Quelle: Life Support #1
Once upon a Mech, I had a good Time.
3027
Ich bin ein MechKrieger.
Ich steuere eine Kampfmaschine.
Eine Kampfmaschine ist die kleinste taktische Einheit.
Auch eine Wespe ist eine taktische Einheit.
Wir beide haben eine Bedeutung.
Ich bin ein Mechpilot.
Als man 3050 in der Inneren Sphäre erwachte, schmeckte nicht nur der Kaffee etwas seltsam. Ich meine, die Clans waren ja schon übel genug. "New-Tech" macht die Sache auch nicht viel besser.
... als ich zum Dienst erschien, bauten die Techniker gerade das Anti-Missile System in Jacks "Stinger" ein, während er mit saurer Miene zusah. "Sie sagen, diese Musspritze kann mir 2,13 Salven Raketen vom Hals halten." "Was machst Du mit den restlichen 0,87 Salven?", fragte ich. "Wenn mich eine Salve erwischt, habe ich schon was falsch gemacht." Er nahm einen großen Schluck aus einem Becher, stutzte und blickte mich ungläubig an. "Frackencrack, die haben sogar die Kaffeemarke gewechselt". Es war der 2. Januar 3050.
Tja, auf einmal gab es "New-Tech", Haufenweise und Spottbillig. Könnte man meinen, wenn man die Neuentwicklungen so sieht. Mal ehrlich, sogar Haus Liao spuckt ER-PPCs aus. Der alte Vindicator läuft jetzt nicht mal mehr heiß. Ich meine, knapp zehn Jahre zuvor konnten sich "Mad Maxens" Blechbüchsenritter nicht mal Sympatexjacken leisten. Und jetzt kommen sie mit Ihrem neuen "Cataphract" an. Na, toll. Haus Marik. Jahrelang damit beschäftigt, sich selbst aus dem Geschäft zu schießen; Putschversuche als Volkssport. Un nu? Wenn man heute seinen Bordcomputer auf "Typenerkennung" schaltet, und der arme Kerl findet raus, dass er einen Marikmech anmessen soll, gibt er sich den EMP. Innerhalb von zwanzig Jahren hatte man die von der Gray Death Legion erbeuteten Disketten ausgewertet, Prototypen wurden entwickelt, Bandstraßen umgebaut und man produzierte lustig drauf los. Man braucht nicht mal die Mechs von 2750 wieder aufzulegen. Knapp zwei Jahrhunderte wusste niemand (angeblich) wie man mit Lostech umzugehen hatte. Sprungschiffe wurden nicht angegriffen, weil sie zu kostbar und nicht zu ersetzen waren. Sieht man sich heute die Produktionspaletten aus "Objektive Raids" an, werden wohl auch bald die Raumschlachten mit Kreuzern ala Sternenbund wieder an der Tagesordnung sein.
Aber die größten Umwälzungen erlebte man in den Gefechten. Als die Gaussgun ihre Genesis erfuhr, waren die leichten Mechs die ersten, die diese bittere Medizin schlucken mussten. Weder Geschwindigkeit noch Entfernung konnten die Scouts jetzt noch retten. Dann erschien die LB-X. Sie machte das Leben für die Tankcrews gänzlich zur Hölle. Die Hovertankcavalry, deren eher leichte Panzer zum Überleben auf Geschwindigkeit angewiesen sind, musste schmerzlich realisieren, dass ein Treffer das Aus bedeutete. Die Slave-Units des C3-Computer machten genau das aus einem Mechpiloten: einen Sklaven. Eine Kunst starb aus: Die MechKrieger verloren die Fähigkeit, sich an einen feindlichen Mech heranzuarbeiten, ohne von diesem getroffen werden zu können, sich selbst aber noch die Chance auf einen eventuellen Treffer zu erhalten. Ebenso die Kunst ohne Elektronik als Lanze zusammenarbeiten. Welcher Pilot will schon gerne in einer Lanze kämpfen, in der er als Slave-Unit geführt wird?
Als im Mittelalter der Gebrauch der Armbrust zunahm und jeder Bauer einen Ritter vom Pferd schießen konnte, verschwanden diese langsam aber sicher. Als das Maschinengewehr in Gebrauch kam, verschwand das Pferd selber, nur wesentlich schneller. 3050 verschwinden Taktiken, Manöver und, wie der Ritter, der Huscarl und der Legionär des alten Roms, der Mechpilot als Individuum.
Er wird durch die Hardware ersetzt.
3050
Ich bin ein Mechpilot.
Ich steuere eine Kampfmaschine.
Aber eine Kampfmaschine ist keine taktische Einheit mehr.
Eine Wespe hat keinen taktischen Wert mehr.
Wir beide haben unsere Bedeutung verloren.
Ich bin eine Dienstnummer.