Sitzung Sieben:
Kokpekty-Blues
Tharkad City, Tharkad
Mark Donegal, Vereinigtes Commonwealth
10.7.3054
Samantha
lag faul an dem Seeufer und ließ sich die Sonne auf ihren Körper
scheinen... In ihrer Tasche hatte sie einige Bücher eingepackt, um
etwas lernen zu können. Man hatte ihr gesagt, dass es hier an den
Seen, falls man sich ein ruhiges Eckchen suchte, immer möglich war,
zu lernen. Allerdings... sie hatte einfach keine Lust... Die Sonne war
heute echt viel zu schön, die Temperaturen einfach zu heiß
und sie schlichtweg zu faul.
Plötzlich hörte sie Bewegungen im Gestrüpp hinter sich,
sah langsam auf und erkannte Ellen und July, die langsam näher kamen
und Sam winkten... Die winkte zurück und rief: "Hey! Wo habt
ihr denn die Kerle gelassen?"
Ellen lachte laut auf, sah sich symbolisch um und fragte dann: "Welche
Kerle??"
Sam legte sich lachend zurück und wartete, bis die beiden Frauen
bei ihr waren, ihre Decke ausgebreitet hatten und neben ihr lagen. July
sah Sam fragend an: "Warst du schon im Wasser?"
Sam schüttelte sich: "Nur kurz... Das ist echt so was von kalt..."
Ellen nickte: "Ich bin einmal in diesen Seen hier geschwommen. Seitdem
nie wieder."
"Hm, auch OK." July grinste die beiden an...
Dann wandte sie sich an Sam: "Sag mal, hast du eigentlich schon was
gelernt?"
"Du meinst so richtig lernen?"
"Ja..."
Sam lächelte gequält: "Naja, nicht so wirklich... Du?"
"Neee... Sollte ich denn?" Lachte July amüsiert auf.
Ellen grinste kurz, meinte dann aber: "Naja, zumindest für das
Franka-Seminar solltet ihr mal was tun. Er verlangt in seinen Klausuren
eigentlich immer ziemlich viel... Und für die Einführung in
die allgemeine Militärgeschichte solltet ihr auch lernen..."
Sam verdrehte ihre Augen: "Jahaaaaaa... Oh große und erfahrene
Chefin..."
Die beiden sahen sie kurz an und kicherten dann los. Aber dann wurde July
plötzlich ernst: "Übrigens, Ellen..."
"Hm?"
"Du, wir müssen da was tun wegen John. Der ist echt am Ende."
Ellen blickte sie an: "Wegen mir, oder?"
Sam nickte und July fuhr fort: "Ich mein, er ist völlig fertig.
Wir müssen ihn dringend mal wieder richtig einbinden. Wenn der nicht
bald mal wieder aus seinem Frust rauskommt, dann passiert echt noch irgend
was schlimmes..."
Ellen betrachtete die beiden: "Aha... Und ihr beide habt beschlossen,
dass ich da wichtig bin?"
"Genau!", July lächelte sie etwas hinterhältig an:
"Du hast die Sache verbockt, also bring sie auch wieder in Ordnung."
Sie saßen
heute nur zu fünft zwischen all den anderen Studenten. John hatte
heute eine Besprechung mit einem seiner Dozenten wegen eines Referates,
das er demnächst halten würde und zufälligerweise
fiel dessen Sprechstunde exakt mit dieser Vorlesung zusammen. Und Nihongi...
war gestern Abend ´noch schnell´ auf eine WG-Party von einigen Freunden
gegangen. Möglich, dass er im Moment nicht die Kraft fand, aus seinem
Bett zu fallen. Falls er ins Bett gekommen war.
Wie jedes Mal wurde das Auditorium exakt in dem Moment leise, als Wellerbein
seine Kaffeetasse abstellte. Der grinste kurz und begann dann: "In
der ersten Sitzung habe ich Ihnen, die die aufgepasst haben werden sich
erinnern können, ein Zitat von Aristobulus vorgelesen, das mehr oder
weniger besagt, dass MechGefechte in der Regel immer durch Duellsituationen
entschieden werden. Ich habe mich seitdem immer bemüht, Ihnen an
deutlichen Beispielen klar zu machen, dass dem nicht so ist und sehr viele
andere Faktoren in ein Gefecht mit einfließen... Heute möchte
ich mich allerdings mit genau diesem Thema befassen - mit Duellen..."
Er setzte ab, ließ das amüsierte Lachen seiner Zuhörer
abschwellen und redete dann weiter: "Wir werden uns allerdings keineswegs
mit dieser Pseudo-Variante des Duells, der Solaris-Variante, beschäftigen,
die all die tausend und abertausend MechKrieger verhöhnt und pervertiert,
die da draußen im Kampf für ihre Familien und deren Zukunft
schon gefallen sind, sondern mit echten Duellkämpfen. Solche Duelle,
die nicht vermarktet werden und die kaum Sieger übriglassen, sondern
meistens nur Verlierer...
Duellsituationen sind eine Alltäglichkeit für einen MechKrieger.
Es ist eigentlich banal, das zu erwähnen. Im Grunde muss sich ja
jeder Mech auch im unübersichtlichsten Massenkampf einen Gegner heraussuchen,
ihn stellen - und vernichten. Ob man solche Dinge als ´Duell´ bezeichnen
sollte, das kann Ihnen wohl am besten einer von den theoretischen Militärhistorikern
beantworten. Mir
war es eigentlich immer vollkommen egal. Als jemand, der selber mal am
Steuer eines FrontMechs saß, fand ich solche Fragen immer unwichtig.
