann, nahm sie einen tiefen Sog der Cafeteria-Luft. Etwas hier war ganz besonders, gerade wenn früh morgens Dunkelheit herrschte. Eine angenehme, abgespannte Stille und Müdigkeit, die man genießen konnte, wenn man so was mochte – obwohl ein warmes Bett vormittags natürlich auch Vorteile hatte.
Kapitel Fünf
Owen-Wüste, Liezen
Tamarpakt, Vereinigtes Commonwealth
6.2.3032
Die Scoutoperationen dauerten seit einigen Tagen an, aber zeigten keinerlei Wirkung. Die draconischen Rebellen waren wie vom Erdboden verschwunden. Sie hatten die Fußspüren der Mechs noch eine Weile verfolgen können, aber auf felsigem Untergrund verloren sich die Spuren zusehends und in den ausgetrockneten Tälern der Owen-Wüste mussten etliche frustrierte lyranische Verfolger aufgeben.
Unterbrochen wurde die Suche nach den Dracs nur von den Übungsmanövern.
Barny Ellick empfand es als wohltuend und beruhigend, dass Sarahs Leistungen inzwischen akzeptabler wurden. Sie wurde hin und wieder zwar noch von den Flakgeschützen getroffen, aber die Treffer waren seltener und in den wenigsten Fällen kritisch.
Inzwischen hatten sie auch die notwendigen Umbauten an dem Ferret beendet und die Halterungen für die neue Bewaffnung, für die Bomben und Raketen installiert. Wie er ihr bei jeder sich bietenden Gelegenheit erklärte waren es keine Lenkwaffen, sie musste also genau zielen. Und es würde auf ihn zurückfallen, wenn Sarah im Eifer des Gefechts statt einen Feind einen Freund mit ihren Brandwaffen abfackelte, weil sie daneben geschossen hatte.
Nicht, dass ihm das etwas ausmachen würde – wo gehobelt wurde, da fielen nun einmal Späne, wie er zu sagen pflegte – aber diese Dinge wirkten sich negativ auf Beförderungen, beziehungsweise auf den Sold aus.
Aber natürlich würde Sarah nicht daneben schießen. Sie hatte ein ruhiges Händchen, wenn´s um´s Zielen ging. Blieb nur noch die Frage, ob sie in echten Kampfsituationen so nervös werden würde, dass sie gleich alles abfackeln würde.
Sein TakKom piepste. Sarah. Sie war gerade irgendwo östlich von ihnen, wenn Barny das richtig sah, und überflog alleine das weite Nichts, während Barny, Val und Rob durch eine flache Steinwüste auf eines der vielen Hochplateaus zumarschierten.
"Pyro4?"
Sie griff an ihren Funk, aktivierte das TakKom: "Pyro4 an Pyro1. Unkartiertes Dorf im Pipe-Canyon gesichtet."
Kurz Rauschen im Kom.
Barny blickte verwirrt auf das Funkgerät. Die Lyraner waren zwar noch nicht lange hier, aber die Karten der Streitkräfte, ganz besonders über Gelände und Siedlungen waren traditionell gut und dort im Pipe-Canyon sollte kein Dorf sein. Hier sollte nichts sein außer einer unwirtlichen Öde. Möglicherweise hatte seine Pilotin einen versteckten draconischen Posten entdeckt.
"Gut, Pyro4. Landen Sie in sicherer Entfernung und warten Sie. Wir sind in etwa zwei Stunden bei Ihrer Position. Pyro1 Ende."
Gerard sah hinaus auf den Canyon, der sich vor ihm ausbreitete. Leute mit Ahnung hätten diesen Canyon als Wadi bezeichnet, aber sowohl die ehemaligen draconischen als auch die neuen lyranischen Besatzer waren in dieser Beziehung Dilletanten.
