Finstere Zeiten: Die Nachfolgekriege
"Finstere Zeiten sind über den Menschenraum gekommen, das Ergebnis von über zwei Jahrhunderten bitteren und endlosen Krieges. Wo einmal ein vereinigter Sternenbund regierte, streiten sich nun fünf zersplitterte Nachfolgerstaaten um die Vorherrschaft. Jedes der Häuser sucht in diesen Kriegen die anderen zu bezwingen, aber keines von ihnen kann ohne fremde Hilfe siegen, und keines ist vertrauenswürdig genug, um als Verbündeter zu dienen. Und so folgt Feldzug auf Feldzug und Schlacht auf Schlacht - allesamt ohne dauernden Sieg oder endgültige Niederlage. Menschen sterben, Welten zerbrechen, aber die Kriege gehen weiter. In der Peripherie sind Tausende von Planeten ein Opfer von Chaos und Barbarei geworden. Hier herrschen Männer, die nur als Diebe und Verbrecher zu bezeichnen sind.
Mit jedem weiteren Jahrzehnt sinken wir tiefer ins Dunkel. Die Wissenschaft ist vergessen und Gelehrtheit wird verhöhnt. Einst stolze Universitäten stehen leer oder existieren nur noch als qualmende Ruinen, und was für unsere Vorfahren ein Kinderspiel darstellte, ist für uns eine unlösbare Aufgabe geworden.
Mehr als zwei Jahrhunderte sind vergangen, seit das letzte neugebaute Sternenschiff den Raum durchkreuzte. Selbst Kriegswerkzeuge werden primitiver, wenn auch darum nicht weniger todbringend. Unsere riesigen Kriegsmaschinen, die BattleMechs, können nicht mehr hergestellt werden, und die Kriegsherren der Nachfolgerreiche mpssen ihre zerschossenen Maschinen ausschlachten, um an dringend benötigte Ersatzteile zu kommen. Wir sind nichts weiter als Aasgeier, die am Kadaver unserer eigenen Zivilisation zupfen.
Manche behaupten, die Wurzeln dieses Alptraums liegen weit in der Vergangenheit. Andere erklären, sie liegen im Wesen des Menschen selbst..."
Tamar Chandresekar, Eine schwierige Epoche
Waffensysteme der Nachfolgekriege
Die Schlachtfelder der Nachfolgekriege werden von den mächtigsten Kriegsmaschinen beherrscht, die je erbaut wurden, den BattleMechs. Sie wurden vor mehr als 500 Jahren, im Zeitalter der Kriege von terranischen Wissentschaftler entwickelt. Diese gewaltigen humanoiden Fahrzeuge sind schneller, beweglicher, besser gepanzert und schwerer bewaffnet als jeder Panzer des 20.Jahrhunderts. Mit ihren Partikelbeschleunigern, Lasern, Schnellfeuerautomatikkanonen und Raketen besitzen sie genügend Feuerkraft, um mit Ausnahme eines anderen BattleMechs alles zu pulverisieren, was sich ihnen in den Weg stellt. Ein kleiner Fusionsreaktor liefert ihnen nahezu unbegrenzte Energie, und BattleMechs können für den Kampf unter verschiedensten Umweltbedingungen, von Wüsten bis zu arktischen Eisfeldern, angepaßt werden.
Auf den Schlachtfeldern des 31.Jahrhunderts finden sich auch Panzer und leichtbewaffnete Jeeps. Zwar sind sie technologisch gesehen primitiv, verglichen mit den BattleMechs, aber sie stellen die fortschrittlichsten Waffen dar, die viele Welten der Nachfolgerstaaten noch produzieren können. Auf manchen Welten kann es sogar vorkommen, dass Infanterieeinheiten gegen eine angreifende BattleMecheinheit in die Schlacht geworfen werden. In den Nachfolgekriegen sind Menschenleben billig; Waffen sind teuer.
Luft und Weltall werden von kleinen mit Fusionsreaktoren angetriebenen Jägern beherrscht. Die Raumflotten aller Nachfolgerstaaten wurden im Ersten Nachfolgekrieg fast völlig vernichtet, und die Fähigkeit, überlicht schnelle Kriegsschiffe zu bauen, ist verloren gegangen. Daher bilden kleine Jagdmaschinen die erste Verteidigungslinie eines Planeten, sei es im planetennahen Leerraum oder in der Atmosphäre.