Entscheidend ist in der Praxis nur, die Situation auszumachen, zu analysieren
und das Problem zu lösen. Welchen Namen Sie dem Kind dann geben...
Nun, darüber dürfen sich dann die Leute im Elfenbeinturm kümmern...
Entschuldigen Sie, ich bin vom Thema abgekommen...
Glasklare Duelle, die auch von den Theoretikern so bezeichnet werden,
gibt es nur wenige. Solche Dinge greifen besonders bei Gegnern, die dem
Kampf ´Mech gegen Mech´ hohe moralische Bedeutung einräumen,
können aber hin und wieder entscheidend für den Ausgang einer
Schlacht sein. Sehr oft verliert eine Seite durch die Annahme des Duells.
Vielleicht wichtige Zeit, vielleicht auch einen guten Kommandeur oder
irgendetwas Symbolisches, das möglicherweise die Kampfkraft der Truppe
schwächen kann... Beispiele für Duellkämpfe gibt es genügend.
Die meisten davon sind populär und wurden meist in eher zweit- oder
drittklassigen Verfilmungen nachgespielt... Wie die ´Versteckten
Kriege´ in der Zeitperiode von 2680 bis 2750, die dann im legendären
´Gunslinger-Projekt´ einen Höhepunkt hatten. Die ´Versteckten
Kriege´ hatten übrigens weit mehr als diesen kommerziellen Charakter,
sondern auch diesen realen tödlichen Beigeschmack. In dreihundert
offiziellen Duellen starben von den sechshundert Teilnehmern mehr als
die Hälfte. Manchmal starben alle zwei Duellanten... Andere Beispiele
sind das wohl legendärste aller Einzelduelle, zwischen Ian Davion
und Yoringa Kurita 3013, in dem der Davion starb. Oder das hervorragende
Ausspielen der draconischen Kriegerethik durch Wolfs Dragoner während
ihres Überlebenskampfes auf Misery 3028, als die zahlenmäßig
unterlegenen Dragoner die VSDK zu Einzelkämpfen herausforderten,
diese fast alle gewannen und somit für das nachfolgende Massengefecht
eine zahlenmäßige Überlegenheit herausspielten. Das jüngste
Beispiel, das ich noch nennen will ist der Sieg von Kai Allard-Liao auf
Twycross während des Clankrieges gegen die Jadefalken. Aber das dürfte
Ihnen ja noch in Erinnerung sein... Aber nun genug davon.
Ich habe für Sie ebenfalls ein erstklassiges Beispiel herausgesucht,
das sich vor etwa fünfzig Jahren in der draconischen Peripherie zugetragen
hat...
Nanami lächelte ihr Gegenüber schief an: "Damit sollen
wir diese Position halten??"
"Nun, wir haben nichts anderes, Tai-i Masuke."
"Hm... Shigata ga nai..."
"Denke ich auch." Flüsterte der Mann.
Nanami sah ihn kurz an. Der Mann stammte von hier, von Kokpekty. Die heiße
Sonne des Systems hatte seine Haut trocken und ledrig werden lassen. Zwei
kleine Narben zierten sein Gesicht unter seinen zerzausten tiefschwarzen
Haaren. Der Mann, der Vorsteher der regionalen Miliz namens Tomas Clark,
war etwa vierzig Jahre alt und besaß die typische Härte eines
Bewohners der Peripherie. Sowohl die äußere als auch die innere.
Clark sah über das Feld vor ihnen: "Es muss einfach so gehen...
Wann kommen die Verstärkungen?"
"In etwa drei Stunden, vielleicht früher. Mein Stellvertreter,
Chu-i Takeda, wird die Truppen zur höchstmöglichen Geschwindigkeit
antreiben."
"Hai..." flüsterte Clark, "Das erscheint mir weise
in der momentanen Situation... Und wann erreichen uns die Teki?"
"Der Piratenverband erreicht uns in zwei Stunden, möglicherweise
ein bisschen später."
"Hm... Ich erkenne das Problem... Aber leider kann ich nichts dagegen
machen. Ein Rückzug aus der Stadt wäre vielleicht ratsam."
"Und so dem Feind die Bevölkerung ausliefern?!? Haben Sie Ihren
Verstand verloren, Milizvorsteher?? Ich werde Feigheit vor dem Feind nicht
dulden! Niemand wir diese Stadt aufgeben, solange ich hier das Kommando
führe."
Clark zuckte mit seinen Achseln: "Dann werden wir eben alle hier
sterben."
Ohne weiteren Kommentar drehte sich der Milizkommandeur um und verließ
die Stadtmauer... Nanami blickte mit einem Seufzen um sich... Diese Stadtmauer
hier war dazu gedacht, Infanteristen mit leichten Waffen oder gerade noch
leichte Panzer abzuwehren. Nicht BattleMechs. Auch, wenn es nur Peripherieabschaum
war, blieben es dennoch Mechs. Ohne Ehre, aber dafür mit Raketen
und tödlichen Strahlenwaffen. Die wenigen Defensivwaffen, die sie
hier in Stellung gebracht hatten, waren bedeutungslos gegenüber den
neun angreifenden Mechs, den etwa zwanzig Panzern und den drei Hundertschaften
Infanterie. Die Verteidiger hatten elf Mörser hier, einen alten Galleon,
drei konventionelle Panzer und vier leicht bewaffnete Hubschrauber. Weiterhin
natürlich die zweitausend Mann der planetaren Miliz, die vorwiegend
mit alten Projektilgewehren ausgerüstet waren... Und die beiden Mechs,
Nanamis Dracon und der Jenner von Chu-i Shiro Jefferson. Aber das änderte
nichts an der Lage. Zwei Mechs waren zu wenig. Hatte Clark nicht vielleicht
doch recht? War Rückzug nicht doch eine Alternative?