Aber das interessierte ihn kaum. Eigentlich war es ihm komplett egal. Wie ihm eine Menge egal war, was die Besatzer, die für einen kurzen Augenblick hier auf Liezen waren – und wahrscheinlich nur vorübergehend hier waren – so machten oder dachten.
Andererseits pflegte er sein Fähnlein immer in den Wind zu richten. Wenn man in einer Branche wie seiner tätig war, war es besser, man orientierte sich an den Gegebenheiten und hielt sich aus allem so gut wie möglich heraus.
Nicht, dass Gerard ein Einzelfall war. Alle Bewohner dieses Felsennestes waren Schmuggler, Diebe oder ganz gewöhnliche Betrüger. Und er konnte mit Stolz behaupten, dass sogar ihre Kleinen schon wahre Meister darin waren, andere übers Ohr zu hauen und Besitzungen zu verhökern, die sie gar nicht besaßen.
Das Dorf war in eine Felsenwand etwa zweihundert Meter über dem Bett des Wadi gehauen und war unscheinbar. Eine überhängende Gesteinsformation spendete Schatten und ermöglichte es niemanden, sie direkt von oben zu sehen. Man konnte sie zwar entdecken, wenn man den richtigen Blick- oder Scanwinkel hatte, aber eigentlich war dieses Dorf nur wenigen bekannt. Die ehemaligen draconischen Machthabern hatten – laut den Analen – dieses Nest erst fünf Jahre nach ihrer Ankunft auf diesem Planeten entdeckt.
Die Lyraner waren schneller gewesen.
Der Helikopter, allem Anschein nach ein Ferret, war auf der anderen Seite des Wadi gelandet und verhielt sich seitdem ruhig. Gerard hatte sich ein Fernglas besorgt und sich die Sache genauer angesehen. Die Pilotin saß auf der Schnauze ihres Helikopters und wartete. Gerard konnte sich denken, dass sie dieses Nest nicht allein betreten wollte. Es konnte sich ja alles mögliche hier verstecken. Sich vorzustellen, dass hier lediglich ängstliche und brave Schmuggler lebten, war in der momentanen Situation mit den Rebellen ja auch durchaus abwegig, wie Gerard gestehen musste.
Ein weiterer Mann trat neben ihn: "Was wollen die denn hier?"
"Hm, weiß nicht."
"Soll ich das Dorf bewaffnen lassen?"
Er überlegte einen Moment, lächelte dann: "Nein. Lass ein Festessen vorbereiten."
"Hm?"
"Mach schon. Und sollten sie fragen, niemand, absolut niemand hier hat jemals etwas von Rebellen gehört!"
Der Mann nickte, ging zurück. Gerard lächelte. Es wäre ja gelacht, wenn er Lyranern nicht Honig um´s Maul schmieren konnte.
Die drei Mechs kamen eine halbe Stunde zu spät.
Sarah saß noch vorne auf dem Helikopter, hatte ihre Jacke ausgezogen und sich mit einer Sonnenbrille bewaffnet.
Ellick fand, dass sie sehr relaxt und undiszipliniert aussah und wäre er ein anderer Offizier gewesen hätte er sie deswegen getadelt, aber ihm, Ellick, war so etwas schlicht und ergreifend egal. Außerdem war es schön, dass sie allmählich das Lebensgefühl seiner Lanze übernahm und ein wenig gemütlicher und lockerer wurde.
Als Barnys Firestarter das Ferret beinahe erreicht hatte, zog sie sich die Jacke wieder an, stieg zurück in das Cockpit und machte ihren Vogel wieder startklar.
Der Leutnant schaltete das TakKom an: "Pyro1 an Lanze. Schnelles Vorrücken auf dieses Dorf. Ich, Valerius und Sarah betreten das Dorf. Sarah, vergessen Sie Ihre Handfeuerwaffe nicht."
"Eh, Handfeuerwaffe?"