Die Soldaten der Nachfolgekriege
Die Mechkriegerfamilien
Die Soldaten der Nachfolgekriege sind Profis, Mitglieder einer hereditären Kriegerklasse. Nach zwei Jahrhunderten ununterbrochener Kriegsführung sind die Welten des inneren Raums nicht mehr in der Lage, neue BattleMechs zu bauen, und die noch existierenden Maschinen sind zusammengeflickte Erbstücke vergangener Generationen. Die Kriegerfamilien formen eine kleine, aber mächtige Elite der Nachfolgerstaaten, die ihre Position mit neidischen Eifer zu verteidigen weiß.
Ihre Kinder werden von Geburt an zu MechKriegern erzogen. Sobald sie reden können, werden ihnen die benötigten Fertigkeiten eingehämmert: Elektronik, Mechanik, Taktik und Strategie. Die zur Beherrschung eines Mech benötigte hohe Fingerfertigkeit und Hand-Auge-Koordination werden durch Drill und ständiges Training am elektronischen Simulator entwickelt. Kinder, die es nicht schaffen, die erforderliche Leistung zu erbringen, werden dazu abgeschoben, der Familie als Mechtechniker, Gutsverwalter oder Hausgardist zu dienen. Die Besten lernen sowohl BattleMechs als auch Luft/Raumjäger zu führen. Sie werden auf den Tag vorbereitet, an dem sie den Platz ihrer Eltern auf dem Schlachtfeld einnehmen.
Im Laufe der Jahrhunderte haben die MechKriegerfamilien mehr und mehr Macht angesammelt. Zu Beginn des 31.Jahrhunderts besitzen die meisten von ihnen riesige Landgüter, die von zahlreichen Bediensteten versorgt werden. Oberste und Hauptleute sind entsprechend reicher, und Regimentskommandeure besitzen häufig Güter, auf denen Tausende von Zivilisten arbeiten. Viele MechKrieger wurden von den Kriegsherren der Nachfolgerstaaten geadelt. Im Austausch für Privilegien und Wohlstand garantieren die MechKriegerfamilien ihren Arbeitern Schutz, schwören ihren Offizieren Gehorsam und leisten einem der fünf Nachfolgerfürsten Gefolgschaft. Söldnerfamilien schenken nur ihren Regimentsoffizieren ihre Treue.
Die Entrechteten
Bei allem Wohlstand und aller Macht ist die Stellung einer MechKriegerfamilie immer bedroht. Sie beruht ausschließlich auf ihren BattleMechs, und diese Kriegsmaschinen müssen bei einem Gefecht immer wieder aufs Spiel gesetzt werden. Eine Katastrophe auf einem weit entfernten Schlachtfeld kann eine Familie im Handumdrehen Land und Ansehen kosten. Wer seinen Mech verloren hat, findet sich in den Reihen der Entrechteten wieder. Die Entrechteten betrachten sich selbst als Mitglieder der Kriegerkaste, werden aber von Kriegern mit BattleMechs verachtet und vom einfachen Volk, das sie einmal beherrscht haben, gehasst. Für sie hat die Gesellschaft keinen Platz mehr.
Alle Kinder der Entrechteten wachsen mit einer einzigen, alles andere zurückstellende Ambition auf - durch das Erbeuten eines BattleMechs den vollen Status eines MechKriegers zu erlangen. Viele von ihnen bieten einer der Mechkriegerfamilien ihre Dienste als Techniker an, in der Hoffnung, dass Jahre harter Arbeit belohnt werden. Andere melden sich freiwillig zur Infanterie und gehen gewaltige Risiken ein, während sie verzweifelt nach der Gelegenheit zu einem "Glückstreffer" suchen, der einen BattleMech ausschaltet, ohne ihn zu verwüsten. Manche wandern als Abenteurer und Schatzsucher durch den Raum, immer auf der Suche nach einem versteckten Vorrat an Sternenbundwaffen und anderer hochtechnologischer Ausrüstung.
Die Nachfolgefürsten werden ihre Spione und Kundschafter vorzugsweise in den Rängen der Entrechteten an, die sich für diese Aufgaben auch hervorragend eignen. Da die Entrechteten gleichzeitig verzweifelt und ehrgeizig sind, sind sie zu fast allem bereit, um ihren Platz in der Elite wiederzu erlangen.