Aber dadurch würde ihre Schande komplett werden... Die Piraten hatten
es verstanden, Nanamis MechKompanie, die diesen Planeten eigentlich hätte
schützen müssen, in einem genialen Schachzug
zu trennen und auseinander zu reißen. Nun war die Hauptmasse der
VSDK-Kompanie zum Schutz des Planeten drei Stunden von hier entfernt.
Sich von einer Piratenhorde übertölpeln zu lassen war eine Schande,
die für eine junge Offizierin wie Nanami nur durch Seppuku reingewaschen
werden konnte.
Was ihr Versagen vollständig machte, war ein Rückzug und die
Feigheit vor dem Feind, vor Piraten. Andererseits, blieb sie hier und
kämpfte, dann bedeutete das wohl den Tod für den Hauptteil der
Bevölkerung dieser Stadt, der Hauptstadt von Kokpekty. Zogen Sie
sich zurück, würden sich die Angreifer vielleicht nur darauf
beschränken, die Stadt zu plündern. Aber angefacht von einem
Gefecht, dass sie aufgrund ihrer Zahl gewinnen mussten, würden sie
wahrscheinlich auf alles feuern, was sie sahen. Damit würde Nanami
die Verantwortung für den Tod Tausender Unschuldiger tragen. So oder
so würde die Schande sie treffen und ihr nur den rituellen Selbstmord
eines VSDK-Kriegers übrig lassen.
Hatten all die zweiflerischen Stimmen vielleicht doch recht behalten?
Hatten Frauen vielleicht doch nichts in den VSDK zu suchen? Es gab immer
wieder Frauen im Militär, in den Truppen von Söldnern oder von
anderen Häusern waren sie sogar Alltäglichkeit. In der draconischen
Kultur war das allerdings schon immer anders gewesen. Die Säule von
Stahl duldete Frauen zwar in ihrer Mitte, sah sie aber nicht gerne. Erst
recht nicht als Offizierin. Fast jeder hatte Nanami geraten, diesen Schritt
nicht zu machen, aber ihr Dickkopf hatte sich schließlich durchgesetzt.
Und nun war sie hier. In einer hoffnungsloser Situation...
Sie starrte müde nach vorne, auf die Ebene, von wo der Feind kommen
würde... Als ihr plötzlich die Idee kam. Nanami drehte sich
mit einem freudigen Lächeln und ging schnell auf Shiro zu.
Nanami saß
in ihrem Dracon, außerhalb der Stadtmauer und sah zu, wie der Jenner
ihres Chu-i langsam auf die neun PiratenMechs zuging, die schweigend vor
ihnen standen. Wo deren Panzer und Infanteristen waren, wusste sie zwar
nicht, aber besser sie waren wo anders als hier... Die Piraten standen
etwa fünfhundert Meter vor ihnen, regten sich allerdings nicht. Hinter
ihnen war die Miliz auf der Stadtmauer, mit angelegten Gewehren, schussbereiten
Mörsern und bereit, zu sterben. Wie auch die Panzer- und Hubschrauberbesatzungen.
Wie auch die beiden MechKrieger. Aber niemand schoss. Nanami hatte ihnen
allen klar und deutlich erklärt, dass es zum befürchteten Massaker
kam, wenn auch nur ein einziger Schuss fiel.
Shiro stoppte seinen Jenner etwa zweihundert Meter vor dem Gegner, aktivierte
seine Außenlautsprecher und rief plötzlich:
"Ich, Chu-i Shiro Jefferson, Samurai in den Dienstes des großen
Koordinators Takashi Kurita, fordere euch feige Hunde zum Kampf."
Nanami blinzelte nervös und wartete auf die Reaktion. Diese Herausforderung
zum Duell war nervös gesprochen worden, Shiros Stimme konnte die
letzten Reste seiner Angst nicht verbergen und wenn die Piraten auf dieses
Angebot nicht eingingen, dann war das das Ende. Hinzu kam, dass diese
Herausforderung viel zu kurz und zu stillos war, um Eindruck zu schinden.
Aber sie tat es.
Ein Mech in den Reihen der Piraten, eine Wespe trat aus der Reihe der
Piraten und die Stimme des Piloten hallte über den Kampfplatz:
"Ich, Juri Maschow, ehemaliger MechKrieger der VSDK, nehme deine
Herausforderung an, armseliger Baka!"
Die Tai-i lächelte hinterhältig. Es funktionierte... Beim Briefing
vor einigen Tagen waren sie auch die Daten der Informationsdienste durchgegangen.
Diese Piraten hier waren bekannt als streitsüchtige Horde, die sich
allerdings vorwiegend aus früheren Kriegern des Drachen rekrutierte.
Dabei hatten sie
die Sitten und das Ehrgefühl des Drachen mit in ihren Piratenhaufen
miteingebracht, aber nicht seinen
Verstand und Weisheit. Es war Nanami durchaus möglich erschienen,
dass die Piraten das Duell annahmen und vergaßen, dass sie somit
viel wertvolle Zeit verloren und die Entsatztruppen der VSDK immer näher
kamen... Und so kam es. Vielleicht war diese Teki wirklich gute Strategen
und ehrbarere Gegner als mancher Lyraner oder Söldner, aber sie waren
auch selten dumm...