Er lächelte tonlos und fuhr dann in einem beinahe amüsierten Ton fort: "Macht nichts. Ich habe noch eine Reservepistole. Aber seien Sie demnächst so gut und deponieren Sie eine Waffe in Ihrem Cockpit. Kozewsky, wenn wir anderen drei reingehen, decken Sie uns, wenn die auf uns schießen sollten."
"Klar, Boss."
Die Mechs gingen an dem Ferret vorbei und begannen einen schnellen Vormarsch auf das Dorf. Dann hob Sarah ab, wenige Augenblicke, nachdem die Mechs die Hälfte des Weges hinter sich gebracht hatten und flog mit gedrosselter Geschwindigkeit nach. Sie schien es nicht besonders eilig zu haben und Ellick war es ehrlich gesagt auch lieber, wenn sie nicht zu dicht an die Siedlung heranflog. Er traute ihrem Helikopter noch nicht ganz, schon alleine wegen der erbärmlichen Panzerung.
Als sie die Mechs erreichte, setzte sie ihren Helikopter wenige Meter hinter Kozwskys Vulcan ab, verließ dann ihren Hubschrauber und ging auf Ellick und Erkow zu, die sich bereits von ihren Cockpits herunter gehangelt hatten und beide wenige Meter vor dem Dorfeingang standen. In dem Dorf hatten sich bereits einige Leuten gesammelt, die etwa hundert Meter von den drei Soldaten standen und ihrerseits warteten, was passieren würde.
Erkow wirkte hochkonzentriert, hatte den Holster der Pistole gelockert, um schneller schießen zu können. Barnys Gefühle waren gemischt. Er war über die ganze Sache ziemlich amüsiert und langweilte sich gleichzeitig. Sarah schien angespannt zu sein. Auch kein Wunder, wie der Leutnant fand.
Ein Mann trat plötzlich aus der Masse der Dorfbewohner hervor und kam auf sie zu. Kurz vor den Dreien kam er zum Stehen.
Ellick betrachtete ihn. Ein kleines Kerlchen mit einem frechen Gesicht und einer dicklichen Figur. Er trug eine weiße, viel zu lange Toga und Sandalen. Der Mann sah sie an und erklärte mit einem Lächeln: "Ich begrüße Sie alle hier im Namen dieser Handelsniederlassung. Wir hatten uns schon gefragt, wann die ersten lyranischen Gäste bei uns eintreffen."
Ellick antwortete: "Nun, dieses Dorf ist auf keinen Karten verzeichnet."
"Offenbar ein Missverständnis."
"Ja. Sicherlich."
"Die Niederlassung lässt in meinem Namen fragen, ob Sie mit uns essen wollen."
Ellick grinste: "Sehr gerne. Nachdem wir uns davon überzeugt haben, dass Sie keine schweren Waffen oder ähnliches hier verstecken."
"Ja natürlich."
Er drehte sich um, klatschte in die Hände und rief etwas in einer abstrusen Sprache. Ellick kam es vor wie eine Mischung aus Japanisch und Arabisch und er war sich ziemlich sicher, dass diese Sprache nur auf diesem Planeten gesprochen wurde. Dann löste sich die Versammlung auf und das Männlein wandte sich wieder Ellick, Erkow und Anderson zu und erklärte wieder auf Englisch: "Die Leute wissen Bescheid und werden Sie alles durchsuchen lassen, was sie durchsuchen wollen. Solange bereiten wir das Essen vor."
"Gut. Wir beginnen demnächst."
Der Dorfbewohner ging zurück und rief wieder ein paar Worte. Ellick drehte sich zu Valerius und Sarah und erklärte leise: "Als wir hierher gekommen sind, sind wir nicht direkt auf Ihre Position vorgerückt, sondern haben einen Bogen nach Westen gemacht. Raten Sie mal, was wir entdeckt haben?"
Sie zuckte mit den Achseln und der Leutnant fuhr fort: "Spuren von Mechs und konventionellen Fahrzeugen im Sand. Relativ frisch. Die Spur führt nach Westnordwest."