Eigentlich hatte sie das Duell führen wollen, aber Shiro hatte sie
daran gehindert. Als Kommandeurin der draconischen Verbände auf Kokpekty,
auf einem Planeten, der nichts besaß außer unwirtliche Gebirge,
verdörrte Landstriche und Hitze und der nichts wert war, durfte sie
sich dieser Gefahr nicht aussetzen. Einen einfachen Chu-i da in den Tod
zu schicken, war allerdings möglich... Nanami stellte das mit einer
frustrierten Briese Bitterkeit fest. Sie tröstete sich mit dem Gedanken,
dass auch sie der Welt wohl egal sein würde, würde sie nicht
diesen Rang tragen...
Dann sah sie auf. Beide Mechs hatten ihre Positionen erreicht, die anderen
acht PiratenMechs hatten sich etwas zurückgezogen, um den beiden
Maschinen mehr Platz zum Kämpfen zu geben... Der Jenner und die Wespe
umrundeten sich lauernd... Vom Typ her war der Jenner sicherlich besser
und zusammen mit der Disziplin und dem Können des VSDK hinter dem
Steuerknüppel sollte der Ausgang dieses Gefecht von vorne herein
feststehen. Sie hoffte nur, dass Shiro den Kampf etwas hinauszögerte,
um Zeit zu schinden... Plötzlich feuerte die Wespe ihre KSR ab, jedoch
nur, um etliche Meter daneben zu schießen. Sekundenbruchteile später
schlug der Jenner zu. Tai-i Masuke nickte kurz. Ihr Chu-i machte das wie
abgesprochen. Er zögerte auch nicht zu viel, um zu verhindern, dass
die Piraten die Falle rochen. Zwei Laser des Jenners brannten sich wütend
in die Beine des anderen Mechs und ließen geschmolzene und zerstörte
Panzerplatten zurück. Sehr viel mehr hielt die Konstruktion wohl
nicht mehr aus. Wenn Shiro seine Angriffe dort zu konzentrieren versuchte,
konnte er es vielleicht sogar möglich sein, den Feind auszuschalten,
ohne den Piloten zu töten... Der Pirat ließ seine Wespe scheinbar
unkontrolliert zurückfallen. Nanami wollte gerade einen Warnruf an
ihren
Chu-i durchgeben, als sie sich erinnerte, dass das gegen die Regeln des
Duells verstoßen würde. Sie sah schweigend zu. Sah mit einem
Kloß im Hals, wie plötzlich die Wespe gekonnt auswich, sich
drehte und dem vorbeilaufenden Jenner einen kräftigen Tritt verpasste.
Die Wespe taumelte zwar kurz, fing sich aber schnell wieder, zielte kurz
und feuerte auf den fallenden Jenner, der kopfüber in den Boden stürzte.
Der mittelschwere Laser des Mechs traf den Draconier wohl irgendwo...
Nanami konnte das nicht genau erkennen. Der Kloß in ihrem Hals wurde
größer. Doch nicht lange. Der Jenner sprang wie von einer Tarantel
gestochen, sofort wieder auf und griff wütend an... Nanami stutzte
plötzlich. Mechs tauchten langsam am Horizont auf, Nanamis Gebete
waren erhört worden und die Verstärkung traf schneller als erwartet
ein. Chu-i Takeda, ihr Stellvertreter, hatte seine Einheit wohl zu einem
unglaublichen Gewaltmarsch angespornt... Direkt hinter den Piraten. Aber
niemand reagierte... Sah denn keiner die Mechs? Dann kam ihr die Erleuchtung.
Keiner von diesen PeripherieMechs besaß Rundumsensonsoren, sondern
nur frontal ausgerichtete... Und Shiro - war brav und anständig,
hinderte seinen Gegner daran, sich nicht zu wenden und die neuen Mitspieler
zu bemerken.
Takeda rückte langsam immer näher... Vielleicht noch zwei Kilometer...
Shiro feuerte seine Raketen ab, ließ die Wespe nach hinten taumeln,
rückte langsam weiter, wartete nicht bis der Jenner komplett abgekühlt
war. Zwei Laser folgten, die sich im zentralen Torso entluden. Die Wespe
sackte zusammen und Schweigen senkte sich über das Kampffeld... Takeda
kam mit seinen Mechs immer näher. Unbeachtet. Hatten diese Piraten
nicht einmal irgendwo Rückspiegel montiert?? Und von so was hatte
sie sich übertölpeln lassen!?! Das Schweigen verschwand, als
sich plötzlich die Wespe wieder rührte und aufzustehen versuchte.
Es gelang ihr nicht. Shiro aktivierte seine Außenlautsprecher: "Juri
Maschow, du hast ehrenwert gekämpft. Ich werde dein Leben schonen,
wenn du dich ergibst."
Die Antwort folgte sofort mit zwei KSR. Eine davon traf den Jenner an
seiner rechten Schulter, die andere verfehlte ihr Ziel. Shiro zögerte
nicht eine Sekunde, zielte und feuerte zwei Laser ab, die den PiratenMech
und seinen Piloten endgültig zum Verstummen brachten. Wenige Sekunden
später sprach Shiro wieder mit seinen Lautsprechern an die Piraten:
"Ich, Chu-i Shiro Jefferson, Samurai in den Dienstes des großen
Koordinators Takashi Kurita, fordere euch erneut zum Kampf. Möge
mein nächster Gegner klüger sein als dieser da es war."
Die Piraten schienen kurz zu überlegen, dann trat ein Dunkelfalke
vor... Als sich plötzlich eine PPK in die schwache Rückenpanzerung
einer Hornisse bohrte, diese durchschlug, in die interne Struktur vordrang
und auch diese verdampfte. Nanami brüllte einen japanischen Angriffsbefehl
in ihr Kom und setzte ihren Mech in Bewegung...
Tomas Clark
nickte Nanami zu, als diese vor ihn trat: "O-medeto, Tai-i Masuke!"
"Arigato." Sie deutete eine Verbeugung an.
Clark lächelte: "Sie haben diese Situation wirklich bemerkenswert
gelöst. Auf geniale und doch einfache Art und Weise."
"Hm... So wie es der Bushido vorschreibt, Milizvorsteher."
"Woher wussten sie eigentlich, dass die Piraten Ihre Herausforderung
annehmen würden?"
"Das Profil der Piraten ließ mich annehmen, dass sie einen
gewissen Sinn für das Ehrenduell haben würden."
"Also nur eine Annahme?"
"Eine berechtigte. Es lag eine hohe Wahrscheinlichkeit vor."
"Hai!" Er setzte kurz ab, redete dann weiter: "Aber es
lag wohl wenig Ehre darin, sie von hinten wie räudige Hunde abzuschießen."
Nanami grinste kurz bösartig: "Ehre bringt in diesem Geschäft
nur den Tod. Hätten wir diesen Kampf ehrenhaft geführt, dann
wären wohl auch Buso-senshi von unserer Seite gefallen. So sind nur
unsere Gegner gefallen... Außerdem widerspricht es jeglichem Verstand,
einem Feind die Falle zu zeigen, die man ihm stellt..."
Chu-i Jefferson
saß nervös im Cockpit seines leichten Mechs und ging langsam
auf die Piraten zu. Er hoffte, dass sein Mech nicht ganz so schlimm zitterte
wie der Pilot... Dann stoppte er seinen Mech. Tai-i Masuke hatte anfangs
selbst antreten wollen, aber das war natürlich unmöglich. Die
Kommandeurin der MechKompanie besaß gewissermaßen, wenn auch
mehr inoffiziell, das Oberkommando über die planetare Verteidigung.
Jemand, der so wichtig war, durfte sich nicht in
unnötige Gefahr begeben. Er aktivierte seine Lautsprecher und versuchte,
stark und selbstbewusst zu klingen: "Ich, Chu-i Shiro Jefferson,
Samurai in den Dienstes des großen Koordinators Takashi Kurita,
fordere euch feige Hunde zum Kampf."
Er zuckte zusammen... Irgendwie hatte das gerade nicht funktioniert. Er
glaubte, etwas gestottert zu haben und hatte wohl eher wie ein feiger
Lyraner geklungen.
Dann trat nach einigen Sekunden eine feindliche Wespe vor und Shiro hörte
die Stimme dessen Piloten: "Ich, Juri Maschow, ehemaliger MechKrieger
der VSDK, nehme deine Herausforderung an, armseliger Baka!"
Shiro zuckte innerlich zusammen. Dieser Buso-senshi in seiner Wespe klang
hart und von sich überzeugt, weiterhin war ein ehemaliger VSDK, also
durchaus fähig. Ein Söldner oder ein ehemaliger Elsie wären
dem Chu-i wahrlich lieber gewesen.
Shiro war bis auf das Letzte angespannt, als es soweit war. Er zuckte
zusammen. Die Wespe feuerte ganz plötzlich und ohne Vorwarnung eine
Raketensalve ab, die allerdings daneben ging. Möglicherweise war
genau das, was er benötigt hatte. Ohne nachzudenken schritt er vor,
aktivierte
zwei Laser und feuerte. Er hatte Glück. Die beiden eher ungezielten
Schüsse trafen beide in die Beine der Wespe, die etwas unsicher zurücktorkelte.
Das war seine Chance... Er stürzte vor und griff an. Unkontrolliert
und ohne Plan... Die Wespe trat zurück und Shiro sah gerade noch,
wie der Mech mit seinem linken Bein ausholte. Dann fühlte er den
Tritt des Mechs, fühlte, wie sich der stählerne Fuß in
das Bein des Jenners rammte, dann merkte Shiro nur noch, wie sein Mech
fiel... Gleichzeitig ließen ihn die Instinkte, die ihm seine Ausbilder
so lange eingebläut hatte, sein anderes Bein einen Schritt nach vorne
machen, um den Sturz abzufangen und in geregelte Bahnen zu lenken... Es
gelang und der Mech donnerte nicht unkontrolliert in den Staub, sondern
ging lediglich in die Knie. Dann drehte er ganz plötzlich und ohne
eine Sekunde nachzudenken, drehte seinem Feind seine Flanke hin und ließ
ihm nicht den schwachgepanzertem Rücken, wo ein Treffer wohl den
Tod bedeutet hätte... Der Schuss kam Sekunden nach der Drehung des
Jenners. Und entlud sich in den Seitenpartien des Mechs. Aber es blieb
nicht lange so. Shiro richtete seinen Mech schnell und geschmeidig wieder
hoch, machte einen kurzen Schritt zurück und griff dann schnell an...