"Und das bedeutet?"
"Dass die Rebellen mit uns spielen und uns zeigen wollen, dass sie wissen, dass wir keine Ahnung haben, wo ihre Stützpunkte liegen. Vielleicht starten sie auch einen neuen Angriff. Katek haben wir per Funk schon verständigt."
Sie sah zu dem Dorf hin: "Und was machen wir mit denen?"
"Mal sehen. Ich glaube nicht, dass wir was finden. Dazu haben die Sie schon zu lange gesehen. Vielleicht wissen sie auch wirklich nichts. Jedenfalls verbrüdern wir uns erst mit der Bande, wenn wir wissen, dass die jetzt sauber sind. Sarah, Sie fangen hinten an, Valerius, Sie an der linken Seite und ich vorne."
Sarah räusperte sich: "Sich in einer solchen Situation aufzuteilen widerspricht den Vorschriften ganz entschieden."
Barny sah sie kurz an, als würde er einen neongelben Affen sehen, dann begann er leise, aber sehr amüsiert zu lachen und erklärte: "Gut. Das wäre dann geklärt."
"Und wieso muss ich hinten anfangen?"
"Weil ich Ihr Leutnant bin und keine Lust habe, um ein paar Meter extra zu laufen."
"Hm."
"Noch etwas. Wenn etwas bei der Durchsuchung nicht nach Ihren Vorstellungen läuft, machen Sie nach einmaliger Warnung von Ihrer Schusswaffe Gebrauch, Sarah. Was allerdings nicht bedeutet, dass Sie jemanden töten müssen. In Ordnung?"
Sie nickte widerstrebend, ging dann. Valerius sah ihr nach und flüsterte: "Meinst du, wir können diesen Fritzen hier trauen?"
"Stellt sich noch heraus. Aber gegen Essen wäre nichts einzuwenden und wenn das Händler sind, noch besser."
Der Pilot des HermesII lächelte: "Treib´s nicht zu bunt. Crowler muss sich letztens mal übel über dich beschwert haben."
Ellick grinste irr. Das wusste er. Seit sie gestern Vormittag den Handel mit der PPK abgeschlossen und die neuen Vorräten in den Atombunkern von Lovely Home und in Point Hope untergebracht hatten, war Crowler kurz davor gewesen, nach Point Hope zu fahren und Ellick zu erschießen, wenn man Martina Ribman, der Chefin der Logistik glauben mochte.
"Was dieser spießige Bodenkriecher sagt, interessiert mich nicht. Außerdem sehe ich kein Problem in einer, eh, unbürokratischen Beschaffung von kriegswichtigen Materialien."
"Na zum Glück hast du früher Dracs am Fließband geröstet. Die können jemanden wie dich unmöglich degradieren... Ach, mach einfach was du willst."
Dann ging Erkow und begann mit der Durchsuchung.
Die Durchsuchung dauerte keine Stunde. Die Einheimischen waren recht freundlich und erwiesen sich als hilfsbereit und nachdem Ellick seinerseits versuchte, die Personen hier respektvoll zu behandeln, gab es keine Schwierigkeiten. Obwohl er natürlich wusste, dass diese Freundlichkeit nur aus Angst vor seiner Pistole bestand. Wie auch immer. Als er mit dem letzten Haus fertig war ging er zu den anderen Beiden und erklärte kurz: "Sauber außer den üblichen halbautomatischen Handfeuerwaffen zur Selbstverteidigung."
"Bei mir war es auch so in etwa." Grinste Sarah. Erkow räusperte sich: "Bei mir auch. Außer etlicher Kisten ziviler Schmuggelware."
Barnys Augen glänzten: "Sehr gut. Gehen wir was essen."
"Eh und die Schmuggelware? Tun wir da nichts?" fragte die Helikopterpilotin.
"Doch, doch." Erklärte Ellick und fuhr dann fort: "Wir sehen es uns später noch an und tauschen es dann zu gegebener Zeit gegen unsere Waren."