Er stutzte kurz... Am Horizont tauchten langsam fremde Mechs auf, die
seine Langstreckensensoren als die Mechs seiner Kompanie identifizierten.
Shiro wunderte sich kurz, dass die Piraten so ungerührt stehen blieben...
Aber dann vergaß er wieder seine Gedanken und konzentrierte sich
weiter auf den Kampf. Shiro tänzelte langsam vor der Wespe herum
und feuerte dann eine KSR-Salve ab, von der drei unforciert trafen und
sich eine in den Boden vor der Wespe grub. Takeda legte ein Höllentempo
vor, war fast da, aber seine zehn Mechs wurden inzwischen langsamer...
Offenbar hatte diese Peripheriehorde nur Frontalsensoren... Shiro griff
weiter an, wartete nicht, hielt Tempo und Initiative in dieser Lage für
wichtiger als Geduld. Er richtete zwei Laser aus, überprüfte
kurz noch einmal den Winkel, dann feuerte er. Und lächelte erfreut,
als die Wespe voll getroffen zusammensackte. Aber blieb still, ließ
seinen Mech wieder abkühlen und sprach dann in seine Außenlautsprecher:
"Juri Maschow, du hast ehrenwert gekämpft. Ich werde dein Leben
schonen, wenn du dich ergibst."
Die Wespe feuerte als Antwort eine Salve Raketen ab, von der eine traf.
Shiro nickte. Er respektierte den Wunsch dieses Buso-senshi, sich nicht
zu ergeben. Offenbar war der Bushido noch nicht ganz in ihm verloschen.
Shiro aktivierte seine Waffen wieder und schoss... Sah zu, wie der Mech,
der da am Boden lag, starb. Der Chu-i ließ seinen Jenner wenige
Sekunden lang abkühlen, dann wandte er sich wieder an die Piraten:
"Ich, Chu-i Shiro Jefferson, Samurai in den Dienstes des großen
Koordinators Takashi Kurita, fordere euch erneut zum Kampf. Möge
mein nächster Gegner klüger sein als dieser da es war."
Ein Dunkelfalke trat vor... Die erste PPK von Takedas Angriff schlug zu...
Juri verfluchte
sich innerlich selbst. Wieso hatte er das getan? Das war ein verdammter
VSDK, kein normaler MechKrieger. Der Pirat hatte bei seiner Annahme der
Herausforderung selbstsicher geklungen, hatte dem VSDK sogar die Lüge
aufgetischt, dass er früher selbst einer gewesen war. Allerdings
war das nur gespielt gewesen. Genauso wie es anzunehmen war, dass dieser
Chu-i, dieser Jefferson, seine Stimme nur verstellt hatte, die Angst in
der Herausforderung nur gespielt war, um Juri unvorsichtig werden zu lassen.
Vermutlich saß der Draconier jetzt mit blutunterlaufenen
Augen im Cockpit seines Jenners... Der Jenner... Ein weiterer Grund, wieso
es einfach nur Irrsinn war, sich gegen ihn zu stellen. Eine Wespe gegen
einen Jenner! Selbst, wenn das ein blutiger Anfänger war, würde
er die Wespe zerquetschen... Sein Blick glitt an dem Jenner vorbei zu
der Stadtmauer... Er schüttelte unmerklich seinen Kopf. Wieso taten
diese Fanatiker das? Wieso hielten sie mit zwei Mechs eine Stellung gegen
neun Angreifer?? Dracs waren und blieben einfach nur fanatisch... Was
dachten die da drüben eigentlich von ihnen, wenn sie diese Stadt
bis zum Letzten verteidigen wollten?? Sicher, die Piraten würden
schon ein bisschen plündern - Spaß musste schließlich
sein - allerdings war in den drei Jahren, seitdem er hier als Pirat ´tätig´
war, nicht ein Zivilist bei solchen Plünderungen ums Leben gekommen.
Man musste da aufpassen, die Dracs hetzten einem nur allzu gerne gleich
eine Einheit auf den Pelz, wenn man sich an Zivilisten vergriff. Ja ja,
das Piratengewerbe war einfach nicht mehr das, was es mal gewesen war...
Ganz plötzlich und ohne zu wissen, wieso, sprintete Juri kurz vor,
richtete seine Waffen kurz aus und schoss eine KSR-Salve ab. Er hatte
zu schlampig gezielt, der Schuss ging völlig daneben, aber die Hitze
der beiden Raketen raubte ihm fast den Atem. Die Wärmetauscher der
Wespe waren leider nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand... Der Jenner
tänzelte kurz und schlug dann gnadenlos zurück. Zwei Laser brannten
sich ohne Erbarmen in die beiden Beine des leichteren Mechs. Juri fluchte
leise... Noch so ein Schuss und es war aus... Er ging kurz in die Knie,
taumelte, konnte seinen Mech noch abfangen, machte einen Schritt zur Seite,
um die Wespe endgültig abzufangen und sah plötzlich, wie der
Jenner auf ihn zurannte. Er musste nicht mehr groß überlegen,
führte seine Bewegung nun ganz zu Ende aus und ließ den Draconier
an ihm vorbeirennen. Dann schlug er mit seinem Fuß zu, traf den
Jenner und stöhnte kurz auf... Er hatte ganz vergessen, dass seine
Beine angeschlagen waren... Ein weiterer Tritt würde sie wohl brechen
lassen... Der Pirat ließ seine Wespe kurz zurückfallen, sah
dem Jenner ungerührt zu, wie dieser beinahe stürzte, aktivierte
seinen Laser und feuerte... Er fluchte laut. Diese Schlange hatte es gerade
wirklich noch geschafft, ihren Mech zu drehen und dem Pirat ihre schwerer
gepanzerte Flanke hinzudrehen. Plötzlich glaubte Juri zu träumen,
als der VSDK blitzschnell aufsprang und viel zu schnell für dessen
Pirateninstinkte schoss. Juri fühlte plötzlich Schmerzen, dann
wurde sein Cockpit in ein Piepsen und in ein tiefes Rot verwandelt...
Die Wespe fiel... Juri kämpfte einige Sekunden gegen die Bewusstlosigkeit
an, dann hörte er plötzlich Worte seines Gegners... " ...
Maschow, ... ehrenwert gekämpft. Ich ... dein Leben schonen, ...
du ...ch ergibst."
Plötzlich fühlte Juri purste Wut in sich aufsteigen... Was dachte
diese Schlange eigentlich, wen sie vor sich hatte?? Ergeben?? In Gefangenschaft
sterben?? Seine Finger glitten ein letztes Mal an seinen Feuerknopf...
Die Wärmetauscher versagten plötzlich komplett und irgendwo
über oder neben Juri explodierte etwas. Dann kamen die Hitze und
das Feuer...
Der letzte Schuss des Chu-i befreite Juri von den Schmerzen...
Captain Showning
dachte nach. Das was da draußen gerade geschah, gefiel ihm keineswegs.
Sicherlich, Showning hatte solche Ehrenduelle immer ausdrücklichst
gestattet, aber hier und jetzt? Der zweite draconische Verband war hinter
ihnen, musste so in einer Stunde wohl hier sein. Und seine eigenen Zusatzverbände,
vorzugsweise Panzer und Truppentransporter würden aufgrund niedriger
Geschwindigkeit noch etwas brauchen... Die Verteidigung niederzukämpfen
und effektive Defensivpositionen einzunehmen, würde wohl eine halbe
Stunde dauern... Er hatte noch vorgehabt, die Stadt gleich plündern
zu lassen, beziehungsweise den Städtern den Befehl zu geben, ihr
Hab und Gut zusammenzuscharren und ihnen zu übergeben. Dieses Duell
würde wohl so zehn Minuten dauern, brachte also den Zeitplan empfindlich
durcheinander.
"Ich, Juri Maschow, ehemaliger MechKrieger der VSDK, nehme deine
Herausforderung an, armseliger Baka!" hallte es über den Kampfplatz...
Der Captain seufzte kurz. Juri musste auch immer so schrecklich pathetisch
sein.
Die Wespe griff an und Shownings Gedanken schweiften ab... Was hatten
die in der Stadt wohl alles da? Sicher, sie waren hier in der Peripherie,
also keine großen Luxusgüter. Aber das wollte er auch nicht.
Luxus war unnötig - und brachte hier draußen kaum Profit ein.
Showning würde nach dem unvermeidlichen Akt des Plünderns der
finanziellen Güter und des Schmuckes - die ´Damen´ in seiner
Einheit waren ganz versessen auf diesen Teil - das wahre Ziel seines Beutezuges
suchen: Das Wasser und das städtische Tiefenreservoir. Natürlich
würden sie nicht alles nehmen. Vielleicht die Hälfte, damit
diese Stadt bis zur nächsten Wasserlieferung gut über die Runden
kam - schließlich waren sie ja keine Unmenschen. Dann natürlich
die technischen Ausrüstungsgegenstände, die gerade da waren
und etwa ein Viertel der Getreidereserven der Stadt. Damit war ihr Frachter
vermutlich sowieso schon voll... Er sah wieder hoch und erstarrte plötzlich.
Bei diesem Kampf lief etwas mächtig falsch. Während gerade noch
der Drac am Boden gelegen war, stürzte jetzt Maschows Wespe zu Boden.
Er sah geschockt zu, hörte die Worte des VSDK, der trotz seines Sieges,
der nun offensichtlich war, seinen Gegner immer noch zu respektieren schien.
Dann sah Showning verwirrt und außer sich, wie Juri schoss - und
wenige Augenblicke später starb...
Dann wendete sich der VSDK plötzlich zu den restlichen sieben Piraten:
"Ich, Chu-i Shiro Jefferson, Samurai in den Dienstes des großen
Koordinators Takashi Kurita, fordere euch erneut zum Kampf. Möge
mein nächster Gegner klüger sein als dieser da es war."
Showning schluckte außer sich vor Wut... Er würde dieser Schlange
höchstpersönlich zeigen, dass er wirklich dumm von ihr gewesen
war, diesen Kampf zu gewinnen. Er startete seinen Dunkelfalke und stellte
sich dem Jenner entgegen. Als plötzlich die Hornisse direkt neben
ihm hochging und der Captain zusammenschreckte...
Präzentor
Stefan Curallis stand auf dem Turm, der vielleicht zehn Meter vom HPG
entfernt war und ihn an Höhe weit überragte. Der Adept neben
Curallis wirkte verstört und nervös:
"Präzentor... Bitte... Sie sind hier oben in Gefahr... Den HPG
wird niemand angreifen, aber hier oben auf diesem Turm..."
Curallis lächelte seinen Adepten milde an: "Die sind momentan
viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
Und ein Zufallstreffer kann den HPG auch treffen. Wollen Sie denn nicht
wissen, wie dieses Duell ausgeht?"