Sie sah ihn ungläubig an, grinste dann zurück: "Ich hoffe, Sie können gut verhandeln. Sonst lassen Sie mich ran."
"Feldwebel Ylar macht das schon ganz gut. Aber danke für das Angebot. Übrigens..."
"Ja?"
"Egal, was man Ihnen jetzt vorsetzt, Sie essen es. Wüstenbewohner im Allgemeinen sind relativ schnell eingeschnappt, wenn man ihr Essen ablehnt."
Ohne auf ihre Reaktion zu warten ging Barny in die Richtung, aus der der Geruch des gegrillten Fleischs kam. Valerius zuckte mit den Achseln und folgte seinem Boss.
"Es sind wirklich Rebellen hier auf Liezen?" Der Dorfvorsteher sah Ellick mit einer Mischung aus Häme, Überraschung und Panik an.
Im Lauf des Essens, das aus zwei abgemagerten Hammeln und einigen kleineren Beilagen bestand, hatte Barny mit den Dorfbewohnern auf Bruderschaft angestoßen und Ihnen von den Besatzungszonen auf Liezen erzählt und dass die Lyraner nicht als Aggressoren auftreten wollten, sondern als Befreier – und als Steuereintreiber, wie Ellick mit einem gehässigem Lachen hinzugefügt hatte. Im Laufe des Gespräches hatte sich der Dorfchef als Gerard vorgestellt und Ellick schien es nicht zu interessieren, ob der Name echt war.
Barny wandte sich an ihn: "Ja und die ganze Garnison ist in heller Aufregung deswegen. Wir suchen nach ihnen. So haben wir diese Niederlassung ja überhaupt erst gefunden."
"Ah, ich versichere Ihnen, diese Siedlung ist nur an legalem Handel interessiert und legt keinen Wert darauf, sich in die internen Angelegenheiten von momentanen oder ehemaligen Besatzern einzumischen."
"Natürlich... Apropos, Sie haben da in einigen Ihrer Hütten ein paar Kisten lagern, die..."
Gerard murmelte sofort: "Wir haben diese Ware auf legalem Weg erhalten. Aber es sollte befürchtet werden, dass der Zwischenhändler korrupt war."
Ellick lachte amüsiert: "Schmuggeln Sie doch, wie es Ihnen Spaß macht. Solange ich hier kein Militärmaterial finde, muss ich nichts tun."
Gerard musterte ihn als ob der Leutnant einen schlechten Scherz machte.
"Ehrlich gesagt habe ich selbst so etwas wie, eh, einen Warenumschlagsplatz in meinem Stützpunkt. Wenn Sie wollen, könnten wir gerne einmal in, sagen wir, geschäftliche Verbindungen, treten."
"Hm, noch Hammel?"
"Aber gerne. Bitte." Er hielt Gerard sein dreckiges Teller entgegen, auf das dieser ein weiteres Fleischstück legte.
Kapitel Fünf Ende
Schritte hinter ihr und eine Person, die ihre Hände auf Ellens Augen legte.
"Hey!" Sie drehte sich verärgert um – und sah Sergej, der sie freundig anstrahlte. Ellen strahlte freudig zurück: "He, ich dachte, du wärst mit Mechs-Steuern beschäftigt." Sie stand auf umarmte ihn, hielt ihn fest.
Es dauerte etwas, bis er sich von ihr lösen könnte und lächelte sie an: "Wir haben kurzfristig Urlaub bekommen. Die Simulatoren spinnen gerade und sind in der Überholung. Der Chef meinte, dass wir solange frei bekommen und erst nächste Woche wieder zum Training sollten."
Ellen betrachtete ihn freudig: "Das ist klasse!"
Sie steckte die Bücher zurück in ihre Tasche und verließ mit ihm die Cafeteria.
Adrenalin II - Das 5. Kapitel
05.04.2023
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