Der Adept schluckte: "Doch, schon... Aber..."
Curallis wandte sich von ihm ab: "Da! Sehen Sie doch hin, die Wespe
greift an..."
Sie sahen schweigend zu, wie die Wespe danebenschoss, die beiden Raketen
weit über ihre Köpfe hinüberzischten und der Jenner seinen
Gegenangriff startete.
"Was denken Sie? Wie geht der Kampf aus?" fragte Curallis mit
einem gnädigen Lächeln.
Der Adept überlegte kurz: "Der Jenner ist grundsätzlich
stärker als eine Wespe... Weiterhin kämpfen VSDK gegen Piraten.
Allerdings denke ich, dass es schwerer für den Jenner wird als er
denkt. Diese
Piraten haben sich durch großes taktisches Geschick während
ihres Feldzuges hier ausgezeichnet. Die Wespe bildete da keine Ausnahme."
In diesem Augenblick ging der Jenner durch den Tritt zu Boden.
"Allerdings denke ich dass der draconische Mech dennoch gewinnen
wird."
"So?" Der Präzentor sah ihn neugierig an: "Das in
diesem Moment zu sagen, ist gewagt..."
Der Adept schüttelte lächelnd seinen Kopf: "Sehen Sie doch!
Hinter den Piraten!"
Curallis schwieg kurz, murrte kurz und meinte dann: "Eh, die muss
ich wohl übersehen haben... Aber sie werden in den Kampf nicht eingreifen."
"Müssen sie auch gar nicht. Der Jenner schafft es alleine..."
In diesem Moment ging die Wespe ein letztes Mal zu Boden, schoss noch
kurz darauf, aber verstummte dann endgültig, als der Jenner den Schlusspunkt
setzte.
Curallis wandte sich wieder an den jungen Mann: "Wie schätzen
Sie die Leistung von Tai-i Masuke ein?"
"Nun..." setzte der Adept zu einer Antwort an, "Ihre Handlungen
waren vorschriftsmäßig. Dass ihre Einheit von den Piraten getrennt
wurde, ist nicht auf Masukes Unfähigkeit, sondern auf die ausgeklügelte
Idee der Piraten zurückzuführen. Ihre Lösung des momentanen
Problems ist überdurchschnittlich. Ich würde sagen, dass Sie
vielleicht das Zeug zu einem höheren Offizier hat. Mit mehr Kampferfahrung."
Der Präzentor nickte kurz: "Zu der gleichen Analyse bin auch
ich gekommen..."
Der erste Schuss der anrückenden restlichen Kurita-Verbände,
schlug ein, eine PPK.
"Gehen wir. Der Rest ist nur noch Formsache."
Der Adept nickte und verließ den Turm, während der Präzentor
seinen teilnahmslosen und erbarmungslosen Blick noch ein letztes über
das Schlachtfeld schweifen ließ. Dann ging auch er.
Der Plastikbecher stürzte zu Boden und der Kaffee ergoss sich mit
einem leisen Zischen über den Fußboden. Wellerbein hatte kurz
nicht aufgepasst und ihn mit einem Ellenbogen über das Pult befördert.
Er fluchte leise, sah sich kurz um und entdeckte nach wenigen Augenblicken
in einem Schrank hinter sich ein Küchentuch. Dann holte er es, wischte
den Boden sauber, legte das Tuch auf den Schrank und wandte sich an seine
Studenten: "Eine verdammte Schande... Das ganze Koffein beim Teufel...
Nun denn, zurück zum Thema... Was ist Ihnen bei diesem Kampf aufgefallen?"
Er wählte sich eine Studentin aus der dritten Reihe, die ihn hilflos
anstarrte und ein leises "Ich weiß nicht." piepste. Der
Dozent verdrehte kurz seine Augen und wählte sich die Studentin daneben
aus, die eröffnete: "Im Gegensatz zur Formulierung von Aristobulus
war dieses Duell schnell."
Wellerbein nickte: "Sie haben´s erfasst. Und das ist eigentlich meistens
so. Viele Duelle haben eine wirklich atemberaubende Geschw..."
Ellen stöhnte leise und wandte sich mit einem Flüstern zu Sergej:
"Ey, da wäre ich jetzt nie und nimmer draufgekommen... Für
wie blöd hält der uns??"
Sergej antwortete nicht, aber lächelte kurz. Dann fragte er: "Was
machst du jetzt dann?"
"Ich wollte John suchen."
Er hob eine Augenbraue.
"Ja... Ich muss da wohl ´n paar Sachen mit ihm besprechen..."
"OK... Heute Abend?"
"Gerne. Ich komm dann einfach zu dir, ja?"
Sergej nickte.
"Sergej?"
"Ja, was is´n?" fragte er etwas verärgert. Eigentlich wollte
er ja Wellerbein zuhören.
"Meinst du, ich könnte mal in ´nem Mech mit? Es gibt doch SchauMechs
für zwei Piloten, oder?"
Er glaubte zu träumen... Hatte das gerade wirklich Ellen gesagt,
die Ellen??
"Eh, ja natürlich. Ich dachte, du hasst Mechs?"
"Ja, tu ich. Aber vielleicht sollte ich mal in einem sitzen, wenn
ich schon Militärgeschichte studiere."
Sergej nickte. Ja, das klang einleuchtend. Dann wandte er sich wieder
dem Dozenten zu.
Adrenalin I - Kapitel 09 - Kokpekty-Blues
05.04.2023
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